Dienstag, 11 Dezember 2018 00:00

Warum mir Weihnachten lieb ist

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s64 alterPeter2Zum Nachdenken

von P. Urs Maria Stadelmann OSB

Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind“ schreibt der hl. Paulus an die Gemeinde zu Korinth (1 Kor 13,11). Wohl in keiner Zeit des Kirchenjahres kommen uns so viele Erinnerungen und Gefühle aus unserer Kindheit ins Bewusstsein, wie in der Weihnachtszeit. Geradezu ein Zauber lag über dieser geheimnisvollen Zeit, in der das Christkind zu uns Kindern kam.

Und das Jesuskind kam nicht einfach ganz salopp daher, nein. Das Christkind suchte sich stets die sogenannte „Schöne-Stube“ aus, die das ganze Jahr eigentlich kaum Verwendung fand. Lange ist es her und heute weiß ich nicht, warum denn diese Stube überhaupt den Ehrentitel „die Schöne“ bekommen hat. Damals hat das auch wenig interessiert. Hauptsache, das Christkind kam zu uns und es sollte recht sein, wenn es jährlich die „Schöne-Stube“ dazu aussuchte und wir an der verschlossenen Tür lauschen konnten, ob es denn nun endlich da ist, das Christkind. Die „Schöne-Stube“ existiert übrigens längst nicht mehr, denn das Haus wurde dem Erdboden gleichgemacht und musste den Platz einem merkwürdig-neuartigen Wohnhaus überlassen. Ob es auch darin eine „Schöne-Stube“ geben mag, die sich das Christkind alljährlich aussucht? Ich weiß es nicht und möchte es nicht unbedingt wissen. Zu schön sind die Erinnerungen an die alten Zeiten.
Und was bedeutet mir Weihnachten heute? Wir sind groß, ja man würde wohl sagen, erwachsen geworden. Und dadurch wurden auch die kindlichen Vorstellungen verdrängt. „Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was kindlich an mir war“, schreibt der hl. Paulus weiter im genannten Brief. Na ja, alles wurde wohl nicht abgelegt, wenigstens die schönen Erinnerungen sind mir geblieben und die Frage, warum denn die „Schöne-Stube“ diese Ehrenbezeichnung bekommen hat. Vielleicht hat es ja insgeheim doch mit dem Christkind zu tun? Zumindest wurde die Zeit der Erwartung und der Geburt des Jesuskindes zu einer bleibenden Zeit. Vermochte es doch einfach durch sein Kommen alles zu verändern, einfach so, durch das Kind selber kam das Schöne. s64 0088Was für eine Bedeutung hat aber nun dieses zauberhafte Kind für mich heute?
Heute weiß ich, dass es nicht das Christkind selber war, das die Geschenke brachte. Ob das ein Gewinn ist? Dafür hörte ich von großen Weihnachtsmärkten in noch größeren Städten, die mit Lichtern, Kerzen und Glühwein den Zauber des Kindes versuchen einzufangen. Ob es dort so heimelig zu und her geht, wie in der „Schönen-Stube“ von damals? Auch das weiß ich nicht und bin mir nicht einmal sicher, ob ich es überhaupt aus Erfahrung wissen möchte. Noch eine Frage kommt mir plötzlich auf. Wenn nun nicht das Christkind selber die Geschenke gebracht hat, die wir in kindlicher Sehnsucht erwartet haben, warum beschenken sich denn die Menschen zu Weihnachten? Nur, weil es große Märkte gibt, die alles Mögliche und Unmögliche feilbieten in einem Schein-Zauber, der den der „Schönen-Stube“ niemals wiederzugeben vermag? Oder vielleicht hat das Sich-Beschenken letztendlich auch seinen eigentlichen Ursprung in der Freude über die Geburt des Jesuskindes, wie das Schöne selbst? Wer ist denn dieses Kind im Stall, das ich damals in der Krippe betrachtete? Als Erwachsener weiß ich nun, dass es vor 2000 Jahren in Bethlehem geboren wurde. Seine Mamma war Maria und der Ziehvater hieß  Josef und sorgte sich um seine Familie. Auch Schafe standen an der Krippe, auch einen Ochsen und einen Esel gab es. Der Josef hatte jedoch einen langen Stock in der Hand. Ja, der Josef hatte sich um Maria und das Jesuskind zu sorgen. Eine teure Aufgabe hatte er schließlich zu erfüllen, vermag doch dieses Kind noch heute unsere Zeit in eine Schöne zu verwandeln. Und Maria ist eine ganz besondere Mamma. „Maria voll der Gnade, der Herr ist mit dir“ beteten wir. Ja, voll der Gnade. Ob ich das Wort damals verstanden habe? Vielleicht würde ich es Kindern so erklären: „Maria, der Liebe Gott hat Seine Hand über dich gebreitet und du wirst eine Mamma werden. Und das Kind ist ein besonderes Kind, es ist der Sohn Gottes, dem du in deinem Schoss einen Leib schaffen wirst, wenn du dazu bereit bist.“ Vielleicht hätte ich das verstanden, ist es doch ein großes Geheimnis, wenn ein Kind unter dem Herzen der Mamma heranwächst. Und ein Geheimnis ist auch dieses Kind, das bis in unsere Zeit hineinbricht. Aber letztendlich wohl nur dann, wenn wir uns klein machen vor der Krippe. So machten es auch die drei Weisen aus dem Morgenland. Auch sie mussten sich klein machen, die Kronen niederlegen, sich hinknien und anbeten. „Und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.“ Ja, in ganz besonderer Weise ist dieses Kind gebenedeit, ist es doch Gott selber, der zu uns gekommen ist. Aber um das zu erkennen, müssen wir klein, sehr klein werden. Darum sagte wohl das Jesuskind, als es selber bereits ein junger Mann war, dass wir klein werden müssen wie die Kinder, um ins Himmelreich zu gelangen (vgl. Mt 18,3).

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