In Schnals wird seit 4.000 Jahren gekäst
v. l.: Hubert Steiner, Johanna Niederkofler und Andreas Putzer
Schnals ist eines der besterforschten Seitentäler in den Alpen“, sagt der Archäologe und Vizedirektor im Amt für Archäologie Huber Steiner. Seit gut 10 Jahren werden in Schnals am Langrubjoch, am Gurgler Eisjoch und am Tisenjoch Fundstücke geborgen, die weit in Frühzeiten zurückreichen. Der Archeoparc in Schnals ist ein guter Ort, ab und zu archäologische Standortbestimmungen vorzunehmen und diese haben auf Einladung der Direktorin Johanna Niederkofler Hubert Steiner und Andreas Putzer am 16. Oktober getan und sie konnten mit einigen Neuigkeiten aufwarten.
So hat Andreas Putzer, der über die Siedlungsgeschichte im Hochgebirge und da vor allem über Alm- und Weidewirtschaft forscht und seit 10 Jahren das Schnalstal der Almen kennt wie seine Westentasche, anhand von 60 gefundenen Scherben mit einer neuen Nachweistechnik an einer befreundeten Uni in England nachweisen lassen, dass im Schnalstal seit rund 4.000 Jahren gekäst wird. Was bislang aus guten Gründen vermutet worden ist, ist nun wissenschaftlich anhand von Milchfettuntersuchungen an Scherben bewiesen worden. Der Lehm für die Tonreste stammt interessanterweise aus dem Meraner Becken. Putzer wies darauf hin, dass die Almwirtschaft als saisonaler Aufenthalt an den Waldgrenzen um 2000 v. Chr. eingesetzt und zwischen dem 16. und 14. Jahrhundert v. Chr. eine massive Nutzung erfahren hat. Im 14. Jahrhundert sind die Siedlungsplätze so gut wie erschlossen, es kommen keine neuen hinzu. Die Fundstelle auf Penaud geht auf 1.800 v. Chr. zurück und wird durchgehend bis 1.400 bewirtschaftet. Von einer 9000 Jahre alten Fundstelle über einem nachgewiesenen Rastplatz von Jägern im Tisental, über die Almwirtschaft in der Bronzezeit kann im Schnalstal eine kontinuierliche und bis heute andauernde Besiedelung nachgewiesen werden. Für Putzer steht fest, dass das Schnalstal trotz seiner Unzugänglichkeit aufgrund der großen Weideflächen, des Vorhandenseins von reichlich Holz, Wild und Wasser und der bereits seit langem genutzten Übergänge für Alm- und Weidewirtschaft attraktiv gewesen ist und bleibt.
Hubert Steiner hat anhand von diversen Funden - von bis zu 2 Meter langen Dachschindeln auf 3000 Metern am Langrubenjoch um 1300 v.Chr., Lederreste aus der Kupferzeit, von einem Schneereifen aus Birkenholz (eine Art Schneeschuh, der auf 3700 v.Chr. datiert und damit älter als Ötzi ist) am Eisjoch, von einem sauber genähten Schuhrest, von zugespitzten Holzstöcken auf dem Tisenjoch usw. nachweisen können, dass die Übergänge kontinuierlich genutzt worden sind und dass sich Ötzi somit nicht verirrt haben kann. Steiner hat auch über den Fund von gut erhaltenen Steinbockresten am Lodner auf 3.200 Metern berichtet. Steiner ist überzeugt, dass mit weiteren Funden zu rechnen ist. Im Schnalstal und auch an den Übergängen im Süden, von Ulten kommend über Martell, über das heutige Vigiljoch. Es gebe noch viel zu tun und man komme mit den Datierungen von Fundobjekten kaum nach. (eb)