Vinschgau-Schlanders - Im Bezirksrat ging es am vergangenen Montag zu wie in einem Hühnerstall. Auslöser war ein Schreiben an die Gemeinden, in dem diese aufgefordert werden, für jede noch so kleine Brücke einen Konzessionsinhaber namhaft zu machen.
von Erwin Bernhart
Nach der Haushaltsänderung mit dem Einbau von insgesamt 6,8 Millionen Euro, nach Änderungen der Organisationsstruktur und von Statuten und nach einem einstimmigen Beitritt zur EVi, also zur Energiegemeinschaft Vinschgau, ging’s im Bezirksrat auf. Der Marteller BM Georg Altstätter wies auf ein Schreiben hin, in welchem die Gemeinden aufgefordert werden, für jede noch so kleine Brücke, die über ein öffentliches Gewässer führt, einen Konzessionsinhaber namhaft zu machen. Im Nationalpark, so Altstätter, könnte der Konzessionsinhaber für die Wanderwegbrücken, immerhin um die 50, der Nationalpark sein. Jede Gemeinde solle mithelfen, solche Konzessionsinhaber namhaft zu machen, die dann auch die Verantwortung über den Zustand und über die Sicherheit der Brücken übernehmen müssten. Der Malser BM Josef Thurner wurde laut und deutlich. Das sei doch eine pure Seggiererei. Öffentliche Gewässer gehören schließlich dem Land. Soll doch das Land selbst der Konzessionsinhaber sein. Das könne es wohl nicht sein. Da müsse man im Rat der Gemeinden heftigst intervenieren. Thurner war nicht der einzige der den Kastelbeller BM Gustav Tappeiner aufforderte, im Rat der Gemeinden Protest einzulegen. Schließlich vertritt Tappeiner die Vinschger Gemeinden in diesem Gremium. Die Bezirkspräsidentin Roselinde Gunsch brachte mit „da denken sich irgendwelche Beamte etwas aus“ leichte Verschwörungstöne in die Runde. Mauro Dalla Barba sprach sich dafür aus, das politisch zu regeln und er forderte ebenfalls Gustav Tappeiner, der Gesagtes eifrig notierte, zu Interventionen im Gemeindeverband auf. Es sei allerhand, wenn es hießen könnte, dass eine Brücke bis zu einem bestimmten Termin zu entfernen sei.
In Bezug auf das Abwasser regte Georg Altstätter zudem an, dass man auflisten sollte, wozu und wieviel jede Gemeinde an Abwassergebühren bezahle. Denn es sei den Bürger:innen nicht mehr veständlich zu erklären, wie viel und wofür für das Abwasser bezahlt würde. Diese Frage könne wohl niemand beantworten, entgegnete Mauro Dalla Barba. Es seien über den Abwassertarif mindestens die 90% der Kosten zu decken plus einer Einzahlung in den Landesfonds für Abwasser. Die Gemeinde könne so, sagte wiederum Altstätter, den Abwassertarif nicht preiswert gestalten. Das Abwasser und auch das Trinkwasser werde auf jeden Fall nicht billiger, resignierte Gustav Tappeiner.
