Der Malser Karl Plattner ist der Meister unter den Künstlern aus der Grafschaft Vinschgau. Vor vielen Jahren ist er mit mir über Tanas und den Sonnenberg nach Laas gewandert. Dabei erklärte er Arbeitstechniken, die verwirrenden Grenzmauern, die Gründe warum immer wieder geteilt wurde. Durch diese erbschaftsbedingte Realteilung entstand im Talgrund und auf den „Multen“ bei Burgeis der „Vinschger Flecklteppich“, ein wichtiges Formelement in Plattners Malerei.
Es ergaben sich Gespräche über das Selbstverständnis der sonnenseitigen und der schattseitigen Vinschgauer und der „Berger“. Die damit verbundene „Weltanschauung“ wurde Thema vieler Überlegungen, die sich wie Ackerfurchen verzweigten.
Der weitgereiste und weltgewandte Künstler aus Mals sprach über diese Räume, als wären sie Bereiche seiner Herrschaft.
Aus dieser „Grafschaft Vinschgau“ stammen wichtige Künstler, Zeichner, Geistliche, Politker, Unternehmer, Architekten und ganz allgemein kreative Geister. Sie sind die Adeligen des Tales. Der Karl zeigte mir das Schwingen der Ackerfurchen, die sich als hörbare Wellen von einer Trockenmauer zur nächsten entwickeln.
„Das ist der Vinschgau“, meint er so nebenbei: Fleiß und Rechthaberei.
Vor etwa 30 Jahren gab es sie noch, die obstbaumlosen Ackerfelder mit den erdigen Ackerfurchen, in denen schon bald die Saat aufgehen wird.
Hans Wielander