Brüssel/Südtirol/Vinschgau - Der Europäische Rat hat am 25. September den Weg für das Absenken des Schutzstatus des Wolfes freigemacht. „Das ist der Durchbruch, auf den wir so lange und so hart hingearbeitet haben“, erklärte der Südtiroler Europaparlamentarier Herbert Dorfmann nach Bekanntwerden des Abstimmungsergebnisses. „Mit der heutigen Entscheidung kann das Verfahren zur Änderung der Berner Konvention eingeleitet werden, die wiederum Staaten und Regionen mehr Spielräume im Rahmen des Wolfsmanagements geben würde.“
Die Berner Konvention regelt den Schutz wildlebender Pflanzen und Tiere, Wölfe sind laut ihren Anhängen in Europa „strikt geschützt“. „Wir haben in den letzten Monaten immer und immer wieder argumentiert, dass die Konvention der Realität angepasst werden muss“, so Dorfmann heute. „Und diese Realität ist: Es gibt mittlerweile in der EU mehr als 20.000 Wölfe und sie sind in allen EU-Mitgliedstaaten auf dem Vormarsch.“
Mit der Entscheidung des Europäischen Rates ist nun der Weg frei, die rechtlichen Grundlagen für ein effizientes Wolfsmanagement zu schaffen. „Endlich“, sagt der Südtiroler EU-Abgeordnete Herbert Dorfmann, „denn damit wird nicht nur den Bedürfnissen der Bauern Rechnung getragen, sondern auch für die dringend nötige Rechtssicherheit gesorgt, die in den letzten Jahren vollkommen gefehlt hat.“
Mals - Mussolini ließ zwischen 1938 und 1942 an der Nordgrenze einen Schutzwall, den Vallo Alpino del Littorio (Alpenwall) errichten. Er sollte die Grenzregionen zu Frankreich, der Schweiz, Jugoslawien und Österreich bzw. dem Deutschen Reich sichern. Allein in Südtirol war geplant rund 1.000 Bunker zu errichten. 306 wurden gebaut, 135 begonnen, aber nicht fertiggestellt. Im Vinschgau wurden rund um den Reschenpass 23 Bunkeranlagen errichtet und in Mals wurden 25 gebaut und 16 weitere waren geplant. Errichtet, obwohl Hitler ein Verbündeter von Mussolini war, unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen, kamen die Betonbauten mit 4 – 6 Meter dicken Mauern nie zum Einsatz. Gut in die Landschaft eingebettet bzw. getarnt als Bauernhäuser bzw. Burgruinen, sind sie heute Zeugen der Geschichte. Erst nach 1990 gingen sie vom Staat auf das Land über und konnten von Privatpersonen und Gemeinden bzw. Eigenverwaltungen erworben werden. So hat auch die Eigenverwaltung von Mals 2006 mehrere Bunker in Mals erworben.
Wie Armin Plagg, der Fraktionspräsident der Eigenverwaltung bei der Eröffnungsfeier erläuterte, hat man sich dann entschieden, in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung und dem Tourismusverein den Bunker 5 oberhalb von Mals zu sanieren und für Führungen zugänglich zu machen. Architekt Simon Laganda hat ein Sanierungskonzept ausgearbeitet und auf dem Bunker einen schönen Platz mit einer grandiosen Aussichtsplattform errichtet. Bei der Eröffnungsfeier am 21. September konnte der Gemeindereferent Andreas Pobitzer neben BM Josef Thurner auch Armin Plagg und Friedrich Noggler als Vertreter der Eigenverwaltung, Katharina Fritz vom Tourismusverein, Maresciallo Mattia Micali, den Vizekommandanten der Carabinieristation Mals, den Architekten Simon Laganda sowie Karl Punter, den lokalen Punkerexperten und viele Malser:innen begrüßen. Armin Plagg, Friedrich Noggler und Karl Punter führten die Besucher auch gleich durch die Bunkeranlage und erzählten viel über die Geschichte, die militärischen Absichten und die Baukosten dieser Anlage. (hzg)
Vinschgau - Der Ökologiepreis 2024 ist seit Ende Juni ausgeschrieben und wendet sich an Einzelpersonen, Gruppen, Betriebe und Initiativen, welche im Vinschgau eine besonders umweltfreundliche Tätigkeit ausüben oder ein ökologisch beispielhaftes Projekt betreiben. Etwa aus den Bereichen Schule, Gastronomie, Handwerk, Landwirtschaft, Bauwesen und Ehrenamt. Gestiftet und getragen wird der Preis von Alpenverein, Arbeitskreis Biodynamische Wirtschaftsweise, Bioland Südtirol, Bio Vinschgau, Ethical banking Raika Prad, Heimatpflegeverband Bezirk Vinschgau, Umweltschutzgruppe Vinschgau.
