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Dialog zwischen zwei Vinschger Künstlern

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links: „Himmel und Hölle“ von Robert Scherer (Acryl auf Leinwand) (Foto: Giorgio Flagranti); rechts:  „Stille“ (Bleistift, Acryl auf Leinwand) von Martin Pohl (Foto: Giorgio Flagranti); unten: Robert Scherer und Martin Pohl bei der Ausstellungseröffnung im Palais Mamming Museum in Meran am 16. April 2025. links: „Himmel und Hölle“ von Robert Scherer (Acryl auf Leinwand) (Foto: Giorgio Flagranti); rechts: „Stille“ (Bleistift, Acryl auf Leinwand) von Martin Pohl (Foto: Giorgio Flagranti); unten: Robert Scherer und Martin Pohl bei der Ausstellungseröffnung im Palais Mamming Museum in Meran am 16. April 2025.

Palais Mamming Museum - Vinschgau - Martin Pohl (geb. 1961) und Robert Scherer (geb. 1928), beide stammend aus dem Vinschgau, der eine aus Tarsch/Latsch, der andere aus Kortsch, stellen im Palais Mamming Museum in Meran aus.
Das „zweite Leben“ einiger Leinwände aus Scherers Beständen durch Pohl war sozusagen Anlass für die Ausstellung „Zwiegespräch“, die noch bis zum 18. Mai zugänglich ist. Kuratiert wurde die Ausstellung von Ursula Schnitzer, der Schwiegertochter von Robert Scherer.
Wie kam es dazu? Im Herbst 2024 beschäftigte man sich mit der Auflösung der Ateliers und Arbeitsräume von Robert Scherer in Ala, wo er seit anfangs der 90er Jahre wohnte. Hochwertige Materialien und Malutensilien hatten sich im Laufe der Jahre angesammmelt, die man im Zuge der Hausauflösung weitergeben wollte. Die Druckerpresse und ein großer Teil der Pigmente ging in die BASIS nach Schlanders. Studierende der Freien Universität in Bozen suchten sich Papier aus und Martin Pohl brachte einige Leinwände zu sich in sein Atelier nach St. Pauls. Die unbemalten Leinwände aus feinem, bereits mit Gips vorbehandeltem Leinen und der Gedanke daran, dass schon ein anderer Künstler sich Gedanken machte, was daraus werden könnte, inspirierten Pohl zu einer neuen Werkreihe mit dem Titel Stille I-IV.
„Weil ich die Stille gesucht habe und sie in einem abgelegenen Kloster in der Nähe von Brescia gefunden habe. Ich verbrachte dort einige Nächte und das, was mir in Erinnerung blieb, versuchte ich in den Bildern auszudrücken“, so Pohl. Was er den vier unvollendeten Leinwänden von Robert Scherer hinzufügt, bleibt fast unsichtbar: ein Fenster, ein Bett, ein schmaler Heizkörper an der Wand. Es sind keine ausdrucksstarken Bilder. Im Dialog zu Pohls Bildern stehen vier Leinwände Robert Scherers: Himmel und Erde, Botschaften zum Leben, Christus am Ölberg, Überlebende. Es sind Arbeiten, die Mitte der 90er Jahre, nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau Johanna, entstanden sind. Es sind sehr expressive Bilder, emotionale Entladungen bzw. das Ausdrücken von unterdrückten Gefühlen. Bei Pohls Arbeiten tritt Malerei bewußt zurück, damit Scherers unbemalte Leinwände spürbar bleiben als Material, als Erinnerungsträger an einen großen Vinschger Künstler, Radierer, Lithograph, Zeichner, Maler, Glaskünstler und Freskomaler von internationalem Rang.
Peter Tscholl

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