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Mittwoch, 21 September 2022 07:24

Im Ruhestand, aber ärmer

Die Südtiroler Steuerzahler erreichen im Alter von 60 bis 64 ihr höchstes Durchschnittseinkommen (im Schnitt 32.311 € brutto pro Jahr). Mit fortschreitendem Alter nimmt allerdings die Ungleichverteilung zu. Frauen bleiben in der Einkommensprogression im gesamten Lebenszyklus hinter den Männern zurück. Perspektivisch zeichnet sich ab, dass die Kluft zwischen den Generationen größer wird. Um dieser Entwicklung vorzugreifen, sind schon jetzt Korrekturmaßnahmen einzuleiten, sagt AFI-Präsident Andreas Dorigoni.

Mittwoch, 21 September 2022 07:23

Rom Info ins Tal

von Albrecht Plangger - In der Abgeordnetenkammer ist es gespenstig ruhig. Keine Geschäftigkeit. Vor den Wahlen treffe ich nur einen 5 Sterne – Kollegen aus den Marche, aber mit Südtiroler Wurzeln, der auch gekommen ist, um sein Büro rechtzeitig zu räumen. Er war als ehemaliger „Forst-General“ vor 5 Jahren angetreten, um den Forst-Korp wieder von den Carabinieri wegzubringen und wieder eigenständig zu machen.. vergeblich.. Nur im Trentino/Südtirol und Aosta sind die Förster nicht Carabinieri geworden. Er war gegen die Abwahl von Ministerpräsident Draghi und ist dann bei der Führungsspitze der 5 Sterne Bewegung in Ungnade gefallen. Alle anderen Kollegen werden wohl noch im Wahlkampf sein. In den Zeitungen hat man immer berechnet, dass von den aktuellen 630 Abgeordneten max. 300 im neuen verkleinerten Parlament übrig bleiben werden. Dazu sollen noch 100 neue Abgeordnete kommen. Es bleibt also spannend, wer weitermachen kann und wer nicht. Nach dem 25. September wird es wohl wieder etwas „geschäftiger“ zugehen. Im Eingangsbereich der Abgeordnetenkammer stehen nun schon übergroße Papierkontainer. Das große Aufräumen wird wohl bald beginnen. Viele Themen werden aber in der neuen Abgeordnetenkammer ohne „Lobby“ bleiben. Für mich persönlich bleibt die so massive Reduzierung der Abgeordneten ein großer Fehler mit weitreichenden negativen politischen Folgen für die Peripherie, das Berggebiet oder die sog. „aree interne“. Um deren Probleme werden sich nur mehr wenige Abgeordneten kümmern.
Die Abgeordnetenkammer trifft sich in diesen Tagen wohl zum letzten Mal zu ca. 60 Abstimmungen für ein vom Senat bereits beschlossenes Hilfsdekret. Eigentlich sollten wir dieses € 17 Milliarden Dekret nur durchwinken, nun aber müssen/dürfen wir einen „blinden Passagier“ beseitigen.
In den Wirren des Wahlkampfes ist die Einkommensdeckelung von max. € 240.00,00 für Spitzenbeamte des Staates aufgeweicht worden. Ministerpräsident Draghi hat sein Veto eingelegt. Der aktuelle Senat muß die Sache nun bereinigen und nach den Wahlen im Oktober extra noch einmal zusammenkommen. Ob da wohl die ca. 150 Abgewählten noch kommen und eine Mehrheit zustande kommt ? Das Hilfsdekret von € 17 Milliarden gegen die horrenden Energiepreise steht auf der Kippe.

Südtirols Bezirksgemeinschaften und Gemeinden erhalten vom Land mehr Geld für das Radwegenetz und für die öffentlichen Bauvorhaben. Die Landesregierung hat dafür grünes Licht gegeben.

Die Landesregierung hat heute (13. September) dem Entwurf einer Zusatzvereinbarung zur Gemeindenfinanzierung 2022 zugestimmt, mit dem die Zuweisungen an die Bezirksgemeinschaften für den Bau, die Instandhaltung und den Betrieb des Radwegenetzes angehoben werden. Die Gemeinden erhalten weiteres Geld für ihre öffentlichen Bauvorhaben.

Was den Betrieb und die ordentliche Instandhaltung des übergemeindlichen Radwegenetzes angeht, werden die Mittel angesichts des nachgewiesenen Bedarfs von 350.000 Euro auf zwei Millionen Euro angehoben. 

Für die Finanzierung der öffentlichen Bauten der Gemeinden stellt das Land zusätzlich zu den bisher vorgesehenen neun Millionen Euro weitere elf Millionen Euro und somit für das Jahr 2022 insgesamt 20 Millionen Euro bereit. 

"Wir entsprechen damit den Bedürfnissen der Gemeinden und Bezirksgemeinschaften", betonte der Landeshauptmann und Gemeindenlandesrat, den die Landesregierung heute auch zur Unterzeichnung der neuen Zusatzvereinbarung ermächtigt hat. Der Landeshauptmann verwies zudem auf eine weitere Bestimmung in der neuen Vereinbarung, die vorsieht, dass künftig auch Gemeinden mit bis zu 1200 Einwohnenden einen Gemeindesekretär oder einer Gemeindesekretärin in Vollzeit oder in einem Teilzeitarbeitsverhältnis von mindestens 75 Prozent beschäftigen können. "Eine Regelung, auf die kleine Gemeinden hart warten", wie der Landeshauptmann betonte.