Innerhalb Oktober können sich Interessierte selbst bewerben oder jemanden vorschlagen.
Bewerbungen oder Vorschläge können bis 31.10.2024 per Email an
umwelt.vinschgau@gmail.com eingereicht werden. Informationen gibt es telefonisch unter 3401125135 (Josef Gruber) oder auf der Homepage der Umweltschutzgruppe Vinschgau.
Schlanders/Vinschgau - Es ist mittlerweile lieb gewordene Tradition, dass eine Delegation des Südtiroler Kulturinstituts und des Kulturhauses Schlanders pünktlich zum Start der Theatersaison zu Besuch in die Vinschgerwind-Redaktion kommt. Heuer trudelten Peter Silbernagl, der Direktor des Südtiroler Kulturinstituts, Martin Trafoier, Verwaltungsratsmitglied des Südtiroler Kulturinstituts und Monika Holzner Wunderer, Präsidentin des Kulturhauses Schlanders am 19. September ein und überbrachten Programmhefte und viel Information dazu (siehe Seite links). (ap)
Wichtige Info: Zu allen Aufführungen in Schlanders wird ein kostenloser „Kulturbus Obervinschgau“ von Reschen nach Schlanders und zurück an. Voraussetzung dafür ist, dass sich mindestens 7 Personen bis spätestens 2 Tage vor der jeweiligen Aufführung telefonisch beim Tourismusbüro Mals unter 0473 831190 anmelden. Zusteigemöglichkeiten auf der Strecke und Abfahrtszeiten nach Absprache.
Zu einer Podiumsdiskussion über die Zukunft der Gemeinden lud die Junge Generation der SVP Vinschgau am 23. September in die Basis. LH Arno Kompatscher, die JG Vorsitzende Anna Künig und die Grauner VizeBMin Hannah Waldner berichteten über ihre Erfahrungen und Vorstellungen.
von Heinrich Zoderer
LH Kompatscher meinte, dass er nicht geplant hat Politiker zu werden, sondern zufällig Politiker wurde. Nach seinem Studium wurde er gefragt für die Gemeinderatswahlen 2000 zu kandidieren. Er wurde Vize-Bürgermeister von Völs und war Vize-Gemeindesekretär in Kastelruth. Mit 34 Jahren wurde er 2005 Bürgermeister und 2011 Präsident des Gemeindenverbandes. 2013 kandidierte er bei den Landtagswahlen und 2014 wurde er zum Landeshauptmann gewählt. Anna Künig kandidierte bei den SVP Wahlen der Ortsgruppe Kardaun, wurde gefragt bei den Landtagswahlen zu kandidieren und ist seit April 2024 die JG Vorsitzende der SVP. Auch Hannah Waldner wurde bei den letzten Gemeinderatswahlen gefragt zu kandidieren, wurde in den Ausschuss gewählt und zur Vize-Bürgermeisterin ernannt, was sie nicht geplant, bis jetzt aber auch nicht bereut hat. Es ist schwierig junge Menschen für die Politik zu begeistern, der Weg ist oft steinig, die Herausforderungen groß. Deshalb spricht sich die JG für eine Mandatsbeschränkung aus, damit die Jungen bessere Chancen haben, meinte Künig. Es braucht Flexibilität, man muss vor Ort sein und lernen, die verwaltungstechnischen Abläufe zu verstehen und den Alltag so strukturieren, damit alles Platz hat, so Hannah Waldner.
Der Landeshauptmann betonte, dass es eine Neiddebatte und wenig Respekt für Politiker gibt. Deshalb sprach er sich für bessere Rahmenbedingungen, eine höhere Amtsentschädigung und für eine Pensionsabsicherung der Gemeindepolitiker:innen aus. Neben dem Gemeindewahlgesetz ging es bei der Veranstaltung auch um die Autonomiepolitik, leistbares Wohnen, eine gute Streitkultur und die Meinungsfreiheit innerhalb der SVP. Die Autonomie ist nicht nur Schutz für die deutsche Minderheit, sondern wichtig für eine eigenständige soziale und wirtschaftliche Entwicklung mit einer abgesicherten Finanzautonomie. Kompatscher kündigte ein überarbeitetes Wohnbaugesetz für Herbst an. Es braucht Wohnungen mit Preisbindung und Konventionierung. Die Gemeinden sollten Wohnungen bauen, das Wohnbauinstitut soll sie verwalten und das Land bezahlen. Kurzvermietungen über Airbnb dürfen nicht steuerlich günstiger sein als Langzeitvermietungen an Einheimische.
