Die Welt aus den Fugen

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Amira Ben Saoud:
Schweben.
Zsolnay Verlag, 2025.

Auch wenn das bunte Buchcover und der vielversprechende Buchtitel es anders vermuten lassen – Amira Ben Saouds Debüt „Schweben“ ist kein Wohlfühlroman. Die Protagonistin des Buches lebt in einer abgeschotteten Siedlung, die lediglich durch einen kontaktlosen Warenaustausch mit der Außenwelt in Berührung kommt. Es gelten die strikten Regeln einer undurchsichtigen Regierung, die Frauen unterdrückt und Siedlungsgrenzen bewachen lässt. Niemand darf die Siedlung verlassen und Eindringlinge werden mit dem Tod bestraft. In diesem bedrohlichen Umfeld geht die Protagonistin einer sonderbaren Arbeitstätigkeit nach, die sie selbst „Begegnungen“ nennt: Sie schlüpft in die Rolle anderer Frauen und imitiert sie im Auftrag von meist männlichen Auftraggebern, die noch etwas aufzuarbeiten haben. Dabei geht es nicht rein um Äußerlichkeiten, sondern darum, die schonungslose Realität einer kaputten Beziehung so authentisch wie möglich wiederzugeben. Für ihren aktuellen Kunden Gil spielt sie dessen Ehefrau Emma, deren Rolle sie so verinnerlicht, dass sie ihren wahren Namen vergisst. Sie entgleitet immer mehr der Realität und bemerkt, sich selbst zu verlieren. Auch die physische Welt gerät durch seltsame Phänomene und Naturkatastrophen ins Wanken. Wird sie dem drohenden Untergang entkommen und es schaffen ihre eigene Identität zu finden? Den Lesern erwartet ein skurriles und zugleich magisch anmutendes Ende, das nicht vorhersehbar ist.

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