2. Amateurliga - An der Spitze und im Keller…
…liegen die Vinschger Teams in der 2. Amateurliga nach sechs Spieltagen (Stand 16. Oktober). An der Spitze befindet sich weiterhin Kastelbell-Tschars. Die Mannschaft sammelte bisher 14 Punkte. Einen Schritt nach vorne hat das Team aus Mals gemacht, das dem Spitzenreiter Kastelbell im direkten Duell einen Punkt abknüpfen konnte und anschließend zwei Siege in Folge feierte. Die Malser haben nur drei Zähler Rückstand auf Kastelbell-Tschars und belegen aktuell Platz 3. Die beiden Aufsteiger Prad und Morter befinden sich im Mittelfeld. Für Goldrain und Oberland verlief die bisherige Saison alles andere als nach Wunsch. Die beiden Teams befinden sich am Ende der Tabelle. Goldrain konnte bisher nur ein Spiel gewinnen, während Oberland nach sechs Spieltagen noch ohne Sieg dasteht. Der Kampf um die Krone sowie jener gegen den Abstieg verspricht aus Vinschger Sicht spannend zu werden. (sam)
Schlanders - Junior Fußball-Camp des ASC Schlanders Raiffeisen in Zusammenarbeit mit der Haching Fußball Schule:
Bereits zum zweiten Mal in Folge fand auch heuer das Junior Fußball-Camp des ASC Schlanders Raiffeisen in Zusammenarbeit mit der Haching Fußball Schule statt. Vom Montag 17. August bis Freitag 21. August haben sich 4 Trainer der Spielvereinigung Unterhaching sehr intensiv um die teilnehmenden 33 Nachwuchsspieler des ASC Schlanders Raiffeisen gekümmert.
Täglich wurden zwei Einheiten absolviert und die Kinder vorbildlich von 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr durch die Trainer betreut. Das gemeinsame Mittagessen konnte durch die großzügige Unterstützung von Restaurants und Bars in Schlanders garantiert werden sowohl die Spieler als auch die Betreuer und Trainer freuten sich auf eine abwechslungsreiche Verköstigung. Die Betriebe haben dies für den Nachwuchs unentgeltlich zur Verfügung gestellt und hierfür möchten wir uns recht herzlich bedanken. Natürlich geht unser Dank auch an die vielen anderen Sponsoren, ohne die so ein Event nicht mehr vorstellbar ist.
Das Juniorcamp richtet sich an alle fußballbegeisterten Nachwuchsspieler. Im Zentrum stand selbstverständlich der Fußball, aber es wurde wesentlich mehr geboten. Das kurzweilige Trainingscamp bot auch viel Spaß und Zusammensein mit anderen Kindern und es wurde versucht den gegenseitigen Respekt in einer Gruppe zu entwickeln, Verantwortung zu übernehmen und die Bedeutung von Regeln zu begreifen und unvergessliche Glücksmomente zu schaffen.
Kaunertal - Am Wochenende, vom 9. bis 11. Oktober, wurde der Snowpark am Kaunertaler Gletscher für Snowboarder und Freestyler eröffnet. Die 35. Auflage des renommierten Kaunertal Opening (KTO) fand unter strenger Einhaltung der Corona-Maßnahmen statt.
Mit ausreichend Abstand und viel Eigenverantwortung in die neue Park-Saison: Geltende Corona-Maßnahmen, wie das Tragen eines MNS oder die Einhaltung des Mindestabstands, wurden beim diesjährigen KTO von allen Beteiligten eingehalten. Die Organisatoren zeigten sich mit dem Ablauf der Open-Air-Veranstaltung zufrieden und freuten sich über außerordentlich gut besuchte Tage.
