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Montag, 08 August 2022 13:27

Streifzug durch die Berufswelt

Vinschgau - Und was willst du einmal werden? Eine Frage, die wohl jedem Jugendlichen früher oder später gestellt wird. Die Antwort darauf fällt selten leicht, gibt es doch eine ganze Menge von Auswahlmöglichkeiten zwischen verschiedensten Oberschultypen und Berufsbildern. In dieses Wirrwarr will das dreiwöchige Sommerprojekt „Activity“ ein wenig Ordnung bringen. Unter dem Motto „Gemeinsam erkunden wir die Berufswelt!“ werden Einblicke in diverse Branchen gegeben, um künftige Entscheidungen wie Schul- oder Berufswahl zu erleichtern.
Auch diesen Juli kamen knapp hundert Mittelschülerinnen und Mittelschüler aus dem Vinschgau zusammen und begaben sich gemeinsam auf einen Streifzug durch die Berufswelt. Dabei stand jede Woche ein anderes Arbeitsfeld im Mittelpunkt. Den Anfang machte das Handwerk: Neben Besuchen – unter anderem beim Tischler, Gerber oder Bäcker – konnten die Jugendlichen auch selbst handwerklich tätig werden. In den Workshops an der Landesberufsschule Schlanders wurde mit Farbe, Holz, Metall und anderen Baumaterialien gearbeitet.
In der zweiten Woche tauchten die Jugendlichen in die Welt der Gesundheits- und Sozialberufe ein. Einrichtungen wie der biologische Gartenbau in Latsch oder die Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Prad zeigten auf, wie das Arbeiten mit beeinträchtigten Menschen funktioniert. Dazu wurden auch medizinische und rechtliche Berufe erkundet, etwa die Kinder- und Jugendanwaltschaft, die Finanzwache und Carabinieristation oder die Flugrettung in Laas, wo auch direkt ein einsatzbedingter Hubschrauberstart miterlebt werden konnte.
In der letzten Woche drehte sich schließlich alles um den facettenreichen Themenkomplex Energie, Umwelt und Medien. Tierisch ging es dabei beim Besuch im Vogelmuseum Avimundus, beim Förster und beim Imker zu. In Sachen Energie besuchten die Jugendlichen ein Fernheizwerk und einen Hydrauliker-Betrieb. In der Berufsschule wurden sie wieder selbst aktiv und bauten kleine, funktionstüchtige Roboter aus Legosteinen, Motoren und Sensoren. Den Abschluss bildete ein Ausflug in die Welt der Medien: Die Podcasterinnen von „ätsch bätsch“ erzählten von ihrer Arbeit und Chefredakteur Erwin Bernhart führte die Jugendlichen durch die Redaktion des Vinschger Wind (siehe Bild). Bei einigen Schülern wurde dabei das Interesse am Schreiben geweckt und sie beschlossen, das Sommerprojekt mit diesem Zeitungsartikel abzurunden – mit etwas Hilfe vonseiten eines Activity-Betreuers.
Seit rund fünfzehn Jahren widmet sich die Genossenschaft für Weiterbildung und Regionalentwicklung der Realisierung dieses Projektes – in Zusammenarbeit mit der Bezirksgemeinschaft Vinschgau, dem Sozialsprengel Mittel- und Obervinschgau sowie den jeweiligen Schulsprengeln und Gemeinden. Für die Jugendlichen ist es eine willkommene Abwechselung zum Schulalltag, zum Sitzen in den Klassenzimmern oder daheim vor den Bildschirmen. Denn neben dem Erkunden der Berufe bleibt stets genügend Platz für Sonne und Freizeit: für Grillnachmittage, Minigolf, Abkühlen im Schwimmbad und gemeinsame Spiele. Auch im nächsten Jahr wird das Projekt wieder stattfinden. Die Anmeldungen starten im Februar oder März 2023. (r)

