Schlanders - Im Gemeinderat von Schlanders herrscht so etwas wie ein Burgfriede - ein unausgesprochener und auf Zeit geschlossener Nichtangriffspakt, der ein Arbeiten im Rat ermöglicht. So hat sich jedenfalls der Schlanderser Gemeinderat am 31. Juli präsentiert und die gelisteten Tagesordnungspunkte wurden anstandslos genehmigt.
von Erwin Bernhart
Es war der Auftritt von Evi Gamper vom Amt für öffentliche Arbeiten, der den Gemeinderäten und den Schlandersern klar vor Augen zu führen hatte, dass äußerst zahlreiche Projekte in der Gemeinde Schlanders beim Abschließen, im Laufen oder im Anrollen sind. Gamper hat knapp 40 Projekte samt Finanzierung aufgelistet. Darunter mit einer Finanzierungssumme von 2,2 Millionen Euro die Erweiterung der Feuerwehrhalle Göflan, mit der Endabrechnung des Neubaues der FF-Halle in Vetzan oder mit der für 2026 anstehenden energetischen Sanierung der Musikschule und italienischen Grundschule, die im Ausführungsprojekt mit 1,4 Millionen Euro beziffert ist.
BMin Christine Kaaserer bezog sich in ihren Mitteilungen unter anderem auf eine Anfrage in der letzten Ratssitzung, den Recyclinghof betreffend. Beim Treffen mit LH Arno Kompatscher am 15. Juli in Bozen, bei dem Vertreter des Oberschulzentrums und Vertreter der Gemeinde zugegen waren, habe der LH gesagt, dass eine Übersiedlung der WFO in das Kasernenareal nicht in Planung sei, der anvisierte Standort eines Recyclinghofes dort nicht die Zustimmung des LH habe und man habe sich darauf verständigt, dass die Landesbeamten bei der Suche eines neuen Standortes für das Wertstoffzentrum behilflich sein würden.
Nichts Konkretes ergebe sich, so der Wirtschaftsreferent Manuel Trojer, in der seit 1.1.2025 vakanten Stelle für Schlanders Marketing. Eine Arbeitsgruppe würde sich damit beschäftigen und auf deren Vorschlag werde es eine Ausschreibung geben.
Bei der 6. Bilanzänderung wurden rund 1,9 Millionen Euro aus dem Verwaltungsüberschuss in Richtung Invesitionen zugewiesen und 180.000 im laufenden Teil eingebaut. Der neue Ausschuss habe, so sagte es der Finanzreferent Günther Bernhart, über den Verwaltungübershuss keine Handhabe, denn es sei alles bereits fix verplant gewesen. Deshalb habe er ersucht, dass die Bilanzänderung von der BMin und vom Generalsekretär vorgetragen werde. Bernhart enthielt sich dann als Einziger bei der Abstimmung.
Mit der Einarbeitung von mehreren eingegangenen Änderungsvorschlägen wurde das programmatische Dokument von BMin Christine Kaaserer einstimmig gut geheißen. Einstimmig wurde auch auf Grundlage des Schreibens der Bezirksgemeinschaft vom Mai 2025 Karin Meister als Vertretung für die politische Minderheit für den Bezirksrat ernannt.
Formsache waren dann die vielen Ernennungen zu den Gemeindekomissionen.
