Es ist lieb gewordene und gern gepflegte Tradition beim Vinschgerwind im Sonderthema „Bauen“ mit Vinschger Architekten ein Gespräch zu führen. Diese Interview-Reihe wird in dieser Wind-Ausgabe mit dem Architekten Markus Gerstgrasser aus Naturns fortgeführt. Wir haben mit ihm unter anderem über Nachhaltigkeit, Kompromisse und die Qualitäten als Architekt gesprochen.
Interview: Angelika Ploner, Eliah Fliri Transkription: Eliah Fliri
Vinschgerwind: Herr Gerstgrasser, es ist Tradition unsere Architekten-Interviews mit einer persönlichen Frage zu beginnen: Wie wohnen Sie selbst?
Markus Gerstgrasser (lacht): Das ist eine gute Frage. Ich bin gerade beim Umbauen, und es wird bald fertig werden. Wir haben den Bau in mehreren Bauphasen realisiert. Zuerst wurde die energetische Sanierung vom Bestandgebäude gemacht, die nächste Bauphase war das Aufstocken, im Zuge dessen meine Wohnung entstanden ist. Und die nächste Bauphase, die gerade noch läuft, ist der interne Umbau. Wir sprechen hier von einem Mehrgenerationenhaus in Naturns.
Vinschgerwind: Auf was haben Sie Wert gelegt? Was war Ihnen wichtig?
Markus Gerstgrasser: Wert gelegt haben wir auf jeden Fall auf den respektvollen Umgang mit dem Bestand, das heißt wir haben die bestehende Dachform mitaufgenommen. Diese passt zur ursprünglichen Architektur und zum Bestandsgebäude, das um das Jahr 1994 erbaut wurde. Zeitgemäße Materialien wurden verwendet und die Technik auf den neuesten Standard gebracht. Aber trotzdem ist der Charakter vom bestehenden Gebäude noch erkennbar und wird förmlich weitergeführt, es wurde also kein Stilbruch gemacht.
Vinschgerwind: Und innen?
Markus Gerstgrasser: Innen haben wir Wert auf eine klare Raumaufteilung gelegt. Helle und lichtdurchflutete Räume, Flexibilität beim Raumprogramm, ein klares Material- und Farbkonzept mit lokalen Materialien waren wichtig. Die Materialien wurden aufeinander abgestimmt, zum Beispiel Holz am Boden und an der Dachuntersicht. Ansonsten dominiert ein angenehmer und warmer Weißton mit gezielten Akzenten, mit Liebe für‘s Detail. Die Architektursprache ist relativ geradlinig und klar. Es wurde versucht mit drei Hauptmaterialien und drei Grundfarben zu arbeiten, um eine konsequente Architektursprache umzusetzen. Die Bäder wurden gesondert behandelt und geplant, um individuelle Räume zu schaffen, teilweise ausgekleidet mit Fliesen, zudem abgestimmte Wand- und Deckenfarben. Wichtig waren mir auch abwechslungsreiche Sichtbeziehungen in verschiedene Richtungen nach außen und innen, um Dialoge mit der Umgebung und dem Wohnraum herzustellen. Zentraler Dreh- und Angelpunkt ist eine offene und große Wohnküche mit flexibler Nutzung.
Vinschgerwind: Wie würden Sie Ihren Baustil beschreiben?
Markus Gerstgrasser: Das ist eine schwere Frage.
Ich würde eher sagen, dass man versuchen sollte jede Bauaufgabe individuell zu lösen, sich ein neues Konzept zu überlegen, sich den Bauplatz, die Umgebung, die Bauherrn, das Budget, die Zeit, die Bauaufgabe anzuschauen und dann versuchen eine gute Lösung mit einem individuellen Ansatz zu finden.
Vinschgerwind: Also gibt eigentlich die Bauaufgabe den Stil vor?
Markus Gerstgrasser: Ja, die Bauaufgabe aber auch die Umgebung, der Kontext, die Kultur, der Bauherr und auch das Klima. Natürlich ist es ein Unterschied, ob ich mich auf 2.000 Meter oder 200 Meter befinde. Und man muss auf den Bauherrn eingehen, also versuchen eine stimmige und individuelle Lösung zu finden.
Vinschgerwind: Apropos Klima, wie wichtig sind für Sie die Regionalität der Baustoffe und die Nachhaltigkeit beim Bauen?
