Natur&Landschaft: „Es gibt keine Maikäfer mehr“ Reinhard Mey, 1973

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„Wenn ich vor dem neuen Parkhaus stehe, denk´ ich manchmal dran, Wie das früher hier mal aussah, eh´ der große Bau begann, Da gleich an der Einfahrt, bei der Kasse, das war Schlüters Haus Und gleich dort neben der Schranke, da wohnte die alte Kraus.  Bei der stieg ich regelmäßig jedes Frühjahr über´n Zaun. Und genauso regelmäßig wurde ich dafür verhau´n. In den Garten wagten sich die Nachbarskinder nicht und so  Gab´s darin zur Maikäferzeit viel mehr als sonst anderswo. Ich seh´ mich noch loszieh´n mit dem großen Schuhkarton Mit den Luftlöchern im Deckel zu mancher Expedition, Und ich rüttelte an Bäumen, und ich wühlte auch im Moos, Die Erfolge waren prächtig und mein Trickreichtum war groß.  Würd´ ich heut noch einmal loszieh´n, blieb mein Schuhkarton wohl leer,  Selbst ein guter Käferjäger Brächte keinen Schornsteinfeger, Keinen Müller, erst recht keinen Kaiser her,  Es gibt keine Maikäfer mehr, es gibt keine Maikäfer mehr!“ „Wenn ich vor dem neuen Parkhaus stehe, denk´ ich manchmal dran, Wie das früher hier mal aussah, eh´ der große Bau begann, Da gleich an der Einfahrt, bei der Kasse, das war Schlüters Haus Und gleich dort neben der Schranke, da wohnte die alte Kraus. Bei der stieg ich regelmäßig jedes Frühjahr über´n Zaun. Und genauso regelmäßig wurde ich dafür verhau´n. In den Garten wagten sich die Nachbarskinder nicht und so Gab´s darin zur Maikäferzeit viel mehr als sonst anderswo. Ich seh´ mich noch loszieh´n mit dem großen Schuhkarton Mit den Luftlöchern im Deckel zu mancher Expedition, Und ich rüttelte an Bäumen, und ich wühlte auch im Moos, Die Erfolge waren prächtig und mein Trickreichtum war groß. Würd´ ich heut noch einmal loszieh´n, blieb mein Schuhkarton wohl leer, Selbst ein guter Käferjäger Brächte keinen Schornsteinfeger, Keinen Müller, erst recht keinen Kaiser her, Es gibt keine Maikäfer mehr, es gibt keine Maikäfer mehr!“

Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Georg, 23. April 2025

So sang 1973 der Berliner Liedermacher Reinhard Mey über den Maikäfer und beklagte im Liede den Rückgang dieser Käfer-art.
Für die Landwirte im Obstanbau ist der Rückgang der Maikäfer wegen ihrer Schäden als Engerlinge eine positive Entwicklung. Die Metapher vom Maikäfer im Lied von Reinhard Mey steht aber, weiter gefasst, für den Verlust an Lebensräumen und den Artenverlust.

Insektenfülle
Von den bis heute beschriebenen 1,8-1,9 Millionen verschiedener Arten von Lebewesen gehören 1,1 Mio. Arten der Klasse der Insekten an. Die Insekten machen also den großen Löwenanteil der Tierarten aus. Der Name der Insekten leitet sich vom lateinischen Wort „insectum“ eingeschnitten, eingekerbt ab. Insekten haben einen eingeschnürten Körper, der sich durch diese Einschnürungen in die drei Teile Kopf, Brust und Hinterleib gliedern lässt. Sprichwörtlich für die Einschnürung ist die „Wespentaille“. Evolutionsgeschichtlich waren die Insekten die ersten flugfähigen Tiere der Erde. Wie wir aus Fossilfunden wissen, haben Insekten schon vor 320 Millionen Jahren, im Erdzeitalter des Karbon mit den Urnetzflüglern und Urlibellen Flugformen hervorgebracht.
Käfer gehören zu den Insekten. Insekten kann man durch die Anzahl ihrer Beine von den Spinnen unterscheiden: Insekten haben sechs Beine, Spinnen haben deren acht.

