Schlanders/Benefizkonzert in der Basis
Ësenaim – Klangwelten aus Krisengebieten

Vinschgerwind: Wer seid ihr und was macht ihr für Musik?
Michael Casera: Wir sind Ësenaim, ein Südtiroler–französisches Duo. Ich arbeite als Epidemiologe und Sarah Guefif als Supply Chain Advisor für Ärzte ohne Grenzen (MSF) – eine Organisation, die in über 70 Ländern mit rund 70.000 Mitarbeitenden in Krisen- und Notsituationen tätig ist. Unsere Musik entsteht aus der Verbindung von elektronischen Klängen, Poesie und Feldaufnahmen, die wir während unserer humanitären Einsätze gesammelt haben. Das Ergebnis sind Klangwelten, die dokumentarisch und emotional zugleich sind: eine Art musikalisches Zeugnis unserer Erfahrungen.
Vinschgerwind: Welche Erfahrungen habt ihr in den Krisengebieten gemacht?
Michael Casera: Unsere Einsätze führten uns an Orte im Kongo, Palästina, Haiti oder Südsudan. Dort haben wir nicht nur Zerstörung, Gewalt und Ungerechtigkeit, sondern auch eine enorme Resilienz, Gastfreundschaft und Menschlichkeit erlebt. Diese Gegensätze waren oft schwer in Worte zu fassen – deshalb begannen wir, Stimmen, Geräusche und Atmosphären vor Ort aufzunehmen. So entstand eine Art akustisches Tagebuch, das das Spannungsfeld zwischen Leid und Hoffnung bewahrt.
Vinschgerwind: Wie unterstützt ihr mit eurer Musik die Organisation Ärzte ohne Grenzen?
Michael Casera: Mit dem Album Talk About möchten wir auf vergessene Krisen aufmerksam machen und Geschichten hörbar machen, die sonst oft ungehört bleiben. Konkret gehen die Eintrittseinnahmen unserer Release-Veranstaltung in der BASIS Vinschgau sowie weitere Konzerte unserer Europa-Tour an Ärzte ohne Grenzen. Darüber hinaus verstehen wir unsere Musik als eine Form des témoignage – ein künstlerisches Zeugnis, das die Realität von Menschen in Krisenregionen weiterträgt.