Markus Gerstgrasser: Beides ist wichtig, in jeglicher Hinsicht. Der Umgang mit den Materialien, regionalen Materialien, ist wichtig. Er erfordert vom Planer als auch von den Handwerkern aber eine gewisse Erfahrung und Sensibilität.
Vinschgerwind: Anders gefragt: Muss in Zukunft mehr auf Regionalität geachtet werden?
Markus Gerstgrasser: Auf jeden Fall. Die Leute identifizieren sich auch wieder mehr mit Architektur, die Regionalität mitaufnimmt. Es sollte nicht eine Aller-Welts-Architektur entstehen, die überall auf der Welt stehen kann und somit austauschbar ist, sondern das Geplante sollte in den Kontext passen und im Dialog mit dem Umfeld stehen. Die Leute sollen sich damit identifizieren und darin wohlfühlen. In einer dörflichen Struktur z.B. sollte man anders bauen als in einer Großstadt.
Vinschgerwind: Bauen spielt bei der Nachhaltigkeitsdebatte eine große Rolle. Es geht um Baustoffe, Klimahaus, usw. Ihre Meinung: Sollte verstärkt der Fokus in diese Richtung gesetzt werden oder nicht?
Markus Gerstgrasser: Ich denke, wir sind schon auf einem guten Weg, den man noch weiter ausbauen könnte. Der Gesetzgeber gibt viele Rahmenbedingungen vor, weswegen man dementsprechend handeln muss. Die Tendenz geht schon in Richtung Nachhaltigkeit. Bei meinem Umbau Zuhause habe ich versucht die aktuellen technischen Möglichkeiten zu nutzen wie Wärmepumpe, Fotovoltaik, Batteriespeicher, Wärmedämmung usw., um nachhaltig bzw. energieeffizient zu wohnen.
Vinschgerwind: Stichwort Materialien. Haben Sie ein Lieblingsmaterial?
Markus Gerstgrasser: Nein, das würde ich nicht sagen. Ob Stahl, Beton, Holz, Glas - im Zusammenspiel der Materialien kann man immer gute Lösungen finden.
Vinschgerwind: Welche Voraussetzungen muss man als Architekt mitbringen?
Markus Gerstgrasser (lacht): Vielfältige Fähigkeiten sollte man an den Tag legen, am besten sollte man ein Allrounder sein.
Vinschgerwind: Heutzutage muss man als Architekt Ingenieur sein, Jurist…
Markus Gerstgrasser: Heutzutage nimmt die Gesetzeslage aufgrund der ständigen Änderungen und Unsicherheiten einen großen Raum ein. Trotzdem sollte man kreativ sein, Ausdauer an den Tag legen, technisches Verständnis und einen guten Umgang mit den Leuten pflegen.
Vinschgerwind: Teilweise auch Psychologe sein...
Markus Gerstgrasser (lacht): Manchmal schon. Durchhaltevermögen ist sehr wichtig, weil sich ein Bau vom ersten Strich bis zur Eröffnung ziemlich in die Länge ziehen kann.
Vinschgerwind: Das erfordert Kompromissbereitschaft und gleichzeitig eine bestimmte Hartnäckigkeit.
Markus Gerstgrasser: Genau, da muss man abwiegen können, denn durch zu viele Kompromisse verwässert sich die Architektur, die Ästhetik, aber ganz stur sein, ist auch nicht immer zielführend.
Vinschgerwind: Also ein Allrounder?
Markus Gerstgrasser: Ist nicht falsch, denke ich. Aber bautechnisch sollte man schon wissen, was man tut.
Vinschgerwind: Sie zählen zur jungen Riege an Architekten im Vinschgau, wenn Sie Ihre Projekte oder Projekte junger Architekten mit jenen der Generation vor Ihnen vergleichen: Was hat sich verändert?
Markus Gerstgrasser: Ich denke die Ausbildung hat sich verändert. Vielleicht ist sie ein bisschen internationaler geworden. Die Digitalisierung ist auch ein wichtiger Punkt. Früher haben alle mit der Hand gezeichnet. Heute fehlt vielen die Übung dazu. Vieles wird mit dem Computer auch dreidimensional gezeichnet und entworfen. Es gibt neue Techniken und aufgrund der neuen Techniken und Programme kann man Gestaltungsprozesse abbilden, welche früher nicht möglich waren. Alles ist ein bisschen internationaler geworden, das kann man positiv und auch negativ sehen.
Vinschgerwind: Gibt es Unterschiede rein von der Ästhetik her?
