Von Berlin ans Nordkap - Mit dem Rad in den Norden

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Naturns/Berlin - 3760 Kilometer, vier Länder, unzählige Erlebnisse: Der Naturnser Patrick Pichler nutzte ein Sabbatical für eine besondere Radreise.

Ein Zelt, ein Fahrrad, ein grober Plan – mehr brauchte Patrick Pichler nicht für sein Vorhaben: mit dem Rad von Berlin bis ans Nordkap zu fahren. Rund zwei Monate war der gebürtige Naturnser unterwegs, größtenteils allein, bei Wind und Wetter, durch raue Gegenden, über lange Küstenstraßen und durch die Weite skandinavischer Landschaften. Am 14. Juli erreichte er den nördlichsten Punkt Europas – das berühmte Nordkap.
Gestartet war er Mitte Mai in Berlin. Dort hatte der heute 37-Jährige selbst viele Jahre gelebt und gearbeitet, bevor er vor rund drei Jahren an den Vierwaldstättersee in die Schweiz zog. Als Ausgangspunkt für die Tour bot sich die deutsche Hauptstadt also an – geografisch wie biografisch.
Die ersten zwei Wochen wurde er begleitet von einem langjährigen Freund, Eugen Christanell, der ebenfalls aus Südtirol stammt. Danach setzte Pichler die Reise allein fort – auf einem geländetauglichen Gravel Bike mit Gepäckträgern, Schlafsack, Kocher und der nötigen Grundausrüstung. Geschlafen wurde meistens im Zelt, auf Campingplätzen oder in der wilden Natur. In Skandinavien findet man in ausgesetzten Landstrichen zudem vielerorts sogenannte «Shelter», einfache Holz-Konstrukte, die ein Dach über dem Kopf bieten.

Kilometer, Kekse und Kontakte
Die Route führte ihn über die dänischen Inseln, die schwedische Ostküste entlang und schließlich durch Norwegen bis ans Ziel. Der Sommer zeigte sich dabei selten von seiner sonnigen Seite. Viel Regen, Gegenwind und kühle Temperaturen prägten viele Etappen. Auch Pannen wie ein platter Reifen, angeknackste Felgen oder Materialverschleiß blieben nicht aus. „Nichts Dramatisches, aber du bist eben auf dich allein gestellt – und musst die Dinge lösen, wie sie kommen. Das erfordert Spontanität und Optimismus“, so Pichler.
Eine Herausforderung war auch die Ernährung: Der Energiebedarf war hoch, aber ebenso wie Fahrradläden sind auch Einkaufsmöglichkeiten in den dünn besiedelten Regionen selten schnell verfügbar. Müsliriegel, Kekse und Nüsse waren deshalb ständige Begleiter. „Es ging darum, die Tagesetappe mit in der Regel bis zu 8 Stunden auf dem Rad zu schaffen – und zwischendurch möglichst schnell Energie zu tanken.“
Neben atemberaubenden Landschaften, Fjorden und Bergketten machten besonders die Begegnungen unterwegs die Reise zu einem besonderen Erlebnis: andere Radreisende, allein, im Tandem, mit mal mehr oder weniger Gepäck, oder abenteuerlustige Camper. „Man fährt ein Stück zusammen, teilt eine Mahlzeit, einen Kaffee oder einen Unterstand – und dann geht jeder wieder seinen Weg.“ Für Pichler waren es oft genau diese kurzen Begegnungen, die den Charakter der Reise prägten: offen, improvisiert, ungeplant. Dafür mit der Inspiration verschiedener Motivationen und Lebensentwürfen.


Lofoten und das Ziel im Norden
Ein Höhepunkt war der Abstecher auf die Lofoten – ein Umweg, der sich gelohnt hat. „Diese Landschaft ist wirklich besonders. Auch wenn der Weg dorthin anstrengend war, war es eine der intensivsten Erfahrungen der gesamten Reise.“
Am 14. Juli, nach rund 205 Stunden im Sattel und mehr als 33.000 zurückgelegten Höhenmetern, stand er schließlich am Globus-Monument des Nordkaps. Die letzte Etappe mit sehr wenig Schlaf, dafür umso mehr Stunden und Kilometern im Sattel, war dann ein fantastischer Moment.
Für Patrick, der vor dieser Tour noch nie länger als ein paar Tage am Stück mit dem Fahrrad unterwegs war, war die Reise eine echte Herausforderung – körperlich wie mental. „Aber gerade das hat ihren Reiz ausgemacht. Du weißt morgens nie, was dich erwartet – und das ist gar nicht so schlecht.“

Reisebilder mit Blick fürs Detail
Seine Eindrücke hielt Pichler unterwegs mit der Kamera fest. Fotografie, vor allem Landschafts- und Street Photography, ist seit Jahren sein Hobby. Auf seinem Instagram-Account @paddy.roams veröffentlichte er regelmäßig Momentaufnahmen seiner Reise in Videos und Bildern.

Text: Alexa Schels
Bilder: Patrick Pichler

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