Schluderns ist mit der Churburg eine kulturelle Perle im Vinschgau und bietet eine einzigartige mittelalterliche Kulisse. Im August ist Schluderns deshalb wiederum Schauplatz der Ritterspiele mit einem Spektakel, das seinesgleichen sucht.
Text: Angelika Ploner
Fotos: Magdalena Dietl Sapelza
In Schluderns wandelt man auf mittelalterlichen Spuren. Höhepunkt im Veranstaltungskalender sind die jährlich stattfindenden Ritterspiele mit einem Spektakel, das seinesgleichen sucht. Heuer finden diese vom 22. - 24. August 2025 statt und bieten einmal mehr ein Programm, das keine Wünsche offen lässt. Schluderns ist mittelalterliche Kulisse und Schauplatz zugleich. Zum einen. Zum anderen zeichnet sich Schluderns durch ein pulsierendes Wirtschaftsleben mit tüchtigen Wirtschaftstreibenden, mit einzigartigen Betrieben und internationalen Marktplayern aus. Insgesamt ein buntes Potpourri.
Schluderns beheimatet vielfältige Unternehmen: innovative, traditionelle, qualitätsbewusste. Fleißige Hände und kreative Köpfe sind am Werk - zu finden unter anderem im Gewerbegebiet in Schluderns. 7,6 Hektar misst dieses und beherbergt über ein Dutzend Betriebe, die verschieden in Angebot und Größe sind.
Die Branchenbreite ist in Schluderns zweifelsohne da und verteilt sich auf das gesamte Gemeindegebiet. Eine Werkstätte ist vor Ort zu finden, Tischlereien, eine Zimmerei, ein Einrichtungshaus, Fliesenleger, ein Hydrauliker, ein Friseur, Baustoffhandel, verschiedene Lebensmittelgeschäfte, ein Bodenleger oder zahlreiche Dienstleister: Schluderns ist gewerblich vielfältig. Der Großteil sind Familienbetriebe, die mit Herzblut, Fleiß und Einsatz geführt werden. Zusammen bilden sie das Rückgrat des Wirtschaftsstandorts, sichern ein gutes Arbeitsplatzangebot und bieten viel Lebensqualität.
Das Dorf unterhalb der Churburg zeichnet sich demnach durch einen bunten Branchenmix aus - mit einem unübersehbaren Leitbetrieb: die HOPPE. Vor über 60 Jahren, 1964, siedelte sich das Türbeschlags-Unternehmen in Schluderns an und ist seitdem für den Vinschgau prägend. 17.900 Quadratmeter misst die Produktionsfläche. „Bestimmend“, so heißt es bei Hoppe, „wirkte dabei die Philosophie, dorthin zu gehen, wo Industrie gebraucht wurde und daher willkommen war und wo es genügend Arbeitskräfte gab.“ HOPPE war gleichzeitig die erste Betriebsansiedlung im Gewerbegebiet in Schluderns.
Die größten Arbeitgeber.
Die HOPPE ist der größte Arbeitgeber in Schluderns. Und im Vinschgau. „Zum 01.07.2025 sind im Werk Schluderns 304 Beschäftigte“, sagt Carmen Daniel, die Verantwortliche der Mitarbeiter-Betreuung HOPPE AG Lana.
Mit 18 Mitarbeitern ist Transalbert ein weiterer großer Arbeitgeber im Wirtschaftsraum Schluderns.
Schluderns zeichnet sich aber vor allem durch kleine und mittlere Betriebe aus, die zusammen für eine vielfältige und interessante Mischung sorgen. Neuansiedlungen sind – auch durch die Wirtschaftsförderung der Gemeinde – gar einige in den vergangenen Jahren gelungen. Das Backstibele Schluderns oder die Gärtnerei Schenk haben - zur Freude nicht nur der Schludernserinnen und Schludernser - ihre Tore geöffnet und bereichern Schluderns mit ihrem Angebot.
Landwirtschaft in Schluderns. Viehhaltungsbetriebe, Obst- und Gemüsebauern, Bauern, die Korn anbauen: Schluderns ist auch in Bezug auf die Landwirtschaft vielfältig. 21 Mitglieder liefern etwa ihre Milch an die Bergmilch Südtirol. 1.523.409 Kilogramm waren das 2024.