Montag, 08 August 2022 13:26

Festliche Weihe der Chororgel in Prad

Prad am Stilfserjoch - Unter großer öffentlicher Teilnahme fand am 24. Juli 2022 um 16:00 Uhr die Weihe der Chororgel in Prad statt. Der Anlass war gleichzeitig auch der Abschluss der diesjährigen Orgelakademie. Eine ideale Kombination, wie sich herausstellen sollte. Damit kamen auch deren beide Leiter, die Organisten Lukas Punter und Marian Polin zum Zug. Auch der sehr junge einheimische Organist, Maximilian Haller, sowie die Sopranistin und Kirchenmusikerin Ursula Torggler aus Bozen begeisterten mit ihrem Können. Die Vorstellung der Register, der verschiedenen Klangfarben der nahezu 600 Pfeifen übernahm Dr. Don Mario Pinggera, der das Projekt Chororgel, von den ersten Verhandlungen mit der Pfarrei Thalwil angefangen, über die Beschaffung der Finanzen, bis hin zu Transfers und Installation in Prad betreut hat. Damit hat eine – coronabedingt auf fast 20 Monate in die Länge gezogene – Geschichte ein segensvolles Ende genommen, indem das Instrument durch P. Urban Stillhard gesegnet und seiner Bestimmung in Prad übergeben wurde. Diese Freude kam auch in den Worten von Werner Altstätter zum Ausdruck, der stellvertretend für den Pfarrgemeinderat und damit für die Pfarrei Prad gesprochen hat. In gleicher Weise verlieh auch Pfarrer Florian Öttl seiner Freude Ausdruck, der durch die Feier führte und den Segen erteilte. Das Instrument ist zudem nicht «nur» eine Orgel, sondern auch ein kunsthistorisches Juwel. Allein das Instrument selbst, erbaut von der renommierten Firma Metzler aus Dietikon (ZH) im Jahre 1983 ist sozusagen aus dem Vollen gefräst. Das Gehäuse besteht aus jahrzehntelang gelagerter massiver Eiche, die Untertasten sind mit Bein belegt, die Obertasten aus Grenadill, einem der schwersten Hölzer überhaupt. Der von der Kirche aus nicht sichtbare Prospekt trägt die grossen Pfeifen des Prinzipal 8’, die Schleierbretter sind blattvergoldet. Das tonnenschwere Instrument hat aber noch etwas zu bieten, das es tatsächlich einmalig macht: Die von der Kirche aus sichtbare Seite ist mit fünf grossen originalen Ölgemälden des bekannten und mittlerweile verstorbenen Künstlers Walter Habdank ausgestattet, weil das Instrument am vorherigen Standort, der Pfarrkirche in Thalwil, gleichzeitig als Altar fungierte. So war es denn auch besonders eindrücklich, dass der Sohn Johannes Habdank, der Pfarrer in Bayern ist, eigens anreiste und die Kunst seines Vaters erläuterte. Die Delegation aus Thalwil war ebenso hocherfreut, hat «ihr» Instrument nun einen Standort gefunden, der nicht nur würdig ist, sondern sogar den Anschein erweckt, als wäre die Orgel genau für Prad konzipiert worden. Habdanks Kunst korrespondiert hervorragend mit der Ausstattung der Prader Kirche. An diesem Projekt waren viele Hände beteiligt, der Dank würde jeden Rahmen sprechen. Aber: Ohne die vorwiegend (!) aus Prad stammenden Sponsorinnen und Sponsoren, die vertrauensvoll und begeistert die Finanzierung sichergestellt haben, hätte es nicht funktioniert. Es tut einer Pfarrei auch gut, Menschen unter sich zu wissen, die weiterzudenken in der Lage sind. Prad wird in Zukunft in einer möglicherweise noch sehr viel grösseren Seelsorgeeinheit mit noch weniger Priestern eine Zentrumsfunktion ausüben. Die Realisation der Chororgel ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg. Die Chororgel wird im Konzert vom 15. August 2022, um 17:00 mit Don Mario Pinggera erklingen. (r)

