„I bin dr Schilift fir sui“
Elias Plangger, Jg. 1998 aus Graun mit seiner Pistenraupe „Everest“ auf dem Gletscher am Stilfserjoch. Wenn ihm zwischen den Saisonen Zeit bleibt, renoviert er das „Höfl“, das er 2020 als Ruine in Langtaufers erworben hat.
Sobald sich alle Skifahrer im Transportkorb der Pistenraupe befinden, verriegelt Elias die Luke, startet den Motor und fährt zur Skipiste auf dem Gletscher. Das Training muss zeitig in der Früh stattfinden, solange die Temperaturen noch am Gefrierpunkt sind und die Piste noch hart ist. Während sich die Rennläufer die Skier anschnallen und sich mit den Trainern besprechen, fährt Elias nach unten in den Zielbereich. Von dort bringt er sie wieder nach oben. Und das vier Stunden lang. „I bin dr Schilift fir sui“, lacht er. Denn den einstigen Lift gibt es nicht mehr. In den vergangenen Monaten hat Elias viele namhafte Skigrößen aus dem Skizirkus chauffiert. Die Skiasse aus aller Welt schätzen das Höhentraining auf dem Gletscher und auch den Service und die Gastlichkeit in der Baita Ortler“. Das Hotel beherbergt ausschließlich Rennteams und Nationalmannschaften und ist fast immer ausgelastet.
Am 28. Mai 2024 setzte sich Elias zum ersten Mal in die Pistenraupe auf 3.000 m und begann damit einen großen Schneehaufen zu verschieben. Alles war neu für ihn. Er musste lernen mit dem Schild vorne an der Pistenraupe zu arbeiten und die Länge und Breite des Gefährts richtig einzuschätzen. In den ersten zwei Wochen war er einige Male nahe dran, das Handtuch zu werfen. Er rang mit sich selbst, wollte sich aber nicht so schnell eine Blöße geben. „Deis muaß geahn, wenns ondre derrichtn, dericht is a“, sagte er sich. Und er schaffte es.
Elias stammt aus Graun, wo er mit zwei Brüdern auf dem „Prekamenhof“ aufwuchs. Nach der Pflichtschule überlegte er, Lehrer zu werden. Nach einem Jahr in der SOWI gab er auf und verwarf diesen Berufswunsch. „I hon gsechn, dass di Leahrer nichts Guats hobm“, schmunzelt er. Er wechselte an die Fachoberschule für Landwirtschaft in Auer, um später in den Bereichen Land- oder Forstwirtschaft einen Beruf ausüben zu können. Doch schließlich lernte er Maurer bei einer Firma in Prad. In den arbeitsfreien Wintermonaten 2020/21 holte ihn sein Bruder Julian, der als Mechaniker in Lenzerheide arbeitete, ins dortige Skigebiet. Mit vier anderen Burschen wurde Elias der Pistenbeschneiung zugeteilt. Der Anfang war schwierig. „Koaner fa inz hot a Ahnung kopp“, verrät er. Einmal war die Pumpstation überlastet, ein anderes Mal war das Wasser in den Schläuchen gefroren. Doch schließlich hatten sie alles im Griff. Im Frühjahr kehrte Elias in die Maurerfirma zurück. Ein weiterer Winter auf der Lenzerheide folgte und der Sommer als Maurer. Für die Wintersaison 2023/24 bewarb sich Elias gemeinsam mit seinem Bruder und einem Kollegen für den Beschneiungsdienst in St. Anton am Arlberg. Sie erhielten den Zuschlag. Mittlerweile war Elias mit den Schneekanonen, mit dem Wasser- und dem Strommanagement bestens vertraut. Von einem Besuch in der „Baita Ortler“ brachte Bruder Julian die Information mit, dass der Hotelier und Pistenbetreiber Karlheinz Tschenett einen Fahrer für seine Pistenraupen sucht. Elias meldete sich. Tschenett verpflichtete ihn für den Sommer 2024. Daraufhin gab Elias den Maurerberuf auf. Den Winter verbrachte er erneute in St. Anton und den Sommer in der „Baita Ortler“. „Di Herausforderung afn Schnea gfollt miar“, betont er. Neben dem Transport der Skiathleten kümmert er sich um die Stabilisierung des Zufahrtsweges zur Piste auf 3.500 m, um die Pistenpräparierung, um neue Schneedepots und einiges mehr. Unterstützt wird Elias von Pietro Rainolter aus Bormio, mit dem er sich gut versteht, genauso wie mit seinem Chef Karlheinz. „Dr Chef isch super“, schwärmt er. „Er gibt inz freie Hond.“ Die nächsten Gäste, die heuer noch bis zur Schließung des Hotels anfangs November zum Training erwartet werden, sind Abfahrtsasse aus Österreich und der Schweiz, sowie Skicrossfahrer aus ganz Europa. Nachdenklich stimmen Elias die Wetterkapriolen. „Dr Klimawondl isch wegn di extremen Wechsel guat spürbar“, sagt er. Im Juni habe er 20 Grad plus gemessen und im Juli 10 Grad minus. Kürzlich ist über ein Meter Neuschnee gefallen. Das freut Elias und er kann Schneedepots für den nächsten Sommer anlegen. Denn er möchte 2026 wieder für Tschenett arbeiten. In der kommenden Wintersaison wird er sich als Beschneier und „Kotzenfohrer“ um die Pisten bei Nauders kümmern.