Schließlich beinhaltet der Vereinbarungsentwurf auch eine Terminverlängerung: Gemeinden wird mehr Zeit für die Abrechnung der ausbezahlten Kapitalbeiträge, der sogenannten Fixquote, zugestanden, sofern schwerwiegende und gerechtfertigte Gründe vorliegen.

Die Zusatzvereinbarung, der der Rat der Gemeinden bereits zugestimmt hat, tritt nach Unterzeichnung durch den Landeshauptmann und den Präsidenten des Rates der Gemeinden in Kraft.

 

jw

Die Kriterien und Modalitäten für die Erhebung, Obergrenze und Zuweisung von Gästebetten stehen fest: Die Landesregierung hat heute (13. September) die entsprechende Durchführungsverordnung genehmigt.

Die erste Durchführungsverordnung zum Landestourismusentwicklungskonzept (LTEK) 2030+ regelt die Kriterien und Modalitäten für die Erhebung der Gästebetten sowie die Festlegung der Bettenobergrenze und die Zuweisungsmodalitäten der Gästebetten im Land. Die Landesregierung hat die Verordnung zur Bettenkontingentierung in ihrer Sitzung am heutigen Dienstag (13. September) genehmigt, anschließend stellten sie der Landeshauptmann und der Tourismuslandesrat in einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vor. 

Mit der Änderung des Gesetzes "Raum und Landschaft" am 21. Juli 2022 hatte der Südtiroler Landtag die im LTEK 2030+ vorgesehene Bettenobergrenze gesetzlich verankert. An der entsprechenden Durchführungsverordnung hat das für den Tourismus zuständige Landesressort in den letzten Monaten im Austausch mit den Vertreterinnen und Vertretern der Tourismusbranche intensiv gearbeitet. Heute hat die Landesregierung die Verordnung einstimmig genehmigt.

Schritt 1: Betten erheben

Zunächst geht es darum, die gesamten Betten im Land zu erheben. Dies sei Aufgabe der Gemeinden, erklärt der Landesrat. Die Durchführungsverordnung legt fest, dass für gastgewerbliche Betriebe, die am 31. Dezember 2019 bestanden haben, die Bettenobergrenze aufgrund der Erlaubnis oder der ordnungsgemäß gemeldeten Nächtigungen zu einem frei wählbaren Datum im Jahr 2019 festgelegt wird. Bis 31. März 2023 kann eine Erhöhung der Bettenanzahl beantragt werden, sofern die Voraussetzungen dafür gegeben sind. Jene Betriebe, die ab dem 1. Jänner 2020 eröffnet haben und im Anschluss durch bauliche Eingriffe ihre Bettenzahl erhöht haben, können diese Betten zu jenen auf der Erlaubnis hinzurechnen. Für Campingplätze zählen hingegen drei Betten pro Stellplatz beziehungsweise pro Mobilheim.

Ziel der Erhebung ist es, über eine Obergrenze an Gästebetten zu verfügen, die aus der Summe aller rechtmäßigen Schlafgelegenheiten für Gäste im Alter von über 14 Jahren besteht.

Schritt 2: Kontingentierung

Es folgt eine anschließende Gästebettenkontingentierung nach vier Kategorien: Gästebetten der gastgewerblichen Betriebe, Gästebetten laut Landesgesetz für die Vermietung von Privatzimmern und möblierte Ferienwohnungen, Gästebetten im Sinne des Landesgesetzes zur Urlaub auf dem Bauernhof-Tätigkeit sowie zuweisbare Gästebetten auf Gemeindeebene. Falls die Tätigkeit eines Betriebes eingestellt wird, fallen die Betten zum einen ins Gemeindekontingent (95 Prozent). Sie können getrennt nach gastgewerblichen und nicht-gastgewerblichen Gästebetten umverteilt werden. Die verbleibenden fünf Prozent fallen in das Landeskontingent. 

Schritt 3: Zuweisung

Für die Zuweisung der Gästebetten auf Gemeindeebene muss ein Antrag bei der zuständigen Gemeinde gestellt werden. In Sondersituationen kann die Landesregierung auf Antrag der Gemeinde zusätzliche Betten zuweisen.

Vorschuss und Ausnahmeregelungen

Um einen Stillstand der Branche zu vermeiden, werden 7000 Gästebetten auf Gemeinde- und 1000 auf Landesebene als Vorschuss gewährt werden, erläutert der Landesrat. Die zugeteilten Gästebetten müssen jedoch innerhalb von zehn Jahren mit aufgelassenen Betten ausgeglichen werden.

Ausnahmeregelungen gibt es für neue und bestehende gastgewerbliche Betriebe in historischen Ortskernen als Anreiz zur Belebung derselben sowie für Urlaub auf dem Bauernhof-Betriebe nach Genehmigung der entsprechenden Kriterien durch die Landesregierung, mit dem Ziel die bäuerlichen Familienbetriebe zu erhalten.

"Wir haben uns für eine neue, nachhaltige uns zukunftsweisende Tourismuskultur für Südtirol entschieden und wollen diese auch mit entsprechenden Querkontrollen und Sanktionen voranbringen", erklärte der zuständige Landesrat die Stoßrichtung der Durchführungsverordnung.

Anhang zum Herunterladen: Zusammenfassung der Durchführungsverordnung zum LTEK 2030+

np

Landeshauptmann zieht Bilanz: "Wir haben den Finger in offene Wunden gelegt. Südtirol kann und will Zeichen setzen”. Erfreuliche Besucherzahlen: 10.000 Interessierte haben die Veranstaltung verfolgt.

