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Dienstag, 07 Februar 2017 00:00

Die Welt von vorgestern

Aus dem Gerichtssaal - Stefan Zweig hat eine wunderschöne Erzählung geschrieben mit dem Titel: Die Welt von gestern. Darin beschreibt er die Zeit in Europa vor dem Ersten Weltkrieg als das Goldene Zeitalter der Sicherheit, bevor der Alte Kontinent in der Raserei des Nationalismus sich selbst zerfleischte und anschließend in der Barbarei des Faschismus versank. An die Zeit davor erinnerte mich ein großformatiges Inserat, welches vor kurzem in unserer Tageszeitung veröffentlicht wurde, mit dem der Tod eines angesehenen Mannes angezeigt wurde.
Der Tote, ein Adeliger, „Herr und Landmann in Tirol“, „Ehren- und Devotionsritter des souveränen Malteser – Ritter – Ordens“, war auch Ehrenbürger der Gemeinde Lana, weshalb wir über ihn nur Gutes sprechen wollen. Mit Verwunderung habe ich jedoch die Titel der Trauergemeinschaft gelesen, in deren Namen das Hinscheiden des illustren Verwandten angezeigt wurde. Da wimmelte es nur so von Grafen, Prinzen, Prinzessinnen und Freiherren, dass es einem Menschen aus dem einfachen Volke nur so die Sprache verschlagen musste! Dabei kam mir in Erinnerung, dass die italienische Verfassung aus dem Jahre 1947 eigentlich die Adelstitel abgeschafft und zu Bestandteilen des Namens „degradiert“, während Österreich die Adelsprädikate im Jahre 1918 gänzlich verboten hat. Wenn also bei manchen Gelegenheiten noch immer ausgiebig Gebrauch davon gemacht wird, dann muss die Geisteshaltung, die damit gemeinhin in Verbindung gebracht wird, im Kreise der Erlesenen noch lebendig sein und keine bloße Marotte bilden. Und mit der Welt des Adels verbindet man gewöhnlich Zustände aus vordemokratischen Zeiten, als mit diesem Stande alle möglichen Privilegien wie Grundherrschaft. Leibeigenschaft, bevorzugter Zugang zu militärischen und Beamtenlaufbahnen verbunden waren, ganz zu schweigen von den auf dem Reißbrett geplanten standesgemäßen Ehen. Es waren nicht zuletzt die mit der Adelsherrschaft. verbundenen Zustände, welche in den vergangenen Jahrhunderten zu massenhafter Auswanderung nach Amerika führten, das damals – (vor der Trump ‘Ära!) noch als Hort der Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Chancengleichheit galt und den greisen Goethe dichten ließ:“ Amerika, du hast es besser / als unser Kontinent, der alte, / hast keine verfallenen Schlösser / und keine Basalte/ ….. und die …. Kinder bewahre ein gut Geschick / Vor Ritter -, Räuber – und Gespenstergeschichten.“
Peter Tappeiner,
Rechtsanwalt

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Publiziert in Ausgabe 3/2017

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