„Wir helfen, wo wir helfen können“, ...
Das Ehepaar erlebt 1989 hautnah den Mauerfall, wandert nach Westdeutschland aus und verbringt ihr Leben in Bremen. Sie entschließen sich aus dem sich rasant drehenden Hamsterrad auszusteigen und überlegen ihr Leben anders zu gestalten. Eher zufällig kommen sie erstmals nach Südtirol und leben seit Anfang 2021 in Vetzan. Sie danken allen herzlichst, die sie hier so freundlich und offen aufgenommen haben.
Bunt und farbenfroh ist ihr Leben, Kerstin und Peter Wenzel, beide 1964 in Zittau/Sachsen geboren, leben heute in Vetzan
Kerstin und Peter wachsen beide in schwierigen Familienverhältnissen auf. Sie müssen früh auf eigenen Beinen stehen und gehen, oft allein gelassen, ihren Weg. Sie wachsen in derselben Stadt auf, begegnen sie sich erst mit 18. Kerstin arbeitet nach ihrer Ausbildung zur Operationsschwester im Op eines Krankenhauses. Peter studiert Energietechnik an der Uni in Dresden. Nach ihrer Hochzeit zieht Kerstin zu ihm. Gemeinsam erleben sie diese Zeit als wahre Befreiung. Sie begeistern sich für musikalische und kulturelle Veranstaltungen und teilen dieses Interesse bis heute. Im Herbst 1989, vor dem Mauerfall, sind sie in Dresden mitten in den protestierenden Menschenmengen. Aus Angst, diese offene Tür und deren Möglichkeiten schließt sich bald wieder, verlassen sie die damalige DDR. Zufälle und Freunde bringen zunächst Kerstin allein nach Bremen. Sie erhält sofort eine Stelle als Op-Schwester in einem katholischen Krankenhaus. Peter kommt kurze Zeit später nach. Der Familienwunsch blieb ihnen leider verwehrt. Dafür steckten beide ihre Leidenschaft und ihr Herzblut in ihre Arbeit. Kerstin hatte bis vor fünf Jahren die Leitung eines Zentral-OPs im Krankenhaus inne. Eine fordernde Position mit Anwesenheits-Bereitschaften und Tagen, an denen 24 h operiert wurde. Ihre freie Zeit schenkte sie gerne ehrenamtlich Senioren im nahegelegenen Heim. Peter erhielt 1990 eine Arbeitsstelle als Projektingenieur in einem Familienbetrieb mit 130 Mitarbeitern. Der noch Unerfahrene wollte mit seiner Freude an Technik und Menschen, seinem Interesse an Unternehmensfragen, etwas gestalten. Durch seinen Ehrgeiz und viel persönlichen Einsatz kam er schnell weiter. Er übernahm 1995 das Technische Büro und war bald Geschäftsführender Gesellschafter, gemeinsam mit einem kaufmännischen Partner aus der Gründerfamilie. Gemeinsam bildeten sie die 3. Unternehmergeneration. Trotz wenig freier Zeit engagierte auch Peter sich ehrenamtlich in verschiedensten Stellen, wie beim Verein Deutscher Ingenieure und im „Rotary“, einem Wohltätigkeitsverein. Peter legte viel Leidenschaft und unzählige Arbeitsstunden in seinen Beruf. 2015 war er eines Tages „eher tot als lebendig“ wie Kerstin sagt. Nach einer Auszeit, geht er in den Beruf zurück, findet im Unternehmen einen Nachfolger und verlässt Ende 2020 beruhigt die Firma. Das Ehepaar möchte den neuen Lebensabschnitt mehr in der Natur und vielen Sonnenstunden verbringen. Sie sind neugierig auf ein Leben abseits ihrer bisherigen Berufe, auf eine neue Lebensumgebung und neue Erfahrungen. Eher zufällig kommen sie erstmals nach Südtirol. Geschäftlich hatte Peter bereits 2012 mit dem damaligen Chef der Firma OHB in Bremen zu tun, der gleichzeitig Besitzer von Schloss Annenberg oberhalb Vetzan war. Zufall oder Schicksal?
In Vetzan wurde das Kondominium Winklerhof gebaut. Auswärtige kauften sich eine Zweitwohnung und nutzten sie als Feriendomizil. Für das Ehepaar Wenzel war klar, wenn, dann ziehen sie fix hierher. Sie möchten mit den Menschen im Dorf leben und sich integrieren. Nur ein kleiner treuer Freundeskreis und die beiden Patenkinder verbinden sie noch mit Bremen. Sie bewältigten viele Herausforderungen in ihrem Leben mit dem gegenseitigen Rückhalt, egal wie, wir bekommen das gemeinsam hin. So auch den Umzug Anfang 2021. Im April 2022 erfüllte sich das Ehepaar einen Traum und startete eine dreimonatige Radtour von Vetzan bis nach Sizilien. Sie sind gern mit dem Rad oder zu Fuß am Berg unterwegs. Sie lieben die Geselligkeit und die Gespräche mit den Menschen im Dorf, interessieren sich für das Geschehen und die Vereine, für Traditionen und Geschichte. Viel Zeit verbringen sie mit ehrenamtlichen Tätigkeiten. Es beeindruckt beide, dass das Ehrenamt und die Vereinsarbeit hier so wunderbar gelebt werden. Uneigennützig dazu beizutragen und ein Teil davon zu sein, ist ihnen wichtig. Sie sagen, sie hatten viel Glück im Leben und möchten deshalb der Gemeinschaft etwas zurück geben. Das sind verschiedenste Nachbarschaftshilfen, Engagement in den Vereinen, Freundschaftshilfe bei der Ernte und verschiedene Arbeiten im Garten. Dadurch sind inzwischen wertvolle Freundschaften entstanden.
Ihr Leben war früher notwendigerweise sehr strukturiert, mit vielen Arbeitsstunden verplant. Ihre heutige Spontanität lernten sie in Südtirol kennen und sind froh darüber, diese Spontanität leben zu können. Die Wahlvinschger leben gern mit den Menschen im Dorf und in der Gemeinde. Sie wollen gerne bleiben. Für Kerstin und Peter ist Heimat dort wo das Herz ist, und dieses ist jetzt in Vetzan.