Zum Hauptinhalt springen

Natur&Landschaft

Invasive Neophyten - Samenausreifung verhindern

von Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Bruno von Köln, 11.Oktober 2025
veröfftl. am 13. Oktober 2025

Giersch-Unkrautflur in einem Gassl im Laaser Altdorf. Der Giersch oder Geißfuß (Aegopodium podagraria) gehört zur Familie der Doldenblütler. Er ist ein invasives Gartenunkraut, das sich über lange Wurzelausläufer vermehrt. In der Wildkräuter-Küche findet er Verwendung als Bestandteil von durstlöschenden Getränken, Kräuterbroten, Suppen, Teigtaschen, Omletten, Lasagne, Gnocchi, Knödeln, Suppenwürze.

Invasive Neophyten sind jüngst oder neu eingewanderte Pflanzen, welche sich stark vermehren und als konkurrenzstarke Arten einheimische Pflanzenarten von ihren Standorten verdrängen. Deshalb wirken sich invasive Neophyten negativ auf Ökosysteme aus.
Thomas Wilhalm, der Kustos für Botanik am Südtiroler Naturmuseum in Bozen, Leo Hilpold, der Amtsdirektor im Südtiroler Landesamt für Natur, und weitere Botaniker haben für unser Land bisher 2.875 Arten von Farn- und Blütenpflanzen erfasst. 2.195 Arten gleich 76,5% werden als heimisch eingestuft. 23,5% (680 Arten) werden als Neophyten geführt. Als Stichdatum für die Bezeichnung als Neophyt wird dabei das Jahr 1492 herangezogen, also das Jahr der Entdeckung Amerikas von Europa aus.
Stand 2014 werden 32 Arten der Neuankömmlinge unter den Pflanzen in Südtirol zu den invasiven Neophyten gezählt. Sechs davon stelle ich im heutigen Beitrag vor. Von diesen Arten sollte man möglichst die weitere Verbreitung verhindern. Dies kann bei den krautigen Arten durch Ausreißen der Pflanzen oder durch das Abmähen geschehen. Wer die Ausreifung der Samen von invasiven Neophyten verhindert, leistet einen Beitrag zum Erhalt der pflanzlichen Vielfalt.
Das Schmalblättrige oder Südafrikanische Greiskraut (Senecio inaequidens) ist ein mehrjähriger Vertreter der Korbblütler. Es wurde über die Schafwolle eingeschleppt. Erste Meldungen aus der Provinz Trient sind ab 1975 bekannt. Die gelb blühende Pflanze wächst an Straßenrändern, Bahndämmen, Brachflächen, Weiden und Flussufern und hat sich besonders auch am Mittelvinschgauer Sonnenberg verbreitet. Die Pflanze kann Weideland und landwirtschaftliche Flächen beeinträchtigen, da sie für das Vieh giftig ist. Mit seinen zahlreichen Blüten erzeugt es viel Nektar und spielt auch als Trachtpflanze eine bedeutende Rolle. Die Pflanzenart enthält aber Pyrrolizin-Alkaloide und ist auch für die Bienen hoch giftig. Besonders auch Pferde reagieren sensibel. Der Kontakt mit der Pflanze kann auch für den Menschen gesundheitsschädlich sein. Das Forstinspektorat Schlanders hat bei den Annenberger Böden oberhalb Goldrain und Latsch Versuche unternommen, den aggressiven Neophyten zurückzudrängen. Dabei wirkt Ausreißen besser als Abmähen.
Die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) gehört ebenfalls zu den Korbblütlern und ist ein aggressiver Neophyt in unseren Gärten. Sie kann aber auch in Wiesen eindringen, deren Bewirtschaftung aufgelassen wurde. Die Verbreitung erfolgt durch flugfähige Samen, die mit bis zu 12.000 Stück pro Spross in großer Zahl ausgebildet werden und weite Strecken transportiert werden. Die Pflanze bildet zudem auch eine große Anzahl von Wurzelsprossen aus und kann sich dadurch auch vegetativ und flächig weiter ausbreiten. Auch kleine Wurzelbruchstücke wachsen zu ganzen Pflanzen heran. Wer einen Beitrag zur Reduzierung dieses invasiven Unkrautes leisten will, sollte in seinem Pflegebereich die Pflanzen ausreißen, möglichst, bevor sie die Tausenden Samen streuen.
Das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) gehört zur Familie der Balsaminengewächse und wächst massenweise und schon bestandsbildend entlang von Kanälen, Wasserläufen, Eisenbahntrassen und in Auwäldern und verdrängt dort die Krautfluren der Brennessel. Die flächigen reinen Bestände des Drüsigen Springkrautes führen zu einer Verarmung der einheimischen Pflanzenwelt am entsprechenden Standort. Das Springkraut ist einjährig, hinterlässt im Spätherbst einen pflanzenfreien, kahlen Boden und leistet somit der Erosion Vorschub. Zur Samenverbreitung hat es einen Schleudermechanismus: Die reifen, keulenförmigen Samenkapseln platzen bei dem geringsten Druck oder einer Erschütterung, wie etwa durch einen Regentropfen oder eine Berührung explosiv auf und schleudern die Samen bis zu sieben Meter weit. Davon leitet sich auch der Name Springkraut ab.