Zuschrift vom Heimatpflegeverein Partschins - Warum die Gemeindeverwaltung jetzt handeln muss – bevor dieser Ortsteil weiterhin das Stiefkind der Gemeinde bleibt. Töll – ein Ortsteil mit Geschichte, aber ohne klare Zukunftsvision? Schon während der Planungsphase am Kreisverkehr auf der Töll beschäftigte sich der Heimatpflegeverein mit der Gestaltung des Landschaftsbildes. Die Bauarbeiten schreiten zügig voran, doch während die Bagger rollen, scheint die Gemeindeverwaltung die eigentliche Chance dieses Projekts zu verschlafen. Einige freie Flächen rund um den Kreisverkehr sowie das Ensemble um die Kirche St Helena sind im Eigentum der Gemeinde. So obliegt es dem Eigentümer, die Gestaltung zu planen, umzusetzen und zu finanzieren. Noch immer fehlt ein Konzept – ein starker Impuls, der aus einem einfachen Verkehrsknotenpunkt eine identitätsstiftende Mitte für die Töller Bevölkerung machen könnte. Statt Mut zur Gestaltung zeigt die Gemeinde zögerliches Abwarten. Dabei liegt das Potential dieses Ortes auf der Hand: Der Kreisverkehr muss mehr sein als ein funktionales Element – er soll ein Symbol für Aufwertung und Identität werden. Der Gestaltungsraum und die Möglichkeiten sind vielfältig: von der Verkehrsinsel und den angrenzenden Grünflächen bis hin zur Umgebung von Kirche, altem Schulhaus, angrenzendem Stadel, Nepomukkapelle, Bushaltestellen, Führung des Fahrradweges, Fußweganschluss nach Partschins, Beleuchtung. All diese Bereiche warten auf eine koordinierte, kreative Aufwertung, deren Umsetzung in der Bauphase erfolgen muss.
Der Bürgermeister und der zuständige Referent teilten mit, dass die Ausarbeitung des Gestaltungskonzepts dem Tourismusverein Partschins übergeben wurde, bisher ohne Ergebnis. Die Heimatpfleger befürchten zudem, dass das Ganze auf eine touristische Werbefläche reduziert wird.
Warum fehlt der politische Wille, diesen Ortsteil aus dem Schatten zu holen und ihm ein neues, lebendiges Gesicht zu geben?
Für den Verein für
Heimatpflege Partschins
Johann Laimer
Vinschgau - Die Bezirkspräsidentin Roselinde Gunsch informierte die Bürgermeister bei der Bezirksratssitzung am 28. April über den Stand der landesweiten Diskussionen im Bereich Müllsammlung. Gunsch erinnerte daran, dass die Müllsammlung aufgrund der ARERA-Vorgaben demnächst anders organisiert werden muss. Weil der Vinschgau nach den ARERA-Richtlinien einige Qualitätsmerkmale im Bereich Müllsammlung nicht erfüllt (etwa mangelnde Dokumentation, keine grüne Rufnummer), kann der Vinschgau keine eigene Inhouse-Gesellschaft bilden, die die Müllsammlung ausschreiben kann. Derzeit, so Gunsch sei eine Einheit mit dem Burggrafenamt (die Stadtwerke ausgenommen) im Gespräch und es könnte sich sogar das Unterland hinzugesellen. Also sei eine Müllsammel-Einheit von Salurn bis Reschen denkbar. Allerdings wolle man mit der Bildung der „Führungsbehörde der optimalen Einzugsgebiete (EGATO)“, wie eine solche Inhousegesellschaft genannt wird, abwarten, bis die von LH Arno Kompatscher verhandelte Autonomiereform über die Bühne sei. (eb)
Göflan/Kortsch - In den Dörfern gut sichtbare Wahlplakate sind Aushängeschilder von wahlwerbenden Parteien und Gruppierungen und vor allem für die Kandidat:innen. Dies gilt für alle EU-, Parlaments-, Landtags- und eben auch für Gemeinderatswahlen. Offensichtlich ist es nicht allen wahlwerbenden Parteien vergönnt, ihr Kandidaten-Personal und ihre Botschaften ungestört an den eigens dafür vorgesehenen Wahlwerbeflächen bis zu den Wahlen hängen zu lassen. In Göflan und auch in Kortsch wurden Wahlplakate mutwillig abgerissen, was eine Straftat ist. Betroffen waren vor allem die „Bürgerliste Schlanders - Lista civica Silandro“. Die parteiunabhängige Liste, die unter anderem mit „Partizipation, Transparenz und offene Diskussionskultur“ geworben hat, dürfte den „Tätern“ in der Hochburg der Süd-Tiroler Freiheit Göflan ebenso wie im Stimmen-schlipfdichten Kortsch ein Dorn im Auge gewesen sein. (eb)
