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Das Bedürfnis der Zeit ist Gottes Wille - Eine Berufungsgeschichte

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Geboren 1938 in Tanas, erlebte Antonia Alber eine Kindheit der Not und des Krieges. Bescheidenheit und Dankbarkeit begleiten sie bis heute. Geboren 1938 in Tanas, erlebte Antonia Alber eine Kindheit der Not und des Krieges. Bescheidenheit und Dankbarkeit begleiten sie bis heute.

Ihr Weg führte Antonia Alber von einer Bergbauernfamilie in das Kloster und von dort aus in die Welt. Ihre Geschichte ist eine Reise, getragen von Vertrauen, Fleiß und tiefem Glauben an die göttliche Fügung. „Im Kreuz ist Heil“ – dieser Satz wurde zum Leitmotiv von Sr. Elfriede.

von Brigitte Alber

Antonia Alber wuchs als ältestes von 11 Geschwistern auf. Ihre Erinnerungen an die Kindheit sind geprägt von Entbehrung, aber auch von tiefer Dankbarkeit für göttliche Fügung und familiären Zusammenhalt. Während des Zweiten Weltkriegs erlebte sie Not, Angst und tiefe Sehnsucht nach dem Vater, der im Krieg war. Noch heute weiß sie, wie die Mutter eines Abends besorgt weinte – es war nichts mehr zum Kochen im Haus. Am nächsten Morgen lagen Lebensmittel vor der Tür. „Das war Gottes Vorsehung“, ist sich Sr. Elfriede gewiss.
1949 zog die Familie auf den Bergbauernhof „Mühlhöfl“. Die zwölfjährige Antonia schrieb in einem Schulaufsatz: „Ich möchte Lehrerin werden.“ Ihre Lehrerin, Frau Schöpf, setzte sich beim Vater ein, sodass Antonia zunächst die Mittelschule und später die Lehrerbildungsanstalt in Meran besuchen durfte. Ihre erste Stelle als Lehrerin brachte sie 1958/59 nach Martell, danach unterrichtete sie in Allitz und in Schluderns.
Die Suche nach einem tieferen Sinn führte sie schließlich zu den Kreuzschwestern, wo sie Spiritualität, Internationalität und Gemeinschaft fand. Für die Familie bedeutete ihre Entscheidung eine wirtschaftliche Herausforderung, zumal sie mit ihrem Gehalt die 13-köpfige Familie unterstützt hatte. 1964 trat Antonia in Meran bei den Kreuzschwestern ein. Ihre weitere Ausbildung erhielt sie in der internationalen Gemeinschaft in Besozzo*, VA. „Das Miteinander-auf-dem-Weg-sein habe ich in jeder Hinsicht wertvoll erlebt. Man kann von allen lernen, jede ist von Gott gerufen und ein Geschenk.“
Die Kandidatinnen aßen damals nicht im Speisesaal mit den Ordensschwestern. Bei einem neugierigen Blick in den leeren Speisesaal wurde die Kandidatin Antonia von einer Tafel zum Gedenken an die Wohltäter des Ordens angezogen. Erstaunt entdeckte sie den Namen und das Foto des ihr bekannten Pfarrers von Tanas: Hochw. Anton Pichler. Diese Fügung berührt sie noch heute.
Bei der Aufnahme ins Noviziat 1966 in Meran erhielt Antonia das Ordenskleid und den Ordensnamen „Sr. Elfriede“. Ein Jahr später legte sie dort ihre erste Profess ab.
1969 wurde sie zum Studium der modernen Sprachen nach Rom gesandt. Sie kehrte als Lehrerin ins Institut „Rosetum“ in Besozzo zurück, übernahm Aufgaben in der Ausbildung junger Ordensfrauen, wurde in die Provinzleitung berufen und 1987 schließlich zur Provinzoberin ernannt. „Mir war es wichtig, den Schwestern zu vertrauen und ihre Fähigkeiten zu fördern.“ Besonders bereichernd empfand sie die internationalen Treffen der Provinzoberinnen und des Generalkapitels im Mutterhaus Ingenbohl (CH).
Nach ihrer Amtszeit als Provinzoberin, neun anstrengenden Jahren, reiste Sr. Elfriede für drei Monate nach Indien und lernte das Land und die Mentalität ihrer indischen Mitschwestern kennen.
Danach leitete sie sechs Jahre die Ordensgemeinschaft in Besozzo und war anschließend vier Jahre in der Pfarrarbeit in Pescara tätig. In dieser Zeit verstarb Papst Johannes Paul II. Wie durch ein Wunder fand sie in einem Bus Platz und konnte an der Beerdigung in Rom teilnehmen.
Später wirkte Sr. Elfriede in einem Altersheim in Bozen und in der Schwestern¬gemeinschaft der Marienherberge Meran mit. Heute lebt sie wieder in Bozen und begleitet Menschen im Seniorenheim vor allem in spiritueller Hinsicht.
Trotz vieler Aufgaben in der Ordensgemeinschaft blieb die Verbindung zu ihrer Familie. Jedes Jahr kam sie in den Heimaturlaub und besuchte ihre Eltern, Geschwister, Nichten und Neffen. Ihre Familie reiste auch zu ihr. Mit großer Freude empfing sie ihre Eltern und Geschwister in Besozzo, wo sie lebte und wirkte. Einige ihrer Nichten verbrachten einige Tage der Sommerferien bei ihrer „Tante Tona“, lernten italienisch und warfen neugierige Blicke ins klösterliche Leben.
Sr. Elfriede hat sich immer bemüht zu tun, was ihre Aufgaben und die Verantwortung von ihr verlangt haben. „Rückblickend erkenne ich: alles war Vorsehung Gottes. Ich habe den Ruf angenommen, obwohl ich manchmal andere Vorstellungen hatte.“ Ihr Lebensweg zeigt ihr, wie die Hand Gottes leitet und Hilfe gibt. „Im Plan Gottes hängt alles zusammen und da ist „Jemand“, der Begegnungen organisiert. Das ist ein wunderbares Abenteuer, das man nicht planen kann“.
*Die „Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz“ errichteten 1924 eine Zweigstelle in Besozzo, wo sie Sprachkurse und Handarbeiten, beides für Mädchen, anboten. Die Schwestern nahmen diese Aufgaben im Sinne ihres Gründers P. Theodosius Florentini (geb. 1808 in Müstair) an: Das Bedürfnis der Zeit ist Gottes Wille.

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