Naturns auf dem Weg zum Thermalort

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Naturns zählt zu einem der beliebtesten Urlaubsorte in Südtirol. Inmitten einer alpinen Kulisse trifft Tradition auf  Moderne und sorgt für einen Aufenthalt voller vielfältiger Möglichkeiten. Die Natur, die Freizeit- und Sportangebote und die Kulinarik machen Naturns zu einem begehrten Wander- und Erholungsgebiet. Nun soll es durch ein wieder entdecktes Thermalwasser weiter an Attraktivität gewinnen und könnte zum thermalen Wohlfühlort werden.

von Alena Lamprecht

Erholung, Entspannung, Wiederaufbau und Regenerierung: Das neue Thermalwasser in Naturns verspricht das, was sich Erholungssuchende wünschen. Durch seine mineralogische Zusammensetzung wirkt es gesundheitsfördernd auf Körper, Geist und Seele. Das Thermalwasser ist mit Mineralien wie Sulfat, Calcium, Magnesium, Bikarbonat, Natrium und Kalium angereichert. Seine Heilwirkung soll nun für Gäste und Einheimische in Naturns zugänglich gemacht werden. Doch der Reihe nach.

Geschichte.
Wirft man einen Blick in die Vergangenheit zurück, so trifft man auf einen Vorboten eines Thermalortes. Bereits 1559 wird die Örtlichkeit Kuchinmoos, später Kochlmoos, wegen ihrer Badestätte besucht. Das belegt eine Urkunde aus dem Jahre 1695. Die Schwefel- und Eisenquelle des Bades entspringt westlich von Staben zu Füßen der Burg Juval am Sonnenberg. Die Bauernhöfe rund um diese Quelle leiteten das Wasser in ihre Stuben und wendeten es dort für Trink- und Badekuren an. 1860 wurde ein Badehaus errichtet. Bad Kochenmoos entwickelte sich zu einem Kurort im Vinschgau, bis der Badebetrieb in den 1980er Jahren eingestellt wurde. Fast 20 Jahre lang verwaiste der einstige Badeort.
Das änderte sich im Jahr 2000, als man bei den Bauarbeiten des Stabener Umfahrungstunnels in der Gemeinde Naturns durch Zufall auf eine zweite Thermalquelle stieß. Die Entdeckung war eine kleine Sensation, die Dimension noch nicht abschätzbar.  

 Deshalb bemühte sich die Gemeinde Naturns in Rom und in Bozen um die Konzession und die Ableitung des therapeutischen mineralisierten Thermalwassers. In allen vier Jahreszeiten wurden Proben entnommen und ausgewertet. Das Ergebnis: Laut der medizinischen Hydrologie weist das „kalte Thermalwasser“ eine konstante Temperatur von 17°C auf. Zudem wird es als „leicht mineralisiertes Wasser“, „sulfathaltig“ und „fluoridhaltig“ klassifiziert. 2016 erhielt die Gemeinde das Dekret zur Anerkennung des Thermalwassers. In Zusammenarbeit mit der Universität Pisa wird in den kommenden zwei Jahren das Wasser an Probandinnen und Probanden angewandt, um die Wirkung des Wassers weiter zu beobachten und zu dokumentieren.

