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Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Augustinus, 28. August 2019

Die Lahnersäge ist eine wasserbetriebene Venezianer Säge am Zusammenfluss von Kirchbergbach und Falschauer in St. Gertraud Ulten. Nach ihrer Restaurierung und Erweiterung nach Plänen von 20190820 153641Architekt Zeno Bampi dient sie seit dem Jahr 2005 als Ausstellungs- und Informationsstruktur des Nationalparks Stilfserjoch. Die Dauerausstellung ist im Waldtal Ulten schlüssig dem Thema „Wald und Holz“ gewidmet. An der funktionstüchtigen Säge wird im Sommerhalbjahr zweimal in der Woche in einem Schauschneiden das Schneiden von Brettern aus einem Baumstamm vorgeführt. Die Antriebsenergie für die Säge liefert das Wasser des Kirchbergbaches, das über eine Holzkastenrinne auf das unterschlächtige Schaufelrad geleitet wird. An der restaurierten Säge können der Erfindergeist und das handwerkliche Können und Geschick unserer Vorfahren bewundert werden: Unter fast ausschließlicher Verwendung des bodenständigen Werkstoffes Holz und einiger weniger handgeschmiedeter Eisenteile haben unsere Ahnen die Bau- und Bestandteile der Säge so zusammengebaut, dass aus der Energie des herabfallenden Wassers horizontale, vertikale und kreisrunde Bewegungen an der Säge entstehen. An der Lahnersäge funktionieren mit der Brettersäge, der Abkopfsäge und der Kreissäge heute noch und wieder drei ausschließlich wasserbetriebene Sägetypen.

Die Getreidemühle
20190820 152730Im Außengelände der Lahnersäge steht auch eine wasserbetriebene Getreidemühle, welche von einem Hof zugekauft, dort abmontiert und originalgetreu hier wiederaufgebaut worden ist. Auch sie ist voll funktionstüchtig und an den Vorführtagen wird auch das Mahlen von Getreide zu Mehl unter Zuhilfenahme der Wasserkraft vorgeführt.

Sonderausstellung „Tierkinder“
Für die heurige Sommersaison hat Dr. Ronald Oberhofer, der Leiter des Nationalparkhauses Lahnersäge, im Rahmen des verfügbaren Raumangebotes eine zweisprachige Sonderausstellung über Tierkinder konzipiert und mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Tischlerei, Grafik, Fotoarchiv und Büro des Nationalparks Stilfserjoch hausintern umgesetzt. Um Lust auf einen Besuch in der Lahnersäge zu machen, stelle ich die Tierkinder zweier Säugetierarten in den Texten von Ronald hier auf diesen Seiten vor.

Der Igel
Der Igel zählt zu den Insektenfressern und ist in Mitteleuropa weit verbreitet. Auf seinem Speisezettel stehen Käfer, Larven, Regenwürmer, Ohrwürmer, Schnecken und Spinnen. Zwischen Juni und August bringt das Igelweibchen nach einer Tragzeit von etwa 35 Tagen meist 4-5 Jungtiere zur Welt. Sie sind ca. 6 cm lang und 12-25 g schwer. In den ersten 36 Stunden wachsen den 075B4Igelkindern etwa 1.000 weiße Stacheln. Im Alter von 70 Tagen haben Jungigel bereits ein Gewicht von 600 – 800 Gramm und gehen ihre eigenen Wege. Igel sind dämmerungs- und nachtaktiv und halten von November bis April einen Winterschlaf. In dieser Zeit verlieren Igel 20-40% ihres Körpergewichtes, das Herz schlägt nur mehr viermal pro Minute. Daher ist es für die Jungtiere wichtig, sich im Sommer und Herbst genügend Fettreserven anzufressen, um den Winter zu überstehen.

Klima
Wenn die Temperaturen im Herbst sinken, beginnen die Igel ihren Winterschlaf. Alle 7 bis 11 Tage wachen die Igel jedoch für kurze Zeit aus ihrem Schlaf auf und bleiben wenige Stunden oder Tage wach. Leider kommt es immer öfter vor, dass die Temperaturen ansteigen und die Tiere dadurch vorzeitig aufwachen. Im wachen Zustand verbrauchen Igel innerhalb von nur zwei Wochen das Fettpolster, das für die gesamte kalte Jahreszeit reichen sollte. Erneute und plötzliche Wintereinbrüche bedeuten für sie dann den Tod.

Intensive Landwirtschaft
Die zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft sowie die Veränderung der Landschaft zerstören massiv den natürlichen Lebensraum des Igels. Er findet heutzutage kaum noch Nahrung, da durch das Ausbringen von Pflanzenschutz- Insektenvertilgungsmitteln die Zahl der Futtertiere stark abnimmt.

Straßenverkehr
Keine Tierart wird so häufig überfahren wie der Igel. Meistens sind es Männchen, die überfahren am Straßenrand liegen, da sie während ihrer Paarungszeit weite Strecken zurücklegen. Aber auch Jungigel, welche sich im Herbst noch zu wenig Fett für den Winterschlaf angefressen haben, suchen auf dem warmen Asphalt gerne nach Insekten.

Das Reh
277B3Das Reh ist in Europa die kleinste Art in der Familie der Hirsche. Es kann uns Menschen auf mehr als 300 Entfernung wittern. Das Rehwild paart sich von Juli bis August und bringt nach einer Embryonenruhe während des Winters im warmen und vegetationsreichen Frühsommer 1-2 Jungtiere zur Welt. Die Kitze haben wenig Eigengeruch, um nicht Feinde anzulocken. Sie werden meist versteckt im hohen Gras von Wiesen abgelegt, bleiben dort in den ersten Lebenstagen regungslos und folgen erst nach 1-2 Wochen der Mutter.

Unterm Messer
Mähwerke zählen mittlerweile zu den häufigsten Todesursachen von Rehkitzen, zumal der günstige Mähzeitpunkt in den Zeitraum der Jungenaufzucht fällt. Die Tiere drücken sich bei drohender Gefahr instinktiv ins tiefe Gras und werden von den Mähmaschinen verstümmelt und getötet. Präventive Maßnahmen, wie das Abgehen der Wiesen zu Fuß, können dazu beitragen, Rehkitze aufzuspüren und sie in Sicherheit zu bringen. Auch am Vortag der Mahd montierte Blinklichter, Flatterbänder, Scheuchmittel sind oft hilfreich, um die Rehgeiß mit ihrem Kitz aus der Wiese zu vertreiben. Auch Drohnen mit Wärmebildkameras können helfen, Tiere zu orten und sie aus dem Gefahrenbereich zu entfernen.

Klimawandel
Der globale Anstieg der Temperatur führt auch zu einem immer früheren Pflanzenaustrieb im Frühjahr. Die Rehe schaffen es jedoch nicht, ihren Nachwuchs früher zu gebären. Eine frühere Setzzeit wäre jedoch wichtig, zumal das stillende Muttertier die energiereichste Nahrung zu Beginn des Frühlings vorfindet. Mittlerweile können die Rehe ihre Kitze nicht mehr richtig versorgen.

Tod auf der Straße
Der Straßenverkehr stellt eine große Todesgefahr für Rehe dar. Rund 90% der Wildunfälle in Südtirol betreffen Rehe. Vor allem im Frühjahr und Herbst überqueren Wildtiere häufig Straßen.

Publiziert in Ausgabe 18/2019

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