Markus Gerstgrasser: Die Ästhetik ist moderner geworden, geradliniger, schlichter, weniger verspielt, vielleicht auch nüchterner.
Vinschgerwind: Glauben Sie, dass junge Architekten kompromissbereiter sein müssen als die Generation vor Ihnen? Dass Bauaufgaben auch komplexer geworden sind?
Markus Gerstgrasser: Ja, Partizipationsprozesse und Mitspracherechte verschiedener Akteure ist ein großes Thema, welches auch einige Chancen mit sich bringen kann. Gute Architektur war allerdings immer schon komplex. Heutzutage ist es möglicherweise komplexer, weil es mehr und schnellere Veränderungen gibt. Zudem werden viele Prozesse umfangreicher, langwieriger und rechtlich unklarer. Früher war relativ klar, was man rechtlich und urbanistisch darf und was nicht, heute ist relativ unklar, was man darf. Das ist für die Bauherrn bzw. alle Beteiligten nicht zuträglich.
Vinschgerwind: Die Arbeit von Architekten ist naturgemäß sichtbar und wird gerne kritisiert, wie geht man als Architekt mit Kritik um?
Markus Gerstgrasser: Ich denke, das hängt von der Art der Kritik ab. Konstruktive Kritik kann man gerne anbringen und man kann daraus lernen und beim nächsten Projekt die Fehler, die man vielleicht gemacht hat, ausbessern und etwas daraus lernen. Bei den anderen Arten von Kritik muss man einfach darüberstehen. Kritik gehört dazu. Jeder der etwas tut, Verantwortung übernimmt und etwas gestaltet, der setzt sich öffentlicher Diskussion aus. Viel hängt einfach von der Qualität der Kritik ab.
Vinschgerwind: Anderes Thema: Leistbares Wohnen, was wünschen Sie sich als Architekt von der Politik?
Markus Gerstgrasser: Mit diesem Thema haben wir uns viel auseinandergesetzt. Was ich mir persönlich wünsche, ist, dass die Bürokratie abgebaut wird. Ich glaube, auch in anderen Bereichen würden viele Leidtragende zustimmen. Es braucht schlanke und klare Prozesse, das gilt nicht nur für die Planer, sondern auch für die Verwaltung und für den Bauherr. Die Verhältnismäßigkeit des bürokratischen Aufwandes ist zwischen großen und kleineren Bauvorhaben einfach nicht gegeben. Das muss geändert werden. Das ist nicht zuträglich und schreckt viele ab. Wir müssen mehr Wert auf Fachkompetenz und auf gute Architektur legen, anstatt alles zu reglementieren und zu normieren.
Vinschgerwind: Sind die Baustoffpreise gesunken oder immer noch hoch?
Markus Gerstgrasser: Sie sind leicht gesunken, aber trotzdem immer noch hoch. Es ist schwer für alle Baustoffpreise zu sprechen aber jene, die starken Schwankungen ausgesetzt waren, sind leicht wieder gesunken bzw. die Preise haben sich „normalisiert“. Auf Vorkrisenniveau, also vor Corona-Niveau, kommen wir preislich wahrscheinlich nicht mehr zurück.
Vinschgerwind: Themenwechsel: Sie zeichnen auch für Machbarkeitsstudien verantwortlich. Machbarkeitsstudien landen aber oft in der Schublade und verstauben dort. Wie sinnvoll sind diese Ihrer Meinung nach.
Markus Gerstgrasser: Machbarkeitsstudien sind schon sinnvoll, weil es wichtig ist, dass man einen ersten Schritt macht, um etwas zu Papier zu bringen damit man eine visuelle Grundlage für eine Diskussion hat. Die Machbarkeitsstudie sollte auch einen Mehrwert bringen, indem gewisse Varianten verglichen werden können, um in einem zweiten Moment abschätzen zu können, ob diese machbar und sinnvoll sind oder nicht.
Vinschgerwind: Wenn Sie über Ihr Projekt-Portefeuille hinausblicken: Welcher Bau ist Ihrer Meinung nach im Vinschgau ein architektonischer Vorzeigebau?