Partschins - In Partschins hat der Gemeinderat beschlossen, die digitalen Infrastrukturen auszugliedern. Das heißt, die Gemeinde verkauft ihr Glasfasernetz an die landeseigene Infranet (Eigentümer ist die SELfin und die Provinz Bozen). Die Gemeinde Mals hat diesen Grundsatzbeschluss bei ihrer letzten Ratssitzung gefasst. Andere Gemeinde nwerden, wenn sie dies nicht schon getan haben, folgen. Die Gemeinde Partschins hat eine Besonderheit aufzuweisen. Denn der Masterplan für die Verlegung des Glasfasernetzes aus dem Jahr 2013, ausgearbeitet vom Ingenieurbüro Karbacher & Abler, hatte rund 2,8 Millionen Euro vorgesehen. Die Partschinser Verwalter gingen vorsichtig vor, legten bei fast allen Tiefbauarbeiten Leerrohre ein und kamen so auf eine Investition von rund 450.000 Euro. Das Einblasen der Glasfaserkabel konnte mit der Infranet eingefädelt werden und kostete der Gemeinde nichts. Auf der andren Seite hat die Gemeinde Partschins keinen eigenen Glasfaseranschluss auf dem Gemeindegebiet aufzuweisen. Andere Gemeinden sind da in viel größere Vorleistungen gegangen, erläuterte der Gemeindesekretär Hubert Auer den Sachverhalt bei der Sitzung am 29. Juli. So kommt für die Partschinser beim VErkauf der Leerrohre nur eine kleine Summe von rund 70.000 Euro heraus, die Infranet der Gemeinde zahlen wird. Es ist eine Schätzung. Denn der Gemeindenverband hat für den Verkauf eines Glasfaseranschlusses 1005 Euro errechnet. Für die Gemeinde Partschins hat man für die Leerrohre den Gegenwert von 70 Anschlüssen angenommen. Der Generaldirektor der Infranet Florian Figl stand den Partschinser Gemenderäten Rede und Antwort und wies dabei darauf hin, dass die Gemeinde Partschins ihre Investitionssumme von 450.000 für die Leerrohrverlegung zurück bekomme. Einmal durch den Verkauf an die Infranet und die Differenz duch das Land. Infranet, so Figl, könne nur mit Skaleneffekte und einer kritischen Masse effizient und kostendeckend arbeiten. Mit einer Einnahme von 8 Euro pro Anschluss könne keine Gemeinde Glasfaser wirtschaftlich betreiben. Denn der Sektor Glasfaser sei hoch reglementiert und die verschiedenen Meldungen können mit großer Anzahl von Anschlüssen vereinheitlicht und damit effizient gemacht werden. Die Bewirtschaftung der Glasfaser könne so in Südtirol bleiben und die „Großen“ ferngehalten werden. Für entlegene Höfe, zu denen aus Kostengründen kein Glasfaser verlegt werden könne, müssten Lösungen mit würdigen Alternativen, wie Funk, Satellit oder Ähnlichem gesucht und gefunden werden. (eb)
Obervinschgau/Bozen - Am 30. Juli hat Landeshauptmann Kompatscher die Entnahme von zwei Wölfen im Obervinschgau genehmigt - Mit der Aufgabe wurde das Landesforstkorps betraut
Im Zeitraum zwischen Mai und Juli dieses Jahres wurden auf einer Alm im Obervinschgau 31 Risse von Weidetieren verzeichnet, die von der Forstbehörde als Wolfsangriffe bestätigt und dokumentiert wurden. In derselben Gegend waren in der vorangegangenen Almsaison bereits 42 Risse verzeichnet worden. Die betroffenen Almen wurden gemäß Landesgesetz Nr. 10/2023 als Weideschutzgebiete ausgewiesen. Die Eigentümer haben trotzdem zusätzliche Maßnahmen zum Herdenschutz ergriffen, die jedoch wirkungslos blieben.
Am 30. Juli hat Landeshauptmann Arno Kompatscher daher eine Genehmigung zur Entnahme von zwei Wölfen im Vinschgau unterzeichnet. Sowohl die Wildbeobachtungsstelle des Landes als auch das Institut für Umweltschutz und Forschung (Istituto Superiore per la Protezione e la Ricerca Ambientale ISPRA) haben sich gemäß Landesgesetz 10/2023 für die Entnahme von zwei Wölfen positiv ausgesprochen. Die Genehmigung zur Entnahme ist 60 Tage lang gültig. Das Landesforstkorps ist mit der Entnahme der beiden Wölfe beauftragt.
Die Genehmigung wurde auf der Website der Landesverwaltung im Bereich „Außerordentliche Maßnahmen und Notfälle“ unter „Transparente Verwaltung“ veröffentlicht.
