Dienstag, 03 Dezember 2013 00:00

Schutzwald in Gefahr

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s10 Pircher-Proll-ZiegnerMals -Im Vinschgau gibt es die größten Lärchenwälder Südtirols, aber mehr als ein Drittel dieser Waldfläche ist überaltert und nicht mehr imstande, die Schutzfunktion auszuüben. Deshalb wurde vom Forstinspektorat Schlanders das Projekt „LärchenSchutzWaldVinschgau“ durchgeführt und am letzten Dienstag im Zivilschutzzentrum in Mals präsentiert. Unter den zahlreichen Zuhörern kam es zu heftigen Diskussionen, vor allem über die Jagd.


Der Amtsdirektor des Forstinspektorats Schlanders Mario Broll und Kurt Ziegner von der Schutzwald-Plattform Tirol erklärten in ihren Ausführungen die Bedeutung des Schutzwaldes. Dieser spielt eine wichtige Rolle gegen Naturgefahren. „Wenn nichts passiert, führt das zur Auflösung des Schutzwaldes, er überaltert und bricht zusammen“, meinte Ziegner. Deshalb sichert eine aktive, vorsorgende Schutzwaldverbesserung nachhaltig den Lebensraum. Es ist ein Schutz des Bodens vor Erosion, ein Schutz vor Lawinen, Steinschlag und Muren, ein Schutz des Ökosystems und der Wasserqualität. Der Wald schützt vor Hochwasser, er reguliert das Klima und ist ein wirksames Mittel gegen Luft- und Lärmverschmutzung. Um diese vielfältigen Funktionen zu erfüllen, werden jährlich im Vinschgau 2,5 Millionen Euro für den Schutzwald investiert, wie Broll ausführte. Dabei ist die Schutzwaldpflege am billigsten. Die Schutzwaldsanierung durch das Aufstellen von Weide- und Wildzäunen kostet bereits das Zehnfache und noch teurer sind technische Verbauungen, z.B. Lawinenschutzbauten, die kosten das Hundertfache.  
Durch den Klimawandel und die höheren Belastungen steht die Forstbehörde vor neuen Herausforderungen. Im Alpenraum ist die Temperatur in den letzten 240 Jahren um 1,5 Grad angestiegen, mehr als in anderen Gebieten. Der Klimawandel ist sichtbar und spürbar, meinte Ziegner. Die Sommerniederschläge nehmen ab, es gibt häufiger Dürreperioden und Niederschlagsextreme. Die Gletscher gehen zurück und der Permafrost taut auf.  Andererseits wird der Wald als Freizeitpark von immer mehr Einheimischen und Touristen genutzt. Die Zunahme von Infrastrukturen im Gebirge führt zu mehr Verkehr, mehr Lärm und mehr Schadstoffen, was einen Einfluss auf das Ökosystem und die Tierwelt hat. Ein großes Problem ist auch die hohe Wilddichte mit großen Verbissschäden, meinte Broll. Es gibt 8-12 Hirsche pro ha, 4-5 sollten es sein.
Der stellvertretende Amtsdirektor im Forstinspektorat Schlanders, Georg Pircher, erläuterte in seinem Referat sehr ausführlich das Lärchenschutzwald Projekt. Neben der Überalterung ist der Wald auch schlecht strukturiert. Die Baumdichte ist teilweise gering und damit die Lawinengefahr sehr hoch. Rund 80% der Lärchenwälder befinden sich auf Hängen mit einer Hangneigung von über 60%.  Um die Lärchenwälder zu schützen, mussten in den letzten Jahren insgesamt 72 km Wildzäune  und 59 km Weidezäune errichtet werden. Allein im letzten Jahr wurden 6 km Wildzäune aufgestellt. Durch die frühen Wintereinbrüche und Wetterextreme fiel im Lärchenwald mehr Schadholz an, als durch die Waldarbeiter entnommen wurde. Dies führt zur Schwächung des Schutzwaldes. Um den Lärchenschutzwald zu erhalten, sind nach Pircher in den nächsten 10 Jahren umfangreiche Schutzwaldsanierungsmaßnahmen notwendig, welche rund 11 Millionen Euro kosten würden. Über 2 Millionen sollen für Aufforstungen und Durchforstungen und 9 Millionen für technische Maßnahmen verwendet werden. Um dieses Zehnjahresprogramm umsetzen zu können, sind neue Kooperationen und Partnerschaften notwendig. Unter anderen regte Broll an, die Umweltgelder aus Energieeinnahmen für einen besseren Schutzwald zu verwenden.  
In der anschließenden Diskussion betonten mehrere Redner die Wichtigkeit des Schutzwaldes und verlangten von den Jägern höhere Abschüsse.  Die Jäger müssen nicht nur die Abschusspläne erfüllen, sondern mit der Forstbehörde auch an den Zielsetzungen arbeiten. Vielleicht sind auch andere Jagdmethoden notwendig, um den Wald zu schützen, meinte ein Diskussionsteilnehmer.  (hzg)


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