Gotteshausleute und Herrschaftsleute
Malettes-Bildungsherbst in Laatsch mit Erläuterungen zur Häusergeschichte von Andreas Paulmichl (links im Bild), einem Vortrag von Mercedes Blaas und einer Filmvorführung von Franz Josef Paulmichl. Siehe: Laatsch im Wandel der Zeit unter: www.youtube.com/
Eine sehr gut besuchte Veranstaltung beim „Malettes-Bildungsherbst“ fand am Samstag, den 11. Oktober im Gasthaus Lamm in Laatsch statt. Unter dem Thema „Laatsch im Wandel der Zeit“ in memoriam Lucius Stocker, organisierte der Bildungsausschuss Mals einen Filmabend und einen Vortrag. Die Malser Historikerin Mercedes Blaas referierte zum Thema: Die Calvenschlacht. Wer sind die Gotteshausleute? Franz Josef Paulmichl zeigte in einem Kurzfilm die baulichen Veränderungen nach dem Zweiten Weltkrieg und Andreas Paulmichl gab interessante Erläuterungen zur Häusergeschichte. Heute gibt es zwischen dem Vinschgau und dem Münstertal bzw. Engadin eine Staatsgrenze, eine Sprachgrenze und eine Religionsgrenze, so Blaas. Doch über 1.000 Jahre bis 1816 gehörte der Vinschgau kirchlich zum Bistum Chur. Auch politisch gehörte der Vinschgau, besonders der Obervinschgau über 500 Jahre bis 1665 zu den Bündnern. Die Untertanen des Fürstbischofs von Chur, der auch die weltliche Macht besaß, wurden Gotteshausleute genannt. Sie mussten dem Bischof Steuern zahlen und für ihn Kriegsdienste leisten. Im 12. Jahrhundert bauten die Tiroler ihren Einfluss im Vinschgau aus. Viele Jahrhunderte lebten Gotteshausleute neben Herrschaftsleuten, den Untertanen der Tiroler bzw. der Habsburger friedlich nebeneinander. In einigen Obervinschgauer Dörfern, wie z.B. in Mals, wo die Gotteshausleute besonders zahlreich waren, gab es zwei Dorfmeister, einen Herrschafts- und einen Gotteshausmann. Je mehr es allerdings im späten Mittelalter den Grafen von Tirol gelang, auch im Vinschgau ihre landesherrlichen Rechte durchzusetzen, umso schwieriger wurde die Situation für die Gotteshausleute. In der Calvenschlacht 1499 mussten die Vinschgauer Gotteshausleute an der Seite der maximilianischen Truppen gegen die Bündner kämpfen. Nach der Calvenschlacht kam der Wendepunkt. Die Bündner hatten zwar die Schlacht an der Calven gewonnen, aber die Gotteshausleute im Vinschgau verloren. (hzg)