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Laas /St. Sisinius

„Unglaubliche Assoziationen“

Vinschgerwind: Herr Hofer, sind Sie ein religiöser Mensch?
Jörg Hofer: Die Antwort ist schwierig. Religiös bin ich schon. Wenn ich in Laas bin, gehe ich selten in die Kirche, aber wenn ich reise, bin ich in jedem Dom und in jeder Kapelle, wo ich meine Ruhe finde.

Vinschgerwind: Sie haben in der Kirche St. Sisinius einen Flügelaltar, den Sie in Ihrer Jugend...
Jörg Hofer: ...mit 24 Jahren...

Vinschgerwind: Sie haben den Flügelaltar ausgestellt. Also gehen Sie wieder „Kirchen“?
Jörg Hofer: Natürlich bin ich nun oft in St. Sisinius draußen. Es kommen seit gut einem Jahr viele Leute. Es ist aber noch keine Organisation für Führungen für das ganze Jahr vorhanden. Ich selbst kann nicht die Führungen machen, da bleibt ja mein Malen auf der Strecke.

Vinschgerwind: Zum Tag der Romanik am 11. und am 12. Oktober findet man Sie in St. Sisinius?
Jörg Hofer: Ja. Von den Organisatoren wäre eine Führung um 18.00 Uhr vorgesehen gewesen. Da ist aber kein Licht mehr in der Kirche. So habe ich beschlossen, von 10 bis 18 Uhr selbst die Führungen zu machen. Diese zwei Tage sind mir wichtig. Aber es sollten dann schon regelmäßige Führungen stattfinden, so wie in der St. Johann-Kirche in Prad.

Vinschgerwind: Ist das Triptychon mit Marmorsand gemalt?
Jörg Hofer: Nein, das ist auf Papier. Es war kein Auftrag, ich hab die Genesis in einem Sommer aus eigenem Antrieb gemalt. Ich habe die vergessene Kirche als Atelier benutzt. Hans Wielander und Karl Gruber haben das Werk als Titelbild der Arunda gebracht. Dann sind viele Leute gekommen und das ist dem Pfarrer auf die Nerven gegangen. 50 Jahre lang war das Werk verpackt in meinem Atelier. Ich habe es niemanden gezeigt. Othmar Thaler und Wolfgang Platter waren dahinter, dass das Werk angekauft wird und in St. Sisinius seinen Platz gefunden hat. Ich hätte das Werk längst schon verkaufen können.

Vinschgerwind: Wem gehört das Werk jetzt?
Jörg Hofer: Die Kirche gehört der Fraktion Laas und das Triptychon der Gemeinde Laas.

Vinschgerwind: Würden Sie das Bild nochmal so malen?
Jörg Hofer: Ich würde mich heute nicht mehr getrauen.

Vinschgerwind: Stolz auf die eigene Unbekümmertheit in der Jugend?
Jörg Hofer: Ja, man muss einfach staunen, was man da ohne Auftrag geschaffen hat. Kunstwissende Leute haben unglaubliche Assoziationen. Das Triptychen war für mich der Abschied von der realen Welt und der Weg in die Abstraktion.

Interview: Erwin Bernhart

Ausgabe 20/2025