Markus Gerstgrasser: Das ist eine schwierige Frage. Einen Bau rauszusuchen fällt mir schwer. Ich denke, es gibt viele gute Bauten mit hohem architektonischem Wert, die vielleicht nicht so in Erscheinung treten aber trotzdem Qualität haben, wenn man sich mit ihnen auseinandersetzt. Historische Ortskerne zum Beispiel, die erhalten wurden, sind auch qualitativ hochwertig und ich denke die Leute schätzen das immer mehr. Die BASIS Vinschgau verfolgt ein interessantes Konzept. Man hat einen Bestandsbau adaptiert und flexibel nutzbar gemacht - für heute und auch in der Zukunft. Der Bau hat zwar einen historischen und politischen Beigeschmack, das Gesamtkonzept ist trotzdem vielversprechend. Man hat mit relativ geringem Aufwand und einer guten Idee versucht, etwas zu machen. Die Hülle wurde mehr oder weniger gelassen, sie erzählt eine Geschichte und ist flexibel nutzbar. Man hat sich nicht viel verbaut. In fünf oder in zehn Jahren könnte eine ganz andere Nutzung möglich sein.
Vinschgerwind: Hofstätten, Wohnhäuser, Bergbauernhöfe, Kindergärten, eine Brücke oder eine Kirche. Ihr Portefeuille kennt keine Lücken, kaum ein anderes Architekturbüro weist ein derartiges Spektrum auf, was würden Sie trotzdem gerne noch planen?
Markus Gerstgrasser: Im Prinzip hat jede Bauaufgabe ihren Reiz, wichtig sind auch die Umstände. Der Bauherr, die Bauzeit, wie sind die Rahmenbedingungen? Wenn diese gegeben sind und diese gut sind, ist eigentlich jede Bauaufgabe eine willkommene Herausforderung.
Vinschgerwind: Für Sie ist also jede Bauaufgabe gleich interessant?
Markus Gerstgrasser (lacht): Das sollte auch so sein, denn so ist man stets motiviert weiterzumachen.
Schlanders/Theater - Der amerikanische Dramatiker und Nobelpreisträger (1936) Eugene O´Neill spiegelt in seinem autobiografisch gefärbten Familiendrama „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ den Streit, die gegenseitigen Anschuldigungen und die Hassliebe der Familie Tyrone. Es geht um die Zwangsgemeinschaft Familie, den Kern der Gesellschaft, den Ort, an dem die Lebensträume, Lebensängste und Lebenslügen ausgelebt oder ausgeblendet werden. Im Theaterstück, gespielt vom Schlossparktheater Berlin, geht es um das Erinnern und Vergessen, um Schuld, Geiz, Wahrheit und Lüge, Krankheit und Existenzangst, um Alkoholsucht, Drogenmissbrauch, Träume und Liebe. In einem Wohnzimmer mit einem großen Spiegel, einem Ledersessel und einem Sofa reflektieren die Familienmitglieder an einem Sommertag über ihr Leben, über die Träume der Vergangenheit, die unerträgliche Gegenwart und die hoffnungslose Zukunft. Mary wollte Pianistin werden, verliebte sich in den Schauspieler James Tyrone und musste im Hotelzimmer auf ihn warten. Die unerträgliche Einsamkeit macht sie morphiumsüchtig. Vater James tyrannisiert die Familie mit seinem Geiz. James, der Sohn, ist wie sein Vater Schauspieler, obwohl er das nie wollte. Er wird zum Zyniker und Trinker. Der jüngere Sohn Edmund wollte Dichter werden, leidet an Tuberkulose und weiß nicht wie lange er noch leben wird. Niemand der Familienmitglieder übernimmt die Verantwortung über sein Leben, sondern alle beschuldigen die anderen die eigenen Lebensträume verhindert zu haben. Die Familienmitglieder wollten gemeinsam einen Tag verbringen. Aber sie streiten, beschuldigen sich, belügen sich und werfen sich ihre Wahrheiten an den Kopf, zeigen auch Verständnis, stehen zusammen und umarmen sich, stützen sich gegenseitig und betrinken sich, um zu vergessen, um das Unerträgliche zu ertragen. Auch der große Spiegel im Wohnzimmer hilft nicht, zur Wahrheit vorzustoßen, Selbsterkenntnis, Orientierung und Hoffnung zu finden. Am Ende liegen alle am Boden, betrunken und hoffnungslos. (hzg)
Heimatbühne Kastelbell-Tschars
Vor imposantem und mit viel Liebe und Aufwand gemachten Bühnenbild bringt die Heimatbühne Kastelbell-Tschars die Komödie „Schell Ass“ auf die Bühne im Josef-Maschler-Haus von Tschars. Der Vinschgerwind war bei der Premiere dabei und stellt fest: Das Premierenpublikum liebt seine Heimatbühne, seine Schauspieler und die Inszenierung und bedachte am 25. Jänner einzelne Spielszenen und Schauspieler mit Szenenapplaus und mit großem Schlussapplaus. Das Publikum genoss einen vergnüglichen Abend und dafür sorgten auch die vielen Helfer der Heimatbühne Kastelbell-Tschars nicht nur auf der Bühne sondern auch hinter den Kulissen. Mit feinem Spiel (Kleingärnter verteidigen fantasievoll ihren Scherbergarten „Schell Ass“ vor dem Abriss durch den Bürgermeister) überzeugten sämtliche Schauspieler:innen unter der Regie von Werner Santer und Doris Egger (die auch Lokalkolorit ins Stück eingewebt haben) und der Gesamtleitung von Ida Lanbacher. Gelungen ist es auch, junge und neue Schauspielerinnen sehr zum Wohlgefallen des Publikums in das große Team der Heimatbühne Kastebell-Tschars miteinzubauen.