LH Kompatscher sprach sich für eine offene aber faire Streitkultur aus, aber gegen Intrigenspiele. Nur wer sich einbringt, kann eine Veränderung bewirken, betonte David Frank, der Diskussionsleiter am Ende der Podiumsdiskussion.
… bleiben wir sportlich. Aufgenommen wurde dieses Bild bei den Landesmeisterschaften in Tramin. Bei den Final- Spielen der Jugend wurden zusätzliche Freundschaftsspiele für Inklusionsgruppen abgehalten. Eine Auswahl aus dem Vinschgau war mit dabei. Das gestellte Foto ist Ausdruck vom Wunsch der Gleichbehandlung. Sogar „Messi und Ronaldo“ werden für ein grobes Foul mit Rot betraft. Menschen mit Beeinträchtigung werden nicht immer strikt nach den Regeln gerichtet. So stellt die Rote Karte vom Schiri für Sarah Tommasini und Michelle Wallnöfer schon etwas Besonderes dar.
Kolping im Vinschgau - Wie schon berichtet, ist Kolping International in 60 Ländern aktiv, in 51 davon gibt es einen Nationalverband. Im Jahre 2023 hat Kolping International Cooperation- die Fachorganisation für Entwicklungszusammenarbeit – 148 Projekte in 39 Ländern unterstützt. Ein Beispiel ist: TIMOR LESTE in Asien.
Dieser asiatische Inselstaat kämpft gegen große Armut und Arbeitslosigkeit, besonders unter jungen Menschen. Der Kolpingverband dort geht das Problem mit beruflichen Kurzausbildungen an, etwa im Tischlerhandwerk. Die Teilnehmer -vor allem Jugendliche – lernen in vierwöchigen Kursen wie man Möbel, Türen oder Fensterrahmen ganz einfach herstellt. Die Nachfrage danach ist groß, und viele Absolventen schaffen so den Schritt in selbständige Arbeit und Einkommen. Andere Mitglieder erlernen die Herstellung von Tempeh, einem Produkt aus fermentierten (umwandeln) Soja, das in der Region zu den Grundnahrungsmitteln zählt. Die Schulung dafür dauert nur drei Tage. Danach kann ohne großen Kapitaleinsatz mit der eigenen Tempeh- Produktion gestartet werden. Und auch die vierwöchigen Kurse im Schneiderhandwerk sind beliebt. 2023 haben dank Spenden 145 Menschen aus drei Diözesen Kurzausbildungen erhalten.
Gesamt erhielt der Nationalverband Timor Leste 2023 aus dem Fond der Entwicklungszusammenarbeit von Kolping International Cooperation etwa 95.000 Euro.
Otto von Dellemann
Die Krankenschwester Anja Stecher ist seit drei Jahren Koordinatorin in der Palliativstation der Stiftung St. Elisabeth in Martinsbrunn. Sie hat nicht nur ein Herz für die Menschen in der letzten Lebensphase, sondern auch für die Volksgruppe der Massai in Tansania, die sie mit dem Verein „Asante“ unterstützt.
von Magdalena Dietl Sapelza
Es war ein einschneidender Moment im Leben von Anja, als sie im Juni 2021 beschloss, ihren Dienst in der Marienklinik in Bozen nach 24 Jahren zu kündigen. Nach der Corona Pandemie war sie so mit den Kräften am Ende, dass sie sich sagte: „Iatz reichts“. Sie entschied sich für eine Auszeit bei den Massai in Tansania. „I hon a des Gejammere auf hohem Niveau pa inz do nimmr hearn kennt“, erklärt sie. Kennengelernt hatte sie den afrikanischen Volksstamm 2016 durch das Hilfsprojekt „Irma hilft“ und dann im Rahmen ihres Verein „Asante“, den sie 2017 mitgegründet hatte. Alle Mitglieder des Vereins arbeiten ehrenamtlich, sammeln Spenden und unterstützen seither Projekte in den Bereichen Bildung, Krankenversorgung, Kinderbetreuung, Bau von Tiefbrunnen und einiges mehr. Anja und ihr Team verbürgen sich dafür, dass die Mittel eins zu eins bei den Massai ankommen. Und sie überwachen die Projekte vor Ort. Ihren Flug nach Tansania und den Aufenthalt dort bezahlen sie aus eigener Tasche.