Internationale Größen am Start
Aufgrund der geltenden Reisewarnungen konnten einzelne Stamm-Rider heuer nicht an den Sessions teilnehmen – die Crème de la Crème der Snowboard- und Freestyle-Szene war dennoch vertreten. Athleten wie Zoltan Strcula, Jacco Boss, Davide Boggio oder Lokalmatador Fabian Fraidl brachten ihre Vorfreude auf die Saison auf den Kickern und Rails zum Ausdruck.
Für das Testival, bei dem die Teilnehmer das neueste Equipment von über 30 Marken gratis ausprobieren konnten, wurde auf ausreichend Platz gesetzt und auf ein Online-Akkreditierungssystem zurückgegriffen, um direkte Kontakte zu vermeiden.
Jede Menge Neuschnee und Party-Verzicht
Die Freude über 40 cm Neuschnee in der Nacht auf Sonntag wurde durch die eingeschränkte Sicht im Park nur leicht getrübt. Das Wetter konnte den Athletinnen nichts anhaben, die angesetzte Girls-Session ging planmäßig über die Bühne.
Aufgrund der derzeitigen Situation gab es in diesem Jahr keine Partyformate. Stattdessen widmeten sich die Veranstalter der Kunst und Kultur mit einer „Art Gallery“ im Quellalpin Saal in Feichten. Dort wurden ausgewählte Impressionen aus 35 Jahren KTO und 40 Jahren Kaunertaler Gletscher ausgestellt.
Am ersten Oktoberwochenende fand die Premiere des neuen Laufs Resia | Rosolina Relay statt. 29 Teams nahmen an diesem einzigartigen 420 Kilometer langen Staffellauf, der die Mannschaften vom kalten Reschen nach Rosolina ans warme Meer führte, teil. Mit der Mannschaft „Graun-Curon“ und dem „Reschenseelaufteam Oberland“ waren auch zwei Gruppen aus dem Vinschgau bei der ersten Ausgabe vertreten.
Von Sarah Mitterer
Vom Speck zum Fisch – so könnte man aus kulinarischer Sicht das neue Laufevent beschreiben, dessen einzigartige Idee vor einigen Monaten geboren wurde und von den „Erfindern“ in kürzester Zeit auch in die Tat umgesetzt wurde. Nach monatelangen Planungen der Organisatoren (Verona Marathon, die Ferienregion Reschenpass und die Gemeinde Rosolina Mare) feierte der Lauf Resia | Rosolina – Along the river, der die Staffeln von der Etschquelle zum Meer führte, nun endlich seine Premiere. Der Startschuss dieses speziellen Staffellaufs, bei dem jeder Teilnehmer am Ende einen Marathon gelaufen ist, fiel am 2. Oktober um 16 Uhr. Die Strecke, welche entlang der Etsch - dem zweitlängsten Fluss Italiens - auf dem Radweg zurückgelegt wurde, führte die Teilnehmer durch fünf Provinzen (Bozen, Trient, Verona, Venedig und Rovigo). Jedes Team setzte sich aus zehn Läufern zusammen, wobei jeder Athlet jeweils vier Etappen zu ca. 10 Kilometern laufen musste. Insgesamt gab es 39 Wechselstationen. Während ein Athlet pro Team sich auf der Strecke befand, fuhren die restlichen Mitglieder in den Begleitfahrzeugen zur nächsten Wechselstation.
Den Sieg sicherte sich das „Degani Tri. Team“, welches die 420 Kilometer in 28 Stunden 46 Minuten und 26 Sekunden zurücklegte. Das Team war fast vier Stunden schneller als die zweitplatzierte Mannschaft.
Auch die Vinschger Mannschaften erzielten tolle Leistungen. Das Team „Graun-Curon“ erreichte nach 37 Stunden 53 Minuten und 30 Sekunden das Meer, das Reschenseelaufteam Oberland überquerte nach 39 Stunden 29 Minuten und 35 Sekunden die Ziellinie.
„Der Zieleinlauf der Mannschaften war emotional“, erzählt der Geschäftsführer der Ferienregion Reschenpass Gerald Burger, welcher sich über die gelungene Premiere freute. Weiters erklärt er, dass man auch in Zukunft vermehrt mit der Meerortschaft zusammenarbeiten wolle.
