„Di Filmerei hot mi total gfesslt“

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Roman Wiesler, geb. am 11. Juni 1949, Taufers i. M. Er war Mitglied im Film-Amateur-Club Zürich, bei den Filmamateuren in Bozen und seit 30 Jahren im Amateurfilmer-Verein Vinschgau. Im November 2024 wurde ihm in Taufers ein Abend gewidmet, bei dem sein Lebenswerk unter anderen vom Historiker Michael Fliri und dem Filmer Andreas Wiesler gewürdigt wurde. Roman Wiesler, geb. am 11. Juni 1949, Taufers i. M. Er war Mitglied im Film-Amateur-Club Zürich, bei den Filmamateuren in Bozen und seit 30 Jahren im Amateurfilmer-Verein Vinschgau. Im November 2024 wurde ihm in Taufers ein Abend gewidmet, bei dem sein Lebenswerk unter anderen vom Historiker Michael Fliri und dem Filmer Andreas Wiesler gewürdigt wurde.

Roman Wiesler ist leidenschaftlicher Amateurfilmer. Im Laufe der Jahrzehnte hat er unzählige Ereignisse festgehalten und auch immer wieder Filmabende organisiert. Im Jahre 2023 übergab er 30 geschnittene und vertonte Super 8 Filme und 30 Digitalfilme an das Amt für Film und Medien in Bozen.

von Magdalena Dietl Sapelza

Die vielen Stunden in der Dialyseabteilung, verkürzte sich Roman mit dem Schneiden der Filmaufnahmen. Er bereitete sie für die Übergabe an das Amt für Medien vor. „Miar isch pa dr Dialyse desholb nia longweilig gwesen“, erklärt er. Das Filmmaterial brachte er dann mit Tränen in den Augen nach Bozen. Denn das Loslassen fiel ihm schwer, obwohl ihm bewusst war, dass so der Großteil seines Lebenswerks gesichert ist.
Romans Begeisterung für den Film hatte den Ursprung in seinem Elternhaus. Ein Untermieter besaß einen 8mm-Projektor und zeigte ihm Stummfilme. Ein besonderer Tag war wenn der „Filmmann“ in die Schule kam. Roman war fasziniert von den bewegten Bildern und träumte davon Filmemacher zu werden. Doch er sollte in die Fußstapfen seines Vaters treten und Tischler werden. Noch in der Volksschulzeit wurde er als „Ferienknabe“ zum Geldverdienen nach „Muottas Muragl“ bei Pontresina geschickt. Dem dortigen Hotelier nahm der Vater das Versprechen ab, Roman jeden Sonntag zur Kirche zu schicken. „I bin nor nit Kirchn gongan sondern ins Tonzcafe“, lacht er. Weil er sich gegen den Tischlerberuf wehrte, durfte er beim Starkoch Andreas Hellrigl in Meran eine Kochlehre beginnen. „Sel isch koa Honigschlecken gwesn“, meint er. In der wenigen Freizeit stand er oft vor dem Fotogeschäftes Daldossi-Wolf und betrachtete die Kameras. „I hon miar di Nos pan Schaufenster plattlt druckt“, erzählt er. Der Lohn als Lehrling reichte nur für ein Film-Fachbuch, in dem er mehr blätterte als in den Kochbüchern. Nach der Lehrzeit vermittelte ihn Hellrigl ins Grödental. Vier Sommer und Winter kochte er dort und in den Zwischensaisonen in Abano Therme. Ab 1969 begann seine Zeit als Saisonier in den Hotelküchen der Schweiz, so in Lags, Luzern, Monteux und Zermatt. „Nor hon i miar di erste Super 8 Kamera für 175.000 Lire kafn kennt“, betont er. Im Achilleion auf Korfu, wo Kaiserin Sisi einst Urlaub gemacht hatte, entstanden kurz darauf seine ersten Filmaufnahmen. „Di Filmerei hot mi total gfesslt“, verrät er. Beinahe wäre er verhaftet worden, als er sich mit der Filmkamera einem Militärareal näherte. Nach dem Sommer in Korfu trat er die Stelle im Hilton Hotel in London an. Er wurde in der Filmschule Soho vorstellig, musste aber feststellen, dass er sich eine Ausbildung dort nicht leisten konnte. Zu allem Verdruss wurde ihm auch noch seine Filmkamera gestohlen. „Selm hon i a morts Elend kopp“, verrät er. Er kehrte wieder in die Schweizer Hotelküchen zurück und sparte für die nächste Kamera. Für 1 Million Lire erwarb er eine Nizo 800. Es war für die damalige Zeit eine Luxuskamera, die ihn bis zu seiner Pensionierung 2004 begleitete. Danach legte er sich eine Digitalkamera zu. „I bin in mein Lebm mit drei Kameras auskemman“, erklärt er. Im Val Roseg Tal bei Pontresina lernte er seine Frau Anni kennen, die dort als Kellnerin arbeitete. Mit ihr eröffnete er 1978 in seinem Elternhaus das Restaurant „Arunda“. Das Paar baute ein Eigenheim und Tochter Helene wurde geboren. Nach 10 Jahren schloss Roman das Restaurant. “I bin epper a schlechter Wirt gwesn, weil i liabr gfilmt hon“, scherzt er. 1990 wurde er Schuldiener in Mals und Schlanders. „Selm hot meine glücklichste Zeit begonnen“, bekräftigt er. Er fand Zeit zum Filmen, um kulturelle Veranstaltungen zu besuchen. Er betätigte sich auch sportlich. Nach einem Ärztetest 2004 vor einem Lauf wurden ihm Unregelmäßigkeiten mit dem Blutdruck attestiert. Daraufhin musste ihm ein Stant gesetzt werden. Er fühlte sich gesund und unternahm Reisen nach Sri Lanka, Kanada, Griechenland und Kenia, wo er überall filmte. Dann wurden seinen Nieren schwächer und es kam zur Dialyse. 2015 wurde ihm eine Spenderniere transplantiert, die zehn Jahre funktionierte. Im Herbst 2023 musste er erneut mit der Dialyse beginnen.
Im März 2025 erlitt Roman einen Herzinfarkt. Sein Leben hing am seidenen Faden. Nun erholt er sich langsam und versucht dem Leben die positiven Seiten abzugewinnen. Mit dem Filmen hat er aufgehört. Die Zeit in der Dialyseabteilung nutzt er auch jetzt wieder zum Bearbeiten seines restlichen filmischen Rohmaterials, um es möglicherweise auch noch dem Amt für Medien zu übergeben.

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