Anja lebte mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder zuerst in Lichtenberg und dann in Prad. „Als Zuigschmeckte hon is in dr Klass nit olm leicht kopp“, verrät sie. Nach Abschluss der Mittelschule besuchte sie die Frauenfachschule in Mals und dann die Krankenpflegeschule bei den Tertiarschwestern in Bozen. „I hon olm weit aweck gwellt“, erklärt sie. „Unt in der Stodt hon i mi a sehr wohl gfühlt.“ Die Tertiarschwestern führten auch die Marienklinik und das Heim, in dem Anja wohnte. Neben der Theorie stand auch Praxis im Bozner Krankenhaus auf dem Stundenplan. Die erste Praxisstunde ist ihr noch lebendig in Erinnerung. Wegen mangelhafter Italienischkenntnisse wusste sie nicht, was eine „padella“ (Topf) ist. Doch sie lernte schnell, auch bei geselligen Treffen in der Altstadt. Nach Abschluss der Ausbildung bezog sie in Bozen eine Wohnung und trat eine Stelle in der Abteilung Gefäß- und Thoraxchirurgie im Krankenhaus Bozen an. Obwohl ihr die Arbeit dort gefiel, setzten ihr die Nachtschichten zu, in denen sie für frisch operierten Patienten oft die alleinige Verantwortung tragen musste. Da eine Versetzung in eine andere Abteilung nicht möglich war, kontaktierte sie die Schwestern in der Marienklinik. Sie wurde mit offenen Armen aufgenommen. Im Laufe der Jahre lernte Anja dort alle Abteilungen kennen. Und sie lernte auch Peter kennen, den sie 1998 heiratete und dem sie zwei Kinder schenkte. Doch die Ehe zerbrach. Es folgten schwierige Jahre, in denen sie sich neu orientierte.
Von Arbeitskolleginnen erfuhr sie von „Irma hilft“, einer Initiative, die sich für die Massai in Tansania einsetzt. Anja sammelte Geld für die Initiative. Während ihres Urlaubs 2017 reiste sie mit ihren Kolleginnen erstmals zu den Massai. In einem Dorf trafen sie auf vier Waisenkinder, von denen das Zwillingpaar erst wenige Monate alt war. Anja und ihre Begleiterinnen beschlossen, sich um die Kleinen zu kümmern. Sie verpflichteten eine Ziehmutter, sorgten für Unterkunft und Lebensunterhalt. Daraufhin gründeten sie den Verein „Asante“. Der Verein ist mittlerweile im Register des „Dritten Sektors“ eingetragen und gibt genau Rechenschaft über die Verwendung der Spenden.
Während ihrer Auszeit 2021 lebte Anja bei den Massai. Mit den Frauen verständigte sie sich mit Gestik und Mimik, mit den Männern in einfachen Sätzen in englisch und in italienisch. Mittlerweile versteht sie auch ein wenig die Sprache Swahili. Nur die engsten Familienmitglieder und Freunde erreichten sie telefonisch. „Dia Auszeit hon i für miar gebraucht“, betont Anja. Nach drei Monaten kehrte sie wieder nach Südtirol zurück. Kurz darauf bekam sie das Angebot aus der Palliativstation Martinsbrunn. Verunsichert bat sie um einen Tag Probe. Doch schon nach der ersten Stunde sagte sie zu. „Deis isch genau mein Plotz“ spürte sie. Seither umsorgt sie dort die Patientinnen und Patienten und kümmert sich auch um deren Angehörige. „Do tua i genau deis, wos mi bewogn hot, Kronkenschwester zu wearn“, betont sie. In der Palliativstation wird ihr Tag für Tag bewusst, dass es gilt, das Leben selbstbestimmt und aktiv zu leben und mutige Entscheidungen zu treffen nach dem Motto: „Deis tua i iatz“. Anja genießt ihre freien Tage heute ganz bewusst mit ihren Lieben, oft auch zusammen mit ihrem Partner Diego aus Venedig, mit dem sie eine harmonische Fernbeziehung pflegt und der sie auch schon nach Tansania begleitet hat.