Mals/Matsch - Die „Matscher Hennen“, jenes im Obervinschgau häufig migrierende Kunstwerk, aus dem legendären Festival XONG herausgewachsen und vom Stilfser Künstler Roman Moser gestaltet und drei Matscher Hennen (Alpendohlen) mit Warnrufen darstellend, steht nicht mehr vor dem Eingang zum Oberschulzentrum in Mals. Dort hat das Kunstwerk einige Jahre gestanden und zuvor jahrelang vor dem Hirschenwirt mitten in Mals. Wohin sind die Matscher Hennen ausgeflogen, haben sich viele Malser gefragt. Die „Matscher Hennen“ wurden nämlich dorthin transportiert, von wo sie ihren Namen haben, nämlich ins Bergsteigerdorf Matsch. Dort zieren sie den Waalweg oberhalb des Dorfes. Die Gemeinde Mals um BM Josef Thurner hat den Wünschen der Matscher, des Gemeindereferenten Klaus Telfser und der für das Bergsteigerdorf brennenden Matscher:innen nachgegeben, die das Kunstwerk gern in Matsch gesehen haben. (eb)
Vom Wind gefunden - Menschen sollen wieder den Nachthimmel mit seinen unzähligen Himmelskörpern erleben und die Milchstraße sehen können. Dunkelheit in der Nacht nützt auch der menschlichen Gesundheit, erleichtert nachtaktiven Tieren das Leben und verbessert sogar das Wachstum von Bäumen. Deshalb wurde im März 2025 das Naturnachtgebiet Eisenwurzen im Dreiländereck der österreichischen Bundesländer Oberösterreich, Niederösterreich und Steiermark gegründet. Nur noch rund 1 % der Menschen in Europa leben unter einem natürlich dunklen Nachthimmel, frei von Lichtverschmutzung. Um einen Ort zu schaffen, an dem der Nachthimmel mit all seinen ökologischen und gesundheitlichen Erlebnissen erlebbar bleibt, entwickelten die Nationalparks Kalkalpen und Gesäuse, die Naturparks Steirische Eisenwurzen, Niederösterreichische Eisenwurzen und Ötscher–Tormäuer sowie das Wildnisgebiet Dürrenstein–Lassingtal das neue Naturnachtgebiet. Über Jahrtausende passten sich Lebewesen dem natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus an. Tier- und Pflanzenwelt sowie die menschliche Gesundheit benötigen die natürliche Dunkelheit. Lichtverschmutzung, ein junges, aber rapide zunehmendes Phänomen, gefährdet jedoch diese und zählt heute zu den unterschätztesten Umweltgefahren unseres Planeten, so Stefan Wallner von der Universität Wien. Während wir bei Tag die Wunder der Natur auf unserer Erde bewundern können, lehrt uns die Nacht, dass wir Teil eines großen Universums mit vielen Geheimnissen sind. (hzg)
Die neu in Betrieb genommene Mobilfunksendeanlage im Pfossental sorgt ab Donnerstag, 31. August, für durchgehende Netzabdeckung auf einer bislang unversorgten Strecke von 17 Kilometern. Besonders für Wanderinnen und Wanderer bedeutet das mehr Komfort und vor allem mehr Sicherheit: Notrufe können nun jederzeit abgesetzt werden – bisher war das im gesamten Tal nicht möglich.
Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - Mutig ist der Mann, der sich mit den Pusterern anlegt. Den Pusterern wird nachgesagt, dass sie fleißig, zielstrebig und, wenn sich ihnen jemand in den Weg stellt, nicht zimperlich seien. Aus diesen Antrieben heraus besetzen die Pusterer Schlüsselstellen in der Politik und in der Wirtschaft früh genug, jedenfalls weit vorausdenkend. Den Vinschgern sagt man anderes nach, aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls der Daniel Alfreider, der Landesrat für Mobilität, hat kürzlich im RAI Südtirol, im Fernsehen, in Richtung Pustertal gesagt: „Der Stau bleibt“. So etwas sagt ein Politiker ganz selten. Viele Pusterer werden den Landesrat wegen dieser Aussage nicht mehr viel mögen. Aus jetziger Sicht dürfte aus dem Daniel kein neuer Landeshauptmann werden. Dafür werden die Pusterer sorgen. Denn am vergangenen Wochenende war, wie viele andere Straßen auch, die Pustererstraße völlig verstopft und die Autofahrer staugeplagt und die Zeiten von Bruneck bis Brixen im Auto verdammt und teuflisch lang. Die Pusterer wollen, wo es geht, eine dritte Spur, eine Art Kriechspur. Damit der Stau eben nicht bleibt. So eine Kriechspur, wo’s geht, hat man vor Jahren auch im Vinschgau gefordert. Das Kriechen bleibt, die Spur kommt nicht. Der Daniel hat den Pusterern auch gesagt, dass man sich entschieden habe, die Bahn als Alternative zur Straße auszubauen. Der Mann hat Mut, das muss man ihm lassen.