Vinschgau/Schluderns - Die SVP Funktionäre der Ortsgruppen im Bezirk Vinschgau trafen sich am 25. Juli 2022 in Schluderns zur Bezirksversammlung. Sie steckten ihre Ziele für die Zukunft und demonstrierten Einigkeit im Hinblick auf die Parlamentswahlen im Herbst und auf die Landtagswahlen im kommenden Jahr. Einigkeit zeigten Landeshauptmann Arno Kompatscher, SVP Parteiobmann Philipp Achammer, LA Sepp Noggler und auch Bezirksobmann Albrecht Plangger schon mit der Sitzordnung. „Machts euch keine Sorgen, wir ziehen gemeinsam an einem Strang“, betonte Achammer. „Es muss ein Punkt gemacht werden.“ Er versuchte, die viel diskutierten Unstimmigkeiten zwischen ihm und dem Landeshauptmann auszuräumen. Diese sind nicht zuletzt durch die Turbulenzen rund um das Buch „Freunde im Edelweiß“ öffentlich diskutiert worden.
„Teats gschoffn“, das war die unmissverständliche Botschaft vieler SVP Vertreter:innen. Und diese wurden von den SVP Spitzenfunktionären dann aufgerufen, die Mitgliederbasis im Hinblick auf die anstehenden Wahlen zu mobilisieren. Es müsse wieder mehr ins Bewusstsein gerückt werden, was die SVP als Sammelpartei für Südtirol geleistet hat. Bezirksobmann Albrecht Plagger bedauerte den schwindenden Mitgliederstand. Volksparteien hätten es in ganz Europa nicht leicht. „Im Vinschgau ist es trotz allem gelungen, alle Ortsgruppen zu wählen. Das gilt auch für die Bezirksgremien. Und es stimmt zuversichtlich, dass viele junge Leute dabei sind.“ Wichtig sei es, als Partei zusammenzuhalten. „Wenn wir Südtiroler uns zersplittern, kommen wir als Minderheit in Rom unter die Räder und haben kaum noch ein Gewicht“, so Plangger.
LH Arno Kompatscher erklärte, dass in einer Sammelpartei die Meinungen zwar oft auseinandergehen, man müsse aber immer für den Ausgleich sorgen. „Wir haben einen hohen Sozialstatus. Es geht um soziale Gerechtigkeit, um gleiche Rechte für Männer und Frauen, um Nachhaltigkeit und Umwelt“, so Kompatscher. Er sicherte dem Vinschgau die Lösung brennender Themen zu. Es gab Zusagen zum Bau des Schülerheims für die Sportoberschule in Mals, für die Tiefbauhalle in der Landesberufsschule Schlanders. Das Verkehrs-Nadelöhr Töll soll ehestens mit einer Radunterführung entschärft werden. Auch sei man dran, die Zugverbindung dort ehestens wieder herzustellen. In Sachen Krankenhaus Schlanders werde alles so bleiben, wie es vereinbart worden ist. Die Stilfserjoch-Gesellschaft könnte schon bald eine Aufwertung der Passstraße bringen und einiges mehr.
Sorge bereitet den Vinschger SVP- Funktionären die Kandidatenkür für das römische Parlament. Da dieses verkleinert wird, sind die Wahlkreise neu eingeteilt worden. Vinschgau, Passeier, Wipptal, Eisacktal, Sarntal und das Pustertal stellen einen gemeinsamen Wahlkreis. Der Vinschger Kandidat oder die Kandiadatin könnte dabei das Nachsehen haben.
Die Nominierung der Kandiadaten:innen ist inzwischen durch die SVP Ortsausschüsse südtirolweit erfolgt. Nominiert wurden die bisherigen SVP Parlamentarier in Rom Meinhard Durnwalder, Renate Gebhard, Albrecht Plangger, Manfred Schulian, Dieter Steger und Julia Unterberger. Nominiert wurden mit Lorenz Ebner (Gemeinde Eppan) und Martin Ganner (Bezirk Burggrafenamt) zwei Neulinge.
Am 16. August werden sich die Nominierten, die für Rom auch antreten wollen, der parteiintern Vorwahl stellen und basisdemokratisch definitiv nominiert werden. Spätestens dann wird sich zeigen, ob Albrecht Plangger den Vinschgau in Rom erneut vertreten kann oder nicht. (mds)

Dienstag, 09 August 2022 16:03

Magnet Südtirol ist stark

Mals - Nach zweijähriger Pause fand das traditionelle Sommertreffen der „Südtiroler in der Welt“ in Mals statt. Die Vorsitzende der Südtiroler in der Welt, Luise Pörnbacher, konnte am Samstag, den 30. Juli 2022 über 210 Südtiroler:innen aus dem Ausland bei der Veranstaltung im Obervinschgau begrüßen.