Am Ende der ersten Ausgabe der Sustainability Days zog Südtirols Landeshauptmann eine positive Bilanz: "Es gab Raum für Ideen und Vorschläge. Der Finger wurde in offene Wunden gelegt. Es gab Gelegenheit, Probleme zu beleuchten." Nachhaltigkeit sei in diesen Tagen zu einem greifbaren Konzept geworden: "Es war nicht reine Philosophie", sagte der Landeshauptmann in den Schlussworten zur Veranstaltung. Nun müsse man sofort an die Umsetzung gehen, denn Nachhaltigkeit passiere "nicht von allein". Das Dokument mit den Empfehlungen (Recommendation Paper) des wissenschaftlichen Beirats bilde den Leitfaden dafür. 

Sozialer Aspekt bei Sustainability Days 2023: "Niemanden zurücklassen"

Entschieden sei jetzt schon, dass es im September 2023 die zweite Ausgabe der Sustainability Days geben werde – dann bereichert um den Aspekt Soziale Nachhaltigkeit. "Der soziale Aspekt ist auch Teil der UN-Agenda 2030: Ein Nachhaltigkeitsziel ist es, niemanden zurückzulassen. 3,5 Milliarden Menschen auf der Welt spüren bereits jetzt die Auswirkungen der Klimakrise. Südtirol ist zwar nur ein Punkt auf der Weltkarte, aber wir können und wollen Zeichen setzen. Diese Sustainability Days waren eines davon," betonte der Landeshauptmann

Jugendliche als "politische Kraft" 

Besonderen Einsatz für eine nachhaltige und lebenswerte Welt machte er bei der Jugend aus. "Die Jugendlichen, auch Protestbewegungen wie Fridays for Future und Youth Climate Justice, haben mit ihrer Kraft politisch viel bewegt", zollte der Landeshauptmann der Jugend Respekt. Ebenso den Hut zog er vor Nobelpreisträger Robert Engle und Transportminister Enrico Giovannini. Ihre Aussagen "Die Umstellung nicht zu machen kostet mehr, als sie zu machen" und "die Kosten, die durch Umweltschäden verursacht werden, sind das Hauptproblem der Ökonomie" (beide Engle) und "die größte Fehlentscheidung war es, die Leistungen eines Landes anhand seines Bruttoinlandsprodukts zu messen" (Giovannini) hätten ihn beeindruckt. Eine Aussage von Jane Goodall gab er den Zuhörern mit auf den Weg: Sie sei 88 und habe immer noch Energie, sich einzusetzen. "Diese Energie steckt in jedem von uns", sagte Goodall während ihres Auftritts zu einer jungen Fragestellerin. Auch der Landeshauptmann wünscht sich nun, "dass sich jeder Einzelne ein bisschen einsetzt, damit die Welt ein bisschen besser wird". 

Hinteregger (IDM): "Wir haben uns auf den richtigen Weg gemacht."

Positiv fällt auch die Bilanz des Zuspruchs bei der ersten Ausgabe der Sustainability Days aus: Mehr als 10.000 Interessierte haben die Nachhaltigkeitstage entweder vor Ort oder online verfolgt. Wer sich für den Online-Stream registriert hatte, sah sich im Durchschnitt mehr als zwei Vorträge an. Entsprechend zufrieden zeigt sich IDM-Generaldirektor Erwin Hinteregger: "Diese Besucherzahl zeigt, dass die Sustainability Days wichtig sind. Ich bin überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind." Es sei gelungen, zahlreiche lokale Akteure einzubeziehen und rund 70 Initiativen in ganz Südtirol zu organisieren. "Auch als Organisatoren dürfen wir mehr als zufrieden sein", sagte Hinteregger, "denn 814 befragte Teilnehmende gaben der Veranstaltung 4,4 von 5 möglichen Punkten."

mdg/red

Die Empfehlungen des Advisory Board für eine nachhaltige Entwicklung der ländlichen Regionen standen im Zentrum der heutigen (9. September) Abschlussveranstaltung der Sustainability Days.

"Wir müssen dringend handeln", sagte am heutigen Freitag (9. September) Marco Frey, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Nachhaltigkeitstage 2022. Ein weiteres Abwarten würde die ökologischen, ökonomischen und sozialen Kosten noch erhöhen. Nachhaltigkeit sei ein komplexes Thema, weshalb es einen integrierten Ansatz brauche. "Das Ziel ist eine langfristige Vision, die zu einer Win-Win-Situation für die ländlichen Gebiete führt", so Frey. Die oberste Priorität komme dabei der ökologischen Nachhaltigkeit zu: "Alles menschliche Handeln hängt vom Naturkapital und den Ökosystemleistungen ab. Das Fazit: Transformation darf keinesfalls auf Kosten der Biodiversität gehen", resümierte Marco Frey.

Empfehlungen in vier Themenbereichen

Frey brachte auch die Empfehlungen im Themenbereich "Landwirtschaft und Ernährung" auf den Punkt: "Allen voran ein Bewusstsein für die Biodiversitätskrise schaffen, zweitens die Rolle der Forschung in der Lebensmittelproduktion stärken und schließlich nachhaltige Ernährung fördern."

Den Schwerpunkt "Energieeffizienz und erneuerbare Energie" bezeichnete Beiratsmitglied Elena Comelli "für die Rettung des Planeten" als zentral. Die Empfehlungen lauten: "Den Energieverbrauch reduzieren, Platz machen für die Produktion und Speicherung von Erneuerbaren Energien, weiters die Zusammenarbeit und die Beteiligung, vor allem von Frauen und Jugendlichen, fördern." Comelli gab zu bedenken: "Wir haben die nötigen Technologien, um den Wandel von den fossilen zu den erneuerbaren Energieträgern zu vollziehen, müssen aber darauf achten, dass es dabei möglichst viele Gewinner und wenig Verlierer gibt."

