Schule: tragfähige Lösungen finden!

©SBO: Mittelschule Leifers bei einem Schule am Bauernhof Besuch auf dem Flachenhof in Ritten. ©SBO: Mittelschule Leifers bei einem Schule am Bauernhof Besuch auf dem Flachenhof in Ritten.

Außerschulische Bildungsangebote in Gefahr – Organisationen fordern lösungsorientiertes Handeln zum Wohl der Schülerinnen und Schüler.

Mit großem Bedauern nehmen Institutionen, Verbände und Organisationen zur Kenntnis, dass im kommenden Schuljahr Projekte, Ausflüge und bildungsnahe Angebote möglicherweise nicht stattfinden können, da das Lehrpersonal nicht mehr bereit ist, diese umzusetzen. „Wir haben Verständnis für die Anliegen der Lehrpersonen, doch arbeitsrechtliche Fragen dürfen nicht zulasten der Schülerinnen und Schüler ausgetragen werden“, betont Landesbäuerin Antonia Egger. „Die Verantwortlichen aus Politik und der Landesverwaltung sowie die Gewerkschaften des Lehrpersonals müssen gemeinsam alternative Lösungen finden, die die Schülerinnen und Schüler nicht in ihrer Entwicklung einschränken.“

Gerade die außerschulischen Angebote sind ein wesentlicher Bestandteil ganzheitlicher Bildung. Sie ermöglichen einen abwechslungsreichen Unterricht und fördern sowohl die geistige als auch die persönliche Entwicklung junger Menschen, so die Landesbäuerin Egger weiter: „Besonders betroffen sind bewährte Bildungsinitiativen wie Schule am Bauernhof, die durch die aktuelle Situation infrage gestellt werden.” Der Wegfall dieser Aktivitäten bedeutet einen Rückschritt im Bildungswesen. Schule ist mehr als nur Unterricht im Klassenzimmer – sie bietet Raum für Entfaltung und Persönlichkeitsbildung auch außerhalb davon.

Diese Einschätzung teilen zahlreiche Vertreter von Verbänden, Organisationen und Institutionen, die seit Jahren eng mit den Schulen zusammenarbeiten. Ihr gemeinsames Ziel: Schülerinnen und Schüler mit qualitativ hochwertigen Projekten zu begleiten und in ihrer Entfaltung zu stärken.

Alfred Aberer, Generalsekretär der Handelskammer betont: „Das Land Südtirol und die Handelskammer setzen Projekte wie die Berufswettbewerbe Worldskills und das Talentcenter im Interesse der Allgemeinheit um. Wenn diese Initiativen von den Schulen nicht mehr unterstützt werden können, ist der Schaden für die Jugendlichen groß. Die öffentliche Hand setzt viel Geld für Initiativen mit den Jugendlichen ein und möchte, dass diese Mittel auch ankommen.“

Christa Ladurner vom Forum Prävention stuft ebenfalls die Zusammenarbeit zwischen privaten Organisationen und der Schule als wichtig ein: “In einer sich immer schneller transformierenden Welt kann zeitgemäße Bildung kaum auf die Kooperation mit externen Fachleuten verzichten. Wichtig ist jedoch, dass die Angebote wissenschaftsbasiert sind. Das Forum Prävention setzt dabei auf Multiplikatoren-Schulungen sowie punktuellen Maßnahmen für Schülerinnen und Schüler in Kombination mit Elternabenden und Fortbildungen für Lehrpersonen. So können breit gefächerte Präventionsansätze vorangetragen werden.“

Ebenso richtet lvh-Präsident Martin Haller einen Appell an die politischen Entscheidungsträger: „Es braucht rasch eine tragfähige Lösung.“ Zugleich ruft er das Lehrpersonal dazu auf, alternative Formen der Auseinandersetzung zu wählen, die die Interessen der Kinder und Jugendlichen nicht gefährden: „Streiks auf dem Rücken der Schülerinnen und Schüler sind aus unserer Sicht nicht der richtige Weg.“ Der Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister (lvh.apa) bringt sich seit Jahren mit zahlreichen Projekten wie Erlebniswelt Baustelle, Betriebsbesichtigungen oder Abenteuer Handwerk aktiv in die Berufsorientierung ein. Diese praxisnahen Einblicke in die Arbeitswelt fördern das Verständnis für handwerkliche Berufe und schaffen wertvolle Verbindungen zwischen Schule und Wirtschaft.

Und auch Benni Troi, Sprecher für Kinder- und Jugendtheater im Südtiroler Theaterverband, unterstreicht: „Wo Kinder auf der Bühne stehen, lernen sie, im Leben zu bestehen. Theater ist kein Zusatz – es ist ein Möglichkeitsraum, der jungen Menschen Stimme, Haltung und die Erfahrung echter Teilhabe an unserer Gesellschaft schenkt!“

HGV-Präsident Manfred Pinzger hebt die Bedeutung solcher Maßnahmen hervor: „In einer Zeit, in der Jugendliche vor immer komplexeren Entscheidungen – insbesondere beim Übergang von der Schule in die Berufswelt – stehen, bieten diese Projekte frühzeitig Orientierung. Die direkte Begegnung mit Unternehmen, Mitarbeitenden und Auszubildenden schafft Motivation und eröffnet konkrete Einblicke in die regionale Wirtschaft.“ Der Hoteliers- und Gastwirteverband und die Hoteliers- und Gastwirtejugend organisieren seit vielen Jahren mehrere Initiativen, um diesen Austausch zu fördern, so z.B. die Berufsinformationskampagne, Behind the scenes und den Talents Day.

Die Südtiroler Gärtnervereinigung lädt seit 18 Jahren Schülerinnen und Schüler in die Gärtnereien ein. „Wer heute pauschal schulische Maßnahmen infrage stellt, verkennt die Realität gelebter Berufsbildung. Südtirols Gärtner öffnen ihre Betriebe für Schüler – praxisnah, naturverbunden und zukunftsorientiert. Diese Projekte vermitteln mehr als Wissen: Sie schaffen Begeisterung für Natur, Umwelt und Beruf – und das kann kein Klassenzimmer leisten“, so Stefan Kicher, der Obmann der Gärtner.

Der Verband der Sportvereine Südtirols schließt sich dem Appell an. „Für uns als Vertreter der Amateursportvereine ist die Zusammenarbeit mit den Schulen essenziell. Programme wie Erlebniswelt Sport oder Eisi-Tour sind zentrale Elemente dieser Partnerschaft“, so der Obmann des Verbandes Paul Romen.

Auch Sonja Plank, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienste, hofft auf eine Lösung vor Beginn des Schuljahres: „Die Jugenddienste arbeiten schon seit Jahrzehnten in verschiedenen Projekten und in unterschiedlichen Schulstufen mit Kindern und Jugendlichen zu lebensbezogenen Themen. Die psychische Gesundheit junger Menschen beschäftigt uns sehr und die Arbeit an solchen Themen in der Klassengemeinschaft gemeinsam mit Jugendarbeiterinnen kann ein Baustein sein, welcher Jugendlichen eine Hilfe auf ihrem Lebensweg ist.“

Alle beteiligten Institutionen fordern daher eindringlich dazu auf, gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln – im Interesse der Schülerinnen und Schüler sowie aller Organisationen, die sich seit Jahren für deren Bildung und Entwicklung einsetzen.

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