Stilfs im Aufwind
Gut eingebettet fühlt sich der Stilfser BM-Kandidat Samuel Marseiler (stehend) zwischen LH Arno Kompatscher, der Bezirks-SVP mit SVP-Bezirksobmann Albrecht Plangger und SVP-Bezirksobmann-Stellvertreterin Irmgard Gamper und den SVP-Kandidat:innen für den Gemeinderat
Die Gemeinde Stilfs ist im Ausnahmezustand. Der Tod des allzufrüh verstorbenen BM Franz Heinisch macht auch Neuwahlen des Gemeinderates und des Bürgermeisters erforderlich.
Der 9. November ist für die Neuwahlen vorgesehen. Die Wahlberechtigten der Gemeinde Stilfs werden dann den Samuel Marseiler zum neuen Bürgermeister wählen. Marseiler führt seit der Auflösung des Gemeindeausschusses und des Gemeinderates im Juli die Geschäfte in der Gemeinde Stilfs. Und: Marseiler ist der einzige Bürgermeister-Kandidat.
Am vergangenen Freitag hat es in Stilfs eine SVP-Wahlveranstaltung gegeben. Vorgestellt wurden die Kandidatinnen und Kandidaten für den Gemeinderat, vorgestellt hat sich auch Samuel Marseiler. Den Abend hat Roland Brenner moderiert.
Gleich mehrere Ebenen waren in Stilfs eindrucksvoll. Mit der Anwesenheit von SVP-Bezirksobmann Albrecht Plangger und seiner Stellvertreterin Irmgard Gamper hat die Südtiroler Volkspartei auf Bezirksebene gezeigt, das sie hinter der Kandidatur von Marseiler, dass sie hinter den SVP-Kandidat:innen steht.
Eindrucksvoll hat sich auch der BM-Kandidat Samuel Marseiler präsentiert. „Die Geschäfte der Gemeinde werden nahtlos übergehen“, formulierte es Roland Brenner und später wird LH Arno Kompatscher sagen, dass er den Eindruck habe, als ob der Samuel bereits seit vielen Jahren Bürgermeister sei.
Marseiler trägt bei der gut besuchten Veranstaltung zwei Vorträge vor. Auch das ist Ausdruck der besonderen Situation in der Gemeinde Stilfs. Ein Vortrag betrifft nur den Ort Stilfs. Und dort die Vorgangsweise bei den PNRR-Geldern. Bekanntlich stehen Stilfs 20 Millionen Euro zur Verfügung, die Stilfs mit seinem damals auch vom verstorbenen Armin Bernhard mitgeschriebenen Konzept für die „Fondi Borghi PNRR“ lukrieren hat können. Stilfs ist eines von 21 Dörfern bzw. Städchen der einzelnen Regionen bzw. Provinzen Italiens, die aufgrund ihres Konzeptvorschlages für eine Wiederbelebung ausgewählt und mit jeweils 20 Millionen Euro bedacht worden sind.
Samuel Marseiler spricht in Stilfs über die laufenden Arbeiten, die aus dem PNRR-Konzept herausgewachsen sind, über das Entstehen von insgesamt 10 Wohneinheiten. Vier in der multifunktionalen Gemeinschaftsstruktur (das 2. Baulos ist dort gestartet), vier im Ex-Altenheim, jeweils eine im Grutschhaus und im Hoferhaus.
Viele weitere Bauvorhaben, die bereits im Entstehen oder in Planung sind, erwähnt Marseiler, den Gehsteig vor dem Dorf etwa, das Mobilitätszentrum - also den Buswendeplatz mit Tiefgarage und angeschlossenem neuen Bauhof am Dorfeingang, eine Beregnungsanlge, die Hangsicherung oberhalb des Dorfes. Über die Entstehung von 7 Parkplätzen im Dorfteil Karmatsch und über die Aufwertung der acht Brunnenplätze - das s0ll im Frühjahr 2026 in Angriff genommen werden. Der Stadel fürs Handwerk, für den die Ausschreibungen in diesen Tagen rausgehen.
Auch unzählige „Immaterielle Maßnahmen“ erwähnt Marseiler, etwa das StilZ-Festival, welches im Juli 2026 zum 3. Mal veranstaltet werden wird, diverse Kulturveranstalungen, die Kunsthandwerksresidenz, das „Streumuseum Stilfs erzählt“. Im Bereich Landwirtschaf wird für Stilfs eine Marke entwickelt, die die 0-Kilometer Philosophie enthalten soll, die Weiterbildungsangebote, die Handwerkskurse, die Produktentwicklung und den derzeit mit großem Erfolg durchgeführten Lehrgang für Betriebsgründungen.
Mit den Worten „Es gibt nicht nur Stilfs“ trägt Marseiler einen zweiten Vortrag vor, die gesamte Gemeinde Stilfs betreffend. Man sei mit dem Gemeindeentwicklungsprogramm gestartet - mit diversen Schwerpunkten, darunter auch die Tourismusentwicklung betreffend. In Sulden wolle man eine Mischzone ausweisen, ein gefördertes Wohnbauprojekt, das sich, so Marseiler, „sehen lassen kann“. Marseiler erwähnt die 3-Brunnen in Trafoi, ebenso die Verbauung der Steintallawine. Die Asfaltierung der Straße nach Sulden, die Instandhaltung des ländlichen Wegenetzes, der Gehsteig in Trafoi, die Erneuerung von Trockenmauern, die Instandsetzung von Forstwegen.