Was Obst und Gemüse anbelangt, fällt Schluderns in das Einzugsgebiet der OVEG. „Die Schludernser Bauern lieferten 2024 rund 7.500 Tonnen an Äpfel und Birnen an, etwa 50 Tonnen an Blumen- und Weißkohl und etwa 3 Tonnen Marillen“, sagt Markus Niederegger, der Geschäftsführer der OVEG auf Nachfrage vom Vinschgerwind. Die klimatischen Voraussetzungen und die optimale Bodenbeschaffenheit machen den oberen Vinschgau zu einem wichtigen Anbaugebiet für die Zukunft.
Der öffentlicher Sektor.
Ein wichtiger Arbeitgeber im öffentlichen Sektor in Schluderns ist das Alten- und Pflegeheim Schluderns. Aufgrund des Neubaus befinden sich die BewohnerInnen aktuell im Ausweichquartier Ex-Hotel Alte Mühle in Schluderns. „Wir betreuen im Ausweichquartier 32 pflegebedürftige SeniorInnen mit insgesamt 40 MitarbeiterInnen aus dem Vinschgau“, sagt Sibille Tschenett, die Direktorin. Die Arbeitsbereiche in einem Alten- und Pflegeheim sind vielfältig: Pflege und Betreuung, Krankenpflege, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Küche, Reinigung, Wäscherei und Verwaltung. Sibille Tschenett: „Ein Pflegebetrieb ist naturgemäß sehr personalintensiv, weshalb der größte Anteil unserer Ausgaben auf die Lohnkosten für das Personal entfällt, welche sich auf insgesamt knapp zwei Millionen Euro belaufen.“
Ein Schwerpunkt in der Betriebsphilosophie ist die Regionalität bei den Einkäufen. „Wir achten beim Einkaufen auf die Regionalität – vor allem bei den Lebensmitteln.“ Damit soll in erster Linie die lokale Landwirtschaft unterstützt und kurze Transportwege gefördert werden. Arbeitsplätze in der Region werden erhalten und die Wertschöpfung bleibt vor Ort.
Mit dem Neubau des Alten- und Pflegeheims, das mitunter größte Investitionsprojekt der Gemeinde Schluderns, ist man gut unterwegs. Bürgermeister Heiko Hauser erklärt auf Nachfrage vom Vinschgerwind: „Die Arbeiten für den Neubau des Alten- und Pflegeheims haben wir Ende Juni 2025 ausgeschrieben. Diese belaufen sich auf ca. 13 Millionen Euro für die Arbeiten. Rechnet man die IVA und die Technikerspesen mit ein, dann kommen wir auf rund 16 Millionen Euro.“ Bis Mitte September können jetzt die Firmen ihre Angebote abgeben. Danach folgt die Prüfung der Angebote und die Stillhaltefristen. Sind diese verstrichen kann mit der Vergabe der Arbeiten begonnen werden.
Tourismus in Schluderns. Möchte man einen Vergleich anstellen, dann ist Schluderns das kleine Salzburg des Vinschgaus. Was für Salzburg die Festung Hohensalzburg, der Mönchsberg und die Salzach, ist für Schluderns die Churburg, der Kalvarienberg und die Saldur. Schluderns hat das Vinschger Museum, einen idyllischen Ortskern und eine lebendige Gastronomie. Zum anderen ist da viel Geschichte. Das „Ganglegg“ zum Beispiel, eine befestigte Höhensiedlung der Bronze-, Eisen- und Römerzeit. Mehrere, ausgezeichnet erhaltene Befestigungsanlagen und Gebäude sind restauriert und überdacht worden, die sensationellen Funde vom Ganglegg sind hingegen im „Vintschger Museum“ ausgestellt, das auf jeden Fall einen Besuch wert ist.
Selbstredend ist in Schluderns natürlich vor allem die Churburg der Grafen Trapp touristischer Magnet. 16 Tourismusbetriebe zählt die Gemeinde Schluderns, touristisch ist das Dorf am Fuße der Churburg seit dem vergangenem Jahr in der Ferienregion Reschensee Zuhause. 10.260 Ankünfte und 38.132 Nächtigungen verzeichnete man im Jahr 2024. Bei 3,7 Tagen lag die Aufenthaltsdauer. 260 Betten weist Schluderns auf. Der deutsche Gast (50 %) rangiert ganz oben, gefolgt vom italienischen Gast (21 %), der Schweiz (14,5 %), Österreich 2 %) und den Niederlanden mit 1,5 Prozent.
Gäste wie Einheimische wissen Schluderns in jedem Fall wertzuschätzen. Schluderns ist eine Perle im Vinschgau, das kleine Salzburg eben und einen Besuch wert. Die Südtiroler Ritterspiele auf der folgenden Doppelseite können durchaus ein Anlass dazu sein.
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