Das Sommertreffen ist ein beliebter Anlass für ausgewanderte Südtiroler:innen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz sich wiederzusehen und auszutauschen. Es fand heuer zum 35. Mal statt. Jedes Jahr wird es in einer anderen Gemeinde Südtirols ausgetragen. Nach zweijähriger Pause fanden sich besonders viele Auslandssüdtiroler:innen ein und freuten sich auf einen gemeinsamen Tag in der alte Heimat.
Eröffnet wurde die Veranstaltung durch die KVW Ortsgruppenvorsitzende aus Matsch Gertrud Telser Schwabl, sowie der Vorsitzenden der Südtiroler in der Welt, Luise Pörnbacher. Anschließend begaben sich die Festgäste in die Pfarrkirche von Mals. Pfarrer Josef Stricker, ehemals geistlicher Assistent des KVW, ging in seiner Predigt auf den Begriff Heimat ein. Heimat sei ein Sehnsuchtsort, es sei aber nicht immer nur an einen Wohnsitz gebunden, sondern es sei da, wo man sich wohlfühlt und verstanden wird. Die Verbundenheit mit Südtirol sei stark, auch wenn man schon lange irgendwo anders wohnt. Der Gottesdienst wurde von den Malsern Weisenbläsern und Ernst Thoma an der Orgel musikalisch umrahmt.
Bürgermeister Josef Thurner lud anschließend die Festgäste in das Kulturhaus ein und stellte seine Gemeinde Mals mit vielen Fraktionen und Weilern und 7 Kirchen vor. Mals fühle sich geehrt, so viele Menschen willkommen zu heißen. Dank der insgesamt 113 Vereine die es in Mals gibt, hat die Ausrichtung der großen Veranstaltung auch so gut geklappt. Der KVW-Bezirksvorsitzende des Vinschgau Heinrich Fliri schlug in dieselbe Kerbe und bedankte sich bei allen Ehrenamtlichen für die wunderbare Organisation der Feier. Anschließend richteten auch noch LH Arno Kompatscher und seine Stellevertreterin und Soziallandesrätin Waltraud Deeg einen herzlichen Gruß an alle aus. Gerade diejenigen, die in die Welt hinausgezogen sind, kennen das Gefühl irgendwo neu anfangen zu müssen. Südtirol müsse deshalb auch offen sein für Menschen, die jetzt auf der Flucht sind, vor dem Krieg und vor Hungersnöten beispielsweise. „Ihr seid Botschafter für unser Südtirol: Die Heimat lässt euch nicht los, und wir lassen es auch nicht!“, so der LH in seiner emotionalen Ansprache. Es sei deshalb auch wichtig, dass sich auch jüngere Generationen, die im Ausland studieren oder arbeiten, in den Vereinen engagieren und so den Bezug zu Südtirol aufrechterhalten. „Der Magnet Südtirol ist stark, aber wir brauchen diese Botschafter, schließlich gibt es nur 350.000 deutsch- und ladinischsprachige Südtiroler“, so der Landeshauptmann. Die Südtiroler in der Welt gelten als große Sympathieträger. Der Verein „Südtiroler in der Welt“, ist eine sehr wichtige Anlaufstelle, die allen Südtiroler:innen bei Fragen zur Auswanderung als auch zur Rückkehr offen steht.
Nach dem Mittagessen konnte man sich zwischen einer Dorfführung durch Mals, einer Besichtigung mit Führung des Klosters Marienberg in Burgeis, oder einer Besichtigung mit Führung der Fürstenburg wählen. Danach traf sich die Gesellschaft wieder zu Kaffee und Kuchen.
Nach dieser zweijährigen erzwungenen Pause, waren die Reaktionen und Rückmeldungen der Teilnehmer:innen durchwegs positiv. Man trennte sich mit dem Versprechen beim nächsten Südtiroler in der Welt Sommertreffen 2023, dann in Sterzing, wieder dabei zu sein.