Pflanzen- und fleischfressende Käfer
Dank ihrer unvorstellbaren Formenfülle sind die Käfer die bei weitem artenreichste Ordnung der Insekten. Bisher sind annähernd 300.000 Arten verschiedener Käfer beschrieben. Das entspricht s44 naturmehr als zwei Fünftel aller benannten Insekten. Ähnlich wie bei den Säugetieren haben fleischverzehrende Käfer einen kürzeren Darm als solche, welche sich von Pflanzen ernähren. Bei den pflanzenfressenden Käfern kann der Darm die zehnfache Länge ihres Körpers erreichen. Dabei ist für die Pflanzenfresser unter den Käfern, namentlich ihre Larven, die Anwesenheit von Kleinstelbewesen in ihrem Darm wichtig. Diese Mikroorganismen befinden sich in besonderen Organen oder in Gewebsausbuchtungen des Darmes. Diese Kleinstlebewesen helfen, die für die Käfer zunächst gänzlich unverdaulichen Zellulose-Anteile der Nahrung chemisch aufzuspalten und sie so für die Fermente im Verdauungssaft des Käfers aufzuschließen. Besonders die im Holz lebenden oder bohrenden Käfer oder deren Larven der Klopfkäfer, Hirschkäfer, Bockkäfer und vieler Rüsselkäfer sind auf die „Mitarbeit“ dieser Mikroorganismen angewiesen. Unter den Holz-Schadkäfern macht unserem Wald derzeit vor allem der Borkenkäfer zu schaffen.
Unter den Fleischfressern erjagen nicht alle Arten von Käfern lebende Beute. Viele Käfer ernähren sich von toten tierischen Stoffen, so manche Art von frischem Aas, andere von alten trockenen Leichen, ferner von allerlei tierischen Resten, wie Haaren, Federn, Horn, Hautschuppen, Knochen, Talg oder Fett, aber auch von verarbeiteten Fellen und Häuten, von Wolle, Trockenfleisch, aufbereiteten Därmen, Insektenleichen und ähnlichem.

Vorratsschädlinge und Abfallverwerter
Abgesehen von Holz (Bauholz, Möbel) verspeisen Käfer trockene und getrocknete Blätter, Blüten, Früchte und Samen, wie sie auch der Mensch für seine Lebens- und Genussmittel zubereitet, also Backwaren, Dörrobst, Schokolade, Tee, Tabak und anderes mehr. Deshalb sind viele Käfer „Vorratsschädlinge“ geworden. Schließlich sind noch die „Abfallverwerter“ zu nennen, die ihre Nahrung im Schlamm, im Humus und vor allem in den Ausscheidungen der pflanzenfressenden Säugetiere suchen.
Entsprechend der mannigfachen Lebensweise der Käfer ist der Bau der Fühler außerordentlich vielgestaltig. Die Fühler sind der Sitz des Geruchssinnes und des mechanischen Sinnes. Sie dienen vornehmlich dem Aufspüren von Nahrung und von Geschlechtspartnern, dem Betasten sämtlicher Gegenstände sowie der Wahrnehmung von Erschütterungen und Strömungen.

Metamorphose
Jeder Käfer macht während seiner Entwicklung vom Ei zum Vollkerf eine vollkommene Verwandlung durch. Die Zahl der Larvenstadien beträgt bei vielen Käferfamilien drei, sonst vier bis sechs, ausnahmsweise bis zu vierzig Stadien. Gewöhnlich gleichen sich die einzelnen aufeinanderfolgenden Larvenstadien in ihrem Äußeren, sie werden lediglich von Häutung zu Häutung größer.

Erfolgsmodell Käfer
Der Käfer ist offenbar der erfolgreichste aller Tiertypen. Nichts hat ihn daran gehindert, in alle Lebensräume einzudringen, die das Land zu bieten hat. Der Lebensraum des Käfers ist aber terrestrisch geblieben, auch wenn er in einigen Arten nachträglich zum Wasser zurückgefunden hat. Was hat dem Käfer eigentlich zu dieser Spitzenstellung im Tierreich verholfen? Sicher war es kein Sondermerkmal allein, sondern ein Zusammentreffen von gewissen Kennzeichen und Merkmalen. Hinzu kommen aber wenigstens zwei wichtigen Errungenschaften der Käfer-Evolution: Einmal die Bewahrung von einfachen beißende-kauenden Mundwerkzeugen, die sich nicht in verwickelt gebaute Stech-, Saug- oder Tupfrüssel umgebildet haben. Denn feste Nahrung gibt es regelmäßiger und reichhaltiger als flüssige Kost zum Aufsaugen. Zweitens lässt sich der Erfolg der Käfer durch die Umwandlung des vorderen Flügelpaares in feste Flugdecken erklären: Der Hinterleib erhielt durch diesen äußeren Chitinpanzer einen größeren Schutz als ihn die Körper anderen Insekten, z.B. der Schmetterlinge, genießen.

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