Der Landesnaturpark Texelgruppe - Sonderausstellung Schmetterlinge in Naturns
Westfassade des Naturparkhauses Texelgruppe in Naturns: Wasser und Licht sind im Naturpark Texelgruppe wichtige ökologische Gestaltungselemente. Architectual Project - Area Architetti Associati (Roberto Pauro, Andrea Fregoni und Noemi Venturelli) haben als Sieger des Architekturwettbewerbes und Planer des Naturparkhauses Texelgruppe in Naturns mit ihren Fassaden-Entwürfen die beiden Elemente Waser und Licht mutig und gekonnt auch auf den Bernhardin Astfäller-Platz übertragen. Foto: Amt für Natur Sara Cretti
Der Naturpark Texelgruppe ist mit 33.430 Hektaren der größte der sieben Südtiroler Landesnaturparke. Er wurde im Jahr 1976 ausgewiesen und kann somit im kommenden Jahr 2026 sein 50-Jahr-Jubiläum begehen. Seit Juni 2023 gibt es am westlichen Dorfausgang von Naturns den Bernhardin Astfäller-Platz und seit März 2024 ist auf diesem Platz das neue und attraktive Besucherzentrum zum Naturpark Texelgruppe für Interessierte zugänglich. Bernhardin Astfäller war ein Lehrer und Schmetterlingsforscher (1879-1964), der in Naturns wirkte und begraben liegt. Astfäller hat 1925 im Schnalstal einen Nachtfalter der Gattung Antitype aus der Familie der Eulen gefunden und beschrieben, der in der Folge von verschiedenen Schmetterlingsexperten als eigene Art oder als Unterart mit Antitype suda astfaelleri nach ihm benannt wurde. Grund genug, dem Schmetterlingsforscher Bernhardin Astfäller im Naturnser Naturparkhaus die derzeitige Sonderausstellung zu den Schmetterlingen zu widmen und eine Sonderwand Bernhardin Astfäller einzurichten.
Der Naturpark Texelgruppe
Der Naturpark Texelgruppe umfasst die ausgedehnte Hochgebirgslandschaft nordwestlich von Meran in ihrer großen Höhenamplitude von 525 Metern über dem Meer bei Rabland bis 3.337 m am Roteck. Im Westen wird der Naturpark Texelgruppe vom Schnalstal, im Osten vom Passeiertal begrenzt, im Norden vom Alpenhauptkamm der Ötztaler Berge und im Süden vom Vinschgauer Sonnenberg. Die acht Gemeinden Schnals, Naturns, Partschins, Algund, Tirol, Riffian, St. Martin in Passeier und Moos in Passeier haben Flächenanteile am Naturpark. Wegen seiner großen Höhenamplitude beherbergt der Naturpark Texelgruppe nicht nur die höchstgelegenen, dauerbewirtschafteten Bergbauernhöfe als wertvolle Elemente der alpinen Kulturlandschaft mit unterschiedlichen Nutzungsformen vom Weinbau bis zur Schafhaltung, sondern auch Floren- und Faunen-Elemente vom submediterranen Einschlag bis zu den Überlebenskünstlern der Nivalstufe im Gletschervorfeld.
Geologie
Geographisch gehört der Naturpark Texelgruppe zu den Zentralalpen. Geologisch wird er von verschiedenen Umwandlungsgesteinen gebildet. Der Ursprung dieser metamorphen Gesteine geht auf ältere Ablagerungsgesteine aus dem Erdaltertum (von etwa 580 Millionen Jahren zurück. Eines dieser Gesteine wird als „Ötztaler Kristallin“ bezeichnet. Es baut den Hauptkamm nördlich von Karthaus bis zum Pfossentaler Eishof ostwärts auf. Das „Stubaier Kristallin“ bildet hingegen die Umgebung des Timmelsjoches. Hauptgesteinsarten in diesen Gebirgsbereichen sind Gneise, Granatglimmerschiefer, Quarzite und Marmor. Südlich der Linie Karthaus – Lodnerhütte – Pfelders erstreckt sich die „Zone der Alten Gneise“. In ihr dominieren rostrote Phyllite und Schiefer, sowie hellere Granitgneise und gelegentlich dunkle Amphibolitstöcke. Vom Tschigat (3.000 m) bis zur Mündung des Schnalstals ragt ein mächtiges, teilweise vergneistes Biotitgranitlager hervor, das als „Tschigat-Granitgneis“ bezeichnet wird. Der Schneebergzug schiebt sich, von Sterzing kommend, über den Grenzbereich zwischen dem Ötztaler Kristallin und der Zone der Alten Gneise. Dieser Schneebergzug baut nördlich von Pfelders den Gurgler Hauptkamm (mit der Hohen Wilde, 3482 m) bis oberhalb des Eishofes auf und keilt im Süden des Lodners (3.219 m) aus. Seine Hauptbestandteile sind die mineralreichen Biotitglimmerschiefer. Als Gesteinsbausteine wurden an die 70 Mineralien nachgewiesen. Dunkelrote Granate sind etwa namensgebend für den Granatkogel im Seebertal. Am Rande des Schneebergzuges stehen helle Marmorblöcke und Kalkphyllite im Kontrast zu dunklen Schiefern, wie sie an der Nordflanke des Pfelderer Tales, an der Hohen Weißen und am Lodner zu sehen sind.
