Dienstag, 03 November 2015 15:38

EXPO Mailand - Die Weltausstellung 2015

Artikel bewerten
(0 Stimmen)

DSC 2563Wolfgang Platter an Allerheiligen, 1. November 201

Am Samstag, 31. Oktober  hat die Weltausstellung EXPO Mailand 2015 ihre Tore geschlossen. Über 20 Millionen Menschen haben seit Mai dieses Jahres die Ausstellung besucht. Das Thema der diesjährigen Weltausstellung lautete „Den Planeten Erde ernähren, Energie für das Leben“. Das Thema wollte auf den Bedarf an Lebensmitteln  in einer Welt der gerechteren Verteilung fokussieren, welcher für die Ernährung  von geschätzten 9 Milliarden Menschen im Jahre 2050 notwendig ist.

Auf einem neu erschlossenen Ausstellungsgelände von über 100 Hektar Fläche haben sich in Rho am nordwestlichen Stadtrand von Mailand die Länder der Erde präsentiert. Viele Ausstellungspavillons  haben architektonische Kreativität und Phantasie und multimediale Inszenierungen und Präsentationen belegt, aber auch schon in den Fassaden gezeigt, in welchen Ländern der Erde das Geld z.B. aus der Schürfung von Erdöl locker sitzt. Im Inneren und im Inhaltlichen waren viele Pavillons dann ein Spiegel der Wirtschaft und eine Verkaufsplattform für einige Produkte einschließlich Ferienreisen, aber keine vertiefende Aufarbeitung des Themas „Ernährung für die Menschheit im Jahre 2050“.
DSC 2546Die erste Weltausstellung hat 1851 in London stattgefunden, die vorletzte vor der EXPO in Mailand 2012 in Yeosu in Südkorea und die nächste wird 2017 in Astana in Kasachstan stattfinden.
Die Orientierung auf dem riesigen Ausstellungsgelände in Mailand war einfach: Zwei Hauptachsen „Decumano“ und „Cardo“ sind in Kreuzform angelegt und beidseits der Fußgängerzone waren die Pavillons in einer Hauptreihe und in Hinterreihen aufgereiht.

Neun Themenschwerkunkte
Neun Themenschwerpunkte zum Thema Nahrungsmittel und Produktionsbedingungen wurden auf Lesepulten und Infotafeln vor einer jeweiligen Gruppierung von Ausstellungspavillons der zuordenbaren Länder präsentiert:
•    Früchte und Hülsenfrüchte
•    Gemüse
•    Bio-Mediterraneum
•    die Inseln und der Anstieg des Meeresspiegels
•    die Trockengebiete und das Vordringen der Wüsten
•    Getreide und Wurzelgemüse
•    Kaffee
•    Kakao
•    Reis

Der Anstieg des Meeresspiegels
Ein Thema, das die Menschheit in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen und fordern wird, sind der Klimawandel und die Erwärmung des Planeten durch die Verstärkung des Treibhauseffektes in einer zunehmend eingetrübteren und mit DSC 2528Kohlendioxyd als Treibhausgas weiter angereicherten Erdatmosphäre. Beim Ausstoß von menschgemachtem Kohlendioxyd ist die sorglose Strategie „weiter so wie bisher“ keinesfalls mehr vertretbar und verantwortbar.
Eine der Folgen der Erderwärmung ist das Abschmelzen von Eis nicht nur an den Polkappen in Arktis und Antarktis und von den Inlandgletschern aller Gebirgsketten, sondern auch aus den Permafrostböden der nördlichen Halbkugel. Durch den verstärkten Abfluss des Schmelzwassers wird der Wasserspiegel der Weltmeere ansteigen. In den negativsten Modellrechnungen und Szenarien wird ein Anstieg des Meeresspiegels von 4 bis 6 Metern vorhergesagt. Ein solcher Anstieg würde zur teilweisen Überschwemmung bis zum vollkommenen Verschwinden unter Wasser vieler Inseln führen. Hierzu gibt es auch schon quantifizierende Einschätzungen: Bei Berücksichtigung von 1.269 Inseln in unterschiedlichen Gebieten unserer Erde haben neue Studien ergeben, dass 5% dieser Inseln dauernd überschwemmt würden, wenn der Meeresspiegel um nur einen Meter ansteigt. Steigt der Meeresspiegel um 2 Meter, würden 8% der betrachteten Inseln überschwemmt. Bei einem Anstieg von 3 Metern wären es gar 11%.
Weltweit würden bei einem positiven Szenario von nur einem Meter Anstieg des Meeresspiegels 10.800 Inseln unter Wasser geraten. Fazit: Der Klimawandel lässt Millionen Klimaflüchtlinge aus bewohnten Inseln erwarten.