Eines ist klar: Diese neue Sportveranstaltung war mit Sicherheit eine gelungene Werbung nicht nur für die Ferienregion Reschenpass und Südtirol, sondern für alle beteiligten Provinzen. Und auch die Etsch konnte ihren Bekanntheitsgrad weiter steigern.
Resia | Rosolina Relay - Das Team „Graun-Curon“ setzte sich aus neun Männern und einer Dame zusammen. Zur Mannschaft gehörten Thomas Oberhofer, Thomas Plangger, Jonas Eberhard, Manuel Padöller, Fabian Baldauf, Fabian Prieth, Theodor Plangger, Martin Plangger, Heinrich Thöni und Martina Thöni. (sam)
Resia | Rosolina Relay - Eine starke Frauenquote weist die Mannschaft „Reschenseelaufteam Oberland“ auf. Sechs Herren und vier Frauen bildeten zusammen dieses Team zu dem Valentin Paulmichl, Erwin Baldauf, Marlies Patscheider, Michael Lutz, Anna Kerschbaumer, Marcel Waldner, Jessica Patscheider, Petra Waldner, Jürgen Waldner und Christoph Lutz gehörten. (sam)
Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Lukas Evangelist, 18. Oktober 2020
Artenreiche Ökosysteme sind stabile Ökosysteme. Und umgekehrt gilt: Artenarme Lebensräume sind instabil und schadensanfällig. Auf die Selbstheilungskraft der Natur sollen und müssen wir Menschen besonders in Zeiten des menschenverstärkten Treibhauseffektes und des damit einhergehenden Klimawandels stärker und bewusster achten als bisher. Landwirtschaftliche Kulturflächen sind vielfach zu intensiv genutzten Monokulturen umgestaltet. Auch Wälder sind vielerorts zu artenarmen Forsten geworden. Feldraine und Heckenzeilen wurden und werden noch allzu oft aus der Landschaft gehobelt. Dabei sind auch noch so kleine naturbelassene Lebensräume besonders in den intensiv genutzten Talsohlen wertvolle und wichtige Korridore, Vernetzungen und Oasen der Biodiversität.
Beispiel Hecken
Hecken waren Jahrhunderte lang Bestandteil der bäuerlichen Kulturlandschaft: Einzäunung, Grenzmarkierung, Umfriedung, Windschutz, Brenn-, Werkholz- und Früchtelieferant. Die Intensivierung in der Landwirtschaft hat den Flächendruck erhöht und die „Stauden“ wurden und werden leider weiterhin vielerorts gerodet. Dabei weiß man lange schon um die vielen positiven Wirkungen von Hecken: Windschutz und Ertragssteigerung hinter einer 8 m hohen Hecke um durchschnittlich 20%, Verhinderung der Bodenerosion, höhere Luft- und Bodenfeuchtigkeit, verstärkte Taubildung, Filterwirkung gegen Staub- und Luftverunreinigung, Lärmschutz, ökologischer Korridor, Lebensraum, Brutplatz, Deckung, Unterschlupf. In Mitteleuropa gibt es keine Vergesellschaftung von Landpflanzen, die auf kleinstem Raum eine derart vielfältige Nahrungskette und eine derart große Artenvielfalt von bis zu 1.500 Arten wirbellosen und Wirbeltieren Lebensraum bietet. Hecken haben wichtige Relaisfunktionen zum Umland. Goldammer (Emberiza citrinella) und Neuntöter (Lanius collurio) sind zwei typische Vogelarten der Heckenlandschaft.
