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Titel

Ende einer Ära

von Erwin Bernhart
Sulden/Mals - Seit 29 Jahren steht Erich Pfeifer der Ortler Skiarena (OSA) als Präsident vor, seit 25 Jahren ist Fritz Raffeiner freiberuflicher Sekretär der Ortler Skiarena. Kürzlich hat es im Vorstand der OSA eine Stabübergabe gegeben: Neuer Präsident der Ortler Skiarena ist Paul Jakomet, der Geschäftsführer von Meran 2000. Pfeifer und Raffeiner blicken zurück - und hoffen nach vorn.
veröfftl. am 15. September 2025

Seit mehr als einem Vierteljahrhundert an der Spitze der Ortler Skiarena: Erich Pfeifer als Präsident und Fritz Raffeiner als freiberuflicher Sekretär Erich Pfeifer stellte sich jüngst nicht mehr der Wahl bei der Ortler Skiarena. Pfeifer bleibt geschäftsführender Präsident der Seilbahnen Sulden. Neuer Präsident der OSA ist der Geschäftsführer von Meran 200 Paul Jakomet

Leo Gurschler, der wilde Schnalser Pionier, war es, der 1979 vehement einen gemeinsamen Werbeauftritt der Skigebiete gefordert und so die Skiarena mitgegründet hat. „Ortler Skiarena“, das war Gurschlers Idee gemeinsam mit Alfons Thoma, dem bekannten Nationaltrainer, die wussten, dass den „Dolomiten“ ein guter, ein haltbarer, ein belastbarer Name im Westen gegenübergestellt werden muss. Der höchste Berg der Ostalpen, der bekannteste Gipfel der ehemaligen Donaumonarchie, der mit einem Gletscher bedeckte höchste Punkt Südtirols - weitum sichtbar, weitum bekannt - es hätte keinen anderen Namen geben können. Die Skigebiete aus dem Vinschgau, alle vier Gesellschaften aus der Gemeinde Stilfs, aus Schnals, aus Meran, aus Ulten und auch Nauders haben mitgemacht. Ziel war es, mit einer gemeinsamen Werbestrategie und mit gemeinsamen Wintersportangeboten Wintertouristen ins Land, in den Westen Südtirols zu locken. Wer Skiliftkarten der Ortler Skiarena kauft, dem stehen alle Skigebiete offen, die bei der OSA Mitglieder waren.

Aufbruch und Suche

Leo Gurschler war der erste Präsident in jener Aufbruchszeit, in der die Suche nach finanzieller Absicherung prioritär war. Die Konkurrenz der kleinen Skigebiete untereinander war groß, man begann sich mit den Preisen für die Tageskarten zu unterbieten. Eine tödliche Spirale setzte ein. Die Ortler Skiarena sollte da als Attraktion für die Wintergäste gegenhalten, als Skipass für mehrere Tage, für eine Woche, sogar als Saisonskarte. Die Preise dafür wurden in die Höhe geschraubt, die Bewerbung kostete einen Batzen Geld die Mitglieder der Ortler Skiarena sollten in die Gesellschaft Werbe- und Verwaltungsgelder einzahlen und vor allem die kleinen Skigebiete hatten zweifelhaften Erfolg bei den Karten der Ortler Skiarena. Die Fliehkräfte machten sich rasch bemerkbar, Unruhe bei den Mitgliedsskigebieten machte sich breit, mehrere drohten mit dem Ausstieg aus dem Kartenverbund. Auch der Watles, so erinnert sich Fritz Raffeiner, der 22 Jahre lang den Watles als geschäftsführender Präsident geleitet hat, wollte sich aus der Ortler Skiarena zurückziehen. Zu groß waren die finanziellen Belastungen.
Dies war die Stimmungslage, als Erich Pfeifer, der junge Geschäftsführer in Sulden, vor 29 Jahren zum Präsidenten der Ortler Skiarena gewählt wurde. Erich Pfeifer wurde damals vom Präsidenten der Schnalstaler Gletscherbahnen Dietmar Pohl animiert, die Ortler Skiarena zu übernehmen. Als Jungspund hat Pfeifer die Präsidentschaft vom damaligen Präsidenten von Meran 2000 Franz Raffeiner übernommen. Wollte man verhindern, dass die Ortler Skiarena auseinanderbricht, herrschte extremer Handlungsbedarf.