Der Wasserverbrauch
Der Wasserverbrauch für die Erzeugung von Lebensmitteln zur Ernährung aller Menschen in der Zukunft ist ein weiteres hochaktuelles und brisantes Thema. Trink- und Brauchwasser stehen heute schon bei Weitem nicht in allen Ländern der Erde in ausreichender Menge zur Verfügung. Dürrekatastrohen, Ernteausfälle, Mangelernährung und Hunger sind die direkten Folgen von Wassermangel. Der Kampf um Zugang zu und Verfügbarkeit von brauchbarem Wasser wird sich, weltweit betrachtet, verschärfen.

Der Wasserverbrauch in Litern für die Produktion von:
1 Tasse Tee 35 l, 1 Tasse Kaffee 140 l, 1 Glas Orangensaft 170 l, 1 Apfel 70 l, 1 Hühnerei 135 l, 1 Glas Wein 135 l, 1 Glas Bier 75 l, 1 Glas Apfelssaft 190 l, 1 Glas Milch 200 l, 1 Orange, 50 l, 1 Kartoffel 25 l, 1 Hamburger Brot mit Fleisch 2.400 l, 1 Scheibe Brot mit Käse 90 l, 1 Portion Pommes frittes 185 l.

Getreide und Wurzelgemüse
Die Universität Mailand hat auf der EXPO 2015 eine Ausstellung zum Getreide und zum Wurzelgemüse und zu den Fruchtknollen als Lebensmittel zusammengetragen und mit vielen Partnern gestaltet.
Die verschiedenen Getreidearten, welche in den unterschiedlichen Klimazonen der Erde angebaut werden, sind die Basis für die menschliche Ernährung aus Kohlenhydraten. Die Vielzahl der Getreidesorten stellt ein eigenes Universum der Biodiversität dar. Von den über 10.000 bekannten Sorten werden aber leider immer weniger angebaut. Aus den nur 4 Getreidearten Reis, DSC 2519Weizen, Mais und Hirse stammen heute 44% der Energie aus Kohlenhydraten für die Ernährung der Menschheit. Der Verlust der Biodiversität auch bei den Getreidesorten und -arten ist besorgniserregend und wird schwere und negative Langzeitfolgen haben.  Auf Böden, welche ermüdet, ausgelaugt oder für den Anbau von Mais, Reis und Weizen nicht geeignet sind, oder auf erosionsgefährdeten Böden könnten andere, klimaangepasste Getreidesorten Nahrungsenergie für die Menschen liefern und das Fortschreiten von Bodenabtrag verhindern.
Ein schlagendes Beispiel wurde unlängst auf versalzten Böden  nach dem verheerenden Erdbeben mit dem einhergehenden Tsunami in Südostasien geliefert. Nicht die F1-Hybridsorten der großen Monopolisten  der Samenproduktion haben auf den durch Meerwasser versalzten Böden gekeimt, sondern die Samen der alten autochthonen Reissorten, welche Frauen in einer von der Trägerin des Alternativen Nobelpreises Vandana Shiva in ihrer nordindischen Heimat gegründeten Genossenschaft in einer Samenbank in Tonkrügen gesammelt hatten und welche diese Bäuerinnen den notleidenden Menschen in der zerstörten Küstenregion in solidarischer Weise und, ohne Geld dafür zu verlangen,  zur Verfügung gestellt haben.

Der Pavillon des Vatikans
In unserer  weitestgehend von ökonomischen Kriterien geprägten heutigen Welt ist es auch im Rahmen einer Weltausstellung wichtig und richtig, dass uns eine ethische und moralische Autorität den Spiegel zu unserem Streben nach Mehr, nach Wachstum und nach Gewinnmaximierung vorhält. Auf der EXPO in Mailand ist dies im baulich bescheidenen Pavillon des Vatikans geschehen. Papst Franziskus erinnert uns auf zwei Bilderwänden, an einem Tisch des Mahles, Arbeitens und Handelns an Grundverpflichtungen, um bestehende Diskriminierungen zwischen arm und reich abzubauen: an den Kampf gegen Hunger, Dürre, Armut und  fehlende Grundversorgung, gegen den Krieg, die Ausgaben für Waffen und Aufrüstung und an unsere Pflicht zum Einsatz für Schulbildung, medizinische Grundversorgung, für Gleichberechtigung von Mann und Frau, für Toleranz und Meinungs- und Religionsfreiheit und für den Frieden in der Welt. Wohltuend, ermutigend und von hoher moralischer Überzeugungskraft!

{jcomments on}


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /www/htdocs/w00fb819/vinschgerwind.it/templates/purity_iii/html/com_k2/templates/default/item.php on line 248
Gelesen 4248 mal
Mehr in dieser Kategorie: « Der neue Proberaum Josef Platter »

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.