Leserbriefe 23-2025
Ob ich alle Bräuche brauche?
Freitag, der 31. Oktober - abends. Wir sitzen beim Abendessen, als jemand lange an unserer Haustür läutet. Wir hören Gelächter. Da unsere ältere Tochter (5) sich vor Gruselgestalten fürchtet, entscheiden wir uns die Tür nicht zu öffnen, um den Halloweenfans zu erklären, dass wir bei diesem Brauch nicht mitmachen und es bei uns keine Süßigkeiten gibt. Es wird wiederholt übertrieben lange geläutet, bis beide unsere Töchter (5 und 3) weinen, weil es ihnen zu laut ist und sie nicht verstehen was vor sich geht. Schließlich hören wir Schritte, die uns sagen, dass unser Besuch nun wieder geht. Am Ende noch ein kurzes, eigenartiges Geräusch. Nachdem sich unsere Mädels wieder beruhigt haben, gehen wir vors Haus. Schon beim Öffnen der Tür, sieht und riecht man bereits den Abschiedsgruß. Eiermasse rinnt an der Haustür herab und ist wunderbar über unseren Eingangsbereich verspritzt. An den darauffolgenden Tagen erfahren wir durch Gespräche mit Nachbarn, dass auch bei ihnen diese lieben Grüße verteilt wurden. Keiner von den Betroffenen fand es lustig. Jeder, der jetzt einwenden möchte es ist nur ein Scherz. – Bitte an der eigenen Hausmauer und Tür versuchen.
Es steht jedem frei die verschiedensten Bräuche zu pflegen. Wir haben nichts gegen das Verkleiden. Auch steht es den Gruselfans gerne zu ihr Glück an jeder Tür zu versuchen, indem sie dort läuten. Wir werden unseren Kindern das Verkleiden zu Halloween nicht verbieten, wenn sie in dem Alter sind und das möchten. Was wir ihnen aber bereits jetzt versuchen beizubringen ist, dass man das Eigentum von anderen Personen respektiert und dass die mutwillige Beschädigung Konsequenzen hat.
Melanie Unterholzner & Johannes Kaserer
Ernennung nicht irgendwann, sondern sofort!
Der Südtiroler Seniorenbund schlägt Alarm: Zwei Jahre nach Inkrafttreten des Landesgesetzes „Aktives Altern“ (Nr. 12 vom 6. Oktober 2022) ist die im Artikel 14 vorgesehene Einrichtung einer Seniorenanwaltschaft immer noch nicht umgesetzt worden.
Am 28. Oktober fand in Bozen die Sitzung des Südtiroler Seniorenbundes statt – unter dem Vorsitz von Otto von Dellemann und mit den Vorsitzenden von 18 Organisationen und Verbänden, die in Südtirol im Seniorenbereich tätig sind. Hauptthema war der seit Jahren ausstehende Seniorenanwalt.
Die Vertreterinnen und Vertreter des Seniorenbundes waren sich einig: Die Ernennung des Seniorenanwalts darf nicht länger hinausgezögert werden! In einem einstimmigen Beschluss fordern sie die sofortige Einsetzung einer unabhängigen, eigenständigen und weisungsfreien Seniorenanwaltschaft, die den Rechten, Anliegen und Bedürfnissen älterer Menschen endlich die notwendige Stimme gibt. Die/der Seniorenanwalt/in muss – analog und gleichgestellt mit der Kinder- und Jugendanwältin – mit klar definierten Kompetenzen ausgestattet sein. Er/Sie soll unabhängig und nicht weisungsgebunden agieren, als direkte Anlaufstelle für Seniorinnen und Senioren dienen und umfassend tätig werden, insbesondere bei Konflikten mit Angehörigen, in Fragen der Betreuung und Pflege, bei Problemen in Seniorenwohnheimen oder mit Behörden.
Der Südtiroler Seniorenbund fordert auf, unverzüglich zu handeln und die/den Seniorenanwalt/in zu ernennen. „Die ältere Generation verdient Respekt, Schutz und eine starke Stimme. Jetzt ist es höchste Zeit zu handeln – nicht irgendwann, sondern sofort!“
Otto von Dellemann
Vorsitzender Südtiroler Seniorenbund
Verkehrsinseln sollten frei bleiben!
In Vetzan wurde kürzlich auf einer Verkehrsinsel ein Kunstwerk installiert – eine schöne Idee, die den Ort bereichern soll. Ohne den künstlerischen Wert in Frage zu stellen, sollte man jedoch auch an die Verkehrssicherheit denken. Verkehrsinseln haben einen klaren Zweck: Sie regeln den Verkehr und schützen die Autofahrer. Werden sie mit Monumenten oder Kunstwerken bebaut, können sie leicht zur Gefahr werden. Vor zwei Wochen In Asiago kam es tragischerweise zu einem Unfall, bei dem drei junge Menschen starben, nachdem ihr Auto gegen einen Brunnen auf einer Verkehrsinsel prallte; ohne Brunnen vielleicht würdes sie noch leben! Noch ein Beispiel: Vor einiger Zeit In Latsch hat ein Autofahrer in der Nacht die nur mit Blumen geschmückte Verkehrinsel überfahren, das Auto wurde schwer beschädigt, doch der Lenker blieb unverletzt. Vielleicht sollte Kunst dort stehen, wo sie sicher bewundert werden kann – auf Plätzen, in Parks oder in Fußgängerzonen. Verkehrsinseln dagegen sollten frei und übersichtlich bleiben, damit sie tun können, wofür sie gedacht sind: Sicherheit geben, nicht ablenken.
Beppe Calanducci, Schlanders
„Die olte Keschtnpfonn
Dr Summr isch iatz ummr,
die reifn Igl kugln vo die Bam,
plotzn au und aussr kemmn
gold-braune Keschtn, groass und kloan.
Die Naandl in dr Herbstsunn‘ sitzt
und an haufen Keschtn ritzt.
In Kuchlherd isch schun a Gluat
und wenn‘s Fuir nãr schian brennen tuat,
weard unmol in Johr verwendet dann,
dia kohlrabn-schwarze Keschtnpfann‘!
Franz Angerer Kortsch
Weg zu den „Schweinböden“
Zu die „Schweinbödn“ weard a Weg gebaut,
der an Toal von sensibler Natur versaut.
Vor Johrn hot man den nit bauen glossn,
und iaz decht wiedr, i konn´s nit fossn.
Wer braucht den Weg, wer will den hobn,
dass man muas den holbn Berg umgrobn?
Wer hot des genehmigt, wos isch do passiert,
odr hot do jemand epes drfür kassiert?
I will´s nit hoffn, weil sel war nit legal.
Odr isch ihmene die Natur schlicht egal?
Bleib zu hoffn, es weard nit sou schlimm
und dass i decht nu zu fuaß aui kimm.
Und die Moral von der Gschicht:
I brauch den Weg sichr nicht.
Norbert Kofler, Prad
HAIKU – Gedicht
Leichter Frost im Tal –
glitzernd verdampft er
auf Schafrücken.
©Helga Maria Gorfer
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