Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - Die Stilfserjochstraße und das Stilfserjoch sind ein prächtiger Inszenierungsort mit unglaublicher Tradition. Die Verbindungsstraße nach Bormio, ins Veltlin, in die Lombardei und nach Mailand, vor 200 Jahren vor allem aus militärischen Überlegungen erbaut, ist ein technisches Wunderwerk, sichtbar auch an den in die Landschaft gesetzten Straßenkehren. Die Bauzeit war mit 5 Jahren kurz, die Befahrbarkeit lange auch im Winter gegeben. Die Faszination von Straße, Joch und Landschaft zu Füßen der Gletscher hatten über die 200 Jahre Bestand und sie hat im Laufe der Jahrzehnte zugenommen. Als höchster Gebirgspass Italiens wurde das Joch spätestens als „Cima Coppi“ für den Giro d’Italia bei den sportvernarrten Italienern legendär, „Stelvio“ ziert seit einigen Jahren als Autoname einen Alfa Romeo-Autotyp. Die Stilfserjochstraße und das Stilfserjoch sind mit inspirierenden Geschichten angereichert und dieser mythenverhangene Pass verleitet dazu, schwärmerisch zu werden. Dieser Hang zu Schwärmereien, zu Versprechen aller Art ist am Joch seit Jahrzehnten zu beobachten. Wenn Politiker am „Dreisprachenjoch“ zusammenkommen, dann wird - in der Theorie - das Joch ausgebaut, gesäubert, die Straße hergerichtet, eine Eintrittsmaut verlangt, Gelder zur Verfügung gestellt und allerhand Investitionen versprochen ... kurzum, Joch und Straße vergoldet, den Anrainern Aufschwung und Wohlstand versprochen. Geschehen ist bislang so gut wie nichts. Leider.