Landesrat Walcher: "Ohne vorbildhaften Einsatz Hunderter Freiwilliger wäre Kitzrettung im heutigen Ausmaß nicht durchführbar"
BOZEN (LPA). Seit Jahren übernehmen die Jägerinnen und Jäger in Zusammenarbeit mit Landwirten, Jagdaufsehern und Freiwilligen die Kitzrettung auf Mähwiesen. Dieses ehrenamtliche Engagement ist ein wichtiger Beitrag zur Vermeidung von Tierleid: Jungwild, das unter die Mähmaschine gerät, ist in den allermeisten Fällen schwerstverletzt und verendet qualvoll. Außerdem verseuchen verwesende Tierkadaver die Futtersilage und stellen eine tödliche Gefahr für das Vieh dar.
"Ohne den vorbildhaften Einsatz Hunderter Freiwilliger wäre die Kitzrettung im heutigen Ausmaß nicht durchführbar", unterstrich Landesrat Luis Walcher bei einer Pressekonferenz am 4. August. "Um dieses Engagement zu stärken, wurde nun das 'Netzwerk Kitzrettung – Gemeinsam gegen den Mähtod' gegründet. Es setzt sich aus 15 Akteuren der Bereiche Landwirtschaft, Jagd, Naturschutzund Tierschutz zusammen. Sie haben den Wert der ehrenamtlichen Arbeit in der Kitzrettung erkannt und unterstützen das Netzwerk ideell." Die Landesregierungsprach sich in ihrer Sitzung vom 15. Juli für eine Schirmherrschaft für dieses Projekt aus."
In diesem Jahr suchten fast 1000 Freiwillige über Wochen hinweg regelmäßig die Wiesen ab, bevor diese gemäht werden. Dafür stehen sie um 4 Uhr auf, berichtete der Geschäftsführer des Südtiroler Jagdverbandes Benedikt Terzer: Die Jägerinnen und Jäger machen dies in ihrer Freizeit, weil sie sich für das Wild verantwortlich fühlen. Terzer verwies auf die Zahlen der Kitzrettungssaison 2025: 995 freiwillige Kitzretter, 105 beteiligte Jagdreviere, 12.816 aufgebrachte ehrenamtliche Stunden, 2318 gerettete Kitze.
In Wiesen, die noch mit der Sense gemäht werden, ist die Mahd keine Gefahr für Kitze oder anderes Jungwild. Dort können Muttertiere den Nachwuchs rechtzeitig in Sicherheit bringen, und der Landwirt sieht, ob ein Jungtier im Gras abgelegt ist. Auch in Wiesen, die entweder sehr früh oder sehr spät gemäht werden, werden nur selten Kitze verletzt oder getötet, da zu diesen Zeitpunkten die Kitze noch gar nicht geboren oder groß genug sind, um vor der Mähmaschine zu flüchten. Die gefährlichsten Monate sind Mai und Juni, in höheren Lagen kann die kritische Zeit bis in den Juli dauern.
