Montag, 15 Februar 2016 08:37

Stilzer Pfluagziachn

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IMG 0100Text: Barbara Wopfner  |  Fotos: Markus Götsch

Stilfs ist bekannt für seine eigenen Bräuche und Traditionen, tief verwurzelt in der Geschichte des Dorfes. Es sind Bräuche, die sich über Jahrhunderte überliefern, pflegen, feiern ließen und die Dorfgemeinschaft über den gesamten Jahreskreis begleiten. Die Stilfser feiern nicht nur, sie zelebrieren, schauspielern und präsentieren.
Jetzt, wenn der Winter seine harte Seite verliert, die Kälte langsam weicht und die Tage wieder länger werden, laden sie den Frühling ein, verjagen die Dämonen des Winters und stimmen mit dem „Pfluagziachn“ auf ein arbeitsreiches Jahr ein.


Seit nun rund 25 Jahren wurde dem Baruch wieder eine Kontinuität geschenkt und wird seit dem mit vereinten Kräften im zwei Jahresrhythmus in der Fastnachtzeit zelebriert. Das „Pfluagziachn“ steht für die Fruchtbarkeit, das Leben und die Kraft des Frühlings und in vieler Hinsicht auch als Spiegel der Gesellschaft.
Der Pflug, als das Symbol der Fruchtbarkeit, mit dem die neue Saat auf den Feldern ausgebracht wird, steht im Mittelpunkt. Er wird von einem Gespann von „sechs Öchslein“ gezogen, angeführt vom Schimmel, gelenkt und angetrieben von Bauer und Bäuerin. Das Dorf wird an allen Ecken und Plätzen zur Freilichtbühne, wo dramatische Szenen improvisiert werden. Vorausgeschickt sei, dass alle Rollen von Männern dargestellt werden, vom Schimmel bis zu den Ochsen, vom Bauer und Bäuerin bis hin zu den vielen Handwerken, Knechten, Dirnen und dem Sämann. Wie jeder Brauch, folgt auch das Pfluagziachn einem vorgeschriebenen Verlauf, eine Art Regie die dem Theater einen roten Faden verleiht. Der Brauch lebt und pulsiert von Bildern und Symbolen. Das Treiben zieht mit dem fruchtbringenden Sonnenzyklus von Osten nach Westen durch das Dorf. Das Wandern mit dem Sonnenschein, steht für die Fruchtbarkeit des Frühlings, das Suchen der Brunnen, steht für das Wasser des Lebens spendet. Dargestellt werden die Aufgaben, Konflikte und Herausforderungen des alltäglichen, bäuerlichen Lebens. Das verletzte Öchslein, das aufwändig operiert wird, zeigt wie wichtig die Tiere für Überleben und die harte Arbeit waren. Der Umzug lebt vom Inszenieren der Gegensätze. Die Bauern, welche als Sesshafte sich um ihren Besitz sorgen und das „Gsindl“, die als Handwerker, als Besitzlose durch die Lande ziehen.  Ständig geraten sie aneinander,  Überleben, Neid, Angst, und Unsicherheit schwingen in den Szenen mit, besonders im abschließenden Knödelstehlen. Bilder die überspitzt durchwegs einen Aktualitätsbezug haben.
Es ist ein ganzes Dorf auf den Beinen. Es ist gelebtes Brauchtum dem Zeit, Freude, Kraft und Herzblut geschenkt werden. Die Besucher sehen nicht nur zu, sondern werden ins Geschehen mit eingebunden. Der Frühling wird erwartet, die Kälte schwindet, die Menschen kommen aus den Häusern, Begegnung in all ihren Formen findet wieder statt und ein neues Arbeitsjahr beginnt.

 

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{vsig_c}0|IMG_0113.jpg|Pluagziachn die Schmied-Handwerker.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|IMG_0148.jpg|Altbauer und Altbäuerin bei einer gemütlicher Pause.|{/vsig_c}

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{vsig_c}0|IMG_0297.jpg| Bauer trägt das verletzte Öchslein zur Operation.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|IMG_0321.jpg|heiße Diskussionen zwischen den Bauern.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|IMG_0327.jpg|die Bäuerin wird vom Bauer bestraft, da sie unachtsam war und die Öchslein ausbrechen konnten.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|IMG_0344.jpg|Besucher werden ins Geschehen mit eingebunden.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|IMG_0356.jpg|Der Umzug mit Schimmel, Öchslein, Bauer und Bäuerin, Sähmann, Drescher.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|IMG_0360.jpg|die leidende „Zussl“ ruft nach Hilfe.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|IMG_0434.jpg|die „Zussl“ ergattert beim Knödelstehlen einen Knödel.|{/vsig_c}

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