Wasser und Eis
Gletscher haben auch die Landschaft der Texelgruppe geformt. Im Jahr 2022 gab es im Naturpark Texelgruppe 47 Eisfelder. Sie bedeckten mehr als 900 Hektar und damit knapp 3% der Parkfläche. Mit fast 190 Hektar (2022) ist der Similaungletscher in der Nordwest-Ecke des Parkes der größte Gletscher. An seiner Ostflanke ist 1991 der Ötzi ausgeeist.
Die zahlreichen Seen der Texelgruppe verdanken ihre Entstehung den Gletschern. Das Gletschereis hat Felsbecken ausgeschürft. Die Kare wurden durch Moränen abgeriegelt. Am bekanntesten ist die Spronser Seenplatte mit zehn Seen unterschiedlicher Färbung in einer Höhe zwischen 2.117 und 2.589 Metern im südöstlichen Teil des Naturparkes. Der größte der Spronser Seen ist der Langsee auf 2.384 m mit 20,05 ha Fläche.
Auf die Flora und Fauna der Texelgruppe kann ich aus Platzgründen in dieser Zeitungsnummer nicht eingehen. Davon ein anderes Mal.
Der Meraner Höhenweg
Eine Besonderheit im Naturpark Texelgruppe ist der Meraner Höhenweg. Er umrundet die Texelgruppe auf einer Länge von etwa 120 Kilometern. In den Alpen gibt es zahlreiche Fernwanderwege, doch seltener Rundwanderwege. In den Meraner Höhenweg kann an jedem beliebigen Punkt eingestiegen werden. In 5-6 Tagestouren kann die Umrundung des Naturschutzgebietes bewältigt werden. Dabei führt der Weg von den Intensivkulturen der Talsohle über die Almen bis zu den schnee- und eisbedeckten Dreitausendern.
In memoriam Bernhardin Astfäller
Die Geschwister Martin und Irmgard Kristanell haben als seine verwandtschaftlichen Nachfahren dem Naturparkhaus Texelgruppe Naturns dokumentarisch wertvolle historische Schaukästen von Bernhardin Astfäller für eine derzeit laufende Sonderausstellung „bye bye butterlfly“ zur Verfügung gestellt. Der Vinschgauer Sonnenberg mit seinen verschiedenen Mosaiken von Lebensräumen, Futterpflanzen, Höhenbereichen und extensiven Nutzungen war ein artenreiches Schmetterlingsbiotop und das Forschungsgebiet des Naturnser Lehrers. Die Untersuchungen der Innsbrucker Schmetterlingsforscher Peter Huemer und Gerhard Tarmann in unserer Jetztzeit belegen, dass Abtrift und Aerosole die Artenfülle der Schmetterlinge schmälern.
Ausgeflattert?
Klaus Hellriegl gibt in der „Roten Liste gefährdeter Tierarten Südtirols“ (Herausgeber Abteilung für Landschafts- und Naturschutz der Autonomen Provinz Bozen/Südtirol, 1994) 3.200 in Südtirol nachgewiesene Arten von Schmetterlinge an. Den Begleittexten und Schaubildern im Naturnser Naturparkhaus ist zu entnehmen, dass davon 185 Arten zu den Tagfaltern gehören. 39,5 % der Arten sind gefährdet oder nahe gefährdet. Elf Arten werden als ausgestorben geführt. Die intensivere Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen genutzten Kulturflächen vermindert die Anzahl der Futterpflanzen für die Raupen als Fressstadium in der Metamorphose der Schmetterlinge. Der Verlust von Individuen und Arten bedeutet das Verschwinden der genetischen Informationen von hunderten Millionen Jahren.
Jetzt im Herbst bleibt das Naturparkhaus Texelgruppe in Naturns noch bis einschließlich Samstag, 29. November geöffnet. Im Frühjahr öffnet es wieder am Dienstag, 3. Mai 2026.
Es ist natürlich ein Zufall, dass die Umrisskarte des Naturparks Texelgruppe eine Schmetterlingsform aufweist. Aus dem Wandbild kann man die jeweiligen Prozentanteile der acht Gemeinden an der Fläche des Naturparkes ablesen. Foto: Annamaria Gapp
Der Admiral ist ein Wanderfalter, der jedes Jahr aus dem Süden nach Mittel- und Nordeuropa einfliegt. In der modernen Schmetterlingsforschung werden die Wanderrouten genau rekonstruiert: Das deutsche ICARUS-Projekt stattet Schmetterlinge mit winzigen Radiosendern am Körper aus, um ihre Position über Satelliten zu bestimmen.
Eine Innenansicht des Naturparkhauses mit der Themenwand „Wasser“ und Ausschnitten zum Lebensraum „Wald“.
Historischer Sammelkasten von Bernhardin Astfäller mit einheimischen und exotischen Schmetterlingen
- Es ist natürlich ein Zufall, dass die Umrisskarte des Naturparks Texelgruppe eine Schmetterlingsform aufweist. Aus dem Wandbild kann man die jeweiligen Prozentanteile der acht Gemeinden an der Fläche des Naturparkes ablesen. Foto: Annamaria Gapp
- Der Admiral ist ein Wanderfalter, der jedes Jahr aus dem Süden nach Mittel- und Nordeuropa einfliegt. In der modernen Schmetterlingsforschung werden die Wanderrouten genau rekonstruiert: Das deutsche ICARUS-Projekt stattet Schmetterlinge mit winzigen Radiosendern am Körper aus, um ihre Position über Satelliten zu bestimmen.
- Eine Innenansicht des Naturparkhauses mit der Themenwand „Wasser“ und Ausschnitten zum Lebensraum „Wald“.
- Historischer Sammelkasten von Bernhardin Astfäller mit einheimischen und exotischen Schmetterlingen