Schlinig
Die Rettung des Föllakopfsees in Schlinig

Seit rund zwei Jahren beobachtet die „Föllakopfgruppe“, wie der Bergsee unter dem Föllakopf (2.878 m) im hinteren Schlinigtal immer kleiner und kleiner wird. „Der rinnt aus!“, sagen die jungen Schliniger. Das wollten sie so nicht hinnehmen, wie dieses hochalpine Kleinod, auf einer Höhe von 2.636 Meter gelegen, verloren zu gehen droht. Genauere Untersuchungen und Beobachtungen haben ergeben, dass der See inzwischen rund zwei Drittel der Wassermenge und die Hälfte der Wasserfläche verloren hat. Mehrere Sekundenliter sind seit einiger Zeit ungehemmt abgeflossen. Am Seeufer fanden die besorgten Schliniger Männer zwei Stellen, an denen sich das Seewasser im losen Gelände kanalartige Vertiefungen gefressen hatte. Im Geröll des Bergfußes ist es dann verschwunden. Weiter unten im Berggelände trat es als Quelle wieder an die Oberfläche.
Auf Initiative von Dietmar Bernhart bildete sich zur Rettung des Föllakopfsees eine Gruppe von jungen Burschen. Sie fuhren mit dem Traktor von Michael Moriggl zur Sesvennahütte (2.256 m) und stiegen von dort zum See auf. Material und Gerätschaften konnten auf Vermittlung der Fraktionsvorstehers Erwin Saurer mit einem Hubschrauber von Air Service Sterzing zum See hinaufgeflogen werden, begleitet vom ortskundigen Egon Bernhart. Hilfen kamen vom Landschaftsfonds im Landesamt für Raum und Landschaft (Barbara Prugger). Die Initiatoren gingen daran, nach Wegen zu suchen, um das große Leck am Seeufer abzudichten. Zehn Männer arbeiteten einen ganzen Tag lang mit Pickel, Schaufel und Schubkarren. Sie karrten vom Seeufer lehmiges Material, Schotter und Sand heran und trugen Steine herbei. Nur mit Mühe ist es gelungen, gegen den Sog des Wassers die Abflusstrichter zu schließen.
Nach Abschluss der Abdichtungsarbeiten sind am Seeufer Marchsteine gesetzt worden, um daran das Steigen des Wasserpegels messen zu können. Der See bleibt nun länger unter Beobachtung. Erst im kommenden Jahr wird dann feststehen, ob und wie die Rettungsaktion in diesem sehr labilen Gelände längerfristig erfolgreich ist.
Herbert Raffeiner