Mittwoch, 21 März 2012 00:00

Viele Standbeine

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Der Neu-Bauer Heiner Pohl lebt am Marinushof in Kastelbell das vor, was die Zukunft der Landwirtschaft in Südtirol sein könnte: eine Baurschaft, die auf mehreren Standbeinen aufgebaut ist.

von Erwin Bernhart

s46_1437s46_allg27Bauer ist er noch nicht lange. Aber er stammt aus einem der traditionsreichsten Bauernhöfe des Vinschgaus: Heiner Pohl ist der zweite Sohn vom Köflgut in Kastelbell und tritt auch in die Fußstapfen seines Vaters Hubert. Der hat bereits seit längerem die Produktion am Hof diversifiziert, hat mehrere Standbeine geschaffen.
Für Heiner Pohl ist einen Traum wahr geworden. Nach den Erfahrungen im Marketingbereich bei den Firmen Ivoclar und Blaupunkt hat sich der studierte Wirtschatswissenschaftler Heiner mit Hilfe des Vaters seinen eigenen Bauernhof verwirklicht. Mit einer Aussteuer von vier Hektar Grund wurde ein Neubau nach eigenen Vorstellungen ermöglicht, der seit 2005 bezogen werden konnte. Mit zwei Ferienwohnungen, mit der Herstellung von Wein und Edeldestillaten, mit der Produktion von Äpfeln, mit der Nutzung der Sonnenenergie durch eine Photovoltaikanlage und einem Weinhandel hat Heiner Pohl seinen Bauernhof auf viele Standbeine gestellt. Auf eigene Füßen stehen, das war der Traum von Heiner Pohl. „Bisher ist die Rechnung aufgegangen“, sagt Pohl.
Pohl war in seiner Jugend Zehnkämpfer. „Eine Einzelsportart wäre mir zu monoton gewesen“, lacht er. Genau diesen Mehrkampf hat Pohl auf seine Baurschaft übertragen.
Mit den Gästen in den Ferienwohnungen, mit dem Urlaub auf dem Bauernhof, komme Frischluft in den Betrieb. Denn der Dialog mit anderen Leuten aus anderen Ländern und Brachen sei wichtig. Zudem seien die Gäste auch Kundschaften und Botschafter der hauseigenen Produkte. Manchmal helfen Gäste auch mit, beim Schnapsbrennen etwa. Auch hat Pohl einen neuen Blickwinkel s46_1431gewonnen: den Blick der Gäste auf unser Land, denn die Gäste wissen genau, wo sie gut essen können, wo schöne Wanderwege sind, wo man freundlich ist...
Für die Weinverarbeitung hat sich Pohl beim befreundeten  Andreas Menz am Popphof in Marling eingemietet. Dort stehen die Holz- und Stahlfässer vom Marinushof. „Ich lerne dort viel“, sagt Neo-Bauer Pohl. Die rund 8000 Flaschen Wein füllt er dann selbst ab. Kürzlich hat Pohl einen weiteren Acker hinzugekauft, in der Latschander. Dort sollen Reben angesetzt werden, die Produktion auf mindestens 15000 Flaschen gesteigert werden. Erst ab diesen Produktionsmengen lohnt es sich, einen eigenen Weinkeller mit allem Drum und Dran anzuschaffen. Das ist eines der Ziele von Pohl.
Denn mit Wein kennt er sich aus. Die eigene kleine Weinhandlung war der erste Schritt in die Selbstständigkeit. Durch den Kontakt mit vielen Winzern und mit vielen Kunden hat er die Welt des Weines kennen gelernt. „Unsere klimatischen Bedingungen im Vinschgau werden für den Weinanbau mit jedem Tag wertvoller“, ist Pohl überzeugt. Das trockene Klima, welches weniger Spritzen bedeutet, die Höhenlage, die für Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht sorgt, der Wind, die Sonne, die Böden.... Pohl gerät ins Schwärmen über die Zukunft des Weines im Vinschgau.
Ausgelagert hat er die Arbeit auf den zwei Hektar Apfelwiesen. Ein befreundeter Bauer arbeitet im Rahmen des Maschinenringes für Pohl.
Das Schnapsbrennen ist eine Leidenschaft, die Pohl richtig ausleben kann. Er hat schon einige Auszeichnungen für seine Edelbrände bekommen. Trester, Apfel, Birnen, Marillen... kaum ein Obst ist vor der kontrollierten Gärung sicher.
Neben moderner Architektur und neben moderner Ausrichtung des Bauernhofes ist Heiner Pohl eigentlich ein Erzkonservativer: Frau Sabrina, selbst studierte Wirtschaftlerin, kümmert sich, derzeit ausschließlich, um den vierköpfigen (Julia, Jakob, Johannes und Jonathan) Nachwuchs. „In Betriebsangelegenheiten kommen wir nur Überkreuz“, lacht Pohl.
Pohl genießt den Rhythmus der Natur: „In einer Turbofinanzwelt, in der alles schneller gehen muss, bestimmt in der landwirtschaftlichen Produktion die Natur den Rhythmus. Gerade deshalb sind viele Standbeine ideal. Ich behaupte: Die Zukunft der Landwirtschaft in Südtirol ist so, wie ich sie heute praktiziere.“


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