Beispiel Bergwald
Der Rothirsch ist eine sehr fortpflanzungs- und ausbreitungsfreudige Tierart des Bergwaldes. Er ist der größte einheimische Paarhufer unter den Wildtieren. Seine Bestände wachsen auch in der besiedelten Kulturlandschaft der Alpen auf Dichten, welche der Biodiversität und damit der Stabilität der Ökosysteme abträglich sind. Bei hohen Rotwilddichten leidet beispielsweise das Reh unter der Nahrungskonkurrenz des Hirsches. Mit zunehmender Erderwärmung steigt das Rotwild auch immer höher und immer länger im Jahreslauf in Gebiete um und oberhalb der Waldgrenze und damit in den angestammten Lebensraum der Gämse auf. Wo Rothirsche in großen Dichten äsen, fehlt die Strauchschicht am Waldboden und damit z.B. jetzt im Herbst die Beeren-Nahrung für das Auerhuhn. Im Brugger-Wald zwischen Glurns und Taufers stockt die trockenresistente und damit im Vinschgau besonders wertvolle Varietät der Weißtanne (Abies alba). Bei der hohen Rotwilddichte werden die zu Hunderten pro Quadratmeter Boden keimenden Tannen-Pflänzchen aber fast zur Gänze verbissen und die Naturverjüngung des Waldes findet nicht mehr oder kaum noch statt. Dies ist mittel- und langfristig abträglich und im Schutzwald auch gefährlich.
Die oben genannten Beispiele sind nur einige der Gründe, weswegen die Entnahme von Rotwild durch selektive herbstliche Abschüsse auch heuer innerhalb des Nationalparks Stilfserjoch fortgesetzt wird. Selbstredend fußen die Rotwild-Abschüsse auf einem wissenschaftlich abgestützten Projekt, das mit einem positiven Gutachten des nationalen wildbiologischen Institutes als Referenzinstitut des Umweltministeriums abgedeckt ist.
Beispiel aquatische Lebensräume
Aus der Sicht des Artenschutzes besonders wertvoll sind auch die Pflegemaßnahmen, welche etwa das Landesamt für Landschaftsökologie mit der Anlage und Pflege von Laichtümpeln in den Altarmen der vormaligen Etsch-Mäander in den Auwald-Resten zwischen Laas und Eyrs durchführt. Profiteure sind die besonders stark rückläufigen Lurche oder Amphibien. Sind sie doch als austrocknungsempfindliche Tiere unabdingbar an das Wasser gebunden. In einer ausgeräumten Landschaft fehlen den Kröten, Fröschen, Unken, Molchen und Salamandern heute vielerorts geeignete Lebensräume. Lurche sind als Kaulquappen Kiemenatmer und als erwachsene Tiere Lungenatmer und damit Pendler zwischen aquatischen und terrestrischen Lebensräumen mit speziellen Ansprüchen an ihr Habitat.
Matsch - Über ein nützliches Geschenk konnte sich kürzlich die Bergbauernfamilie Linser in Matsch freuen. Es handelt sich um einen hochwertigen Schubkarren im Wert von 2.500 SF, der von einem Stil-Motor angetrieben wird. Herbie Arn, seine Frau Erika und Enkelin Leandra aus Mettau in Kanton Aargau (CH) übergaben die technische Neuheit aus der Schweiz an Hartwig Linser auf dem „Valverzuckhof“ (1750 m). Dieser wurde mit dem Geschenk so überrascht, dass es ihm anfänglich die Sprache verschlug. Doch dann bedankte er sich herzlich und probierte das Gefährt sofort aus. Dieses erleichtert ihm nun den Transport von Mist im steilen Gelände. Dank eines Metallaufsatzes lassen sich auch Holz oder sonstige Dinge befördern. Herbie Arn ist Automechaniker und restauriert seit 40 Jahren Oldtimer. Er bestückt damit Ausstellungen und betreibt selbst historischen Rennsport, bei dem es nicht um Zeit, sondern um Spaß und Gemeinsamkeit mit Gleichgesinnten geht. Regelmäßig sammeln Herbie und seine Frau bei den unterschiedlichen Oldtimer-Rennsport-Ralleys Spenden, die einem guten Zweck zugeführt werden. „Bisher haben wir immer an Schweizer Organisationen zum Beispiel an Behinderteneinrichtungen gespendet“, erklärt Herbie. „Dieses Mal haben wir entschieden, über die Grenze nach Südtirol zu schauen.