Am Freitag, den 7. Februar um 20 Uhr und am Sonntag, den 9. Februar um 17 Uhr gibt es noch zwei Aufführungen. Reservierungen sh. Theaterwind. (eb)
Taufers i.M. - Schwere löst sich in Leichtigkeit auf: Gemeint ist damit das Werk des akademischen Malers Erwin Dariz in Taufers im Münstertal. Man könnte meinen, dass das Haus in Taufers und der Grund, auf dem das Kunstwerk steht, auf Erwin Dariz gewartet habe. 40 Jahre lang hat er nach einem geeigneten Platz dafür gesucht und ihn schließlich hier gefunden. Einen besseren Ort hätte er für sein Werk wirklich nicht finden können. Das Kunstwerk passt gut hierher und auch zu dem Haus, welches inzwischen ein bisschen verwittert ist.
Hinter dem „metaphysischen Werk“ steckt ein Traum. Mit 17 Jahren hatte Erwin Dariz einen Traum. Im Traum sah er eine Wand vor sich mit fünf Arkaden. Hinter den Arkaden war ein Raum und darin befanden sich Figuren, welche ausbrechen wollten, schafften es aber nicht. „Das war eigentlich alles, was ich geträumt habe“ sagt Dariz. Seinen Traum wollte er in einem Bild festhalten und machte schon am nächsten Tag eine Zeichnung. Seine Idee war jedoch, ein Kunstwerk in lebensgroßen Dimensionen zu schaffen. Er arbeitete 5 Jahre daran und es entstand eine Intarsie von 9 x 3.50 m. Dariz verwendete dafür 4 verschiedene Hölzer: Palisander, Nuss, Eiche und Ahorn. Inzwischen ist das Holz gebleicht, alles ist grau geworden, aber durch die Struktur der Intarsie kann man das Bild immer noch gut lesen. “Für mich wird das Kunstwerk immer schöner“, sagt Erwin Dariz. „Es geht immer mehr in die Natur über. Ich habe das Bild nicht vollendet. Die Natur wird es vollenden. Der Prozesss, der zur Zeit läuft, ist ideal und perfekt”.
Die Intarsie besteht aus einem vierteiligen Bilderzyklus. „Es ist unser Denkraum. Wir bewegen uns ein Leben lang in unserem Denkschemata. Wir wissen, das ist ein Baum, das eine Pflanze, ein Stein, ein Mensch. Das sind unsere Algorithmen, mit denen wir arbeiten. Aber die Welt ist nicht das. Die Welt ist kein Algorithmus. Die Algorithmen haben wir erfunden“, so Erwin Dariz.
Die Thematik der Bilder links und rechts der Mitte ist aus den zwei Grundprinzipien des Seins (Zeit und Materie) aufgebaut. Die Öffnung in der Mitte ist für Dariz der Raum der Leere und Stille, der Teil, der mit der Zeit immer sinnvoller und wertvoller wird. „Vielleicht ist es der Teil der Liebe, der Teil der Religion. Ich weiß es nicht. Ich kann es nicht erklären. Ich will es auch nicht erklären. Für mich wird es jedoch immer schlüssiger. Alles rundherum zerfällt, löst sich auf, aber die Öffnung bleibt“.
