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Spezial-Landwirtschaft

Flowfarm Mairhof alles fließt ineinander – verbindet sich

von Christine Weithaler
Brigitta Villaronga Walker kommt aus Deutschland, war beruflich auf der ganzen Welt unterwegs. Sie kam nach Südtirol und hat sich verliebt, in das Land, in die Berge, in die „Leit“. Mit dem Kauf des Mairhofes, auf Gschneir zwischen Schluderns und Tanas, erfüllte sie sich einen Traum. Sie möchte im Dienste des Ortes durch neue Ideen, verschiedene Welten auf dem Bergbauernhof zusammenbringen. Lesungen, Seminare und Workshops laden Menschen ein, in ihren Lebensfluss zu kommen, dafür verbindet sie ihre vielfältigen internationalen Kontakte mit den lokalen Wurzeln, die sie bereits im Vinschgau geschlagen hat.
veröfftl. am 13. Oktober 2025

Brigitta ist 1971 geboren. Ihre Mutter kam aus Deutschland, ihr Vater aus Spanien. Sie wuchs als Einzelkind mehrsprachig im Rheingau auf und hat eine erwachsene Tochter. Schon immer war ihr Wunsch hinaus in die Welt zu gehen. Doch ihr Vater starb in den Bergen, als sie 18 war und so studierte sie in Deutschland, um in der Nähe ihrer Mutter zu sein. Bereits während ihres Studiums war sie häufig in Europa und Lateinamerika beruflich unterwegs. Sie verband ihre Arbeit mit dem Kennenlernen von Kulturen, Menschen und Ländern. HofWährend der Corona Pandemie suchte sie nach neuen Möglichkeiten ihr Leben zu gestalten. Über einen Fernwanderweg kam sie zufällig nach Bozen und über den Verein freiwillige Arbeitseinsätze in Südtirol, zu einem freiwilligen Einsatz auf Muntetschinig, Mals. Ihr gefiel die abwechslungsreiche Arbeit und die Nähe zu den Tieren. Sie packte gern überall mit an. Brigitta und der Jungbauer verliebten sich. Sie war vor Ideen und Tatendrang kaum zu halten. Doch die Beziehung ging auseinander und Brigitta wollte nicht mehr nach Deutschland zurück.
Die Liebe zu den Südtiroler Bergen, das Arbeiten in und mit der Natur ließen sie nicht los. Sie blieb in Südtirol und ging auf die Suche nach einem neuen, eigenen Hof. Ihr Weg führte sie über mehrere Höfe zum Mairhof. Der hohe Kaufpreis trübte ihre Euphorie. Zufällig traf sie einige Monate Aussichtspäter in der Basis in Schlanders auf einen Mann. Sie kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass es sich um den Besitzer des Mairhofes handelt. Aus dem Zufallstreffen wurde eine Freundschaft. Brigitta erklärte Lukas ihr Vorhaben. Sie verhandelten und wurden sich einig.

Seit 2024 Jahr ist Brigitta Flowfarmerin auf dem geschichtsträchtigen Mairhof. Er liegt 1.350 m.ü.M. in der Gemeinde Schluderns und historische Belege gehen auf 1537 Moarhof, 1839 Mairhof zurück. Ein altes turmartiges Mauerwerk im Keller wurde auf das 11. Jahrhundert geschätzt und trägt eine heute noch sichtbare Schießscharte. Später wird das Gemäuer zu einem Bauernhof umgebaut und mehrfach erweitert. Mehrere Familien werden am Gschneirhof genannt. 1993 verleiht die Gemeinde Schluderns ihrem Ehrenbürger Eduard Wallnöfer zum 80. Geburtstag eine Gedenktafel. Er wurde 1913 hier geboren, war von 1963 bis 1987 Landeshauptmann von Tirol. 1928 wird erstmals die Familie Thanei erwähnt. Bereits ab 1963 wird am Hof Urlaub auf dem Bauernhof angeboten und 2002 das Wohnhaus komplett restauriert. Dabei findet man den Hinweis, dass die Decke der Bauernstube aus dem frühen 16. Jahrhundert stammt. (Quelle: Auszug aus der Höfe Chronik, Schluderns; Waschgler Heinrich, Buch II. Pfarrarchiv Stilfs)

StubeNeben dem Hof steht die Ende 18., anfang 19. Jahrhundert errichtete spätbarocke Dreifaltigkeitskapelle. Die Besonderheit der Gemeinschaftskapelle von Mairhof, Kaltenhof, Lavadhof und Palihof ist eine Darstellung Jesu Christi als Lernender und die 15. Kreuzwegstation, die der Auferstehung. Brigitta sieht das als ein Zeichen. Der Mairhof war auch für sie eine Art Wiederaufstehen nach einer Lebenskrise, in der sie viel über sich und die Wirklichkeit einer bergbäuerlich geprägten Region gelernt hat. Mit über 50 Jahren hat sie einen neuen Lebensabschnitt begonnen. In der Fürstenburg wird die Beraterin und Coachin nun noch einmal die Schulbank drücken, um das Handwerk der Landwirte zu erlernen.

Stiegenhaus2Kommt man am Mairhof an, fühlt man sich schnell wohl. Geht man in das Haus trifft Altes auf Neues, Holz stimmig auf Metall. In der modern eingerichteten Küche, kann jede:r „Sternekoch:in“ sein und in der alten getäfelten Stube nebenan, frühstücken. Der nach oben offene Flur führt zum Wintergarten. Der atemberaubende Ausblick geht über Prad, den Eingang des Suldentales bis hin zu Lichtenberg und den darüber gelegenen Höfen. Sitzgelegenheiten und Liegestühle laden zum Entspannen ein. In den oberen Stockwerken befinden sich sechs Gästezimmer. Man kann hier kurze oder längere Aufenthalte verbringen, im Haus und am Hof mithelfen, und vor allem eines: sein wie man ist. Alle sind eingeladen, sich wie zu Hause zu fühlen, gemeinsame Aktivitäten zu unternehmen oder für sich zu bleiben. Unter dem Haus befindet sich ein Garten indem jede:r mitwirken und miternten kann. Weiter unterhalb liegt ein altes, überdachtes Schwimmbad. Brigitta möchte hier Veranstaltungen, wie Lesungen und Yoga Retreats, organisieren.
FlowFarmerin Brigitta empfindet die Hofstelle als Juwel und großes Geschenk, an dessen Geschichte sie weiter schreiben darf. Der Mairhof ist für sie Heimat geworden. Ein Ort wo jede:r seine Persönlichkeit und Fähigkeiten einbringen kann und Platz findet. Brigitta ist sich bewusst, dass ihre Ideen utopischen StiegenhausCharakter haben, vergisst dabei nicht die finanzielle Seite des Projektes. Am Mairhof ist sie Unternehmerin, Frau für Alles mit vielen helfenden Händen. Auch Lukas und Edith, die Vorbesitzer, unterstützen sie, wofür sie sehr dankbar ist. Noch ist Brigitta beruflich viel unterwegs, ab 2026 kann sie dem Mairhof mehr Zeit widmen. Die Neuvinschgerin möchte sich mit Kooperationspartner:innen zusammenschließen, gemeinsame Projekte andenken und umsetzen. Dafür, sagt sie, braucht es ein Grundvertrauen in sich und andere, um mutig neue Wege zu gehen.