Gerlinde Wiedenhofer vom Landestierärztlichen Dienst ging bei der Pressekonferenz auf die Auswirkungen des Mähtods auf die Tierfutterqualität ein. Der Präsident der Tierärztekammer Franz Hintner legte dar, welche Gefahr die Heumahd für Wildtiere darstellt. Landesjägermeister Günther Rabensteiner erläuterte, warum der Jagdverband das Netzwerk Kitzrettung gegründet hat. Der Obmann des Südtiroler Bauernbundes Daniel Gasser wies auf die Zusammenarbeit zwischen Jägern und Landwirten hin. Der Geschäftsführer des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz Hanspeter Stafflerbeleuchtete das Anliegen aus der Sicht seines Verbandes. Der Präsident der Stiftung Sparkasse Stefan Pan verwies auf die Förderung der Drohnen durch die Stiftung Sparkasse.
red/ma
Ein gemütlicher Höhenweg verbindet die beiden Almgebiete über dem Reschen- und Haidersee. Diese kleine Wanderung lohnt sich besonders aufgrund des traumhaften Panoramas.
TOURENINFO: Mit der Kabinenbahn geht es von der Talstation westlich des Dorfes Reschen hinauf nach Schöneben. Die Schönebenütte, direkt an der Bergstation gelegen, ist ein Schmuckstück und lädt optisch und kulinarisch zum Genuss.
Der Wanderweg Nr. 14 verläuft von hier in Richtung Süden. Nach einem ersten kurzen Abschnitt wird der Fahrweg (Markierung 9 B) von einem engeren Pfad (Nr. 14) abgelöst, der mit geringem Höhenunterschied den Hang entlang verläuft. Man befindet sich hier in einer Höhenlage entlang der Baumgrenze, daher öffnet sich immer wieder der Blick auf den Reschensee und den Reschenpass bis hinauf zum Inntal im Norden und zur Ortlergruppe im Süden.
Auf der Höhe von Graun, hat man eine wunderschöne Aussicht ins Langtauferer Tal bis zu den Gletschern der Weisskugel. Der letzte Wegabschnitt führt zur Haideralm. Diese liegt direkt oberhalb der Ortschaft St. Valentin auf der Haide und dem Haidersee. Mit der Seilbahn kann man direkt hinab ins Dorf St. Valentin fahren, von wo man mit dem Bus zurück nach Reschen fahren kann.
Naturgenuss und Abenteuer- lust pur
Wer die Region Schöneben-Haideralm am Reschenpass näher unter die Lupe nimmt, erkennt gleich, dass dieses Gebiet einem Eldorado für Wanderfreunde und Erholungssuchende von nah und fern gleichkommt. Als Paradebeispiele können der aussichtsreiche und beschauliche Höhenweg von Schöneben bis zur Haideralm oder die Tour auf die annähernd 2.900 Meter hohe Seebodenspitze angeführt werden. Neben den einfachen und schönen Obervinschger Panoramawegen, die auch die Almen miteinander verbinden oder in unberührte Seitentäler wie etwa in das Zerzertal oder in das Rojental führen, kann man auch auf herausfordernden Wegen die spektakuläre wie gleichermaßen majestätisch-erhaben wirkende Berg- und Gipfelwelt am Alpenhauptkamm hautnah erleben. Es ist keineswegs falsch, wenn man behauptet, dass im Wald- und Berggebiet rund um den Reschensee Abenteuerlust und Naturgenuss Hand in Hand gehen und der emotionale Erlebniswert besonders und speziell ist.
Naturns/Berlin - 3760 Kilometer, vier Länder, unzählige Erlebnisse: Der Naturnser Patrick Pichler nutzte ein Sabbatical für eine besondere Radreise.
Ein Zelt, ein Fahrrad, ein grober Plan – mehr brauchte Patrick Pichler nicht für sein Vorhaben: mit dem Rad von Berlin bis ans Nordkap zu fahren. Rund zwei Monate war der gebürtige Naturnser unterwegs, größtenteils allein, bei Wind und Wetter, durch raue Gegenden, über lange Küstenstraßen und durch die Weite skandinavischer Landschaften. Am 14. Juli erreichte er den nördlichsten Punkt Europas – das berühmte Nordkap.