Im Themenbereich "Nachhaltige Mobilität" gibt es kein Allheilmittel, unterstrich Georg Hauger vom Advisory Board. Ländliche Räume würden ganz andere Lösungen erfordern als urbane Räume. Die Empfehlungen zu diesem Themenbereich sind daher, "Regeln zu überdenken und neu zu denken, die Bündelung und Integration von Mobilitätsdiensten zu ermöglichen und Nischenplayer und gute Beispiele zum Vorbild zu nehmen", fuhr Hauger fort.

Beiratsmitglied Raffaella Rumiati schließlich präsentierte die Empfehlungen zum Schwerpunkt "Resiliente regionale Lebensräume". Schlüsselfaktoren dafür seien ökologische, wirtschaftliche und soziale: "Einzigartige Naturräume festlegen und schützen, das Regionaleinkommen durch die Schaffung vor Arbeitsplätzen steigern und nicht zuletzt die Gemeinschaft durch Netzwerke und interdisziplinäres Zusammenarbeiten stärken."

Empfehlungspapier Brüssel und Rom vorlegen

"Jetzt gehen wir in die Umsetzung", erklärte der Landeshauptmann im Anschluss. Es gelte nun, das Empfehlungspapier (Recommendation Paper) der Nachhaltigkeitstage sowohl auf europäischer Ebene zu präsentieren als auch die römischen Stellen darüber zu informieren. "Die Südtiroler Landesregierung wird sich damit in einer eigenen Klausur befassen und die Empfehlungen mit unserer Agenda abgleichen", erklärte der Landeshauptmann. "Wir möchten unsere autonomen Spielräume nutzen, um einen Paradigmenwechsel einzuleiten und die ökologische Nachhaltigkeit in unserem Land voranzutreiben. Aber auch, um die Gesellschaft wieder mehr zusammenzuführen." Ressourcenknappheit, Klimawandel und die Alterung der Gesellschaft: All das stifte Unfrieden. Nachhaltigkeit sei der neue Kitt für die Gesellschaft, so der Landeshauptmann.

Südtirol als Pilotregion für Kreislaufökonomie

Zum Abschluss legte der Chef des Obersten Instituts für Forschung und Schutz der Umwelt (ISPRA) Stefano Laporta die Latte noch ein wenig höher: Südtirol solle "Best Practise"-Beispiel in Italien werden und Pilotregion für Kreislaufwirtschaft werden. Er sagte konkrete Hilfe seines Instituts bei der Umsetzung zu.

Der Präsident der italienischen Regionenkonferenz wird das Recommendation Paper bei einer Sondersitzung der Regionenkonferenz auf die Tagesordnung setzen. Der Vertreter des EU-Ausschusses der Regionen meinte, dass regionale Inititativen "eine Schatzkammer" für Europa seien, denen mehr Wichtigkeit und zuerkannt werden müsse. "Ihr Land hat durch die Autonomie mehr gesetzgeberische Flexibilität und das ist ein Vorteil", sagte er. Ziel auch für die EU müsse es sein, ländliche Gegenden verstärkt in den Fokus zu rücken und als attraktiven Lebensraum zu erhalten. Südtirol sei unter diesem Gesichtspunkt bereits ein Vorbild. Daran knüpfte ISPRA-Chef Laporta mit seinem Vorschlag, Südtirol zur Vorbildregion in Sachen Nachhaltigkeit zu machen. Es gebe inzwischen keinen Zweifel mehr, dass ein Wandel notwendig sei und eine Kreislaufwirtschaft das Ziel sein müsse. "Und dafür sind die Recommendations, die bei diesen Sustainability Days erarbeitet wurden, eine interessante Basis".

"Dass Südtirol das Labor für Italien sein soll, ist motivierend für die Gesellschaft" meinte der Landeshauptmann abschließend. Die Politik müsse mutig sein und vorausgehen. "Der Erhalt des Status Quo ist nicht unsere Aufgabe", sagte er.

red/mpi

Mit Aktivisten haben Landeshauptmann, Mobilitätslandesrat und Umweltlandesrat heute in Bozen über Nachhaltigkeit diskutiert. Das Fazit: Gemeinsam, verantwortungsbewusst und rasch handeln!

Politik und Gesellschaft müssen gemeinsam, verantwortungsbewusst und rasch ins Handeln kommen, um die Herausforderungen in puncto Nachhaltigkeit zu meistern: Zu diesem Fazit kamen am heutigen Donnerstag (8. September) heute Südtiroler Umweltaktivisten und -innen mit den Vertretern der Südtiroler Landesregierung bei einer Diskussionsrunde im Rahmen der Sustainability Days in Bozen. 

Gleich zu Beginn der Diskussionsrunde mit dem Landeshauptmann, dem Umweltlandesrat und dem Mobilitätslandesrat, Majda Brecelj (Fridays for Future Südtirol), Zeno Oberkofler (Fridays for Future Südtirol) und David Hofmann(Climate Action) unter der Leitung von Pietro Polidori wurden die Partizipationsmöglichkeiten der Aktivisten bei Entscheidungen zur Nachhaltigkeit beleuchtet. Oberkofler brachte dabei das Beispiel des Klimabürgerrats in Österreich, also eines Gremiums mit Vertretenden aus der Gesellschaft, das sich mit Antworten auf die Klimakrise beschäftigt. "Wir wollen künftig einen Tisch einrichten, mit Vertretungen der Jugend, der Umweltverbände, der Arbeitgebenden und der Gewerkschaften, der ähnlich funktioniert wie der Klimabürgerrat", kündigte der Landeshauptmann an. Auch Gelder könnten für den Einsatz der Organisationen bei den nächsten Nachhaltigkeitstagen bereitgestellt werden.

