Der Klimaplan Vinschgau - Reduktion der CO²-Emissionen bis 2030 um 55 %

Der elektrifizierte Vinschger Zug wird ein Beitrag zur Reduktion der CO2-Emissionen sein.
Am 31. Juli d. J. hat der Bezirksrat unserer Bezirksgemeinschaft Vinschgau mit seinem Beschluss Nr. 31 den Klimaplan Vinschgau 2020-2030 einstimmig genehmigt. Mit diesem Beschluss übernimmt der Bezirksrat für die 13 Vinschgauer Gemeinden von Graun bis Schnals die Ausrichtung und die Ziele des „Klimaplanes Südtirol 2040“, welchen unsere Südtiroler Landesregierung mit ihrem Beschluss Nr. 606 am 30. August 2022 genehmigt hat. Der Beschluss der Landesregierung legt ehrgeizige, weil notwendige Klimaziele fest: Klimaneutralität bis 2040. Die EU strebt an, bis 2050 klimaneutral zu sein. Klimaneutral bedeutet, nicht mehr Treibhausgase auszustoßen, als wieder gebunden werden können. Die ist das langfristige Ziel des europäischen Green Deals und wird durch das Europäische Klimagesetz von 2021/1119 festgelegt.
Vorgabe Paris 2015
Und der Klimaplan Vinschgau ist vor dem Hintergrund, die Erderwärmung auf möglichst 1,5° C einzugrenzen (so die Vorgabe der Klimakonferenz Paris 2015), nicht weniger fordernd: Von 3,1 Tonnen CO²-Emission pro Person im Jahr 2022 sollen wir im nahen Jahr 2030 um 55 % herunterkommen auf 1,4 t/P. Dies wird nur gelingen, wenn jede und jeder von uns in Lebensstil, Konsumverhalten und Mobilität ihren/seinen Beitrag leistet und die Verantwortung nicht auf andere verschiebt.
Mein heutiger Zeitungsbeitrag will erste Teile des Vinschgauer Klimaplanes erschließen und damit aufklärende Information übermitteln.
Die Bezirksgemeinschaft koordiniert
Die Bezirksgemeinschaft Vinschgau hat das Vorhaben „Klimaplan Vinschgau“ für die Gemeinden ihres Einzugsgebietes koordiniert. Der Auftrag zu dessen Erarbeitung ist an das Ökoinstitut Südtirol in Bozen mit der technischen Unterstützung des Projektteams von inewa ergangen. Die Kosten für die Erstellung des Dokumentes werden zu 80 % vom Amt vom Amt für Energie und Klimaschutz der Autonomen Provinz Bozen übernommen. Der derzeitige Leiter des Klimateams in der Bezirksgemeinschaft Vinschgau ist deren Vizepräsident Josef Thurner, Bürgermeister der Gemeinde Mals. Stand Anfang September 2025 haben 5 der 13 Vinschgauer Gemeinden einen vom Gemeinderat genehmigten Klimaplan für ihre eigene Gemeinde.
Methode
In Übereinstimmung mit dem „Klimaplan Südtirol 2040“ wurde der Klimaplan Vinschgau nach der SECAP-Methode erarbeitet. SECAP steht für „Sustainable Energy and Climate Action Plan“ und entspricht einem Leitfaden für die Entwicklung eines Aktionsplanes für nachhaltige Energie und Klimaschutz. SECAP ist ein europaweit anerkanntes Modell für die strategische Planung der Klima- und Energiepolitik von Gemeinden. Die Methode wurde von der gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission JRC (Joint Research Center) erarbeitet.
Struktur, Umfang und Ziele
In seinem Umfang ist der „Klimaplan Vinschgau“ ein Dokument von insgesamt 110 Seiten, davon 64 Textseiten mit Tabellen und Graphiken und 46 Seiten in Form von 9 Anlagen und gemeinde-spezifischen Tabellen.
Aufbauend auf entsprechende Erhebungen aus den Jahren 1990, 2000, 2010 und 2022, definiert der Klimaplan Vinschgau im Wesentlichen die Ziele und Maßnahmen in folgenden Klimaschutzbereichen:
• Reduzierung der Energieverbrauche in den öffentlichen Gebäuden und Anlagen;
• Senkung der CO²-Emissionen im gesamten Gebiet der Bezirksgemeinschaft Vinschgau;
• Erhöhung der Nutzung erneuerbarer Energieträger im gesamten Gebiet der Bezirksgemeinschaft;
• Klimaneutralität im Allgemeinen zu erreichen.