Montag, 08 August 2022 13:23

Sehen - Hinsehen

s18sp1 OSehenHinsehenFOTOKolping im Vinschgau - Sehen bedeutet hinsehen und nicht wegschauen. „Die Nöte der Zeit werden euch lehren, was zu tun ist, sagt Adolph Kolping. Wenn Nöte erkannt werden, muss dies zum Handeln führen. Denn Handeln ist der Auftrag von Adolph Kolping und die Herausforderung an uns alle. Kolping Südtirol ist bemüht diesem Auftrag Jahr für Jahr nachzukommen – siehe Einsatz für die Eine Welt, die Heime, die Jugendlichen und jetzt für die Ukraine – das ist gelebte Solidarität!
Das Sehen der Not der Zeit will uns daran erinnern, dass Adolph Kolping damals nicht weggeschaut hat und er gehandelt hat.- Genauso, wie wir das heute versuchen und tun. Aber gibt es Dinge, die ich nicht sehen will? Welche Dinge sind damit gemeint?
Dass wir vor Ungerechtigkeiten oder dem Elend in unserem Umfeld oder auf der Welt die Augen verschließen? Das gilt für einen Kolpinger wohl kaum! Ist es nicht auch legitim, wenn man nicht immer alles sehen will. Die Buchautorin Ronja Wurm Seibel zeigt in ihrem Buch „Wie wir die Welt sehen“ auf, was negative Nachrichten mit unserem Denken machen und wie wir uns davon befreien. Tägliche Krisenmeldungen drücken nicht nur auf unsere Stimmung, sie verzerren unseren Blick auf die Welt. Wie entkommen wir dieser Negativ- Spirale? Wegschauen als Selbstschutz. Nein!
Indem wir Nachrichten anders konsumieren, anfangen einander eine neue Art von Geschichten zu erzählen: es muss ein gesünderer Umgang mit Nachrichten gefunden werden. Es muss ferner gelingen, die Welt auch im Alltag mit anderen Augen zu sehen – eben konkret, genau hinsehen!
Otto von Dellemann

Dienstag, 09 August 2022 15:03

Do you speak English?

Immer wieder trifft man im abgelegenen Vinschgau interessante Menschen mit besonderen
Lebensgeschichten. Einer davon ist Pichler Alois; ein ehemaliger Lehrer aus Kortsch mit großer Leidenschaft für die englische Sprache.