“ Und das hat seinen Grund. Herbie verbringt mit der Familie den Urlaub bereits seit 1972 im Vinschgau, jahrelang in der Frühstückspension von Katharina Kuntner in Schluderns und nun in Taufers i. M. Er lernte im Laufe der Jahre Land und Leute kennen und knüpfte viele Kontakte. Er schloss auch Freundschaft mit dem Matscher Bauern Hartwig Linser, der seinen Hof mit seiner Frau Margareth und den fünf Kindern unter erschwerten Umständen bewirtschaftet. Und er entschied, ihm die Arbeit mit diesem motorisierten Schubkarren etwas zu erleichtern. Unterstützt wurde der Kauf auch von „Knecht Transporte“ Schwaderloch, von der „Schweizerischen Mobiliar Versicherung/Brugg“ und von privaten Spenderinnen und Spendern. (mds)
Die zwei Jungbauern Peter Bertagnolli aus Glurns und Simon Stecher aus Mals haben mit dem Projekt „Obervinschger Wanderhennen“ eine sympatische Initiative gestartet mit dem Ziel, Eier natürlich und tierfreundlich zu produzieren.
von Magdalena Dietl Sapelza
Wenn sich am Morgen die Luken des mobilen Hühnerstalles öffnen und die Hennen auf die Wiese strömen, wo sie eifrig am grünen Gras picken, ist das ein Anblick, der das Herz eines jeden Tierliebhabers höher schlagen lässt. Für Staunen sorgen auch die fünf Hähne, die sich dominant krähend aufplustern und unmissverständlich deutlich machen, dass sie die Herren der großen Hühnerschar sind.
Auf die Frage, warum er auch Hähne hält, obwohl diese keine Eier legen, meint Peter Bertagnolli: „A Gigger keart onfoch drzua, unt di Hennen hobm a Freid.“ Die Hähne seien für das Projekt durchaus auch nützlich, so Peter weiter. Denn sie wachen akribisch über ihre Hennen und warnen diese, wenn sich ein Greifvogel nähert. Ist ein Beutegreifer im Anflug, stoßen sie warnende Schreie aus. Die Hennen suchen dann sofort Schutz unter dem Hühnerstall oder im Stall selbst und wagen sich erst wieder hervor, wenn die Gefahr gebannt ist. Auch wenn sich Unbefugte dem Hühnergehege nähern, müssen sie damit rechnen, dass sich die Hähne ihnen angriffslustig entgegenstellen.
Eier von Freilandhühnern wünschen sich immer mehr Konsumenten/innen. Deshalb kommt die Initiative „Obervinschger Wanderhennen“ der beiden Jungbauern Peter Bertagnolli in Glurns und Simon Stecher in Mals gut an. Ihre mobilen Hühnerställe sind für rund 200 Hühner ausgelegt. Die Eier - zirka 160 täglich - werden in Kartons verschiedener Größen verpackt und können dann aus den Selbstbedienungsboxen entnommen werden, die neben den Höfen stehen. Das Geld dafür wird durch einen Schlitz eingeworfen. „Deis mit di Goggele-Boxen laft af Vertrauen“, erklärt Peter. Es ist ein Versuch in der Hoffnung auf ehrliche Käufer/innen. Bisher habe es im Großen und Ganzen auch immer gepasst, so Peter. Die beiden Jungbauern bieten auch „Goggele-Abos“ mit Lieferservice an.
Wie hat alles begonnen
Beim Besuch der Landwirtschaftsmesse Agri Alp 2019 in Bozen schauten sich die beiden Jungbauern erstmals einen mobilen Hühnerstall an. Dieser sprach sie auf Anhieb an. Es war in erster Linie die natürliche Haltungsform der Hühner, die sie überzeugte.