Wichtiges Instrument für mehr Nachhaltigkeit der Landesregierung ist der "Klimaplan Südtirol 2040". Gerade bei der Erarbeitung des Klimaplans sei es wichtig gewesen, auch das Ohr an der Gesellschaft zu haben und die Meinung der jungen Aktivisten, Organisationen und Interessensvertretungen anzuhören. Nun sei es an den Experten, den Plan zu bewerten, sagte der Umweltlandesrat. "Wir sind uns alle einig, dass mit dem Klimaplan ein Schritt in die richtige Richtung gemacht wird. Die Ziele stimmen. Was uns jetzt noch fehlt, sind die konkreten Maßnahmen", unterstrich Brecelj. Der Umweltlandesrat bekräftigte, dass der Plan Schritt für Schritt umgesetzt werde. Politik baue in einem demokratischen System auf Konsens auf und es brauche deshalb auch den Aktivismus, der den gesellschaftlichen Wandel herbeiführe, damit die Politik auch einschneidende Maßnahmen treffen könne, sagte der Landeshauptmann und unterstrich, dass beispielsweise drei Jahre Fridays for Future schon viel bewirkt hätten. Wichtig sei es jetzt, Fonds zu schaffen, um die zwei großen Herausforderungen Klimakrise und demografischen Wandel zu meistern.

Insgesamt sei es wichtig, auf der Basis von Daten und Fakten zu handeln und Informationen auszutauschen und mitzuarbeiten. Dazu waren auch alle beim Südtirolplan für die Mobilität eingeladen, der in Ausarbeitung ist. Es gebe viel Potenzial, den Mobilitätsbedürfnissen anders zu begegnen: Das fange aber auch bei jedem einzelnen selbst an, etwa ob man mit dem Auto oder dem Zug fahre, sagte der Mobilitätslandesrat. Für große Vorhaben wie den Ausbau der Bahn als Rückgrat emissionsfreier Mobilität und Vorhaben wie den Brenner Basistunnel mit den Zulaufstrecken zur Verlagerung von Personen- und Warenverkehr von der Straße auf die Schiene brauche es Entscheidungen und Investitionen vor allem im Infrastrukturbereich, denn nur dann könnten Fahrpläne verdichtet werden, erklärte der Landesrat und zählte die nächsten wichtigen Vorhaben wie den Ausbau der Meraner Linie, den Bau der Riggertalschleife oder des Virgl- Bahntunnels auf.

Angesprochen wurde auch die Verkehrsbelastung durch die Brennerachse. Sowohl Landesregierung als auch die Aktivistinnen und Aktivisten waren dafür, mit Mauttarifen zu arbeiten. "Es braucht hier Kostenwahrheit, und zwar, dass zum Beispiel für Konsumierende Waren, die weit transportiert werden müssen, auch teuer sind", sagte dazu der Landeshauptmann und erklärte, der in Rom zur Führung der Brennerautobahn hinterlegte Vorschlag setze auf eine Umweltmaut und auf Kontingentierung. "Es wird weiterhin Verkehr auf Rädern geben - wer aber auf der Autobahn fährt, soll diese buchen, wie man ein Zugticket bucht", sagte der Landeshauptmann. Insgesamt müssten die Emissionen durch den Verkehr gesenkt werden, betonte der Mobilitätslandesrat.

Zur Sprache kamen auch die verschiedenen Strategien zur Nachhaltigkeit in der Demokratie insgesamt. Die derzeitigen Partner in der Landesregierung hätten sich auf bestimmte Umweltziele geeinigt, die nun verfolgt würden, so die Vertreter der Landesregierung. Was die Nachhaltigkeit betreffe, habe sich die Landesregierung zwei Hauptziele gesetzt, betonte der Umweltlandesrat: "Wir wollen vor allem an der Dekarbonisierung und an der Energieautonomie, also der verstärkten Nutzung eigener und sauberer Energie arbeiten, zum Beispiel durch die Photovoltaik-Förderprogramme über den staatlichen Aufbaufonds PNRR", sagte der Umweltlandesrat.

Insgesamt gelte es, klimafreundliches Verhalten zu fördern. Dazu brauche es gegenseitiges Vertrauen, Überzeugung, aber auch Regeln, waren sich die Diskussionspartner einig. Es sei auch nachhaltig, solche Diskussionen wie die heutige zu führen, sagte der Mobilitätslandesrat. "Eigenverantwortung ist weiter gefragt, denn jeder einzelne kann jeden Tag einen kleinen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten", fasste der Landeshauptmann zusammen.

san

 

 
 
 
 
 

Bei den Sustainability Days betonte Katja Diehl die Wichtigkeit der Mobilität; Daze Aghaji lud die Jugend ein, Hauptfiguren vom Wandel zu sein. Dramatisch war die Prognose von David Wallace-Wells.

 
 

Den ganzen dritten Tag der Sustainability Days in der Messe Bozen beanspruchte heute (8. September) die Jugend für sich. Auf der Bühne stand nämlich unter anderem der ehemalige Pressesprecher der Umweltbewegung "Fridays for Future Italia" Giovanni Mori. Vorgestellt wurde zudem die neu gegründete "Allianz für Lehre und Forschung". Der Landeshauptmann, der Umweltlandesrat und der Mobilitätslandesrat diskutierten mit jungen Aktivisten über die Umsetzung von Nachhaltigkeit. Auf dem Programm standen zudem Reden internationaler Vortragender. 