von Cornelia Knoll

Doch lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:
„Geboren in Sulden in der „Waldruhe“ am 04. November 1940, verlebte ich trotz der damaligen Kriegswirren in der Geborgenheit des Waldes eine fürwahr schöne, unvergessliche Zeit. In diesem Haus, mitten im Wald wurden ich, meine Eltern und meine Geschwister von Füchsen und Rehen täglich besucht.
Der Nachbar in Außersulden war eine halbe Stunde entfernt; nach Innersulden mussten wir eine ganze Stunde wandern um zur Kirche zu gehen. Damals holte sich der Messner das Klingelgeld mittels eines Beutels, der an einer Stange hing. Ich und mein Vater knieten brav im Kirchstuhl, daneben schlief seelenruhig ein alter Suldnerbauer. Der Mesner weckte ihn, indem er ihm mit diesem Beutel an den Kopf klopfte. Der Bauer erwachte kurz, schaute nach oben und sagte: “Na,des isch nit mei Huat“ und schlief weiter.
Die Volksschule besuchte ich in Außersulden. Weit und anstrengend war der tägliche Fußweg dahin und somit meinte unsere gütige Lehrerin Frau Maria, dass ich bei ihr essen und schlafen dürfe.
Jahre später ging es zur Bürgerschule nach Prad, darauf nach Brixen ins Priesterseminar, um mich für die Aufnahmeprüfung ins Vinzentinum vorzubereiten.
Unser Pfarrer in Sulden wollte unbedingt, dass ich Priester werden solle, doch ich stellte mir meine Zukunft anders vor. Meine Absicht war es, in den Welthandel einzusteigen und so zog ich mit zwei Mitschülern frohen Mutes nach Wien. Dort angekommen stiegen wir erstmals auf den Stefansdom, genossen die Aussicht und buchten abends sogleich eine Tanzschule.
Die Universität besuchten wir am nächsten Tag, verbrachten dort viele Monate Studienzeit, lernten für das Studium des Welthandels. Doch ich wusste, ich musste dafür auch unbedingt die englische Sprache erlernen.
So zog ich mit der Absicht, nach England zu gehen, einstweilen zurück nach Hause, nach Sulden.
Glücklicherweise wurde unser Waldrestaurant täglich von einem englischen Ehepaar „Harris“ besucht. Diese boten mir an, bei ihnen in Lancaster zu wohnen und dort in die Schule zu gehen.
Gesagt, getan. Nach kurzer Zeit startete ich voller Vorfreude meine abenteuerliche Reise. Mit dem Schiff von Calais nach Dover und am nächsten Tag weiter mit dem Zug nach Lancaster an die schottische Grenze
Endlich angekommen war alles geschlossen, die Familie Harris noch nicht dort. Was also tun in einem fremden Land? Ein großes Hotel stand in der Nähe. Kurzerhand trat ich ein, stellte mich vor und bat um eine Bleibe. Der Chef dort meinte „Do you speak English?“ und dann, “Na wenn du Südtiroler bist, müsstest du doch Ziehharmonika spielen können?“ Ich verneinte. “Dann wirst du wohl zumindest Gäste bedienen können?“, fragte er.
Wieder musste ich ihn enttäuschen und schlug vor, dass er mich doch gerne an die Küchenspüle stellen könne. Er war einverstanden, führte mich zum Spülbrunnen und sagte „Clean the Scheiße“.
So verbrachte ich die erste Zeit in dem fremden Land, arbeitete und lernte nebenbei die Sprache. Auch die bunte Hauptstadt London durfte ich kennenlernen. Dort verdiente ich mich 9 Monate in einer Jugendherberge, spülte und säuberte sogar einige Monate die Schlafzimmer.
Weiter ging’s nach Oxford. Herr Professor Kahle aus Deutschland bat dort um meine Dienste bei Pflege und Haushalt. Im Gegenzug durfte ich dort wohnen und die Schule besuchen.
Im Sommer 1963 kehrte ich mit wunderbaren Eindrücken in meine Heimat zurück. Dort herrschte in jener Zeit ein großer Lehrermangel und man warb um mich als Lehrer in der Mittelschule Schlanders. Ich machte die Matura und inskribierte an der Univerität in Verona an der Fakultät für „Lingue e letterature straniere“.
1975 promovierte ich bei Prof. Frau Taparelli mit dem Thema „Die Problematik des armen Spielmann“, eine Novelle von Grillpanzer.
Im darauffolgenden Jahr bat mich der Direktor der Handelsschule Schlanders, seinen Schülern die englische Sprache beizubringen. 26 Jahre lang durfte ich diese Sprache meine Schüler lehren, die immer fleißig meinem Unterricht gefolgt sind. In Kortsch habe ich mit meiner Frau eine Familie gegründet und 2 wunderbare Kinder, Evi und Jochen bekommen.
Im Jahre 2002 war ich reif für die Pension.
2007 gab es dann nochmals ein wahres Highlight. Mit 8 weiteren Kollegen trat ich die Reise nach Uganda an. Unter der Leitung des Missionarsbruder Hans Raffeiner konnten wir dieses sehr arme aber wunderschöne Land kennenlernen. Wir haben dort viel an Menschlichkeit, Offenheit und Gastfreundschaft erfahren
Diese „andere Welt“ hat mir bewusst gemacht, wie reich wir an materiellen und finanziellen Mitteln sind und wie dankbar wir für unsere Heimat sein können.“