Vom Wind gefunden - Auf einer To-Do-Liste stehen alle Aufgaben, die zu erledigen sind, bzw. erledigen werden müssen. Eine solche Liste hilft, sich besser zu organisieren, damit nichts vergesse wird, bzw. damit man den Aufgaben eine Priorität geben kann. Meistens hilft das, den Tag zu strukturieren und die Aufgaben gezielt abzuarbeiten. Aber manchmal wird diese Liste einfach nicht kleiner. Neue, absolut wichtige Aufgaben kommen dazu. Die Liste wächst und fühlt sich wie ein Klotz am Bein an. Sie verhindert, den Tag ohne Druck zu gestalten und den Kopf freizubekommen. Eigentlich soll eine solche Liste für mich arbeiten, sie soll mein Stresslevel im Zaum halten. Aber manchmal managt sie mich, nicht umgekehrt. Eine Ta-Da-Liste hilft dagegen! Eine Ta-Da-Liste lenkt den Fokus auf Erfolge anstatt auf die unerledigten Aufgaben. Man schreibt nicht wie bei einer To-Do-Liste morgens oder am Anfang der Woche auf, was alles noch erledigt werden muss, sondern man notieren am Ende des Tages oder einer Woche, was alles erledigt wurde. So wird eine positive Einstellung gefördert, Stress wird reduziert und das Selbstbewusstsein gesteigert. Indem die Perspektive von offenen Aufgaben zu bereits erledigten gelenkt wird, erfreut man sich auch an kleinen Fortschritten und tut sich leichter, große Projekte anzugehen. Auf der Ta-Da-Liste schreibt man auch all die kleinen Dinge auf, die nicht auf der To-Do-Liste stehen, die aber auch erledigt sein wollen. Eine Ta-Da-Liste ist also viel mehr als eine To-Do-Liste, auf der die erledigten Punkte durchgestrichen sind. (hzg)
Am 3. Mai bringen junge Spieler des a-réa Kreativkollektivs Vinschgau dass Stück aus der Feder von Max Hofer und Judith Prugger auf die Bühne. Der Bunker 23 in Tartsch wird zum Schauplatz einer Tragödie, die im Jahr 1963 spielt. Vier Jugendliche geraten, umgeben von nichts als Dunkelheit und flüsternden Schatten, an ihre physischen und psychischen Grenzen. Lauert etwas Grauenhaftes in den vergessenen Ecken des Bunkers? Anmeldungen nur über WhatsApp +39 377 356 0115
Vernagt/Bozen - Am vergangenen Montag, 28. April wird auf dem Vergabeportal des Landes die Ausschreibung für die Bauarbeiten der rund 325 Meter langen Lawinenschutzgalerie an der Landestraße LS 3 bei Vernagt veröffentlicht. Die Ausschreibungssumme für die Arbeiten zum Bau der Lawinenschutzgalerie Vernagt beträgt ca. 8,4 Millionen Euro.
Der Straßenabschnitt von Kilometer 16+965 bis Kilometer 17+290 war in der Vergangenheit immer wieder durch Lawinen oder durch Schneerutschungen gefährdet. Aus Sicherheitsgründen musste der Straßenabschnitt bei stärkeren Schneefällen öfters gesperrt werden.
Bei einer Ortsbegehung im April hatten LR Daniel Alfreider und Vertreter der Gemeinde den Straßenabschnitt neuerlich besichtigt und die Notwendigkeit der Lawinengalerie bekräftigt. „Durch die künftige Lawinengalerie in Vernagt werden Schneerutschungen auf die Straße vermeidbar und die Erreichbarkeit der Fraktionen und Weiler bis zum Talschluss wesentlich verbessert“, betont Landesrat Alfreider.
Mit der Ausschreibung der Arbeiten ist nun ein weiterer wichtiger Schritt für mehr Sicherheit der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer auf der Landesstraße LS3 erfolgt.
„Für die Bauzeit sind ca. 1,5 Jahre vorgesehen. Die Unternehmen können ihre Angebote bis am 6. Juni um 12 Uhr abgeben“, erklärt der Projektverantwortliche Andreas Pider vom Amt für Straßenbau West.
Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - Papst Franziskus ist am Ostermontag gestorben („ins Haus des Vaters heimgekehrt“, wie es der Vatikan pietätvoll ausgedrückt hat). Das Konklave in Rom beginnt. Die wahlberechtigten Kardinäle aus der ganzen Welt werden einen neuen Papst wählen. Und zwar auf Lebenszeit. Wegen dieser Wahl auf Lebenszeit kommen eher ältere Papabili - also Papstkandidaten - infrage. Eine Amtszeit, wie sie Papst Pius IX. (1846-1878) mit 31 Jahren oder Papst Johannes Paul II. (1978-2005) mit 26 Jahren hatten, wird sich wohl so schnell nicht wiederholen. Aber wer weiß? Das Dogma, dass ein Papst auf Lebenszeit gewählt ist, ist in der geschichtlich jungen Regierungsform der Demokratie nicht denkbar. Man stelle sich vor, eine Bürgermeisterin auf Lebenszeit? Mit einigen Senatoren auf Lebenszeit in Rom ist zwar noch ein monarchischer Atavismus im demokratischen Getriebe erkennbar, ansonsten können die Bürger:innen ihre repräsentativen Vertreter lustvoll wählen, abwählen, wiederwählen. Wem diese Zeilen noch vor den Gemeinderatswahlen erreichen, der sei aufgefordert, zur Wahl zu gehen. Der demokratische Wahlgang ist kein Konklave - alle Wahlberechtigten können wählen, dazu muss niemand, auch nicht eine kleine erlauchte Gruppe, eingeschlossen und mit Essen versorgt werden, bis eine mehrheitliche Entscheidung gefallen ist. Demokratie ist selten dogmatisch. Auch deshalb bleiben Demokratie und apostolische Kirche zwei getrennte Welten, wer auch immer als Papst dem Franziskus nachfolgen wird. Da können vatikanistische Auguren im kirchlichen Gekröse noch so viel herauslesen. Das Konklave wählt den Papst, wir wählen Gemeinderät:innen und Bürgermeister:in.
Wichtige Anerkernnung für sichere Arbeitsumgebungen, gezielte Risikoprävention und -kontrolle. ISO-45001-Zertifizierung für Arbeits- und Gesundheitsschutz ebenfalls erneuert.
Bozen, 28. April 2025 - Despar hat die UNI ISO 39001-Zertifizierung – der internationale Standard für Straßenverkehrssicherheit - erhalten. Damit verpflichtet sich das Unternehmen, durch ein sogenanntes RTS-System (Road Traffic Safety Management System) aktiv zur Reduzierung des Unfallrisikos im Straßenverkehr beizutragen und sich konsequent mit dem Thema Verkehrssicherheit auseinanderzusetzen.
Despar ist damit die erste italienische Supermarktkette, die diese Zertifizierung erhält, ebenso wie das Unternehmen 2013 als erstes in der Branche die Umweltzertifizierung UNI EN ISO 14001 erlangte und bereits 2010 die internationale Zertifizierung nach OHSAS 18001 – ab 2020 gemäß dem Standard UNI EN ISO 45001 – für Arbeitssicherheit erhielt.
Die ISO-39001-Zertifizierung – ausgestellt von DNV – erstreckt sich unmittelbar auf 119 Fahrer*innen und die firmeneigene Flotte von 65 schweren LKW. Sie ergänzt die bestehende ISO-45001-Zertifizierung für Arbeits- und Gesundheitsschutz. Dadurch wird das Monitoring sämtlicher logistikbezogener Abläufe weiter vertieft, um die Sicherheit der Mitarbeitenden kontinuierlich zu steigern.
Mit der Einführung des ISO 39001-Systems verfolgt das Unternehmen das Ziel, alle Prozesse und Aktivitäten im Bereich Transportmanagement zu überwachen, Risiken zu identifizieren und die Verkehrssicherheit kontinuierlich zu verbessern. So können Unfälle und Verletzungen vermieden werden.