Katja Diehl: „Warum Mobilität der Schlüssel für eine nachhaltige zukünftige Gesellschaft ist “

Seit über zehn Jahren würden Politiker über die Zukunft der Mobilität diskutieren, während die Zahl der Autos stetig steige und die Emissionen durch den Verkehr weiter zunehmen würden, sagte die Autorin und Unternehmensberaterin Katja Diehl und riet nach dieserProvokation: „Wir müssen riskieren, unbeliebt zu sein, wenn wir die Welt verändern wollen.“ Es gelte, anstelle von Parkplätzen  Orte der Begegnung und Platz für Fahrräder zu schaffen. Diehl forderte mehr Diversität und betonte, dass hierarchische und starre Strukturen in der Politik neue Lösungen verhindern würden. Was Menschen am meisten motivieren würde, aufs Auto zu verzichten, seien: alternative klimafreundliche Transportmittel, Barrierefreiheit, Sicherheit (etwa in Bahnhöfen oder Nachtbussen) und Bezahlbarkeit, zählte Diehl auf.

Daze Aghaji: "Widerstandsfähigkeit ausbauen"

Der Journalist Daze Aghaji hat sich dank der Umweltschutzbewegung "Extinction Rebellion" für die Problematik des Klimawandels begeistert und ist zur Erkenntnis gelangt, dass junge Menschen, die sich zu Recht Sorgen um ihre Zukunft machen, ihre Ängste zum Ausdruck bringen, aber auch zu den Protagonisten des Wandels werden sollten und ihre Resilienzausbauen müssen.

Giovanni Mori: "Jugend in Zukunftsgestaltung miteinbeziehen"

Der ehemalige Pressesprecher der Umweltbewegung "Fridays for Future Italia" Giovanni Mori seinerseits hat keine Zweifel. Die Analyse der Daten zu den Klimaveränderungen in den vergangenen Jahrzehnten hat für ihn nur eine Bedeutung: "Es muss etwas getan werden - und zwar jetzt. Nicht zuletzt deshalb, weil die Lösungen vorhanden sind, wir müssen sie nur umsetzen." Diejenigen seien in die Enge zu treiben, die den Wandel umsetzen können, damit sie endlich aktiv werden, sage Mori. Dabei sei es weitaus besser, kollektiv als individuell zu denken. Junge Menschen könnten gemeinsam und geeint einen Wandel herbeiführen. Dies ist der Grundgedanke der "Friday's for Future"-Bewegung.

David Wallace-Wells: "Das Beste aus einem überlasteten Planeten macht"

Der amerikanische Journalist David Wallace-Wells erklärte, dass die Erderwärmung rasant zunehme. In den vergangenen 25 Jahren hätten die Menschen die Erde geschädigt. "Trotz allen Fortschritts und technologischer Innovationen haben wir noch nicht die nötigen Maßnahmen gesetzt, um auch im Entferntesten die Pariser Klimaziele zu erreichen", sagte der Journalist. Wallace sieht eine Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze als nicht realisierbar. "Dieser Sommer hat uns deutlich vor Augen geführt, wie sich die Erderwärmung auf das Klima auswirkt", sagte Wallance-Wells. Extreme Hitzewellen in China und Amerika, Überschwemmungen in Pakistan führten zu zahlreichen Evakuierungen und menschlichem Leid. Prognosen sprechen laut Wallance-Wells von 200 Millionen Klimaflüchtlingen in den kommenden Jahren. Für Wallace steht fest: „Im Zuge des Klimawandels sollten wir nicht nur von Dekarbonisierung sprechen. Es geht darum, nicht nur Dinge zu unterlassen, sondern gewisse Dinge zu tun, indem wir etwa neue Formen der Landwirtschaft finden, mit unseren Wasserressourcen anders umgehen, bei der Städteplanung umdenken. Dekarbonisierung und Anpassung sind die Maßnahmen, mit denen wir den Auswirkungen des Klimawandels entgegentreten können".

Alex Putzer: "Die Rechte der Natur"

Der aus Südtirol stammende UN-Experte für Harmonie mit der Natur und Forscher Alex Putzer sieht das Recht der Natur als den neuen Weg, die Umwelt zu schützen. Es sei ein Menschenrecht, eine gesunde und lebenswerte Umwelt zu haben, und dies könne nur durch die Verbreitung der Rechte der Natur erhalten werden. Die Rechte der Natur würden nicht den Menschen in den Mittelpunkt stellen und seien besonders in ländlichen Regionen präsent, so Putzer.  In diesem Sinne gibt es weltweit mehr als 40 Initiativen. Putzer nannte einige davon: In Ecuador wird die Natur seit 2008 als Element mit Rechtspersönlichkeit betrachtet. 2017 erkannten die Maori in Neuseeland ihren wichtigsten Fluss als Subjekt mit Rechtspersönlichkeit an. Das Mar Menor in Spanien ist das erste Ökosystem mit Rechtspersönlichkeit. Bekannte Initiativen gibt es auch in Südamerika und Neuseeland. Aber auch in Europa befassen sich Forscher mit diesem Konzept. Italien habe in dieser Hinsicht großes Potenzial, so der Forscher. Allerdings müsse man zunächst verstehen, was Naturrechte sind und welche Arten von Natur sie beinhalten, ob es sich um einzelne Tiere, Orte oder ganze Ökosysteme handele. "Schließlich müssen wir sensibilisieren und vorhandene Strukturen optimal nutzen", sagte Putzer.