Lichtenberg/Vinschgau - Für die 67 Flüchtlinge aus der Ukraine, die im Vinschgau eine vorübergehende Bleibe gefunden haben, gibt es in den Dorfgemeinschaften große Solidarität. Auf Initiative der Slovakin Martina Wallnöfer, die in Schluderns verheiratet ist, wurde diese Solidarität auch mit einem Grillfest auf dem Lichtenberger Festplatz am 30. Juli sichtbar. Geschäfte in Prad und Schluderns und die Obstgenossenschaft Laas haben dafür Fleisch, Getränke, Brot und Obst gespendet. Die Kommunikation wurde über die russische Sprache, die Wallnöfer beherrscht, bewältigt. Auch die Solidarität unter den Flüchtlingen ist bemerkenswert. Die Flüchtlinge, überwiegend Frauen, sind untereinander gut vernetzt, tauschen sich Dinge des täglichen Bedarfes aus. Vor allem bei Treffen, die die Sprachkurse in den Räumlichkeiten des Vinzenzheimes von Schlanders bei den Barmherzigen Schwestern unter Schwester Agnes Trafoier mit den Sprachlehrerinnen Marianne Pircher und Waltraud Plagg, und auch bei Sprachkursen im GWR in Spondinig bieten, ist der Austausch rege. Weil das Durchschnittseinkommen in der Ukraine in etwa ein Zehntel des Durchschnittseinkommens eines italienischen Staatsbürgers beträgt, lässt die Flüchtlinge nach Preisen für Wolfgang Platter, der mit dem Pfarrgemeinderat von Laas vier Flüchtlinge, darunter die Rechtsanwältin Ella Mykolenko, im Laaser Pfarrhaus betreut, erzählt, dass die anfänglichen Schwierigkeiten mit den stattlichen Geldzahlungen überwunden sind. Zumindest für die nächsten drei Monate. Die Verzögerungen bei der Auszahlung von 300 Euro pro Erwachsenem (150 Euro pro Kind) konnten durch die große Spendenbereitschaft in der Bevölkerung überbrückt werden. Wie andere Unterkünfte wurden jene im Widum Laas über die Gemeinde Laas an das Land und an das Regierungskommissariat gemeldet und über das vom italienischen Roten Kreuz und von Volontarius betreute Erstaufnahmezentrum in Bozen-Süd sind die Flüchtlinge in die gemeldeten Unterkünfte verteilt worden. Südtirolweit sind rund 1700 Flüchtlinge untergebracht. Nicht allen Flüchtlingen ist es so gut gegangen wie in Laas. Aufgrund der Auszahlungsverzögerungen mussten viele Flüchtlinge ihre Unterkunft wechseln, weil die Verpflegung nicht garantiert werden konnte.
Platter weist darauf hin, dass von den 40 Millionen Einwohnern der Ukraine derzeit um die 10 Millionen auf der Flucht sind. Viele flüchten innerhalb der Ukraine vom umkämpften Osten in die Westukraine, viele flüchten in die Nachbarstaaten Polen und Moldawien. Viele haben es in die anderen EU-Staaten geschafft. Alle eint der Wille nach einer raschen Rückkehr, denn die Identifikation mit der Ukraine ist ungebrochen und groß.

Montag, 08 August 2022 13:15

35 Jahre Stauseekatastrophe Martell

Martell/Latsch - Vor 35 Jahren im August 1987 ereignete sich im Martelltal die Stauseekatastrophe. Im Sommer 1987 war es in Südtirol aufgrund der Hitze zur Schmelze des in den höheren Lagen gefallenen Schnees und der Gletscher gekommen. Das viele Schmelzwasser und die vielen Niederschläge füllten den Zufritt- Stausee in Hintermartell. Die Grundschleusen mussten geöffnet werden, sonst wäre der See übergelaufen. Schließlich fiel noch der Strom aus und das Notaggregat funktionierte nicht mehr, sodass die Schleusen sich nicht mehr schließen ließen. Bis diese endlich manuell geschlossen werden konnten waren schon gewaltige Wassermengen ins Tal geschossen.
Besonders in Mitleidenschaft gezogen wurde die Ortschaft Gand, wo einige Familien ihr ganzes Hab und Gut verloren. Es wurde zwar viel Aufbauhilfe geleistet, aber das, was die Flutkatastrophe an Andenken, Erinnerungen, Fotos, Bildern oder persönlichen Sachen aus dem Familienbesitz weggespült hatte konnte den Menschen nicht mehr zurückgeben werden.
Erwin Altstätter war damals Bürgermeister in der Gemeinde Martell. Er sagt: „Eine Flutkatastrophe von diesem Ausmaß hatte Martell noch nie erlebt. Nach dieser Katastrophe wurde sicherheitstechnisch viel getan. Der See wird heute tiefer gehalten um bei evtl. Unwettern zusätzliche Wassermengen aufzufangen. Unter normalen Umständen dürfte sich eine solche Katastrophe wie 1987 in Zukunft nicht mehr wiederholen. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es natürlich nie, die Marteller können jetzt aber ruhig schlafen“.
Die Stauseekatastrophe von 1987 ist bei vielen Martellern, vor allem älteren Menschen aber immer noch im Gedächtnis. Wenn das Wasser im See steigt werden viele von ihnen heute noch nervös. Eine gewisse Angst und Unsicherheit ist bei einigen immer noch vorhanden, auch nach 35 Jahren. (pt)

