Cortenstahlkörper erweitert CulturForum
Es ist ein kleiner Zubau mit großem Mehrwert. Die Rede ist vom Erweiterungsbau am CulturForum in Latsch – nur einen Steinwurf vom Bahnhof entfernt. Einen Cortenstahlkörper hat Architekt Micheal Reichegger von der Architekturgemeinschaft 15 in Schlanders geplant, einen separaten Baukörper, der sich harmonisch an das bestehende Gebäude schmiegt, so als ob er immer Teil desselben gewesen wäre. Kein Bruch, sondern ein Fortführen der architektonischen
Handschrift des CulturForums, ist das Projekt. Das dominierende Material, Cortenstahl, tritt in Dialog mit dem bestehenden Gebäude und war Inspiration für den Zubau. „Eigentlich ging es um Fluchtwege“, erklärt Architekt Michael Reichegger dem Vinschgerwind, „und um mehrere, notwendig gewordene, brandschutztechnische Anpassungen.“ Das war die Ausgangslage.
„In diesem Zuge haben wir dann die Erweiterung geplant“, erklären Kulturreferentin Maria Kuppelwieser und
Bürgermeister Mauro Dalla Barba. Das war vor ca. acht Jahren. Dalla Barba war damals Kulturreferent, Kuppelwieser die Obfrau der Bürgerkapelle Latsch. Beim Bau des Probelokals in den 1990er-Jahren wurde dieses für rund 45 Personen konzipiert – mittlerweile „sind wir 60 Musikantinnen und Musikanten.“
Der Wunsch lautete deshalb: mehr Platz und eine bessere Raumqualität. Die architektonische Antwort auf den Erweiterungswunsch und die notwendigen Anpassungen fand Reichegger in einem Cortenstahlkörper, einem ästhetischen Blickfang, der neuen Raum geschaffen hat und der gleichzeitig allen gesetzlichen Notwendigkeiten nachkommt. „Wir haben einfach die Funktionen um den Bestand herum, hinter einer Stahlhülle, angeordnet.“ Eine geniale Symbiose aus Funktion und Ästhetik ist gelungen. Durch den Zubau hat die Bürgerkapelle Latsch einen eigenen Zugang
zum Problelokal bekommen. Und: eine offene Regalwand zur Aufbewahrung der Instrumentenkoffer. Der Zubau ist damit maßgeschneiderte Architektur für seine Nutzerinnen und Nutzer. Wertvoller Stauraum ist dadurch entstanden Stauraum, den man nie hatte. Denn die Koffer für die Instrumente standen im Proberaum herum und nahmen viel Platz weg. Nun wurde im Problelokal Platz geschaffen - Platz und Luft. Denn auch dem Wunsch nach einer Lüftung kam man nach.
Vergrößert wurde im Zuge der Erweiterung auch das bestehende Stübele der Bürgerkapelle Latsch mit einem kleinen Aufenthaltsraum. Ein Raum für Begegnungen und geselliges Beisammensein, ein Raum für das Vereinsleben, ist dadurch entstanden. Samt Akustikdecke. Während außen Stahl dominiert, hat im Inneren Holz seinen Auftritt. Auf Eichenboden fiel die Wahl. Die Möbel sind hingegen in Lärche gehalten, „weil Lärche im Bestand vorhanden war“, erklärt
Reichegger. Fluchtwege wurden auch im Kellergeschoss eingebaut, die Treppe mit einem Podest versehen und auch ein Treppenlift eingebaut. Der Fraktionssaal im 1. Stock hat durch den Zubau eine großzügige Terrasse bekommen, einen Außenbereich, der Platz zum Verweilen bietet. Zwischen Fraktionssaal und Küche wurde eine notwendige Brandschutzwand realisiert, die mit einer Brandschutztür und einer Durchreiche ausgestattet wurde. In die Reihe der Optimierungsmaßnahmen stellt sich noch etwas: Endlich haben auch die Mülleimer an der Außenmauer des CulturForums eine Heimat gefunden. „Diese sind in einem kleinen Raum im Zubau verräumt“, sagt Kuppelwieser. Der Gehsteig zum Bahnhof ist intakt geblieben. Realisiert wurde der Zubau im Zeitraum von September 2024 bis Juli 2025. Zur Erinnerung: 2011 wurde das CulturForum Latsch feierlich eingeweiht. 30 Jahre lang hat es gedauert, bis das Bauvorhaben realisiert wurde. Die architektonische Formel von Architekt Werner Pircher lautete damals: Weniger ist mehr. Funktionell und bescheiden wurde es ausgerichtet. Genau das ist mit der Erweiterung nun fortgeführt worden.