Gestartet war er Mitte Mai in Berlin. Dort hatte der heute 37-Jährige selbst viele Jahre gelebt und gearbeitet, bevor er vor rund drei Jahren an den Vierwaldstättersee in die Schweiz zog. Als Ausgangspunkt für die Tour bot sich die deutsche Hauptstadt also an – geografisch wie biografisch.
Die ersten zwei Wochen wurde er begleitet von einem langjährigen Freund, Eugen Christanell, der ebenfalls aus Südtirol stammt. Danach setzte Pichler die Reise allein fort – auf einem geländetauglichen Gravel Bike mit Gepäckträgern, Schlafsack, Kocher und der nötigen Grundausrüstung. Geschlafen wurde meistens im Zelt, auf Campingplätzen oder in der wilden Natur. In Skandinavien findet man in ausgesetzten Landstrichen zudem vielerorts sogenannte «Shelter», einfache Holz-Konstrukte, die ein Dach über dem Kopf bieten.
Kilometer, Kekse und Kontakte
Die Route führte ihn über die dänischen Inseln, die schwedische Ostküste entlang und schließlich durch Norwegen bis ans Ziel. Der Sommer zeigte sich dabei selten von seiner sonnigen Seite. Viel Regen, Gegenwind und kühle Temperaturen prägten viele Etappen. Auch Pannen wie ein platter Reifen, angeknackste Felgen oder Materialverschleiß blieben nicht aus. „Nichts Dramatisches, aber du bist eben auf dich allein gestellt – und musst die Dinge lösen, wie sie kommen. Das erfordert Spontanität und Optimismus“, so Pichler.
Eine Herausforderung war auch die Ernährung: Der Energiebedarf war hoch, aber ebenso wie Fahrradläden sind auch Einkaufsmöglichkeiten in den dünn besiedelten Regionen selten schnell verfügbar. Müsliriegel, Kekse und Nüsse waren deshalb ständige Begleiter. „Es ging darum, die Tagesetappe mit in der Regel bis zu 8 Stunden auf dem Rad zu schaffen – und zwischendurch möglichst schnell Energie zu tanken.“
Neben atemberaubenden Landschaften, Fjorden und Bergketten machten besonders die Begegnungen unterwegs die Reise zu einem besonderen Erlebnis: andere Radreisende, allein, im Tandem, mit mal mehr oder weniger Gepäck, oder abenteuerlustige Camper. „Man fährt ein Stück zusammen, teilt eine Mahlzeit, einen Kaffee oder einen Unterstand – und dann geht jeder wieder seinen Weg.“ Für Pichler waren es oft genau diese kurzen Begegnungen, die den Charakter der Reise prägten: offen, improvisiert, ungeplant. Dafür mit der Inspiration verschiedener Motivationen und Lebensentwürfen.
Lofoten und das Ziel im Norden
Ein Höhepunkt war der Abstecher auf die Lofoten – ein Umweg, der sich gelohnt hat. „Diese Landschaft ist wirklich besonders. Auch wenn der Weg dorthin anstrengend war, war es eine der intensivsten Erfahrungen der gesamten Reise.“
Am 14. Juli, nach rund 205 Stunden im Sattel und mehr als 33.000 zurückgelegten Höhenmetern, stand er schließlich am Globus-Monument des Nordkaps. Die letzte Etappe mit sehr wenig Schlaf, dafür umso mehr Stunden und Kilometern im Sattel, war dann ein fantastischer Moment.
Für Patrick, der vor dieser Tour noch nie länger als ein paar Tage am Stück mit dem Fahrrad unterwegs war, war die Reise eine echte Herausforderung – körperlich wie mental. „Aber gerade das hat ihren Reiz ausgemacht. Du weißt morgens nie, was dich erwartet – und das ist gar nicht so schlecht.“
Reisebilder mit Blick fürs Detail
Seine Eindrücke hielt Pichler unterwegs mit der Kamera fest. Fotografie, vor allem Landschafts- und Street Photography, ist seit Jahren sein Hobby. Auf seinem Instagram-Account @paddy.roams veröffentlichte er regelmäßig Momentaufnahmen seiner Reise in Videos und Bildern.
Text: Alexa Schels
Bilder: Patrick Pichler