Kultur: Der Bildhauer Othmar Prenner: „Das Feuer ist mein Werkzeug“

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Othmar Prenner,  Portrait   (Foto: Gianni Bodini) Othmar Prenner, Portrait (Foto: Gianni Bodini)

Abgeschieden, ohne Starallüren, so lebt der Bildhauer Othmar Prenner im kleinen Weiler Raffein in Langtaufers. Dort hat er seinen festen Wohnsitz, unterhalb des Wohnhauses, eine für den Ort auffallende Werkstatt. „Ein Bastler“, sagen die Leute, die da am Fenster vorbeigehen. Othmar Prenner versucht in seiner Arbeit verschiedene Disziplinen zu verbinden und verwendet die verschiedensten Materialien. Holz war und ist seine große Leidenschaft, ihn fasziniert das Feuer. „Das Feuer ist für mich wie ein Werkzeug“, sagt er.

Leben und Werdegang

Geboren wurde Othmar Prenner 1966 in Schlanders, aufgewachsen ist er in Taufers im Münstertal. Er wußte schon relativ früh, dass er Bildhauer werden möchte. Um Bildhauerei zu studieren, hätte er nach der Mittelschule nach Gröden und Innsbruck gehen müssen, aber seine Eltern waren damit überfordert. Eines Tages kam seine Mutter zu ihm und sagte, sie hätte einen Lehrplatz als Tischler s29 kultur1für ihn gefunden. „Tischler ist wie Bildhauer, du arbeitest mit Holz“. So machte er in Taufers eine Tischlerlehre. „Das Tischlerhandwerk habe ich von Grund auf erlernt, wollte jedoch Bildhauer werden“, so Prenner. Nach zweieinhalb Jahren Tischlerlehre ging er für 4 Jahre nach Innsbruck an die Höhere Technische Lehranstalt (HTL) und besuchte dort den Lehrgang für Bildhauerei, dann nach München an die Kunstakademie. Nach 6 Jahren Studium an der Universität folgten 3 weitere Jahre an der Akademie als Assistent bei Professor Imhof. Othmar Prenner machte sich sehr früh selbstständig und verdiente seinen Unterhalt mit Fotografie und der Produktion von Kunstwerken für Joseph Kossuth, Jenny Holzer, Fischli, Weiss usw. Nach dem Studium in München und seiner dortigen Tätigkeit, zog es Prenner zuerst in die weite Welt. Doch dann kehrte er wieder in seine Heimat zurück. Seine Mutter stammt aus Langtaufers. Sein Onkel besaß in Raffein einen alten Hof, den Othmar schon mit 22 Jahren von ihm abkaufte und später umbaute. Othmar Prenner folgte dem Weg seiner Vorfahren, die wegen der abgelegenen und schwierigen Lebensbedingungen lernten, Objekte für sich zu entwickeln, basierend auf dem, was die Natur um sie herum hervorbrachte. Durch den Rückzug in die Berge hat sich seine Arbeit nochmals verändert. Die Natur, die Landschaft, die Jahreszeiten, das Karge inspirieren ihn sehr. „Manchmal finde ich einen Quadratmeter Wald spannender als ein ganzes Museum. Mich interessiert der Laser genauso wie das Schmiedefeuer, die Verbindung alter Handwerkstechniken und der Einsatz modernster Maschinen reizt mich sehr“, sagt Prenner.

Othmar Prenner lebt zusammen mit seiner Partnerin Barbara Berger. Sie betreibt in ihrer Heimat am Zugersee in der Zentralschweiz die Kunstplattform „handformwerk“. Berger arbeitet mit s29 kultur2verschiedenen Kreativen zusammen, welche sich auf gewisse Art und Weise dem Unperfekten und Rauen verschrieben haben. Sämtliche Arbeiten, vorwiegend Unikate, sind handwerklich gefertigt, wie zum Beispiel Objekte aus gebranntem Holz von Othmar Prenner. “Othmar benutzt das Feuer als Werkzeug mit einer ganz speziellen Technik. Die Menschen fühlen sich von seinen poetisch anmutenden Arbeiten angezogen, sie berühren die Seele“, sagt Barbara.

