Lebendige Tradition
Zwei starke, schöne Haflingerpferde ziehen anmutig den schweren PfIug Runde um Runde durch das Feld. Ein heutzutage seltenes BiId, fast wie aus einer anderen Zeit, bietet sich alljährlich im Oktober den Passanten am Lorenzi Acker zwischen Tschirland und Staben.
Der Heimatpflegeverein Naturns/Plaus erhält damit auf dem circa 4000m2 großen Feld neben den Ruinen der St.Laurenzius Kirche nicht nur die Tradition des PfIügens aufrecht, sondern auch den jahrhunderte alten Arbeitsablauf für den Getreideanbau ohne Zuhilfenahme von modernen Hilfsmitteln. Dabei werden die einzelnen Arbeitsgänge so durchgeführt, wie von unseren Vorfahren, die als Selbstversorger auf die Früchte des Bodens angewiesen waren.
In wärmeren Gegenden, wie in Tallagen und auf Berghöfen am Sonnenberg bis auf 1300 m Meereshöhe, können die Ackerfelder zweimal im Jahr geerntet werden, zum Beispiel mit dem Brotgetreide Roggen (auch Korn genannt) als Erstfrucht und dem Buchweizen als Zweitfrucht. Um dies zeitlich zu ermöglichen, wird im Lorenzi Acker der winterharte Roggen schon im Oktober im gepflügten Acker von Hand gesät und mit der Egge zugedeckt. Die Saat geht noch vor dem Wintereinbruch auf, sodass sie im folgendem Jahr sehr früh weiter wächst und in der 1. Juliwoche reif ist. Diese Ernte wird von den Mitglieder des Heimatpflegevereins und freiwilligen Helfern geschnitten und anschließend mit einem gemeinsamen Essen gefeiert. Die gewonnene Ernte trocknet auf Kornhockern im Acker aus und wird dann zum Dreschen gebracht.
Bis Jakobi (25.Juli) kann dann der Buchweizen als Zweitfrucht eingesät werden. Im Vergleich zu anderen Ackerfrüchten hat dieser eine kurze Vegetationszeit von ca. 10 Wochen und ist bereits anfangs Oktober schnittreif. Somit ist die Ackerfläche nach der Ernte des Buchweizens wieder für die Einsaat des Roggens frei und der Arbeitszyklus beginnt aufs Neue.
Der Ertrag, der auf diese Weise gewonnen wird, ist deutlich geringer im Vergleich zudem, was unter Zuhilfenahme von modernen Maschinen und unter Zugabe von Kunstdünger erreicht werden kann. Die Bestellung des Feldes auf ursprüngliche Art und Weise bringt auch Vorteile mit sich: Die Bearbeitung ist für den Boden schonender , da die Pferde die Erde weniger verdichten als die Traktoren und im Gegensatz zu schweren Maschinen, kann der PfIug auch bei sehr nassem Boden angewendet werden.
Für den Heimatpflegeverein, der diesen Brauch aufrechterhilt, steht dabei vor allem die Bewahrung des traditionellen Wissens um den Ackerbau im Vordergrund und damit das kulturelle Erbe und die Traditionen unserer Heimat zu bewahren.