Peter Tscholl
Prad - Kürzlich war Franz Angerer vom Ortler-Sammlerverein bei den Schülerinnen und Schülern in der Mittelschule Prad zu Gast. Seinen Vortrag über den Ersten Weltkriegs an der Gebirgsfront begann Angerer mit allgemeinen Informationen über den Krieg. Dann widmete er sich dem Hauptthema, der Ortlerfront. Angerer erzählte vom gefährlichen und kräfteraubenden Leben der Soldaten. Nicht die Gegner waren die größten Feinde, sondern Eis, Schnee, Lawinen und eiskalte Temperaturen. Der Referent erläuterte die Kriegstaktiken, die allerdings meist von wenig Erfolg gekrönt waren. Die Soldaten standen sich in einem Stellungskrieg gegenüber und erzielten kaum Gebietsgewinne. Die Essens- und Materiallieferungen konnten nur nachts oder bei schlechtem Wetter erfolgen. Besonders beeindruckend fanden die Schüler die Fundstücke, die der Referent mitgebracht hatte und die sogar angefasst und betrachtet werden durften. Darunter waren Kriegsrelikte wie Granaten, Kanonengeschosse, Munition, Helme und einiges mehr. Die Mitglieder des Sammlervereins hatten diese im Laufe der Jahre zusammengetragen. Der Gletscher gibt auch heute noch Relikte frei. Angerer zeigte auch originale Bilddokumente, die das Leben der Soldaten an der Front zeigen. Der Vortrag hinterließ bleibende Eindrücke bei den Schülerinnen und Schülern. Das geht aus den Berichten hervor, die Hanna Telser, Lena Zischg und Timo Reinstadler der Bezirkszeitung Vinschgerwind haben zukommen lassen. (mds)
Laas - Die Sektion Laas im Südtiroler Alpenverein hat 2024 erneut großen Einsatz gezeigt, wovon sich ein voller Saal bei der 79. Jahresvollversammlung am 25. Jänner im Zivilschutzzentrum überzeugen konnte. 861 Mitglieder zählt der Verein, der für weit mehr als für Bergsport steht. Mit 14 Tätigkeiten konnte der zehnköpfige Ausschuss von Sektionsleiter Erich Trenkwalder 239 Teilnehmer:innen zum Mitmachen animieren. Vom Prader Berg bis in die Dolomiten, von der Weißseespitze bis zum Triglav in Slowenien reichte das Erkundungsgebiet. Nicht nur sportliche Aktivitäten in diversen Schwierigkeitsgraden füllten den Tätigkeitsplan, auch Außerordentliches wie Arbeiten an der Wasserfallhütte im Laaser Tal oder am Jennwandkreuz kam dazu. Bedeutendes leisten die 19 Wegepaten, sie pflegen viele Kilometer an Wegen und Steigen am Sonnenberg. Insgesamt haben sie dafür im letzten Jahr 270 Stunden aufgewendet, wie aus dem Protokoll von Kathrin Hauser und dem Bericht von Horst Zangerle hervorging. Jugendwart Manuel Gurschler stellte den Jahresrückblick der Jugendgruppe vor, sie hatte 10 Angebote zur Wahl, darunter Naturerlebnisse, Spiel und Spaß beim Winterlager in Zans (Villnöss) und beim Hüttenlager auf der Peitlerknappenhütte im Plosegebiet. Für 2025 wird den Kindern und Jugendlichen wieder einiges geboten.
Mit Fotos und Erklärungen zum Abschluss der Arbeiten an der Wasserfallhütte wurde das Datum für die Einweihungsfeier bekannt gegeben: Am 1. Mai wird die grundsanierte Hütte mit ihren zwölf Schlafplätzen feierlich eröffnet. Ein weiterer Tagesordnungspunkt war der Bericht des Bergrettungsstellenleiter Christian Stricker, seine Mannschaft hatte glücklicherweise mehr Übungen als Einsätze, fünf Anwärter kommen bald zu den 21 Bergrettern von Laas dazu.
Die Grüße der AVS Landesleitung überbrachte Bezirksvertreter Albert Platter (auch Sektionsausschussmitglied). Er informierte über die Schließung der Sesvennahütte, die heuer renoviert und um einen Holzbau erweitert werde. Seinem Zitat aus einer Fachzeitschrift stimmten viele im Saal zu: Wenn die Jugend die Natur angreifen und erleben könne und noch dazu Gemeinschaft erfahre, dann werde sie lernen, auf die Fragen der Zukunft Antworten zu finden.