Parallel zur Zertifizierung im Bereich Straßenverkehrssicherheit wurde auch die UNI EN ISO 45001-Zertifizierung – der internationale Standard für das betriebliche Gesundheits- und Sicherheitsmanagementsystem – erneuert, die Despar bereits implementiert hat. Die durchgeführten Audits zeigten eine insgesamt sehr positive Entwicklung und kontinuierliche Verbesserungen in allen operativen Bereichen. Dies bestätigt den Anspruch des Unternehmens, international anerkannte Managementsysteme und Strategien zu nutzen, um Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten gezielt vorzubeugen und so Risiken für die Mitarbeitenden wirksam zu überwachen und zu steuern.
"Anlässlich des Welttages für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz am 28. April freuen wir uns, die neue ISO-39001-Zertifizierung sowie die Erneuerung der ISO 45001 bekanntzugeben. Beide Auszeichnungen belegen unseren konkreten und integrierten Einsatz für sichere Arbeitsbedingungen. Das sind die Werte, die unsere Unternehmensführung prägen“, so Filippo Boggian, Leiter der Arbeitssicherheit bei Despar.
Boggian weiter: „Despar war innerhalb des italienischen Lebensmitteleinzelhandels ein Vorreiter bei der Einführung dieser Standards, die wir als unverzichtbare Instrumente betrachten, um unsere Arbeitsumgebungen sicherer, effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Gleichzeitig setzen wir auf gezielte Weiterbildungs- und Präventionsmaßnahmen, im Bewusstsein, dass eine gelebte Sicherheitskultur eine gemeinsame Verantwortung ist, die sich nur durch kontinuierliche Schulung und systematische Prozessoptimierung weiterentwickeln kann.“
Ein herausforderndes, letztendlich aber zufriedenstellendes Jahr hat die Südtiroler Milchwirtschaft hinter sich. Zum einen war (und ist) der Milchmarkt höchst unsicher, zum anderen sind die Auszahlungspreise für die Milch in Südtirol stabil geblieben. Darauf verwies man bei der heutigen Vollversammlung des Sennereiverbandes Südtirol in Bozen.
Während dem europäischen Milchmarkt viele Jahre lang eine Überproduktion zu schaffen gemacht hat, ist die Milchproduktion in den letzten Jahren gesunken. Auch 2024 war die Menge am Markt vergleichsweise gering, vor allem Blauzungenkrankheit und Maul-und-Klauen-Seuche bereiten den europäischen Milchbauern Probleme. „Südtirol ist bis dato verschont geblieben und das knappe Angebot ist für uns natürlich eine gute Nachricht, weil wir unsere Produkte besser absetzen können“, so die Geschäftsführerin des Sennereiverbandes, Annemarie Kaser.
Anders als in anderen Teilen Europas ist die Produktionsmenge 2024 in Südtirol im Vergleich zum Jahr davor weitgehend stabil geblieben. So wurden rund 365,5 Millionen Kilogramm Milch angeliefert, davon mehr als 22 Prozent Heumilch und noch einmal fast fünf Prozent Bio-Heumilch. Leider weiter im Sinken ist dagegen die Zahl der Milchlieferanten in Südtirol. 2024 waren es 3967, das sind 138 weniger als im Jahr zuvor und fast 2000 weniger als noch vor 20 Jahren.
Milch mit Zusatzleistungen
„Auch wenn die Zahl der Milchlieferanten weiter sinkt, zeigt die immer noch hohe Anzahl, wie tief verwurzelt die Milchwirtschaft in unserem Land ist, wie viele Familien nach wie vor ein wichtiges Einkommen daraus beziehen und wie klein strukturiert unser Sektor ist“, so Kaser. Die kleine Struktur, die Familienbetriebe und die Verteilung über das ganze Land führt die Geschäftsführerin des Sennereiverbandes auch an, wenn es darum geht, die nicht nur wirtschaftliche Bedeutung des Sektors Milch zu unterstreichen.