Anpacken und aufräumen

Pfeifer packte an, begann die Auszahlungen der Ortler-Skiarena-Karten an die Tageskartenpreise zu koppeln und brachte im Verwaltungsrat und in der Vollversammlung durch, dass eine Saisonkarte der Ortler Skiarena für Einheimische nur noch die Hälfte der Gästekarten kosten sollen. Auch die Zahlungen der Skigebiete in Richtung OSA wurden auf die Hälfte zurückgefahren.
Nach vier Jahren holte sich Pfeifer den geschäftsführenden Präsidenten der Watles AG Fritz Raffeiner als freiberuflichen Sekretär an seine Seite. Pfeifer und Raffeiner kennen die Bedürfnisse der kleinen und der größeren Skigebiete, sie kennen die finanziellen Möglichkeiten der Einheimischen, die Saisonkarte kaufen zu können. Um die Saisonkarte der Ortler Skiarena attraktiver zu machen, wurde in der OSA-s7 titelbilderGesellschaft vereinbart, dass die Saisonkarten der einzelnen Skigebiete für die kleinen Skigebiete höchstens 15% und für die großen Skigebiete höchstens 10% günstiger sein sollen als der Preis der Saisonkarte der Ortler Skiarena.
Alle Maßnahmen zusammen haben eingeschlagen, Austritte von Skigebieten aus der OSA konnten verhindert und die Marschrichtung neu ausgerichtet werden. „Dass wir im Laufe der Jahre mit Latsch und Maseben in Langtaufers trotzdem zwei Skigebiete verloren, haben, ist höchst bedauerlich“, sagt Erich Pfeifer. Allerdings haben die Schließungen nicht an der Ortler Skiarena gelegen.
Die Verwaltung der OSA wird bewusst schlank gehalten, so dass die Kosten dafür gering ausfallen. Das Budget der OSA für externe Bewerbung, also für die Bewerbung auf Messen in Italien und Deutschland ist verglichen mit der Anzahl der zu bewerbenden Skigebiete nicht besonders üppig, weckt aber mit der Einführung der Südtiroler Marketinggesellschaft SMG Begehrlichkeiten und weltfremde Träumereien, die auch nach der Umwandlung in die IDM bestehen bleiben. Die Angriffe auf die OSA waren des öfteren auch Gegenstand der Berichterstattung des Vinschgerwind. Während die Dolomiti Superski mit üppigsten Budgets ausgestattet auch von SMG und IDM in den Herkunftsländern massiv beworben wird, wird die Ortler Skiarena stiefmütterlich behandelt. Das ist heute noch so.
Derweil gewinnt die Ortler Skiarena sukzessive die Sympathie der einheimischen Bevölkerung. Vor allem, weil sich die OSA auf den Verkauf der „Ortler Skiarena“, der Saisonkarte, die in allen Skigebieten gilt, die bei der Ortler Skiarena sind. Mit der zunehmenden Mobilität der Leute erfreut sich die OSA zunehmender Beliebtheit.
Das lässt sich an Zahlen festmachen. In den letzten 10 Jahren von 2014/15 bis 2024/25 hat sich der Saisonkartenverkauf von 6.500 auf 13.000 verdoppelt. Bei den Käufern der Ortler Skiarena ist es in Corona-Zeiten gut angekommen, dass mit der Schließung der Skigebiete die Differenz für die ausgefallenen zwei Monate rückerstattet worden ist. Dafür hat es aber intern harte Diskussionen gegeben.
Jüngst wurde intern der Abrechnungsschlüssel für die Saisonskarte verändert. Jedes Skigebiet soll ab der Saison 2025/26 je Eintritt ins Skigebiet gleich viel erhalten. Das sei, so sagt es Pfeifer, ein Akt der Solidarität mit den kleinen Skigebieten. Die kleinen sollen damit intern unterstützt werden. Die Zeit, dass die Abrechnung an die Preise der jeweiligen Tageskarten der Skigebiete geknüpft waren, sind vorbei. Die neue Berechnung ist vereinfacht, höchst transparent, dient dem Zusammenhalt und dem Skisport. Denn auch die kleinen Skigebiete sind lifttechnisch, gastronomisch und personell gut aufgestellt. Das Ziel, familienfreundliche Skigebiete mit vielfältigem Angebot anbieten zu können, bleibt damit kein hohles Wort. Mit diesem für alle gleich geltenden Auszahlungsmodus sind die Modalitäten für die Zukunft gut und gerecht gestellt. So dass man damit auch Erweiterungen problemlos stemmen wird können. Denn die OSA wächst weiter. In der Saison 2026/27 sollen die Skigebiet Ratschings, Klausberg und Speikboden im Ahrntal dazukommen.

Aufbruch und Zuversicht

Erich Pfeifer, der in den Vollversammlungen und in den Sitzungen des Verwaltungsrates der Ortler Skirarena immer wieder ausgleichend eingewirkt hat, hat sich jüngst bei den Neuwahlen nicht mehr der Wahl gestellt. Pfeifer ist der Ansicht, dass der Zeitpunkt für einen Rückzug der richtige sei. Auch Fritz Raffeiner, der 25 Jahre lang der OSA freiberuflich als Sekretär zur Verfügung gestanden hat, zieht sich zurück.
Der neue Präsident der Ortler Skiarena ist seit Kurzem der Geschäftsführer des Skigebietes Meran 2000 Paul Jakomet. Damit wandert die Präsidentschaft von Sulden nach knapp 30 Jahren wieder zurück nach Meran. Im neuen Verwaltungsrat sind Christian Maas (Präsident der Schöneben AG), Heinrich Tumler (Geschäftsführer der Seilbahnen Sulden), der Geschäftsführer der Schnalstaler Gletscherbahnen Egon See-bacher und der Geschäftsführer des Skigebietes von Pfelders Hannes Kneissl.
Mit großer Zuversicht sieht Erich Pfeifer die Zukunft der Ortler Skiarena. Die jungen und erfahrenen Präsidenten und Geschäftsführer im neuen Verwaltungsrat bringen die nötige Sensibilität mit, die mit Erfolg aufgebaute Ortler Skiarena in eine gute Zukunft zu führen. Davon ist Pfeifer überzeugt.