Südtirolgas: Eigeninteresse vor Gemeinwohl

Südtirolgas und Selgas GmbH gehen in Rekurs gegen das Dekret des Landeshauptmannes Nr. 6-2025 zur Gebäudeeffizienz: Es geht um satte 20% der Treibhausgasemissionen Südtirols und unsere Energieautonomie!
Für das Bündnis Climate Action South Tyrol ist das Voranstellen von Eigeninteressen skandalös und die Verzögerung der nötigen Wärmewende verantwortungslos und kurzsichtig.

Südtirol hat viele Nachteile durch den Erdgasimport
Südtirolgas und Selgas suggerieren, dass es eine Zukunft für fossile Energie gäbe und behaupten, dieser Rekurs sei im Sinne der „wirtschaftlichen und sozialen Nachhaltigkeit“. Das Gegenteil ist der Fall. Ab 2027 wird der Emissionshandel auch Gebäude betreffen – wer dann noch mit Gas heizt, muss mit jährlich steigenden Kosten rechnen. Als Südtiroler*innen wären wir besser beraten, Energieautonomie anzustreben, anstatt Erdgas zu importieren. Die soziale Gerechtigkeit als Deckmantel zu missbrauchen, um das eigene Geschäft und die Profitmaximierung zu schützen, ist Heuchelei.
Die moralischen Argumente sind spätestens seit dem russischen Angriffskrieg bekannt: Fossile Energieträger befeuern und finanzieren Kriege weltweit.
Auch wirtschaftlich ist das fatal: Durch den notwendigen Import fossiler Energieträger, sind wir sensibel vom Weltmarkt und damit von globalen Ereignissen abhängig, die den Gaspreis schnell in die Höhe treiben können. Das alles trifft nicht nur Haushalte, sondern auch die Wirtschaft.

Soziale Gerechtigkeit als Deckmantel für das schmutzige Geschäft
Die Verbrennung von fossilen Energien ist hauptverantwortlich für den Klimawandel, der bereits jetzt enormes menschliches Leid und Schäden in Milliardenhöhe für Steuerzahler*innen verursacht. Südtirol und der Mittelmeerraum sind besonders stark vom Klimawandel betroffen. Auch bei uns ist anzunehmen, dass es ohne Klimakrise weniger Hitzetote gäbe. Greifbarer gestalten sich Unglücke wie das der Marmolada im Jahr 2022, bei dem 11 Menschen starben.
Wir stecken mitten in der Klimakrise – jedes Zehntelgrad verschärft die Belastung für Gesundheit und Wirtschaft. Maßnahmen gegen die Klimakrise können für Haushalte Kosten aufwerfen und dagegen muss der Landtag und die Regierung vorgehen. Daher verlangt Climate Action gemeinsam mit Partnerorganisationen aus dem sozialen Sektor ein sozial gerechtes Klimagesetz, um zu garantieren, dass sich alle Klimaschutz leisten können. Die fossilfreundliche Verzögerungspolitik von Südtirol Gas und Selgas verschärft soziale Ungleichheit statt sie zu lindern. Sie wirken damit gegen das öffentliche Interesse, obwohl die öffentliche Hand ihr Träger ist.

Die öffentlichen Hand muss aus der Fossil-Industrie aussteigen
Verquickungen der fossilen Industrie mit öffentlichen Körperschaften stellen weltweit ein riesiges Problem dar und leider auch in Südtirol. 112 der 116 Gemeinden Südtirols halten eine Beteiligung an der Selfin GmbH. Diese wiederum hält die Mehrheit (51%) an Südtirol Gas und zudem 18,37% von Selgas. Die 112 Gemeinden verdienen daher direkt an fossiler Energie. Viele Gemeindeverwaltungen wussten laut unseren Gesprächen nichts vom Rekurs. Die Verantwortung liegt daher bei Südtirolgas, Selgas und Selfin. Zudem konnten wir in den Gesprächen herausfinden, dass die finanziellen Vorteile durch die Beteiligung meist nur einen geringen Bruchteil des Haushaltes darstellen. Wir rufen die Gemeinden auf, jetzt aus dem Geschäft mit fossilen Energieträgern auszusteigen.

Wärmewende jetzt!
Das Dekret ist verbesserungswürdig – aber kein Grund für eine Klage. Es braucht Dialog statt Blockade. Die Klage verzögert die Umsetzung der Wärmewende und die Zeit läuft uns längst davon! Es ist unlängst klar, dass das 1,5 Grad Ziel nicht mehr erreichbar ist und damit das international festgelegte Abkommen gebrochen ist. Die letzten Emissionsmessungen im Jahr 2022 zeigen deutlich, dass Südtirols Emissionen weiter anwachsen. Die Daten für das Jahr 2024 werden wir erst nächstes Jahr erhalten. Aber bereits jetzt ist klar, dass wir leider annehmen müssen, dass die Emissionen auch jetzt noch anwachsen. Dafür verantwortlich ist neben dem Verkehr vor allem die fossile Wärmeerzeugung. Ohne Wärmewende kein Klimaland Südtirol – kein Schutz für Klima und kommende Generationen. Wir brauchen ein reifes Dekret oder ein entsprechendes Gesetz und insbesondere einen umfassenden Wärmeplan.
Die Gemeinden haben jetzt die Wahl: fossile Vergangenheit – oder klimafitte Zukunft. Lasst uns gemeinsam an unser aller Zukunft arbeiten.

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