Chiara Cecchini: "Ernährung als entscheidender Faktor für die Zukunft des Planeten"

Der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre sei heute höher als in den vergangenen drei Millionen Jahren, berichtete Chiara Cecchini, Mitglied des Experten-Netzwerks Weltwirtschaftsforum.  Dieses Bild der Umwelt bedürfe keiner weiteren Erklärung, so die erste Botschaft von Cecchini. Die Situation werde sich nicht bessern. Neben vielen anderen Initiativen seien die landwirtschaftlichen Praktiken zu ändern, um zu einem regenerativen Ansatz anstelle eines intensiven Ansatzes zurückzukehren, damit die biologische Vielfalt wirklich erhalten bleibe, foderte Ceccini. Folglich können und müsse sich auch der Umgang mit Lebensmitteln, um vor allem Verschwendung zu verringern und neue Gewohnheiten zu schaffen, wie z. B. dem Verzehr von Lebensmitteln aus Abfällen, der Bevorzugung von pflanzlichen Lebensmitteln anstelle von tierischen Lebensmitteln und schließlich der Unterstützung von Forschungen wie der Umwandlung von CO² in Fette, Proteine und Zucker. Es gibt laut Cecchini kein einheitliches Konzept für die Lebensmittel- und Agrarproduktion, so wie es auch keine einheitliche Lösung für die vielen damit verbundenen Probleme gibt. "Es gilt, über die bereits vorhandenen Lösungen nachzudenken und alle an der Lösung mitwirken zu lassen", sagte Cecchini.

 
 

LPA/red/san

 

Bei den Nachhaltigkeitstagen wurde heute die neu gegründete "Allianz für Lehre und Forschung" vorgestellt. "Ein Meilenstein in der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik", so der LH.

"Um die große Transformation, die uns bevorsteht, zu gestalten, brauchen wir die Expertise der Wissenschaft", betonte der Landeshauptmann gleich zu Beginn der Vorstellung. Die Idee einer systematischen Zusammenarbeit der Südtiroler Forschungseinrichtungen im Rahmen der "Allianz für Lehre und Forschung für eine nachhaltige Entwicklung Südtirols" geht auf das Jahr 2020 zurück. Heute (8. September) hat sich der Zusammenschluss, der die Landesregierung in punkto Nachhaltigkeit wissenschaftlich begleiten und unterstützen wird, bei den Sustainability Days in der Messe Bozen präsentiert.

"Die Tatsache, dass wir nunmehr über einen einzigen Ansprechpartner zu den großen technologischen, klimatischen, sozio-ökonomischen und sozialpolitischen Fragestellungen verfügen, ist ein Meilenstein und eröffnet in der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik eine neue Dimension", betonte der Landeshauptmann. Dabei sei es wichtig, dass diese wissenschaftliche Unterstützung von lokalen Forschungseinrichtungen komme: "Sie kennen das lokale Umfeld am besten. Mit ihrer Hilfe wird es möglich sein, konkrete Handlungsoptionen zu finden, die auf Südtirol und die örtlichen Gegebenheiten zugeschnitten sind", unterstrich der Landeshauptmann.

Know-how bündeln

"Die Herausforderungen der nächsten Jahre sind enorm, nur indem wir institutionenübergreifend zusammenarbeiten, können wir unser gemeinsames Know-how bündeln, unsere Aktivitäten in Forschung und Lehre abstimmen und Synergien nutzen", erklärte Alexander Weissensteiner, Freie Universität Bozen, die Zielsetzung der neu gegründeten Allianz. Für diese übernimmt die Freie Universität Bozen die administrative Leitung. Im Koordinierungskomitee sind neben der Uni Bozen EURAC research und die Philosophisch-Theologische Hochschule Brixen vertreten. Mitglieder sind weiters das Versuchszentrum Laimburg, das Fraunhofer Institut, Naturmuseum Südtirol, Ökoinstitut Südtirol und Eco Research. "Wichtig zu betonen ist, dass die Allianz für weitere am Thema Nachhaltigkeit interessierte Institutionen offen ist", ergänzte Weissensteiner.

Der Beitrag von EURAC research wird vor allem im Bereich der Klimarisiko-Anpassung liegen, erklärte Marc Zebisch von EURAC research. Für ihn besteht die Aufgabe der Allianz für Lehre und Forschung auch darin, "nicht nur top-down - also von oben - Empfehlungen zu geben, sondern in Dialog mit allen Akteuren zu kommen und praxisbezogen zu arbeiten", sagte Zebisch und verwies auf das "Center for Climate Change and Transformation", dessen Gründung derzeit an der EURAC im Laufen ist.

Mutiges Handeln gefragt

Zu einem "nüchternen Blick auf die Fakten und mutigem Handeln Richtung Zukunft" rief Alexander Notdurfter von der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen auf: "Philosophie und Theologie können helfen, Angst zu binden und Motivation zu stärken, um ins Handeln zu kommen und nicht zu erstarren", unterstrich Notdurfter. "Angesichts der großen Herausforderungen benötigen wir nicht nur den wissenschaftlichen Ansatz, sondern auch einen Wertewandel." Nur so könnten Fragen, wie jene nach dem Umgang mit Zielkonflikten, angegangen werden.