pr-info Martina Hug

Am 18. und 19. September findet im Schloss Goldrain ein Workshop mit dieser innovativen Gesangstechnik aus Dänemark statt.
Mein Angebot richtet sich sowohl an Anfänger, die ihre Stimme entdecken und kennenlernen wollen, als auch an fortgeschrittene Sänger und Sängerinnen, die bereits einige Gesangs‑, Chor- oder Banderfahrung haben und gezielt an den Stärken und Schwächen ihrer Stimme arbeiten möchten.
Der Workshop bietet einen Überblick über die CVT - Methode und lässt sich in allen Gesangsstilen anwenden.

Kursinhalt
• Die drei Grundprinzipien: Stütze / Twang / Lippen & Kiefer
• Die vier Vocal Modes (Neutral, Curbing, Overdrive, Edge)
• Klangfarben und einzelne Effekte
• Umsetzung der Methode in deinem ausgewählten Musikstück

Die vorgestellten Techniken und Sounds werden praktisch und mit allen Teilnehmern in der Gruppe erprobt.

 

Anmeldung und Infos
www.martinahug.com / www.schloss-goldrain.com
singma@martinahug.com / Tel 0041 79 433 28 02

Montag, 08 August 2022 13:12

50-jähriges Priesterjubiläum

Schnals - Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes“. Dies war der Leitspruch, den Franz Messner bei seiner Priesterweihe vor 50 Jahren wählte. Am Herz-Jesu-Sonntag zitierte die Katharinaberger Pfarrgemeindepräsidentin Petra Trafoier Kneissl diesen Satz als prägend für den Priester, der 1989 die Erzpfarre Unser Frau übernahm, es folgten 1991 Karthaus und 1993 Katharinaberg: „Du hast nie zurückgeschaut.“ Sie würdigte seinen unermüdlichen Einsatz, sein enormes Engagement, auch wenn es nicht immer einfach war. Stets habe Franz Messner nach vorne „gepflügt“ mit neuen Ideen. Sie dankte ihm im Namen aller drei Pfarreien für seine in über 30 Jahren geleistete Arbeit beim Festgottesdienst in Unser Frau. Zelebriert wurde das Hochamt neben dem Pfarrer vom Meraner Dekan Hans Pamer und dem Kapuzinerpater Albert. In seiner Ansprache bezeichnete Dekan Pamer den Pfarrer als „guten Pflüger“, dem er bodenständige Christ:innen wünsche, die ihren Glauben genauso spritzig und mit Humor leben wie der Jubilar. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst vom Schnalser Kirchenchor mit Orchester unter Leitung von Daniel Götsch.
Die Schnalser Gläubigen ließen es sich nicht nehmen, ihren Pfarrer nach der Messe mit der Musikkapelle und Abordnungen von Vereinen und Verbänden zum Festplatz zu begleiten, wo der zweite Teil der Feier stattfand. Pfarrgemeindepräsident Otto Rainer und Bürgermeister Karl J. Rainer würdigten in ihren Ansprachen das Wirken von Franz Messner, insbesondere sein Engagement bei der Sanierung der drei Kirchen und Friedhöfe. Im Mittelpunkt der Reden standen aber auch immer seine menschlichen Qualitäten und sein Humor. Den bewies Franz Messer, als er verriet, was es zu Bischof Ivo Muser sagte, als der ihn fragte, wie eine gute Predigt zu sein hätte: „Eine gute Predigt ist wie ein Minirock, kurz und das Wesentliche umfassend.“ Der Applaus der Schnalser:innen bestätigte, dass ihr Pfarrer sich an diese Regel zumeist gehalten hatte.


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