Nach den 13 Ehrungen für 25, 40 und sogar 50 Jahre Mitgliedschaft, die Monika Steiner vornahm, zeigte sich Bürgermeisterin Verena Tröger beeindruckt von den Leistungen des Vereins, „dazu wäre die öffentliche Hand nie im Stande“. Sie betonte den sozialen Auftrag des AVS, lobte die engagierte Jugendgruppe und ging auf die Wasserfallhütte ein, für die die Gemeinde einen Beitrag gewährt hatte. Ein besonderer Dank ging an Erich Trenkwalder für seinen ehrenamtlichen Arbeitseinsatz bei der Sanierung. Diesem schlossen sich Ulrich Innerhofer und Raimund Niederfriniger (Eigenverwaltung Laas bzw. Tanas) an.
Für 2025 hat der AVS Laas wieder ein vielfältiges Programm erstellt. Es wird viele ermuntern, in Bewegung zu bleiben.
Maria Raffeiner
Taufers i. M. - Den Verantwortlichen der Tauferer Wirtshausmusikanten ist es kürzlich gelungen, die bekannten Vollblutmusiker der „Tegernseer Tanzlmusi“ für einen speziellen Abend im Gasthaus Avinga an der Tauferer Grenze zu verpflichten. Anlass war der runde Geburtstag von Siegi Warger, dem Chef der Tauferer Wirtshausmusikanten. Die sieben Musiker aus Bayern, alle im Umkreis des Tegernsees beheimatet, spielten vor rund hundert Gästen begeistert auf. Beschwingt und ohne Verstärker ließen sie zwei Flügelhörner, zwei Basstrompeten, eine Tuba, eine Gitarre und eine Steirischer Harmonika erklingen. Teilweise peppten sie die Instrumentalstücke mit den entsprechenden Liedern auf wie „Lasst uns das Leben genießen“, „Die „Vogelwiese“ und einige mehr. Die Freundschaft zwischen den Musikern aus Bayern mit denen aus Taufers i. M. besteht bereits seit einigen Jahren. Alles hatte einst mit einem Besuch der Tauferer beim traditionellen Fest der Tegernseer zu Fronleichnam begonnen, bei dem die Vinschger wegen ihrer grün karierten Hemden als „Preußen“ belächelt wurden. Beim zweiten Besuch geben sie sich dann in ihren bayrisch angehauchten blau-weiß-karierten Oberteilen keine Blöße mehr. Die „Tegerseer Tanzlmusi“ gibt es seit fast 20 Jahren. Die Gruppe hat mittlerweile einen prall gefüllten Terminkalender. Höhepunkt des Tourensommers ist das Woodstock der Blasmusik im Innviertel südlich von Passau, bei dem vier Tage lang an die 150 Blasmusik-Gruppen auf sechs Bühnen vor rund 100.000 Besucherinnen und Besucher spielen. Die Feste mit der Tegernseer Tanzlmusi sind mehr als Melodie und Rhythmus. Die Burschen sind schneidig unterwegs und bieten Unterhaltung, authentisch und mit Herz. Die Zuhörerinnen und Zuhörer in Taufers i. M. konnten mehrere Stunden lang flotte Volksmusik genießen und waren vom Hauch des Woodstock Feelings begeistert. (mds)
Laas - Die Vollversammlung der KFS-Zweigstelle Laas samt Fraktionen am vergangenen 18. Jänner 2025 im Josefshaus brachte Neues und zeigte vor allem eines: beeindruckendes Engagement.
von Angelika Ploner
Zehn Jahre Bestehen, neue Gesichter im Ausschuss und ein Mammut-Programm: Die Vollversammlung der KFS-Zweigstelle Laas samt Fraktionen am vergangenen 18. Jänner 2025 im Josefshaus brachte Neues und zeigte beeindruckendes Engagement. Für dieses ist der scheidenden Vorsitzenden Angelika Maier großer Dank und viel Wertschätzung entgegengebracht worden. Maier, seit zehn Jahren rührige Vorsitzende der KFS-Zweigstelle, gab „ihr Kind“ an Elisa Kuppelwieser weiter. Soviel vorab.