Dass die Vielfalt die Stärke der neuen "Allianz für Lehre und Forschung für eine nachhaltige Entwicklung Südtirols" ist, erklärte schließlich Johann Gamper von der Freien Universität Bozen, die quer durch alle Fakultäten Themen der Nachhaltigkeit behandelt. "Nur so können wir den ganzen Weg von der Grundlagenforschung bis zur Implementierung gehen."

mpi

"Energiegemeinschaften als innovative Genossenschaftsform" standen im Mittelpunkt eines Runden Tisches heute (7. September) im Rahmen der "Sustainability Days" in der Messe Bozen.

Unter den 17 nachhaltigen Entwicklungszielen der Agenda 2030 findet sich Ziel 7 "Clean and accessible energy" ("Bezahlbare und saubere Energie"). Es zielt darauf ab, bis 2030 den Zugang zu erschwinglichen, zuverlässigen, nachhaltigen und modernen Energiesystemen für alle zu gewährleisten. Welchen Beitrag dazu Energiegemeinschaften leisten können, wurde heute (7. September) in der Messe Bozen bei einem Runden Tisch mit Expertinnen und Experten der Südtiroler Genossenschaftsverbände diskutiert.

Zu Energiegemeinschaften (auch bekannt als Gemeinschaften für erneuerbare Energien, "Renewable Energy Communities") können sich Privatpersonen, Unternehmen und lokale Körperschaften zusammenschließen. Sie statten sich mit einer Infrastruktur zur Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Quellen aus und produzieren, speichern, verkaufen und verbrauchen Energie. Mitglieder sind also häufig "Prosumers", das heißt Personen, die Energie gleichzeitig produzieren und konsumieren. Die wichtigste Form, was die Anlagen betrifft, ist derzeit die Fotovoltaik. Wer beispielsweise eine Fotovoltaikanlage errichtet, kann in einer Energiegemeinschaft mit seinen Mitgliedern die eigenerzeugte Energie gemeinschaftlich selbst verbrauchen.

"Das ist ein Paradigmenwechsel", erklärte Manuela Paulmichl, Direktorin des Landesamtes für Genossenschaftswesens, die die Podiumsdiskussion moderierte. "Die Mitglieder agieren also nicht nur als Verbraucher, sondern auch Produzenten, was wirtschaftliche und soziale Vorteile mit sich bringt. Zudem nutzen Energiegemeinschaften regenerative Ressourcen und fördern damit eine nachhaltige, lokale und saubere Energieversorgung." Sie sollen damit einen Beitrag zur Klimaneutralität leisten und die Energiewende durch erneuerbare Energien vorantreiben.

Genossenschaften am besten geeignet

Wie die anwesenden Vertreter der Südtiroler Genossenschaftsverbände - Raiffeisenverband, Coopbund, Cooperdolomiti und AGCI - betonten, "ist das Genossenschaftsmodell genau auf diese Entwicklung ausgerichtet, denn die Förderung der Mitglieder und des Bezugsgebietes stehen bei einer Genossenschaft stets im Vordergrund." Genossenschaften seien demokratisch ausgerichtet und es gelte das Prinzip der "offenen Tür": Mitglied werden können alle, die die Voraussetzungen dafür mitbringen.

Anderseits seien sie wie eine Kapitalgesellschaft aufgestellt und transparent geführt, was sie auch für komplexe Tätigkeiten geeignet macht. "Aus diesem Grund sind ist die Genossenschaftsform sehr geeignet, um Energiegemeinschaften zu gründen", so die Vertreter der Genossenschaftsverbände. Sie arbeiten mit dem Landesamt für die Entwicklung des Genossenschaftswesens zusammen, um das Modell "Energiegemeinschaft in Genossenschaftsform" in Südtirol zu unterstützen.

Bis Jahresende gesetzliche Voraussetzungen

Die Möglichkeit der Gründung von Energiegemeinschaften geht auf die Festlegung der EU-Energieeffizienz-Richtlinie im Jahr 2018 zurück; in Italien wurde diese im Vorjahr mit der Umwandlung des Dekrets der Aufschubverordnung ("Milleproroghe") ermöglicht.

"Wir sind noch nicht ganz da, wo wir sein sollten, aber bis Jahresende müssten in Italien alle gesetzlichen Maßnahmen in Kraft sein, um die Gründung von Energiegemeinschaften in Genossenschaftsform zu erleichtern", berichtete Barbara Passarella vom Raiffeisenverband.

Vor allem gehe es darum, auch Mitgliedern, die sich nicht in räumlicher Nähe zueinander befinden, die Bildung von Energiegemeinschaften zu ermöglichen, erklärte Enrico Bramerini, Präsident von Cooperdolomiti. Er sprach die historische Bedeutung der Energiegenossenschaften in Italien an und unterstrich die große Bedeutung der neuen Form der Energiegemeinschaften auf europäischer Ebene.

Auch für Nicola Grosso, Vizedirektor von AGCI, ist die Genossenschaftsform die am besten geeignete Rechtsform, um die Bedürfnisse der Mitglieder der Energiegemeinschaften zu erfüllen. "Das Selbsthilfeprinzip ist in der DNA der Genossenschaften. Zudem ist diese Rechtsform geeignet, alle Akteure – von der Produktion über die Netzeinspeisung bis hin zum Konsum – auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen."

Alex Baldo von Coopbund Südtirol betonte schließlich, dass die institutionelle Unterstützung zwar wichtig sei, die Initiative bei der Gründung von Energiegemeinschaften aber immer von der Basis (bottom-up) ausgehen müsse: "Es braucht aktive Bürgerinnen und Bürger sowie aktive Klein- und Mittelunternehmen. Wir sind aber zuversichtlich, denn Südtirol ist ein fruchtbarer Boden für Kooperation."


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