„Vieles ist im Laufen, vieles ist geplant“, sagt Marseiler. Im Gemeindeausschuss treffe man sich mehrmals in der Woche. Man benötige ein gutes Team und er habe eine gute Gruppe im Ausschuss.
Roland Brenner fasst es so zusammen: „Ein neuer Gemeinderat, ein neuer Ausschuss und ein neuer Bürgermeister tragen große Verantwortung für ein ambitioniertes Programm.“ Brenner kann sich einen Seitenhieb für die politische Konkurrenz nicht verkneifen. Die Mitkonkurrenten hätten wohl etwas Angst vor dieser Verantwortung, sagt Brenner in Richtung Süd-Tiroler Freiheit. Deren Vertreterin Simone Platzer teilte vor einigen Tagen über die Presse mit, dass sie nicht als BM-Kandidatin antreten werde.
Dann erscheint LH Arno Kompatscher, der in Stilfs für politische Schubkraft sorgt, indem er sagt, dass er in Stilfs auch die Parteikappe auf habe. Kompatscher sagt mit gut einer halben Million Euro jene Geldmittel zu, die für das 2. Baulos beim Radweg Stilfserbrücke-Gomagoi bislang noch gefehlt haben. Kompatscher erinnert auch an den verstorbenen BM Franz Heinisch, mit dem man noch im Sommer die 200-Jahrfeier Stilfserjochstraße feiern habe können.
Dass Stilfs, verglichen mit den anderen Borghi in Italien, am weitesten voran sei, erfülle ihn als Landeshauptmann mit Stolz. Man werde eine große Freude haben, nachdem alles umgesetzt sein werde. Dass auch auf Immaterielles geschaut werde, gefalle ihm. Und beim Gemeindeentwicklungsplan gehe es darum, gemeinsam zu überlegen, wo in Zukunft was geplant werden solle, bei der Mobilität, beim Tourismus, bei der Wirtschaft, beim Wohnen.
In Richtung Hl.-Drei-Brunnen sagte der LH, dass man den Ort nicht entweihen dürfe. Das Kirchlein solle stehen bleiben, wo es ist und mit Dämmen entsprechend geschützt werden. Eine ewige Schutz-Garantie gebe es ohnehin nicht. LH Arno Kompatscher ruft zur Wahl auf und dazu, dass die SVP-Kandidaten gut gewählt werden sollten. Der Samuel verdiene gute Unterstützung, weil die Ideen in Stilfs Hand und Fuß und Kopf und Herz haben.
Samuel Marseiler weist dann darauf hin, dass man mit der Gemeinde Prad gut zusammenwarbeiten werde. Denn ab 1. November werde man sich den Gemeindesekretär teilen.
In der Diskussion werden gar einige Themen in der Gemeinde Stilfs und darüber hinaus angesprochen. Man möge doch die Migration stoppen, war eine Wortmeldung. Das könne weder die Gemeinde Stilfs noch das Land Südtirol lösen, entgegnet LH Arno Kompatscher. Das sei Aufgabe der Staatengemeinschaft. „Aber wir sind begrenzt aufnahmefähig.“ Auch müsse man zusammenschauen. „Die, die da sind, müssen wir gut behandeln“, sagt Kompatscher.
Kopf und Bauchweh bereite der Nationalpark. Die Situation sei nur schlechter geworden, war eine Wortmeldung. LH Kompatcher gab zu , dass „der Nationalpark ein Trauerspiel“ sei. Aus der großen Freude sei Ernüchterung geworden, denn „in den letzten 10 Jahren sind wir nicht weitergekommen“. Und Kompatscher verspricht: „Den Park will ich noch machen, bevor ich gehe.“
Auf die Feststellung und Klage, dass der Verkehr an der Stilfserjochstraße enorm zugenommen habe und auf die Frage, was man da plane, sagte BM-Kandidat Samuel Marseiler, dass die Straße Fluch und Segen sei. Man sei beim Ausloten, ob eine Zone 30 in Gomagoi und sogar in Trafoi möglich wäre. Und LH Kompatscher: Man habe aufgrund der italienischen Straßenverkehrsordnung wenig Handhabe. Der zuständige Minister Salvini vertrete die Meinung , dass sich die Verkehrsteilnehmer so frei wie möglich bewegen sollen. Da sei man beim Bohren von dicken Brettern.
Allerdings: Er, Kompatscher, gebe keine Genehmigungen mehr für Sportrennen. Die Dolomitenpässe und die Stilfserjochstraße haben diesselben Probleme. Die Geschwindigkeiten in den Ortschaften zu regeln und diese durch die Polizeikräfte überwachen zu lassen, seien erste Versuche.
Zudem, so ergänzte es Roland Brenner, werde ab 2026 ein Auto der Gemeindepolizei ausschließlich für die Jochstraße zuständig sein.
Letztlich wurde auch das Thema Großraubwild angesprochen. Der Zusammenhalt der Regionen habe sich gelohnt, sagte dazu LH Arno Kompatscher. Denn es sei gelungen, die Berner Konvention abzuändern. Wenn nun die Änderungen zum Autonomiestatut durchgehen werden, wäre das Land zuständig. Das könnte in einem Jahr soweit sein. Aber, so der LH: „Den Wolf werden wir nicht mehr los.“