Und schon war die Idee geboren, sich selbst zwei mobile Ställe zuzulegen, zumal ihnen neben ihren Höfe ausreichend Grünland zur Verfügung steht. Sie informierten sich über die gesetzlichen Vorgaben zur Hühnerhaltung, über Größe und Konstruktion des Stalles, über Hühnerrassen, Fütterung und vieles mehr.
„Di Hennen solln a scheans Lebm hobm“
Für die beiden Jungbauern war fast alles Neuland. Sie hätten schon einige Zeit gebraucht, bis sie in Sachen Hühnerhaltung halbwegs im Bilde waren, erklärt Peter. „Unt miar learnen olm nou drzua.“ Wertvolle Tipps holten sie sich bei einem Halter von Wanderhennen in Allach nahe München.
Peter Stecher kaufte sich einen vorgefertigten mobilen Hühnerstall. Peter Bertagnolli und sein Vater Armin bauten ihren Stall selbst. Sie konstruierten auch die Goggele-Boxen für beide Hofstellen.
Jeder mobile Hühnerstall besteht aus zwei Etagen. Den Hühnern steht eine Fläche von zweimal rund 15 Quadratmetern zur Verfügung. Die Verbindung zwischen den Etagen ist offen. In der unteren Etage befindet sich der Scharrraum, wo sich die Hühner nach Belieben im Sand baden können. Untertags, wenn die Luken ins Freiland geöffnet sind, nutzen die Hühner diese Etage auch als überdachte Auslauffläche, die ihnen bei den unterschiedlichen Witterungsverhältnissen oder bei Gefahr beispielsweise durch Greifvögel Schutz bietet. In der oberen Etage finden sie Futter (Legemischung aus der Region), Wasser und geeignete Sitzstangen für die Nacht. Dort befinden sich auch die „Familiennester“, in denen mehrere Hühner gleichzeitig Platz finden, um ihre Eier auf eine weiche Unterlage aus Dinkelspelzen legen zu können „So bleiben die Goggelen sauber“, meint Peter. Die Zeit der Eiablage ist der frühe Vormittag. Erst danach werden die Luken ins Freiland geöffnet. „Wenn miar z’friah off tatn, miaßatn miar di Goggelen norr überoll in der Wies zommsuachn“, erklärt Peter. Ein Fotovoltaikanlage sorgt für Licht, das den Tieren am Abend signalisiert, wieder in den Schutz des Stalles zurück zu kehren.
Alle 10 bis 14 Tage werden die drei Tonnen schweren Hühnerställe mit Hilfe eines Traktors weiterbewegt. „Deis isch inser greaßter Aufwand“, sagt Peter.
Die abgegraste Wiese kann sich dann wieder regenerieren.
Die Größe der jeweils eingezäunten Freifläche wird so berechnet, dass jedem Huhn vier Quadratmeter Grünland zur Verfügung stehen. Denn es gilt der Grundsatz: „Di Hennen solln a scheans Lebm hobm“, das betonen Peter und Simon unisono. Und sie machen sich bereits Gedanken über eine Verwertung der Tiere, wenn deren Zeit als Legehennen vorbei ist, beispielsweise als Suppenhennen. Doch das ist eine andere Geschichte.
Peter Bertagnolli
Glurns, St. Lorenzweg 1
Telefon: +39 346 33 51 455
Simon Stecher
Mals, Dr H. Florastraße 44
Telefon: +39 3404579525
obervinschgerwanderhennen@gmail.com
Vinschgerwind: Sie sind als Übersetzer im European Milk Board (EMB), also in einer europaweiten Interessensgemeinschaft von Milchproduzenten, tätig und selbst Bauer. Was läuft in Brüssel?
