Dienstag, 19 Juli 2016 09:26

Nationalpark Stilfserjoch - Bodenbrüter in Nöten - Feldlerche und Co. haben es schwer

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5FWolfgang Platter, am Tag der Hlg. Margareta
von Antiochien, 20. Juli 2016

Wann haben Sie im Mittelvinschgau das letzte Mal eine Feldlerche im Steigsingflug erlebt? Beeindruckend waren sie, diese Singstrophen der Lerche, welche im spiraligen Steigflug über Mähwiesen ihren Gesang vorgetragen hat, um konkurrierenden Artgenossen ihr Territorium anzuzeigen und anschließend in Schleifen wieder zu Boden zu gleiten. Mit den Mähwiesen ist die Feldlerche aus der mittelvinschgauer Landschaft verschwunden.

Die Lerche ist ein Bodenbrüter so wie auch das Braunkehlchen, der Baumpieper  und die Wachtel. Alle Bodenbrüter haben es in den Gunstlagen der Intensivlandwirtschaft schwer: Die starke Mechanisierung der Heuernte, die frühe Mahd und die gesteigerte Anzahl der Futterschnitte, der Einsatz chemischer Düngemittel, die Entfernung von ungepflegten Randstreifen, von feuchten Gräben und Böschungen sind Gründe für den Artenschwund unter den bodenbrütenden Vögeln.    

Ein Beispiel vor der Haustür:
20DDie Malser Haide
Die Malser Haide ist ein Beispiel einer bewässerten Landschaft mit großer Bedeutung für die Wiesenbrüter. Im Jahre 2011 wurden von den Ornithologen Leo Unterholzner, Oskar Niederfriniger und Erich Gasser repräsentative Flächen auf dem Schuttkegel der Malser Haide und die Krauterwiesen bei Schluderns begangen und deren Vogelarten erhoben. Dabei gingen die Ornithologen von der Annahme aus, dass die Artenzahl der Brutvögel und die Siedlungsdichte der Bodenbrüter auf traditionell über Waale bewässerte Wiesen höher sei als auf Wiesen mit Sprinklerberegnung. Dies, weil über den Waal berieselte Wiesen vermutlich weniger intensiv bewirtschaftet werden und ein stark ausgeprägtes Kleinrelief aufweisen und weil entlang der Gräben oft ein Krautsaum vorhanden ist.

Das Untersuchungsgebiet
442B2Die untersuchte Fläche betrug insgesamt 7,48 km². Bei der Auswertung wurden Reviermittelpunkte, Bewässerungstyp, Vegetation und naturnahe Lebensräume in einem Geographischen Informationssystem erhoben. Das Untersuchungsgebiet wurde entlang der Höhenlinien in 13 Höhenstufen (mit je 50 m Höhendifferenz) unterteilt. Der höchste Punkt der Malser Haide liegt auf der östlichen Seite bei Plawenn auf 1.600 Metern, der tiefste bei Mals auf 1.000 Metern Meereshöhe.    Die Krauterwiesen bei Schluderns liegen auf 920 m MH.

Die Ergebnisse
Die Ergebnisse der Felderhebungen von L. Unterholzner, O. Niederfriniger und E. Gasser wurden georeferenziert und zusammen mit den Koautoren Simon Birrer und Dominik Hagist in den Mitteilungen der Südtiroler Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz Nr. 67/2016 im Mai dieses Jahres veröffentlicht.
Die vier häufigsten Arten der Wiesen  auf der Malser Haide und in Schluderns waren Feldlerche, Braunkehlchen, Neuntöter und Wachtel.
Die Untersuchungsfläche besteht zu 94% aus Mähwiesen. 93% der Wiesen wurden dabei mittelintensiv genutzt, 6,1% sind Fettwiesen.

Brutvögel
Insgesamt fanden die drei Vogelkundler 340 Reviere von 31 Brutvogelarten. Mit Abstand die häufigste Art war die Feldlerche mit 119 Revieren (35,0% aller Reviere).
Es folgte das Braunkehlchen (12,1%) gefolgt vom Neuntöter (10,9%). Mit Ausnahme des Neuntöters sind die häufigsten Arten somit Bodenbrüter und insgesamt gehören 54,4% aller Reviere den Bodenbrütern.  Auf der Untersuchungsfläche wurden Reviere folgender Arten gefunden:

s36 arten

Insgesamt zeigen die Daten keinen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Typ der Bewässerung und der Zusammensetzung der Vogelfauna.  Im Gegensatz zum Engadin, wo bewässerte Wiesen in der Regel intensiv genutzt werden, wird die Mehrzahl der Wiesen auf der Malser Haide noch immer mittelintensiv genutzt, im oberen Teil der Malser Haide werden die Wiesen zweimal gemäht, im unteren Teil sind drei Schnitte üblich. Der erste Schnitt erfolgt relativ spät, was die erfolgreiche Brut und Aufzucht ihrer Jungen von bodenbrütenden Vögel begünstigt. Die Gefahr einer Nutzungsintensivierung besteht allerdings. Die Erfahrungen im Engadin zeigen, dass sich eine Intensivierung erst verzögert nach einigen Jahren auf die Vogelbestände auswirkt.

Bestandsrückgang
Die Bestände von Wiesenbrütern wie Feldlerche, Baumpiper oder Braunkehlchen haben in den letzten Jahrzehnten europaweit und auch lokal einen starken Rückgang erfahren. Hauptursachen sind die Intensivierung der Bewirtschaftung von Mähwiesen mit Einsatz von Dünger, die frühere und häufigere Mahd und das Fehlen von Ruderalstreifen und Hecken.

508B3Das Braunkehlchen
Das Braunkehlchen  (lat. Saxicola rubetra, ital. Stiaccino) ist ein Bewohner der Feuchtwiesen mit eingestreuten Hecken und Sträuchern, Bodenbrüter und Zugvogel. Das Männchen hat schwarze Wangen und einen deutlichen weißen Überaugenstreif. Im Flug sind die weißen Flügelbinden ein gutes Erkennungsmerkmal. Bürzel und Oberschwanzdecken sind stets braun gestrichelt. Sitzt aufrecht meist auf der Spitze eines Strauches einer Distel oder eines Pfahles oder Zaundrahtes, um von dieser Sitzwarte aus Jagd auf Insekten im Flug zu machen. Zuckt mit dem Schwanz.

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