„Wer zu Südtiroler Milchprodukten greift, kauft nicht nur ein Qualitätsprodukt ein, sondern mit ihm auch eine ganze Reihe von Zusatzleistungen“, so Kaser, die als Beispiele die Pflege der Kulturlandschaft, die Erhaltung der Lebensqualität im ländlichen Raum und nicht zuletzt die Bereitstellung natürlicher und hochwertiger Lebensmittel nennt. „Gerade wenn man sich die Weltlage anschaut, zeigt sich, wie wichtig es ist, dass vor Ort Lebensmittel hergestellt werden und damit ein Beitrag zur Ernährungssicherheit geleistet wird“, erklärt die Geschäftsführerin des Sennereiverbandes.
Bei der Vollversammlung des Verbands wurde zudem betont, wie wichtig das wirtschaftliche Fundament sei, das durch die Milchwirtschaft geschaffen wird. So haben die zehn genossenschaftlichen Milchverarbeiter in Südtirol allein im Vorjahr einen Gesamtumsatz von rund 700 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Milchhöfe beschäftigen 1.139 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Südtiroler Milchprodukte werden weltweit in nicht weniger als 40 Länder exportiert.
Engmaschiges Kontrollsystem
Ein Hauptaugenmerk des Sennereiverbandes liegt seit jeher auf der Qualität von Produktion und Produkten. Er ist die Dachorganisation der zehn genossenschaftlichen Milchverarbeiter im Land, berät und betreut seine Mitglieder und trägt zudem das engmaschige Kontrollsystem der Südtiroler Milchwirtschaft. „Unsere Kontrollen umfassen die gesamte Wertschöpfungskette, beginnen also mit der artgerechten Haltung und Fütterung der rund 60.000 Milchkühe im Land, beinhalten die Milchgewinnung und enden bei der Prüfung der Qualität von Rohmilch und Milchprodukten“, so Kaser.
Welcher Aufwand hinter diesem Kontrollsystem steckt, zeigt ein Blick auf die Zahlen. So werden im Labor des Sennereiverbandes allein neun unterschiedliche Arten von Rohmilch-Proben abgewickelt und dabei 45 Parameter erfasst. Im vergangenen Milchwirtschaftsjahr sind so über 730.000 Rohmilchproben analysiert und über fünf Millionen Parameter erhoben worden, dazu kommen noch einmal weit über 100.000 Produktkontrollen. „Unser Qualitätssystem ist enorm aufwändig, es bildet aber die Grundlage unserer ganzen Branche, nachdem wir in Südtirol nicht über die Menge, sondern immer nur über die
Qualität mit den Betrieben aus den Gunstlagen konkurrieren können“, so die Verbandsgeschäftsführerin.
Beste Milch kommt aus Mühlwald
Das engmaschige Kontrollsystem erlaubt es auch, jene Bauern zu küren, die die beste Milch Südtirols liefern. „Uns freut in diesem Zusammenhang besonders, wie breit die Spitze mittlerweile ist“, erklärt dazu Annemarie Kaser. Sie verweist darauf, dass mit 2.174 mehr als die Hälfte aller Lieferanten das gesamte Milchwirtschaftsjahr über die strengen Kriterien der höchsten Qualitätsklasse erfüllt haben und entsprechend ausgezeichnet werden konnten.
Aus dieser breiten Spitze der besten Milchlieferanten werden außerdem die jeweils besten Lieferanten der einzelnen Milchhöfe ermittelt und zudem der Landesbeste. In diesem Jahr ist dies Josef Holzer aus Mühlwald. Sein Wieselerhof ist so etwas wie das Abziehbild eines Südtiroler Bergbauernhofs: auf 1.600 Metern Höhe gelegen, zwei Hektar groß, mit steilen Wiesen und gerade einmal drei Fleckvieh-Kühen im Stall bzw. auf der Weide.
Josef Holzer war bereits 2021 der Landesbeste. Nach seinem Erfolgsrezept gefragt, sagt er: „Freude braucht man und man muss gut mit den Tieren umgehen, weil man nichts erzwingen kann.“ Im Zusammenspiel zwischen Kühen und Bauern seien es Erstere, die den Ton angeben. „Nur so entsteht die beste Milch“, so Holzer.