Der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum), auch bekannt als Herkulesstaude, ist eine mehrjährige krautige Pflanze aus der Familie der Doldenblütler Ursprünglich aus dem Kaukasus stammend, wurde er als Zierpflanze nach Europa und Nordamerika eingeführt und hat sich mittlerweile in vielen Gebieten als invasive Art etabliert. Der Riesen-Bärenklau wächst bevorzugt in feuchten Umgebungen, wie an Flussufern, in Wäldern, auf Wiesen und in gestörten Bereichen wie Straßenrändern. Er verbreitet sich schnell durch Samen, die durch Wasser oder Wind transportiert werden können. In Südtirol wurde man erst 2005 auf die Herkulesstauden aufmerksam, als in Reinswald im Sarntal größere Gruppen mit zahlreichen Individuen entdeckt wurden. Der Saft des Riesen-Bärenklaus enthält chemische Verbindungen, welche die Haut extrem lichtempfindlich machen und schwere Verbrennungen sowie Blasen verursachen können. Der Kontakt mit dem Saft, gefolgt von Sonnenexposition, kann schmerzhafte und langanhaltende Folgen hervorruft. Die Kontrolle des Riesen-Bärenklaus erfordert Vorsichtsmaßnahmen. Das Ausstechen der Pfahlwurzeln im Frühjahr ist dabei noch eine einfache Methode. Wenn sich im Hochsommer bereits Blütendolden gebildet haben, müssen diese vor der Samenreife abgeschnitten und entsorgt werden. Es ist wichtig, Schutzkleidung zu tragen, um den Kontakt mit dem Saft zu vermeiden. Seit 2007 werden von der Abteilung Forstdienst Maßnahmen zur Eindämmung des Riesen-Bärenklaus durchgeführt.
Der Japanische Staudenknöterich (Fallopia japonica) gehört zur gleichnamigen Familie der Knöterichgewächse. Er wurde aus Unwissen öfters als schnellwüchsiger Sichtschutz und Immissionshecke gepflanzt, ist aber ebenfalls ein wuchernder Invasor mit weißen Blütenständen und meterlangen Jahrestrieben an Zäunen oder anderen Stützgerüsten. Ursprünglich stammt er aus Ostasien und wurde im 19. Jahrhundert als Zierpflanze nach Europa und Nordamerika eingeführt. Der Japanische Staudenknöterich bevorzugt feuchte, nährstoffreiche Standorte wie Fluss- und Bachufer, Straßenränder, Bahndämme, Gärten und brachliegende Flächen. Dabei bildet er dichte Bestände, die andere Pflanzen vom Licht und von der Nährstoffversorgung aussperren. Er verbreitet sich sowohl vegetativ durch unterirdische Ausläufer als auch durch Samen. Ein kleines Rhizomstück kann ausreichen, um eine neue Pflanze zu etablieren. Im Trentino begann die natürliche Ausbreitung dieser Art gegen Ende der 1980er Jahre vor allem im zentral- bis westlichen Bereich der Provinz. Nach Südtirol kam sie wenig später über das Etschtal/Unterland und besiedelt nun mit Vorliebe feuchte, tiefergelegene Standorte entlang der Haupttäler.
Als Baumart sei noch die Robinie (Robinia pseudoacacia) angeführt. Sie ist auch unter dem Namen Falsche Akazie bekannt. Die Robinie ist ein sommergrüner Baum aus der Familie der Schmetterlingsblütler und stammt ursprünglich aus Nordamerika. Sie wurde weltweit als Zier- und Forstbaum eingeführt und hat sich in vielen Regionen als invasive Art etabliert. Sehr anpassungsfähig, wächst die Robinie auf vielen verschiedenen Standorten von trockenen und sandigen Böden, über Wald- und Straßenränder bis auf Brachflächen. Sie gedeiht sowohl in nährstoffarmen als auch in gut drainierten Böden. Dabei ist sie sehr trockenresistent. Sie verbreitet sich weit durch Samen und Wurzelausläufer. Als genügsame Pionierpflanze besiedelt sie schnell offene Böden und konkurriert besonders im Niederwald die heimischen Baumarten wie Mannaesche, Hopfenbuche, Flaumeiche und Kastanie. Die Robinie wird wegen ihres harten und dauerhaften Holzes geschätzt. Sie wird auch für die Bodenerosion und zur Wiederaufforstung genutzt. Zudem gilt sie als wertvoller Nektarspender für Bienenweiden.

Südafrikanisches Greiskraut

Südafrikanisches Greiskraut

Kanadische Goldrute

Kanadische Goldrute

Drüsiges Springkraut

Drüsiges Springkraut

Riesen-Bärenklau

Riesen-Bärenklau

Japanischer Staudenknöterich

Japanischer Staudenknöterich

Robinie

Robinie