Erlebnisbad und Hotels.
Die Zusage der 30-jährigen Wasserkonzession im August 2019 war zugleich der Startschuss für die Verhandlungen zwischen der Gemeinde und der Tourismusgenossenschaft Naturns. Auf eine s18 naturnsGrundvoraussetzung konnten sich beide Seiten schnell einigen: Das Thermalwasser soll der Bevölkerung zugänglich gemacht und ins Erlebnisbad Naturns geleitet werden. Das Erlebnisbad Naturns ist besonders wegen seiner Familienfreundlichkeit bekannt und erfolgreich. An diesem Konzept will man nicht rütteln. Die Schwimmbecken im Frei- und Hallenbad mitsamt den Wasserrutschbahnen und den Kinderbecken bleiben wie gewohnt erhalten. Und doch wird das Erlebnisbad Naturns mit dem neuen Thermalwasser an Attraktivität gewinnen. „Vorerst geplant ist die Befüllung von zwei Whirlpools und die Inszenierung eines kleinen Wasserfalles mit dem mineralisierten Wasser. Wir werden das Thermalwasser auch in die Sauna leiten und es dort für ein Kältebecken nutzen“, erklärt Ulrich Stampfer, der Direktor der Tourismusgenossenschaft Naturns. Zum anderen soll das Thermalwasser dem Wohlfühlort Naturns auch touristische Perspektiven eröffnen. Die Gemeinde und die Tourismusgenossenschaft Naturns schlossen sich vor diesem Hintergrund mit zehn Hotels zusammen: Familien- & Wellnesshotel Prokulus, Familien – Wellness Residence Tyrol, Feldhof DolceVita Resort, Genusshotel Diamant, Hotel Funggashof, Kleinkunst Hotel Kreuzwirt, Lindenhof Lifestyle DolceVita Resort, Preidlhof Luxury DolceVita Resort, Sonnen Resort, Vitalpina Hotel Belvedere. Die Hoteliers erklärten sich bereit, die Finanzierung des Projektes zu unterstützen, mit der Zusage das Thermalwasser auch für ihren Betrieb nutzen zu dürfen. Die Bauarbeiten sind seit dem Frühjahr abgeschlossen, die Leitungen in die Hotels verlegt.
Der Fokus liegt nun auf der Produktentwicklung. „Unser Ziel ist es, die Produktentwicklung für die Herbst/Wintersaison 2021/2022 stehen zu haben“, sagt Ulrich Stampfer. Naturns macht sich damit auf den Weg zu einem besonderen Wohlfühlort.

Natur und Thermalwasser.
Aspekte wie die Natur als Sehnsuchtsort, Bewegung als Befreiung, Achtsamkeit und neue Konsummuster erlangen einen immer höheren Stellenwert innerhalb der Gesellschaft. Das bestätigt auch Univ.-Doz. Dr. Arnulf Hartl. Er ist Leiter des Instituts für Ökomedizin an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg und steht Naturns mit seinem Fachwissen zur Seite. „Es geht der Grünraum in der Stadt verloren, es wird alles dichter, komplexer, enger. Wenn Sie im Großraum Mailand – Turin – Poebene leben, verlieren Sie drei Jahre ihres Lebens schlicht und ergreifend dadurch, dass Sie in solch feinstaubbelasteten Orten leben dürfen oder müssen“, ist Dr. Hartl überzeugt. Mit der Urbanisierung in Europa nehmen die gesundheitlichen Probleme zu. Die Natur in Kombination mit körperlicher Aktivität und anschließendem Baden eignet sich als optimale Prävention. „Der Wald, das Wasser, auch die Berge, diese alpine mediterrane Position, die Sie hier innehaben, ist etwas, das den Menschen, die herkommen, aus ganz unterbewussten Gründen schon zu Gesundheit verhilft.“

Naturns hat viele Möglichkeiten das Thermalwasser in ein nachhaltiges touristisches Konzept einzubetten. Es kann bereits bestehende Angebote ergänzen und zusätzlich weitere Anreize schaffen. Es könnte ein gemeindeübergreifendes Gesundheitsprogramm mit den Tourismusvereinen im Burggrafenamt ausgearbeitet werden, um die Heilkraft der Alpen vollständig auszukosten. „Spannend wäre das Zusammenspiel aus den gesunden Wanderwegen in Meran, den Lufttherapien in Algund, dem Wasserfall in Partschins und dem Thermalwasser in Naturns“, so Ulrich Stampfer.
Möglich ist vieles, sicher ist eines: Die Zukunft von Naturns bleibt spannend. 

 

Effetto salutare
Il Recupero, rilassamento, ricostruzione e rigenerazione: la nuova acqua termale di Naturno promette ciò che chi cerca relax desidera. Grazie alla sua composizione mineralogica ha un effetto salutare su corpo, mente e anima. L‘acqua termale è arricchita di minerali come solfato, calcio, magnesio, bicarbonato, sodio e potassio. Le sue proprietà curative saranno ora rese accessibili agli ospiti e agli abitanti di Naturno.

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