Erstes „Dorfgespräch“ im Val Müstair
Teilnehmer bei der Begrüssung durch die Gemeindepräsidentin Gabriella Binkert Becchetti
Erstes „Dorfgespräch“ im Val Müstair - grosse Beteiligung und lebhafte Diskussionen: Auf Einladung der Gemeinde Val Müstair fand am Samstag, 25. Oktober 2025, das erste „Dorfgespräch“ statt – ein Workshop, der von EspaceSuisse, dem Schweizerischen Verband für Raumplanung und Umweltfragen, moderiert wurde. Ziel der Veranstaltung war es, die Bevölkerung für anstehende Veränderungen im Tal zu sensibilisieren, Chancen und Risiken realistisch einzuschätzen und gemeinsam Entwicklungsziele zu formulieren.
Die Einladung stiess auf unerwartet grosses Interesse: 62 Einheimische – darunter erfreulich viele der jüngeren Generation – folgten dem Aufruf und beteiligten sich engagiert an den Diskussionen. In kleinen Arbeitsgruppen zu jeweils fünf bis sechs Personen wurden zentrale Fragen erörtert: Was macht unser Tal einzigartig? Warum ziehen Menschen weg – und was könnte sie zur Rückkehr bewegen? Wie funktioniert die Dorfgemeinschaft, wo gibt es Verbesserungsbedarf?
Ein wichtiges Thema war der steigende Anteil an Zweitwohnungen. Während ihr Anteil 2013 noch bei rund 32 Prozent lag, beträgt er heute bereits 48,5 Prozent. Damit verbunden ist ein akuter Mangel an bezahlbarem Wohnraum, insbesondere für junge Menschen und Familien. In den Diskussionen wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass alte Häuser leer stehen, während gleichzeitig neue gebaut werden – ein Widerspruch, der zum Nachdenken anregt.
Für lebhafte Gespräche sorgten auch die etwas provokativen Fragen zu einem autofreien Sta. Maria und der Idee, einen Testlauf möglicherweise bereits im nächsten Jahr durchzuführen. Obwohl in der Einladung darauf hingewiesen wurde, dass es beim «Dorfgespräch» nicht um die vom Kanton festgelegte Strassenführung der Umfahrung Sta. Maria geht, sondern um Themen wie Lebensqualität und öffentliche Räume, führten diesen Fragen dazu, dass die Umfahrung Sta. Maria zur Sprache kam. Insbesondere die Einwohner*innen von Sta. Maria erwähnten erneut das schon oft diskutierte Ampelsystem und den Einbezug der Umbrailpass-Strasse in die Umfahrung.
Zum Abschluss präsentierten die Gruppen ihre Ergebnisse im Plenum. Diese sollen nun ausgewertet und in die weitere Entwicklungsplanung des Tales einfliessen. Die Gemeinde zeigte sich erfreut über das grosse Interesse und das konstruktive Engagement der Teilnehmenden.