Freude am kreativen Arbeiten

„Meine Arbeit beinhaltet einen enormen Freiraum, man ist an wenig Vorgaben und Grenzen gebunden, Konventionen können unbeachtet bleiben“, sagt Prenner. „Ich versuche mich als Gestalter zurückzunehmen und vieles dem Zufall zu überlassen. Gerade bei den gebrannten Objekten sind es meist einfache, traditionelle Formen. Durch das Brennen verändert sich die Oberfläche, es entstehen Strukturen, Landschaften, welche nur bedingt steuerbar sind. Auch die Farbe ist abhängig von der Holzart, der Feuchtigkeit des Holzes sowie dem Wachstum. Beim Schmieden oder dem Arbeiten mit Ton versuche ich dem Material die maximale Freiheit zu geben, nicht in zu konstruierten und gedachten Formen zu pressen. Proportionen richten sich danach wie das Material beschaffen ist, nach seiner Größe usw. Es gibt nur wenig vorgegebene Maße“.
Durch das Zusammenfließen der künstlerischen Freiheit, der handwerklichen Fähigkeit bzw. Herangehensweise und der Beschaffenheit des Materials entstehen somit Oberflächen, Formen, Objekte und Gebrauchsgegenstände, welche man sich nur schwer ausdenken könnte. Prenner: „Ich taste mich an die Arbeit heran, geleitet von vagen Ideen im Kopf, auf dem Papier und schlussendlich arbeite ich wie ein Bildhauer, auch bei Gebrauchsgegenständen und Architektur, indem ich nicht nach einem starren Plan vorgehe. Die Dinge verändern sich während des Arbeitsprozesses, welcher im besten Fall erst abgeschlossen ist, wenn das Objekt fertiggestellt ist“. Das erste Stück hat Othmar Prenner noch am offenen Feuer gebrannt. Da hat er gesehen, wie das brennende Holz sich verändert und hat sich gedacht, das probiere ich jetzt einmal aus. Im Laufe der Zeit hat er dann seine eigene Technik entwickelt.
Eine weitere unerschöpfliche Inspirationsquelle ist das Misslingen von Arbeiten und das Beobachten des Prozesses. Prenner versucht immer die Dinge so einfach wie möglich zu machen, scheut jedoch nicht den Aufwand, alles auf den Punkt zu bringen. Bei vielen Arbeiten ist ihm wichtig, dass sie gut funktionieren, sowie auch handwerklich gut gemacht sind, letztlich jedoch immer auch eine haptische Oberfläche bekommen. Andere Arbeiten können weniger funktionell sein, sind dafür sehr poetisch.

Kunst oder Handwerk?

Othmar Prenner verwendet und bearbeitet unterschiedliche Materialien, durch welche sich dann irgendwann auch ein roter Faden zieht. Die schwarze Keramik schaut aus wie Holz und das Holz schaut aus wie Keramik. Die Messer bekommen gebrannte Holzgriffe und Keramikgriffe, Steintöpfe haben geschmiedete Griffe, gebrannte Griffe usw. Auf die Frage, ob es Kunst oder Handwerk sei, was er mache, antwortet Othmar Prenner: “Schwierig zu sagen. Ich denke, wenn die Dinge mit einem guten Gespür gemacht sind, zu Ende gedacht sind, gibt es für mich keine Hierarchie, ob es sich dann um Handwerk, Malerei, Design oder Architektur handelt. Und so ist es bei mir ein großer Mischmasch aus Handwerk, Bildhauerei, Architektur und vielleicht auch Design geworden. Mich interessiert die Kreativität. Wenn die Arbeit gut wird, dann freut es mich”.

Peter Tscholl

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