Gemeinschaft ist das, was den Katholischen Familienverband Südtirol, kurz KFS, ausmacht. Und Gemeinschaft ist das, was der Ausschuss der KFS-Zweigstelle Laas samt Fraktionen überaus vorbildlich und rührig lebt. Es vergeht kein Monat, wo nicht mindestens eine Veranstaltung organisiert und angeboten wird: Das Jahr 2024 startete mit dem Faschingsflohmarkt und der Faschingsfeier am Unsinnigen Donnerstag, „eine der größten Aktionen im Jahr“, blickte Maier zurück. Im Februar folgte ein Spielenachmittag in Eyrs, im April der Workshop „Pflegeprodukte selbst herstellen“ und zwei Kochworkshops „Veganes Sushi und „Gesunde Jause“ mit Alex Kaltenhauser. Das Nachhaltigkeitsfest „Mea wert“ und ein Tag der Vereine für Mittelschüler, „damit die Kinder sehen, wieviele Vereine Laas zu bieten hat“ bereicherten den Mai. Das „Schualausfeschtl“ im Juni war gleichzeitig Auftakt für das Sommerprogramm. Die Bewegungswochen für Grundschüler und die sportliche Aktivwoche für Mittelschüler mit Simone Spechtenhauser, die Hip-Hop Woche mit Julia Öster, die Kreativwochen, eine Kreativ- und Waldwoche am Tomberg, Grill und Chill mit Christian Angerer für Männer und ein Großelternfest sorgten dafür, dass es im Sommer nicht langweilig und Familien entlastet wurden. Im Oktober fand der Herbst/Winterflohmarkt, im November ein Brotbackkurs mit Mike Kofler und die Martinsfeier in Eyrs statt. Das Jahr endete mit den Nikolausbesuchen im Dezember und dem Lååsr Liachtl, für das seit 2019 die KFS-Zweigstelle Laas als Trägerverein verantwortlich zeichnet. Heuer wurden aufgerundet 19.000 Euro an verschiedene Vereine übergeben (der Vinschgerwind berichtete). Feierlicher Abschluss des Jahres war wiederum die Kindermette.
Das beeindruckende Jahresprogramm wird 2025 mit Veranstaltungen, Kursen, einem Vortrag, mit Workshops - mit ganzjährigen und Sommerangeboten - fortgesetzt. Übers Jahr verteilt gibt es die betreute Spielgruppe - ein Angebot für Eltern für 3-4 Mal in der Woche - von September bis Juni. Die offene Spielgruppe bzw. der Elterntreff findet immer dienstags statt. Dazu kommen Yoga-Kurse, Pilates-Kurse u.v.m.
Referentin Elfi Kirmair, unter anderem für Kindergarten und Schulwesen zuständig, lobte: „Der KFS ist die Lobby für Familien, in Zeiten der Unruhen und der Unsicherheiten ganz besonders wichtig. Der KFS stellt den Wert von Familien in den Mittelpunkt. Ihr habt ein wertvolles Angebot und einen rührigen Ausschuss. Danke für das, was ihr leistet.“
Bozen/Südtirol - Im Jahr 2024 hat die Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz, gemeinsam mit dem Dienst für Hygiene des Sanitätsbetriebs, 40 Trinkwasser-Proben auf PFAS-Rückstände untersucht. „Sämtliche Untersuchungen haben bewiesen, dass die PFAS-Werte unterhalb des gesetzlich vorgesehenen Grenzwerts liegen“, berichtet Christian Bachmann, der Direktor des Labors für Wasseranalysen und Chromatographie.
PFAS ist die Abkürzung für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, eine umfangreiche Gruppe an Industriechemikalien. Sie kommen in zahlreichen Gebrauchsgegenständen, wie etwa beschichteten Pfannen, Kosmetika oder Papier vor. Seit einigen Jahren wird den PFAS mehr Beachtung geschenkt, da ihr negativer Einfluss auf die Umwelt und die Gesundheit der Bevölkerung bekannt wurde. Bis zum Jahr 2020 gab es, sowohl auf gesamtstaatlicher als auch auf EU-Ebene, keinen Grenzwert für PFAS-Rückstände im Trinkwasser. Das jedoch hat sich 2020, mit einer EU-Richtlinie, die in Italien mit dem Gesetzesdekret vom 23. Februar 2023 übernommen wurde, geändert und es wurden Maximalwerte festgelegt.
„Obwohl eine Kontrolle dieser Maximalwerte erst ab dem 1. Jänner 2026 verpflichtend wäre, führt die Agentur für Umwelt und Klimaschutz, gemeinsam mit dem Dienst für Hygiene des Sanitätsbetriebs, seit 2024 ein gezieltes Monitoring des Trinkwassers durch“, erklärt Flavio Ruffini, der Abteilungsdirektor der Agentur für Umwelt und Klimaschutz.
Freitag, 21.02.2025
19.00 – 20.30 Uhr
Glunrs - Rathaus, 3. Stock
Bildungsausschuss Glurns/Taufers i. M.