Ein aufkeimender Brandherd nach dem 2. Weltkrieg mitten in den Alpen wurde mit dem Pariser Vertrag, mit dem Gruber-Degasperi-Abkommen 1946 - zu einem kontrollierbaren Feuerchen, welches erst nach dem 2. Autonomiestatut 1969 zu einem Glutherd eingedämmt werden konnte. Aus heutiger Sicht, aus der Sicht des allgemeinen Wohlstandes, aus der Sicht relativ großer Selbstverwaltung, aus der Sicht politischer Stabilität, auch aus der Sicht des Eingebettetseins in Europa ist dieser Pariser Vertrag der Grundstein gewesen für den Aufbau der Autonomie der Region, für die Autonomie Südtirols. Unter Historikern gibt es ganz unterschiedliche Bewertungen zu diesem Pariser Vertrag. Während der emeritierte Professor für Zeitgeschichte an der Uni Innsbruck Rolf Steininger von einer „Magna Charta Südtirols“ spricht, sagt der Historiker Michael Gehler, der Leiter des Institutes für Geschichte an der Stiftung Universität Hildesheim, dass man (Zitat aus den Dolomiten) „nie und nimmer von einer Magna-Charta für Südtirol sprechen“ könne - sondern für das Trentino. Das Dokument, das Gruber-Degasperi-Abkommen, sei, so sagt die Historikerin Eva Pfanzelter, „im Kontext der Wirren jener Zeit zu betrachten, als Südtirol von einem unkontrollierten Strom von Flüchtlingen überrannt wurde.
Auch auf politischer Ebene werden das Abkommen und seine Folgen, die heutige Autonomie, aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln bewertet.
Ich gehe davon aus, dass die nächste Generation über unterschiedliche Bewertungen, über unterschiedliche Sichtweisen herzhaft debattieren, vielleicht auch streiten wird. Denn die Schule hat begonnen und das Jubiläum „70 Jahre Pariser Vertrag“ bietet guten Anlass zu großen Fragen und Debatten.
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