In seiner inhaltlichen Struktur umfasst der Klimaplan Vinschgau die 2 Aktionspläne:
• Klimaschutz/Nachhaltige Energie 2020-2030 mit 5 Kapiteln und
• Anpassung an den Klimawandel 2020-2030 mit 2 Kapiteln zu einer Risikobewertung und einer Analyse der Verwundbarkeit des Gebietes und dem Vorschlag eines Monitorings alle vier Jahre.
Verbrauchs- und Emissionsinventar
Ein seriöser Klimaplan basiert auf einer soliden Kenntnis der spezifischen lokalen Ausgangssituation zu Energieverbrauch und der Emission von Treibhausgasen. Die SECAP-Methodik unterscheidet zwischen dem Basis-Emissionsinventar (BEI) und dem Monitoring-Emissionsinventar (MEI). Das Basis-Emissionsinventar dient als Referenzszenario. Im vorliegenden
Vinschgauer Klimaplan dienen die Daten aus dem Jahr 1990 als Basis-Emissionsinventar. Und hier liegt eine erste Vergröberung: Auf der Ebene der einzelnen Gemeinden gibt es vor 2022 kaum detaillierte und vollständige Daten zu den verschiedenen Energiebedarfs-Bereichen. Deshalb muss sich der Klimaplan Vinschgau mit Hilfe indirekter Rückschluss- oder Regressionsmethoden der verfügbaren Daten bedienen, die sich auf den von der Europäischen Umweltagentur veröffentlichten Emissions- und Verbrauchertrends im Zeitraum 1990-2022 stützen, im Besonderen für die Länder Österreich und Italien. Für das Jahr 2022 sind die Daten Südtirol-spezifisch verfügbar. Diese Daten aus dem Jahr 2022 dienen daher im vorliegenden Plan als erstes Monitoring-Emissionsinventar (MEI). Und in Übereinstimmung mit den Leitlinien der Provinz bildet das Emissionsinventar 2022 daher die Grundlage für die im Plan enthaltenden Berechnungen der Reduktionsszenarien 2030.
Die Energiebilanz im Jahr 2022
Betrachten wir jetzt den Endenergieverbrauch im Vinschgau nach Energieträgern, so wurde die aufzubringende Energie im Jahr 2022 aus den folgenden Energieträgern gewonnen:
MWh = Megawattstunden
Der durchschnittliche Energieverbrauch einer Vinschgerin oder eines Vinschgers betrug im Jahr 2022 17,1 Megawattstunden.
Der Energieverbrauch 2022 nach Bereichen
Wenn man den Endenergieverbrauch 2022 im Vinschgau hingegen nach Bereichen aufschlüsselt, so ergibt sich das folgende Bild:
Aus der 2. Tabelle ist zu erkennen, dass wir bisher in vier Bereichen den großen Energiebedarf haben: im Dienstleistungsbereich, im Beheizen unserer Wohnungen, in den gewerblichen Arbeitsprozessen und in der privaten Mobilität.
Das 2030-Szenario: Senkung und Dekarbonisierung
Der Klimaplan Vinschgau sieht vor, dass wir unseren Energieverbrauch bis in das Jahr 2030 um 17 % gegenüber 2022 verringern und unsere CO²-Emissionen um 55% immer im Vergleich zum Jahr 2022 reduzieren. Dies ist ein forderndes Ziel.
Die Entwicklung des Energieverbrauches und die verursachten CO²-Emissionen im Zeitraum der 40 Jahre von 1990 bis 2030 lassen sich in der untenstehenden Tabelle zusammenfassen:
Das Zusammenlesen der beiden obigen Tabellen lehrt, dass neben Verbesserungen zur Energieeffizienz an Gebäuden vor allem auch Verminderungen der CO²-Emissionen möglich sind, wenn wir unser Mobilitätsverhalten ändern und verstärkt auf die Öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen. Dazu haben wir als Vinschger in der Vergangenheit zwei richtige Eckpfeiler gesetzt: seinerzeit den Protest gegen den Bau der Schnellstraße Ulm -Mailand durch unser Tal. Denn, wer Straßen baut, wird Verkehr ernten. Und dann das erfolgreiche Bestehen zur Sanierung und Wiederinbetriebnahme der Bahnlinie Meran – Mals. Die derzeitige Elektrifizierung der Bahnlinie ist zukunftsweisend für eine staufreie und emissionsarme Mobilität. Dank dafür an die Landesregierungen unter Landeshauptmann Luis Durnwalder und Landeshauptmann Arno Kompatscher.