Laas/Marmor & Marillen - Beim 20. Kulturfest „Marmor & Marillen“ in Laas gab es auch eine gut besuchte Buchpräsentation in der Remise Lasa Marmo. Elsbeth Wallnöfer, aufgewachsen in Laas und wohnhaft in Wien, wo sie Volkskunde und Philosophie studiert hat, hat im Haymon Verlag das Buch „Heimat – Ein Vorschlag zur Güte“ herausgegeben. Seit ihrem Studium beschäftigt sich Wallnöfer mit dem Trachtenwesen und seit einigen Jahren auch mit dem aktuellen, aber oft missbrauchten und missverstandenen Begriff Heimat. Wallnöfer sprach zuerst vom Heimweh und der Heimwehkrankheit, oft auch als „Schweizerkrankheit“ bezeichnet, weil dieses Phänomen zuerst in der Schweiz erforscht wurde. Viele Dienstboten, Mägde und Knechte, aber auch Soldaten litten unter der Heimwehkrankheit, machten Selbstmord und verübten Verbrechen. Durch den Verlust der Heimat und den Aufenthalt in der Fremde wurde der Wert der Heimat, der vertrauten Umgebung, bewusst. Heimat wurde damals als ein individuelles Gefühl betrachtet. Nach der Französischen Revolution entstand der Begriff der Nation. Durch diese Entwicklung erhielt auch der Begriff Heimat eine neue Bedeutung. Neben dem Gefühl des Einzelnen wurde Heimat zu einem kulturellen und staatsrechtlichen Begriff. Man sprach vom deutschen Volk und der deutschen Heimat in Abgrenzung zu den Franzosen und Engländern. Durch die Abstammung (ius sanguinis) und nicht nur durch die Geburt (ius soli) wurde man zu einem Deutschen oder Österreicher. Die Nationalsozialisten machten den Heimatbegriff zu einem Kampfbegriff und einem Instrument der Ausgrenzung und des Pangermanismus. Juden verloren das Heimatrecht. Heimatverbände und Trachtenvereine suchten nach germanischen Wurzeln. Das Alte wurde beschworen und idealisiert, das Neue als Gefahr bekämpft. Heute wird der Begriff Heimat von rechten und linken Parteien verwendet. Worin der Unterschied besteht und welche Gesellschaftsmodelle sich dahinter verbergen, wird im Buch leider nur ansatzweise behandelt. (hzg)