Prad - Am 19. September lud die Vereinigung Demenzfreundlicher Vinschgau in Kooperation mit der Bezirksgemeinschaft zu einer öffentlichen Fortbildung zum Thema Demenz in die Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Prad. Bezirkspräsidentin Roselinde Gunsch begrüßte die TeilnehmerInnen mit dem Verweis auf den Weltalzheimertag am 21. September, widmete die Veranstaltung der kürzlich verstorbenen Sonja Hölbling und lud zu ihrem Gedenken zu einer Schweigeminute ein. Primar Philipp Klomstein, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie an der Klinik Maria Ebene in Vorarlberg, mit Schwerpunkt Alterspsychiatrie und Alterspsychotherapie, trug anschaulich und anekdotisch über den Stand der Forschung, die Herausforderungen in der Betreuung demenzkranker Menschen, sowie möglicher Zukunftsaussichten vor. Die Demenz hat sich mittlerweile zu einer Volkskrankheit entwickelt, deren Ursachen vielfältig und deren Auswirkungen, bedingt durch den demografischen Wandel, immer größer werden. So gibt es ca. 13.000 Demenzkranze in Südtirol, ca. 46 Millionen weltweit. Tendenz steigend. Humorvoll versuchte Klomstein, anhand von Erzählungen aus seinem Berufsalltag, die Auswirkungen der Demenz aufzuzeigen, auch wenn, und das ist das größte Problem an der Krankheit, es bis dato noch keine Heilungsmöglichkeiten gibt. Der Primar machte klar, eine wirkliche Vorbeugung gibt es nicht und es kann jeden treffen. Belastend ist die Krankheit nicht nur für den Betroffenen selbst, sondern auch für das gesamte Lebensumfeld. Ein gesunder Lebensstil kann helfen, eine Garantie ist aber auch dieser nicht. Die Demenz, welche als psychische Störung eingestuft wird, liegt mittlerweile auf Platz vier in der Häufigkeitsrangliste. Die Therapie besteht meist in der Gabe von Psychopharmaka, welche Symptome abschwächen, bzw. verdecken können. Die Demenz an sich bleibt dabei allerdings irreversibel. (uno)
Stilfs/Pfeiferhaus - Im Rahmen des PNRR Projektes „Stilfs-Resilienz erzählen“ ist auch geplant jedes Jahr einen Künstler bzw. eine Künstlerin für ein Monat nach Stilfs einzuladen, um hier ungezwungen künstlerisch zu arbeiten, das Dorf und seine Menschen zu erleben und zu reflektieren.
von Heinrich Zoderer
Künstlerresidenz nennt sich diese Form der Kunstförderung. So etwas gibt es in Deutschland, Österreich und der Schweiz, auch im benachbarten Val Müstair und auf dem Rimpfhof oberhalb von Schlanders. Marie Capesius aus Luxemburg, die in Berlin Fotografie studierte, war die erste Künstlerin, die ausgewählt wurde, im September im Pfeiferhaus wohnte und das Dorf und das Dorfgeschehen gefilmt und fotografiert hat. Am 27. September luden die Gemeinde Stilfs, Daria Habicher, die Koordinatorin der PNRR-Projektgruppe und die Künstlerin zur Ausstellungseröffnung ins Pfeiferhaus. Dieses Künstlerhaus ist die Wohn- und Arbeitsstätte von Clara Mayr, einer jungen Künstlerin aus Ritten. Marie Capesius ist eine besondere Fotografin. Sie arbeitet mit einer Polaroid Kamera und erzeugt vor allem kleine Schwarz-Weiß-Bilder. Die Bilder sind oft nicht ganz klar erkennbar und ermöglichen so viele Interpretationen. Intensiv hat sich die multimediale Künstlerin mit dem Thema Psychogenealogie beschäftigt. Im Mittelpunkt dieser Methode zur Familienforschung steht die Idee, dass nicht nur genetische, sondern auch psychische Erbschaften von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden können. Es ist die Familiengeschichte, der unsichtbare familiäre Rucksack, der auf das eigene Leben drückt, oft in unbewusster Weise. So zeigt Capesius nicht Einzelbilder, sondern fasst drei Bilder zu einer Bildgeschichte zusammen und kommentiert diese mit einem kurzen Text zum Nachdenken. So lautet ein Text zu den drei Bildern: „Familiengeheimnisse. Die Väter essen saure Trauben und den Söhnen werden die Zähne stumpf. Schmutzige Wäsche wäscht man zu Hause“. Wie Capesius bei der Ausstellungseröffnung erzählte, wollte sie raus aus der Stadt, hinaus aufs Land, umgeben von Bergen und Natur. Und genau das hat sie in Stilfs am Fuße des Ortlers gefunden.
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