Markus Hafner: Die Milchwirtschaft ist ein sehr komplexes Thema. In Brüssel beschäftigen wir uns mit diesem Thema als weltweites und im Besonderen mit der europäischen Milchwirtschaft. Aus meiner Sicht gibt es in der Milchwirtschaft 6 verschiedene Ebenen: der Weltmarkt, der europäische Markt, der italienische Markt, der Südtiroler Markt und dann noch der lokale Markt und als sechste Ebene die Hofkäsereien. Alle diese Ebenen sind wie Zahnräder in einem System. Auf dem Weltmarkt sind mit Europa, Amerika, Neuseeland und Australien 4 große produzierende Länder zu nennen.
Vinschgerwind: Bestimmen diese vier Länder den weltweiten Milchpreis?
Markus Hafner: Nein, den Milchpreis bestimmen die Weltkonzerne wie Lactalis, Friesland Campina, Nestlé und andere in Zusammenspiel mit den vier genannten Regionen. Im Jahr 2020 ist der Weltmilchmarkt seit Jahren ohne Quote, die Versprechungen, dass die Milch veredelt werde und dass die Bauern genügend Geld erhalten werden, haben sich nicht bewahrheitet. Der weltweite Milchpreis ist von 40 auf 20 Cent pro Kilogramm gesunken. In Europa ist der Milchpreis bei rund 32 Cent. Der niedrigste Milchpreis in Europa ist mit 22 Cent in Litauen der beste mit rund 35 Cent in Italien. Wichtig in diesem Zusammenhang sind allerdings die Produktionskosten, die in allen Ländern Europas erfasst sind. In den besten Gebieten, in Frankreich, in Deutschland und in der Lombardei machen die Produktionskosten rund 45 bis 49 Cent aus. Der Milchpreis in Italien liegt bei 35 Cent, das heißt es gibt eine Unterdeckelung – europaweit – von 12 Cent. Eines der Hauptargumente und Hauptzeile im EMB, welches vor 12 Jahren in Montechiari gegründet worden ist, ist: kostendeckender Milchpreis. Ziel ist es auch, weg von den großen Bauernbünden.
Vinschgerwind: Wie geht das EMB in Brüssel vor? Wir kann man sich diese Lobbyarbeit vorstellen?
Markus Hafner: Vor 12 Jahren hat uns die Politik ausgespielt. Uns wurde damals von der Politik gesagt, wenn die Holländer um 22 Cent produzieren können, die Spanier um 23 Cent, dann können das auch die Italiener. Wir haben mittlerweile Mitglieder in 18 Ländern Europas und die Schweiz ist auch Mitglied. Der Schweizer Martin Haab war im Vorstand beim EMB. Die Schweiz ist früher aus der Quote ausgestiegen und hat das Milchpreisdilemma vor den Europäern erlebt.
Vinschgerwind: Setzt sich das EMB für eine Milchquote ein?
Markus Hafner: Nein, die Quote ist kein Thema mehr. Aber das EMB setzt sich seit 2016 für ein Marktverantwortungsprogramm ein. Das heißt, wir Bauern können nicht endlos die Produktion steigern. Das zerstört den Markt, das will der Konsument nicht. Jeder Bauer hat eine bestimmte Verantwortung. Das erste Mal hat dieses Konzept der damalige Agrarkommissar Phil Hogan 2016 für 6 Monat eingeführt.
Vinschgerwind: Eine freiwillige Milchreduktion jedes einzelnen Bauern?
Markus Hafner: Richtig. In Italien ist das nicht gut angekommen, weil Italien ein Importland ist. 52.000 Betriebe in Europa haben sich für einen Lieferverzicht entschieden und der Milchpreis ist innerhalb eines Tages um 15 Cent gestiegen.
Vinschgerwind: Die Bauern haben für die nichtproduzierte Milch Geld erhalten.
Markus Hafner: Richtig. Das EMB möchte dieses Marktverantwortungsprogramm gesetzlich verankern. Dass es funktioniert, hat die Coronakrise gezeigt und zwar hier bei uns. Die Mila hat im Frühjahr einen freiwilligen Produktionsverzicht von den Bauern verlangt. Aus verschiedenen Gründen. Aber das ist genau, was EMB auf europäischer Ebene anvisiert.
