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Spezial-Wein

Die Sprache des Weins

veröfftl. am 28. Oktober 2025

Schon der erste Blick ins Glas erzählt eine Geschichte. Ein Rotwein leuchtet nicht einfach rot. Er kann in zartem Kupferton schimmern oder in tiefem Purpur geheimnisvoll funkeln. Ein Weißwein reicht von hellem Strohgelb über sattes Gold bis hin zu bernsteinfarbenen Nuancen, die fast ins Orange gleiten. Auch die Klarheit spielt mit: ein Wein kann verschleiert wirken, klar oder fast schon brillant.
Über die Nase zeigt sich die Sprache des Weins in ihrer ganzen Vielfalt. Blumige Anklänge können an Veilchen, Lindenblüten oder zarte Holunderblüten erinnern, während feine Kräuternoten wie Thymian oder Rosmarin leise mitschwingen. Deutlicher treten oft die fruchtigen Eindrücke hervor: reife Kirschen, dunkle Brombeeren, Cassis, aber auch Apfel, Quitte oder frische Zitruszesten. Mineralische Nuancen lassen an feuchten Stein oder Kreide denken, erdige Töne wecken Assoziationen an Waldboden oder Trüffel. Manche Weine überraschen mit würzigen Facetten von Nelke, Zimt oder Muskat. Andere entfalten Röstaromen – etwa von Kaffee, gerösteten Nüssen oder Brotkruste –, die auf den Ausbau im Holzfass hinweisen. Und schließlich finden sich oft feine Holznoten selbst, ein Hauch von Vanille, Kokos oder zarter Rauch.
Zunge und Gaumen zeigen, ob ein Wein trocken ist, also kaum spürbare Süße besitzt, oder ob er deutlicher süß schmeckt. Die Säure entscheidet, ob er lebendig und frisch wirkt oder eher weich und mild erscheint. Wer den Wein etwas länger im Mund behält, spürt auch seinen Körper: Manche Weine sind leicht und elegant, andere dicht und kraftvoll.
Zum Schluss bleibt der Abgang, also der Nachhall des Weins: Er kann kurz sein, mittellang anhalten oder lange präsent bleiben, manchmal begleitet von einer feinen Süße, manchmal von würzigen Noten.