Partschins
Michl Gaismair im Rittersaal der Stachlburg

Der Gaismair zieht Leute an“, brachte Ulrike Kindl ihre Überraschung über das große Interesse zum Ausdruck und: „Dem Revolutionär Gaismair soll Gerechtigkeit widerfahren.“ Denn von den Utopien Gaismairs blieb nichts, vor allem weil es über die Jahrhunderte gelungen sei, den Gaismair mit einer dichten „damnatio memoriae“ zu beschlagen. Man hat Gaismair durch „aktives Vergessen“ in den verbotenen Giftschrank verbannt. Nach 500 Jahren wache das Gedenken endlich auf. Kindl beschreibt anschaulich die Umstände, unter denen sich Gaismair als Aufständischer und als Verfasser seiner visionären Landesordnung entfalten hat können. 1525 stand Europa durch die Bauernaufstände in Schwaben, Franken und im Elsass regelrecht in Flammen. Martin Luthers Thesen beginnen auch durch Technik des Buchdruckes in das Volk einzusickern, das Buch „Utopia“ von Thomas Morus ist erschienen. Zündstoff für soziale Unruhen ist vorhanden. Abgeschwächt auch in Tirol. Denn Tirols Großbauern waren, in Europa einmalig, landständig und seit dem Maximilianischen Landlibell von 1511 wehrhaft. Trotzdem kam es, ausgehend von Brixen, auch in Tirol zu Unruhen und der gut ausgebildete Gaismair war als Bauernkommandant vorne mit dabei, nachdem er lange Zeit auf Seiten der Obrigkeit gestanden hat. Nach seiner Inhaftierung in Innsbruck gelang ihm die Flucht in die Schweiz, wo er in Kontakt mit dem Reformator Ulrich Zwingli seine Landesordnung verfasst hat. „Die kam mindestens 200 Jahre zu früh“, sagte Kindl. Und es sei eines der revolutionärsten Papiere, die in Europa je entstanden seien.
Gaismair sei dann nach diversen Bauernscharmützeln nach Venedig geflohen und 1532 in Padua ermordert worden. Ulrike Kindl erhielt für ihren mit großer Sachkenntnis und mit Verve vorgetragenen Einblick in Gaismairs Tun und Visionen großen Applaus.
Zur Landesausstellung in Völs hat der Partschinser Restaurator und Bildhauer Karl Hofer mit seinem Kunstwerk „Friede den Hütten, Kampf den Palästen“ beigetragen. Einblick dazu verschafften einige Bilder, die im Rittersaal gezeigt worden sind. (eb)