Laas
Zum zehnten Mal Literaturdorf

Es gibt die Städte der großen Buchmessen und die Orte der bekannten Literaturpreise. Laas ist dabei, sich neben Klagenfurt, Rauris und anderen Literaturpreis-Ortschaften durch den Franz-Tumler-Literaturpreis als feste Größe zu etablieren. Was 2007 als kühnes Experiment begann, hat sich mit der regelmäßigen Durchführung in Laas bewährt. Dass sich im Ablauf nur Kleinigkeiten verändert haben, bestätigt das Konzept von Wilfried Stimpfl und Ferruccio Delle Cave. Die zehnte Ausgabe markiert dabei nicht nur ein Jubiläum für Gemeinde, Bildungsausschuss und weitere Träger, sondern symbolisiert auch die dauerhafte Verankerung des Events im literarischen Kalender. Geblieben ist die Idee, im Zweijahresrhythmus den besten Debütroman auszuzeichnen. Geblieben sind feste Partner, die das Preisgeld von 8.000 Euro bereitstellen (Südtiroler Landesregierung) oder als Sponsoren die Durchführung mittragen. Geblieben ist das Vorhaben, möglichst viele einzubinden: die Schulen, die Vinschger Bibliotheken, die Kaufleute von Laas. So ist der Name von Franz Tumler geblieben, einem Schriftsteller, der heute fast vergessen wäre, hätte man ihn nicht mit diesem Preis in die Öffentlichkeit geholt.
Die zehnte Ausgabe am 18./19. September 2025 hat gezeigt, dass der Plan aufgegangen ist. Laas war erfüllt mit Literaturfreund:innen aus dem In- und Ausland. Vormittags wie nachmittags war im Josefshaus kaum ein Stuhl frei. Die aus Deutschland und Österreich angereisten Autor:innen präsentierten ihr nominiertes Erstlingswerk, um sich dann den Urteilen oder dem freundlichen Feedback der Jury zu stellen. Zwei Autorinnen gingen als Siegerinnen aus dem Wettbewerb hervor: Christina König aus Linz erhielt für ihr Debüt „Alles, was du wolltest“ den 10. Franz-Tumler-Literaturpreis. Zusätzlich zum Preisgeld und der zur Tradition gewordenen Marmortafel mit goldenen Lettern erwartet sie ein Schreibaufenthalt in Laas. Wie es in der Jurybegründung heißt, habe sich die Jury selten so schwer damit getan, aus fünf ausgezeichneten Büchern eines auszusuchen. Die Wahl des Publikumspreises lag beim Saalpublikum, den Leser:innen der Vinschger Bibliotheken und erstmals auch bei denen, die online abstimmten. Annegret Liepold aus Nürnberg erhielt für „Unter Grund“ die meisten Stimmen.
Zehn Ausgaben in zwanzig Jahren: Das ergibt fünfzig von Fachleuten ausgewählte Romane. Man könnte sagen: Laas besitzt inzwischen ein beachtliches Bücherregal voller Kunstwerke. Umgekehrt wurde Laas für viele dieser fünfzig Nominierten zum Sprungbrett in die literarische Öffentlichkeit.
Maria Raffeiner
3 Fragen an Preisträgerin Christina König:
Vinschgerwind: Ihrem Roman haben Sie nicht einen, sondern gleich drei Schlüsse gegeben. Welche der Varianten ist Ihnen am meisten ans Herz gewachsen?
Der dritte! Weils da tatsächlich für die Romanfigur Alex eine Art Happy End gibt, wo sie sich ein bisserl verwirklichen kann. Ich gönne es ihr, obwohl sie nicht die allersympathischste Person ist. Und es gibt in der dritten Version einen Charakter, den ich sehr gern mag. Allein dieser Charakter ist der Grund, warum ich den dritten Schluss wähle.
Vinschgerwind: Welcher Begriff kommt Ihnen nach den Erlebnissen der letzten Tage in den Sinn, wenn Sie an Laas denken?
Marmordorf. Ok, das ist jetzt gemein, denn das ist auch das WLAN-Passwort im Gasthof, in dem ich übernachte. Und dann gibt’s den Begriff Endstation. Wilfried Stimpfl hat ihn bei der Eröffnung erwähnt. Ich empfinde Laas nicht als Endstation. Es ist ein toller Ort. Es ist klein, aber ich hab‘ noch nie erlebt, dass sich eine ganze Gemeinde so in eine Literaturveranstaltung reinhängt. Noch habe ich keine lange Schreibkarriere hinter mir, aber überall wo ich bisher gelesen habe, war es nicht annähernd so. Das ist schön. Und daher noch die Begriffe Wertschätzung und Literaturfreude. Das waren jetzt mehrere Wörter.
Vinschgerwind: In der Jurydiskussion ging es mehrfach um Sinneseindrücke. Wonach riecht und schmeckt Laas?
Es riecht wunderbar nach Holz. Der Frühstücksraum ist aus Vollholz, ja, ich nehm‘ Holz. Und geschmeckt haben mir Nougattaler zum Kaffee.