Vinschgerwind: Erklären Sie uns die Vorgangsweise.
Markus Hafner: Es gibt ein Frühwarnsystem, die eine Milchkrise anzeigt, wie es bei der Mila der Fall war. Dieses Frühwarnsystem gibt es auch europaweit. Denn jede milchproduzierende Organisation muss jedes Monat die produzierten Milchmengen nach Brüssel melden. Der zweite Schritt kann ein Zwangslieferverzicht sein – um den Preis stabilisieren zu können.
Vinschgerwind: Ziel des EMB ist es, den Milchpreis in Richtung Produktionskosten zu führen?
Markus Hafner: Das ist unser Ziel. Die Produktionskosten sind bekannt. Nun gibt es mit der neuen Kommissionspräsidentin Ursula van der Layen Neues: Erklärtes Ziel ist es für Europa, bis 2050 klimaneutral zu werden. Auch die Landwirtschaft soll sich daran beteiligen.
Vinschgerwind: Was bedeutet das für die Milchproduzenten?
Markus Hafner: Der „Green Deal“ bedeutet auch „Nachhaltige Landwirtschaft“. Vom Jahr 2021 bis 2023 soll es eine Übergangszeit sein, die Beiträge werden weiterhin so wie gehabt fließen. Ab 2024 soll vieles anders werden.
Vinschgerwind: Was wird da anders?
Markus Hafner: Es gibt drei magische Zahlen: 25, 30 und 50. Im „Green Deal“ stellt man sich bis 2030 25 % mehr Biomilch vor. 30 % weniger Kunstdünger sollen eingesetzt werden und 50 % weniger Pestizide – bezogen auf das Jahr 2018. Das soll bis 2030 umgesetzt werden. Wir hatten im Vorstand einen Schock. Das wäre die Vision in Europa. Schon der Ansatz, 25 % mehr Biomilch ist für uns ein Problem. Derzeit sind es 8 % Biomilch in Europa. Die Wahrheit ist, dass wir 25 % Biomilch zu viel haben in Frankreich, Deutschland und Österreich. Das Problem ist, die Biomilch ist künstlich subventioniert und dies hat großen Einfluss auf den Milchpreis. Zum Kunstdünger: Unser Böden sind ohne Kunstdünger fertig. Zum Beispiel bei uns im Obervinschgau: Das Heu enthalten nicht viele Stoffe. Wir haben einen sandigen Boden. Bio ist also unheimlich schwierig bei uns. 50 Prozent weniger Pestizide wird ein Problem für die Obstwirtschaft. Das EMB ist nicht gegen einen „Green Deal“, aber es muss mit den Produzenten geredet werden und das Ziel muss es auch sein, einen kostendeckenden Preis erzielen zu können. Aber der politische Kontext in Europa ist äußerst kompliziert: Die europäische Politik interessiert es sehr wenig, dass Milchpulverpakete aus Europa den afrikanischen Markt zerstören, interessiert ist man allerdings, Handelsbeziehungen zu China und zu Kanada aufzubauen. Und der ländliche Raum? Dort sollen Glasfasernetze und schnelles Internet über 5 G forciert werden. Man muss also feststellen, dass über die Bauern andere Wirtschaftszweige enorm gefördert werden. Die Leute sollen verstehen, dass von den sogenannten Agrarsubventionen vieles in andere Wirtschaftszweige fließt.
Ich möchte etwas anführen: Wir Viehbauern sollen die Umwelt erhalten und pflegen. Der zweite Punkt ist, dass die Politik bestimmt, wie, was und wieviel wir produzieren sollen und das alles, ohne uns eine Preisgarantie geben zu können. Das stört uns – dagegen kämpfen wir im EMB.
Interview: Erwin Bernhart
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